Nachdem jetzt fast jeder Forenteilnehmer zu diesem Thema schon Stellung genommen hat, möchte ich auch noch ein paar Worte loswerden.
Erstmal großes Lob an Joana_, die sich, trotz einiger spitzer Kommentare, zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen ließ, und geduldig und freundlich alle Fragen beantwortet hat.
Hinsichtlich Zukunft des Waldes ist ein gleichmäßig dunkler Wald ziemlich schlecht - das heißt er ist meist nur einschichtig, keine Verjüngung (da dunkel). Ein dunkler Wald heißt auch dichter Stand der Bäume, das heißt weniger vitale und höchstvermutlich instabile Bäume (für konkreteres müsste ich mit dir im Bestand stehen). Das ist zwar angenehm für Pilzsammler, schöne Moosflächen so weit das Auge blickt, aber was soll dann da stehen wenn geerntet wird? Wie soll sich der Wald behaupten können bei Sturm? Forstlich sind auch die Zuwächse gering (hängt mit der Vitalität zusammen). Besser ist daher für Licht zu sorgen, Eichen z.b. brauchen viel Licht um aufwachsen zu können, die Vielfalt kommt mit Struktur.
Klar haben auch die Pilzsammler was davon, wenn der Boden schön moosig ist und man sich frei bewegen kann. Aber so ein Wald speichert auch enorm viel Feuchtigkeit, das Moos kommt ja nicht von ungefähr. Ein heller Wald kriegt zwangsläufig mehr Sonneneinstrahlung auf den Waldboden und trocknet schneller aus. Das ist simple Physik.
Auch dass die Bäume im dunklen Wald zwangsläufig dicht stehen (und dadurch sturmgefährdeter sind), muss nicht sein. In meiner Nähe gibt es den Wildpark "Josefslust", das ist im Prinzip ein sehr großes Freigehege für Wildschweine. Dort gibt es aber auch eine Vielzahl an uralten Bäumen mit klangvollen Namen wie "Fürstin-Margarete-Eiche", die oft vor Jahrhunderten gepflanzt wurden. Der Wald dort ist stellenweise wirklich dunkel (und moosig!), obwohl die Bäume nicht dicht beisammen stehen. Viele sind halt sehr alt und haben gigantische Kronendurchmesser, was den Boden trotzdem optimal beschattet. Da wird einem erst bewusst, wie ein annähernd natürlicher Wald bei uns aussehen könnte. Ich sage bewusst "annähernd", weil natürlich auch dieser Wald teilweise forstwirtschaftlich genutzt wird (vor allem Fichten an den Randbereichen), und die Bäume auch gepflanzt wurden und nicht durch natürliche Aussaat dort gelandet sind, aber Wälder dieser vertikalen Dimension kenne ich hier sonst nirgendwo. Der Wald ist übrigens an der Spitze eines Hügels und müsste bei Stürmen recht exponiert sein. Trotzdem haben Kyrill, Lothar und wie sie alle hießen, diesen Wald offenbar nicht sonderlich beeindruckt.
Ich finde, in viel mehr Wäldern müsste es Stellen geben, die von der Forstwirtschaft einfach gar nicht mehr angefasst werden, aber man sich als Privatmensch noch frei bewegen darf. Quasi die Vorstufe des Bannwalds*.
Dafür könnte dann in anderen Waldteilen die forstwirtschaftliche Nutzung von mir aus intensiviert werden, um das zu kompensieren. Der Holzertrag bleibt dann unterm Strich derselbe, aber der Natur täte es vermutlich einen größeren Gefallen, als dass man jede Stelle des Waldes in Rotation alle paar Jahre mit schwerem Gerät ansteuert.
LG Suillus
*In Deutschland scheitert das vermutlich wieder an der Haftungsfrage - nicht auszudenken, wenn jemand trotz Warnschildern von einem Ast erschlagen wird. Bäume können (meines Wissens) nicht als Angeklagte vor Gericht erscheinen, weshalb der Waldbesitzer haftbar gemacht wird.