Beiträge von KaMaMa

    Hallo nochmal,


    ich hatte Muse und konnte einige weitere Pilze aus dem Eichenwald bestimmen.

    Da ich am Folgetag nochmals vor Ort war, u.a. zur Probenentnahme (s.o.), konnte ich einige weitere Arten finden.


    Außerdem war es gestern viel sonniger - der Wald war lichtdurchströmt und die Vögel bekamen erste Fühlingsgefühle:

    Bild 8: Blühende Hasel


    8)

    Auf moosüberwachsenem Totholz wuchert ein Kammpilz.

    Obwohl recht farblos wirkend, wenn man schon die orangeroten Varianten gesehen hat, dennoch eine Phlebia radiata (Danke Pablo für die Nachbestimmung!).

    Hier im Laubwald wächst der Braunrote Kammpilz, Phlebia rufa, bevorzugt auf Eiche:

    Bild 8a


    Bild 8b


    Etwas tiefer im Wald, wo auch vermehrt Rotbuchen wachsen, begnete ich einem leibhaftigem Ent, der sich sonnte!

    Damit ist mir jetzt auch klar, warum in diesem Wald so viele Pilze zu finden sind, gelten die Ents doch als Beschützer desselben.

    Bild 9: Man will's gar nicht recht glauben, selbst wenn man davor steht:

    Da hat sich ein Teil der abgebrochenen Krone gedreht und falsch herum im gespaltenen Stumpf verfangen

    Sieht total cool aus! ==Gnolm11


    9) Die berindeten Finger des Ent sind überzogen mit einem fleischfarbenen Rindenpilz, der glatt und zugleich etwas rissig ist.

    Am Rand löst er sich, rollt sich einwärts und zeigt seine schwärzliche Rückseite.

    Es sollte sich um Peniophora quercina, den Eichen-Zystidenrindenpilz handeln.

    Sieht aus, als ob dieser Ent Haut über der Rinde hätte - gruselig!

    Bild 9a


    Bild 9b


    10) Etwas weiter, auf einem Stubben wachsend, zeigten sich Pilze mit lang-stacheligem Hymenium.

    Die filzige Hutoberseite grün von Algen, die Unterseite ocker-bräunich.

    Aufgrund seines Äußeren und vor allem der dunklen, langen Stacheln würde ich diesen Pilz als Steccherinum cf. bourdotii, ansprechen.

    Bild 10a


    Bild 10b


    11) Ein anderer, kleiner, oberseitig weißfilziger Vertreter der Funga dieses Waldes zeigt an der Anwachsstelle helles Myzel.

    Die porentragende Unterseite ist auffällig anders gefärbt, eher crèmefarben.

    Ich vermute hier Gloeoporus dichorus, den Zweifarbiger Knorpelporling entdeckt zu haben.

    Auch er wächst bevorzugt auf Eiche.

    Bild 11a


    Bild 11b


    12)

    An vielen der liegenden Stämme und Äste lässt sich folgender Pilz finden:

    Der filzige Hut ist in unterschiedlichen Brauntönen gestreift und besitzt immer einen leuchtend weißen Rand.

    Auch die Unterseite des Pilzes hat einen breiten weißen Rand, weiter innen bräunlich, aber immer hellgraue Poren.

    Ich denke, es kommt nur Bjerkandera adusta, der Angebrannter Rauchporling in Frage.

    Er wächst allerdings auf allen möglichen Laubhölzern, nicht nur auf Eiche.

    Bild 12a


    Bild 12b


    LG, Martin

    Und allen ein gesundes neues Jahr!

    Hallo Oehrling,


    ich habe oben nur eigene Pilzfunde der letzten beiden Tage (Ende Dezember) vorgestellt.


    Den Leberreischling (Ochsenzunge) kenne ich noch nicht.

    Aber wenn ich dich richtig verstehe, habe ich gute Chancen ihn im Sommer dort zu finden?

    Vorkommen Juli-November steht in FoTE. Mit etwas Glück also vielleicht noch immer aufzufinden, bei uns in BW war es ja noch nicht wirklich kalt...

    Andererseits kommt er wohlk eher im Norden vor.

    Das ist ein sehr interessanter Pilz. Da bin ich schon mal gespannt!


    Natürlich gibt es noch mehr Neufund-Pilze, oder PersEer, wie man hier sagt, die an Eiche wachsen und ich finden konnte. Ich werte immer noch aus!


    LG, Martin

    Hallo,


    gestern fand ich hier in der Nähe ein lichtes Waldstück mit vielen älteren Eichen.

