Glück Auf Ihr lieben 
Ah Neigahr!
(Das ist Erzgebirgisch für: „Ich wünsche Dir/Euch nur das Beste für das neue Jahr, Gesundheit, Glück …blablabla“.Wir halten es gerne kurz, was aber die Herzenswärme, mit der dieser Wunsch einhergeht, in keinster Weiße schmälert
).
Heute soll es mal wieder einen Beitrag darüber geben, was mich so die letzten Wochen beschäftigt hat. Das ich schnitze habe ich ja weiter oben schon erwähnt. Auch über mein aktuelles Projekt wurde schon ein Wörtchen verloren. Aber ich fange nochmal von vorn an:
Nachdem ich meine erste Morchel geschnitzt hatte, kam die Überlegung, wie es denn weitergehen soll. Da ich ein großer Fan von Becherlingen im allgemeinen und besonders farbenprächtigen Becherlingen im Besonderen bin, lag die Idee nahe, mich dochmal daran zu versuchen. Außerdem reizte mich der Gedanke, wie dünn man bestimmte Konturen eigentlich schnitzen kann, bevor sie brechen. Also habe ich meine Fotos durchgeschaut und bin an den Kelchbecherlingen hängen geblieben. Zum einen sind die wunderhübsch, zum anderen auch recht groß mitunter und eignen sich daher auch gut, um sie nachzuschnitzen.
Folgendes Foto sollte mir als grobe Vorlage dienen, wobei die Natur ja ihre Perfektion in der Imperfektion findet 

Es beginnt wie mit jedem Objekt: Man sucht sich das richtige Stück Holz. In diesem Fall wollte ich gern die Fasern des Holzes quer liegen haben, weil ich mir davon eine bessere Stabilität der Becher an sich erhoffte. Also anzeichnen und grob aussägen (mit der Bandsäge):

Dann fing ich an, das Innere der Becher auszuarbeiten. Hier benötigt man einiges an Kraft und muss auch die Eisen an einigen Stellen etwas „Hebeln“, was wiederum eine gewisse Stabilität im Holz vorraussetzt. Gerne wollte ich die Ränder auch etwas nach Innen überhängend ausarbeiten. Das alles wäre mir beim ersten Schnitt zerbrochen, wenn ich zuerst die Aussenhülle gemacht hätte.

Bei diesem Projekt wollte ich nicht nur die Oberfläche fein schnitzen, sondern auch anschließend schleifen. Diese Praktik ist hier in unserer Gegend eher nicht so üblich, das machen höchstens die Holzbildhauer bei bestimmten Skulpturen. Also nach dem Aushöhlen anschließend schleifen. Natürlich alles mit manuell mit dem Finger
Und Sandpapier 

Nachdem ich die Innenflächen fertig hatte, konnte ich anfangen, außen abzutragen. Erst grob, dann immer feiner.


Tatsächlich stelle sich als größte Herausforderung die Ausarbeitung der Zwischenräume dar. Nicht nur, das man mit den Eisen schlecht reinkommt, man muss auch viel gegen die Fasern schnitzen. Das geht nicht so gut und man braucht sauscharfe Messer!


Auch die Hohlkehlen unter den Bechern sind nicht so einfach. Man kann zwar mit dem Gaisfuss Vorarbeiten, aber der hat halt 60° Winkel. Wenn’s flacher werden soll, muss das Messer ran.

Man kann sich ewig mit den Hohlkehlen aufhalten, hier noch ein Spänchen, dort noch eins… aber irgendwann war ich dann doch zufrieden mit dem Verputzen und konnten die Außenseiten der Becher noch runterschnitzen. Das ist relativ einfach, da es eine Aussenwölbung ist. Man kann mit einem Flacheisen oder einem ganz leicht gewölbten Eisen die Flächen immer glatter ziehen. Dabei muss man natürlich schon immer mal die Lampe von innen dagegenhalten, um zu schauen, wo die Luft bzw. das Holz langsam dünn wird
Nebenbei wird Ast und Sockel noch gestaltet. Das ist nicht so schwer.. einfach mit dem Gaisfuss ein paar Kerben links und rechts und wenn möglich nicht ganz gerade, damit’s bissl natürlich aussieht 