    Bisher kenne ich hier nur Buchenwälder.

    Hier konnte ich etliche für mich neue Pilze finden, die laut Betimmungsliteratur tatsächlich schwerpunktmäßig an Eiche zu wachsen scheinen.

    Bild 1: Eichenwald


    Auf dem feuchten Boden findet sich eine Menge Totholz.

    Teilweise ist es ordentlich aufgestapelt, teilweise wie nach Windbruch chaotisch am Boden liegend.

    Ich möchte einige Funde, die ich bestimmt habe, hier zeigen und zur Diskussion stellen, ob ich richtig liege.

    Jedoch meine ich, es handelt sich hier um Allerweltspilze, weshalb ich auf Antwort hoffe, da vermutlich viele Bescheid wissen.


    1) Gleich neben dem Parkplatz, an einem Stuppen ein kräftiger konsolenförmiger, gezonter Pilz mit einer Mischung aus mäandernden Lamellen und einigen Poren.

    Wahrschienlich Daedaleopsis quercina, der Eichewirrling:

    Bild 1a


    Bild 1b


    Bild 1c


    2) Einige Meter weiter im Wald ein brauner Schichtpilz, zur Mitte hin dunkler werdend und mit weißem Rand.

    Teilweise mit zottiger Oberseite, oft rein resupinat.

    Vermutlich Stereum gausapatum, der Zottige Eichenschichtpilz:

    Bild 2a


    Bild 2b


    Bild 2c


    3) Eine Exidia, die ich bisher nicht finden konnte; hier wimmelt es nur so von diesen Gallertpilzen.

    Durch das feuchte Wetter sind sie prall gefüllt.

    Exidia rugosa, der Stoppelige Düsling mit feinfilziger Oberseite und warziger Unterseite:

    Bild 3a: Bilck von oben


    An einer Stelle sogar mit Stiel zu finden

    Bild 3b


    4) Schon ein bisschen gammelig, dennoch sofort ansprechbar ist Bulgaria inquinans, der Schmutzbecherling:

    Bild 4a


    Interessant sind die Schläuche der Bulgaria, die mit zweierlei Sporentypen gefüllt sind.

    Laut Buch stehen oben die großen, nur manchmal vor, sonst eher beliebige Kombinationen, aber immer 4+4.

    Wozu das wohl gut ist?

    Bild 4b Asci von Bulgaria inquinans mit je 4 großen und 4 kleineren Sporen, in Kongotrot eingefärbt


    5) Hier bin ich mir nicht ganz sicher.

    Trotz ev. Eiche als Substrat lande ich eher bei Xylodon paradoxus, dem Veränderlichen Spaltporling:

    Bild 5a


    Bild 5b


    6) Im Wurzelbereich einer gefällten Eiche wachsen Lackporlinge.

    Die Hutoberseite ist sehr hart und besitzt einen dünnen, hellen, orangenen Rand.

    Der Pilz scheint zudem einen kurzen Stiel zu besitzen.

    Eventuell also Ganoderma resinaceum, der Harzige Lackporling?

    Bild 6a


    Bild 6b Unterseite bekritzelt


    Bild 6c Stielansatz erkennbar


    7) Und als letztes noch ein kleiner, hübscher Discomycet, der mir aufgefallen ist.

    Er besitzt, passend zur Jahreszeit, einen pelzigen Rand und ein gelbes Hymenium.

    Die Haare sind innen weißlich und weiter außen grünlich.

    Auch die Unterseite ist haarig der Stiel schwarz-schuppig/haarig.

    Es kommt wohl nur Neodasyscypha cerina in näheren Betracht.

    Dieses Pilzlein bevorzugt neben Buche auch Eiche, wie ich lese.

    Bild 7a


    Unter der Stereolupe kommt der Farbgang der Haare gut zur Geltung:

    Bild 7b


    Die Becher sitzen auf dunklen Stielen:

    Bild 7c


    Die Asci beherbergen 8 transparente Sporen.

    Die Paraphysen stehen über die Schläuche über und sind mit vielen kleinen Kristalliten (?) besetzt.

    Bild 7d Schläuche in Kongorot gefärbt


    Bin gespannt, ob ich richtig liege.


    LG, Martin

    Hallo Björn, Hallo Nobi,


    vielen Dank für euer Interesse an meinem Pilz und eure Hilfe zur Bestimmung desselbigen!


    Mittlerweile habe auch ich den Schlüssel bemüht und Literatur von Spirin zum Thema Myxarium gesichtet.