Dann wollte ich auch gern die Aussenflächen der Becher glatt haben, aber wenn das Holz dünn wird und die Becher sich bei jedem Schnitt leicht mitbewegen, wird es Zeit, aufzuhören. Nun habe ich wieder zum Sandpapier gegriffen. Runde Formen außen gleichmäßig schleiften ist relativ einfach, wenn man weiß wie
Man schneidet das Papier in dünne Streifen, legt diese um die Becher und zieht mit beiden Händen abwechselnd. So kommt man auch perfekt in alle Zwischenräume und kriegt alle Kanten weg. Ich habe erst 180er, dann 320er Körnung verwendet.

Einzig die Hohlkehle beim nierenförmigen Becher erforderte nochmal bissl Fingerspitzengefühl.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen:

Nichts ist abgebrochen. Das Holz der Becher ist ungefähr zwischen 1 und 3mm dick. Damit bin ich sehr zufrieden!
Wer mich kennt, weiß, das ich es gern bunt mag. Nun ist bunt und bunt ja ein Unterschied. Sicher muss eine Schnitzerei nicht komplett mit Farbe zugekleistert werden. Andererseits ist es schwer, Kelchbecherlinge als solche zu erkennen, wenn sie rein Holzfarben sind. Also ein Zwischending: ich verwende Acrylfarben und mische sie mit Wasser. Wenn man die ordentlich verdünnt, entsteht eine Art Lasur-Effekt. Das mache ich am Sockel. Hier einfach Schwarz mit viel Wasser und es entsteht ein herrliches „verwittertes“ Grau:

Solange die Farbe noch feucht ist, kommt sie natürlich wesentlich dunkler daher. Das hellt sich alles noch etwas auf. Zusätzlich habe ich mit einem etwas „dickeren“ oder besser gesagt „weniger verdünnten“ Schwarz die Kerben nachgezogen. Ist ja schließlich nicht alles nur Grau in Grau
Dann kommen die Becher dran: da meine rote Farbe schon den perfekten Farbton für die Becherlinge hatte, hab ich die auch gleich so genommen und nur ganz leicht verdünnt, um sie besser streichen zu können.

Meine Unachtsamkeiten an den Rändern haben mich beim Weiß noch einiges an Nerven gekostet. Auch das Weiß wird etwas verdünnt und aufgetragen. Solange die Farbe noch feucht ist, ab und zu einen winzigsten Tupfer rot mit rein und so verstreichen, das in alle Richtungen ein gleichmäßiger Farbübergang entsteht. Nachdem das Weiß eingetrocknet war und mir dann doch etwas zu hell und grell erschien, habe ich nochmal eine Pinselspitze braun mit Ocker vermischt und mit ganz viel Wasser eine dünne Brühe angerührt. Diese habe ich nochmal über das Weiß gezogen, sodass ein „Schmutz-Effekt“ entsteht. Sieht wesentlich natürlicher aus
Zum Schluss nochmal mit reinem Weiß und purer Farbe und ganz feinem Pinsel den Rand oben nachgearbeitet. Dabei immer vom roten Rand zur weißen Aussenfläche ziehen, sodass feine „Zähnchen“ nebeneinander liegen.
Ich hoffe, ich kann morgen bei Tageslicht nochmal Aussage-kräftigere Bilder machen. Bei Kunstlicht malen ist eigentlich ne blöde Idee, weil man einfach kein ordentliches Gefühl für die Farben hat… das sieht dann tagsüber plötzlich alles ganz anders aus…
Das Ergebnis kann sich, meiner Meinung nach zumindest, durchaus sehen lassen



Wenn alles abgetrocknet ist, kommt noch eine Lackschicht drüber. So ist die Farbe geschützt und die Becherlinge können auch mal mit einem fast trockenen Lappen abgewischt werden. Ich bin sehr zufrieden! Nix ist abgebrochen
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
LG Corne
PS: Für meine nächste Präsentation muss ich mir mal eine Bob-Ross-Perücke bestellen