    Ich denke, wir kommen dem Pilzchen näher!


    Also, der Fund wurde an Buchenrinde gemacht, genau genommen auf der Unterseite (!) sich ablösender Buchenrinde, ganz in der Nähe oder sogar genau unterhalb von Pyrenomyceten (ev. Biscogniauxia nummularia):

    Bild 10: Fund auf Unterseite der Borke


    Der Pilz enthält auch mikroskopisch keine erkennbaren Kristalleinschlüsse, wovon ich mich unter der Stereolupe überzeugen konnte.

    Das Bild 1 habe ich unter dem Mikroskop mit sehr schräg einfallendem Taschenlampenlicht gemacht.

    Deshalb u.a. die geringe Schärfentiefe. Deshalb auch die seltsamen gelblichen Flecke im Bild, welche man für Einschlüsse halten könnte.

    Was man hier sieht sind aber wohl nur beleuchtete Rindenbereiche, die durch den Pilz hindurch zu sehen sind.

    Ich hänge hier noch ein zweites, ähnlich erzeugtes Bild an, in welchem man auch etwas mehr von der feinfilzigen Oberfläche erkennen kann:

    Bild 11 Fruchtkörper ohne Einschlüsse


    Keine Einschlüsse also, allerdings sind die Dingelchen noch sehr klein und der Pilz hatte eventuell auch gar keine Gelegenheit Einschlüsse zu produzieren.

    Andererseits, Björn hat ja bereits darauf hingewiesen, exisitieren um M.nucleatum s.str. einige andere weitere Arten, welche ihm sehr ähneln.


    Im Spirins Paper "On some forgotten species of Exidia and Myxarium (Auriculariales, Basidiomycota)" schreibt er über M.nucleatum s.lat.:

    "Current concept of Myxarium nucleatum covers four species in Nordic countries: M.cinnamomescens, M. hyalinum, M. nucleatum s.str. and M. populinum."


    Im oben verlinkten Myxarium-Schlüssel gilt eine Sporenbreite von 4µm als Grenze bei der Fallunterscheidung. (M.nucleatum und M.populinum < 4µm)

    Da ich mit der 'Nachmessung' bei genau 4 µm gelandet bin, muss ich auch bei den dickeren Sporen im Schlüssel nachschlagen und lande dann bei Punkt 4 bei M.cinnamomescens und M.hyalinus.

    Dort heißt es heißt bei M.ciannmomescens: "Exclusively on still attached or just fallen twigs, often in bark ruptures; basidiocarps first hyaline with light yellowish tints, then white, opaque. Northern species" und bei M.hyalinus: "On branches and fallen logs; basidiocarps first ochraceous to brownish, then whitish-hyaline and containing detectable mineral inclusions (coalescent basidiocarps only). Southern species".

    Die Beschreibung der nördlichen Spezies M.ciannmomescens passt prima, M.hyalinus weniger gut.


    Ferner schreibt er "As a rule, it (Anmerkung: it = M.cinnamomescens) inhabits still attached or just fallen branches of various deciduous trees. Its basidiocarps typically occur in ruptures of the bark, especially in those ones produced by stromatic pyrenomycetes. The other three gelatinous Myxarium species treated below (Anmerkung: die anderen drei Arten von M.nucleatum s.lat.) usually grow on still corticated branches and logs."

    Genau da wurde der Pilz ja gefunden - auf der Rückseite der sich ablösenden, pyrenomyceten-befallenen Rinde einer Buche! Auch das könnte mMn für M.cinnamomescens sprechen.


    Ohne jetzt die gesamte Beschreibung von M.cinnamomescens zu zitieren, finde ich dass seine Beschreibung gut zu den Beobachtungen passt, wenn auch die Sporenmaße an der unteren Grenze, aber noch innerhalb der angegebenen Schwankung, liegen. Zudem weist M.cinnamomescens wohl keine Einschlüsse auf.

    Wobei ich zugeben muss, nur vier Sporen vermessen zu haben, und damit eine erbärmliche Statistik habe.


    Ich denke, wie Nobi, dass wir es hier mit M.nucleatum s.lat zu tun haben könnten.

    Wenn ich mich festlegen sollte, würde ich u.a. aufgrund der Fundumstände mittlerweile am ehesten für M.cinnamomescens stimmen.

    (Ojoj, da trau' ich mich was als Neuling! :grotwerd:)


    LG, Martin

    Hallo Björn,


    da hast du natürlich recht!

    Die Sporen sollten bei Tremella eher rundlich sein. Damit ist Tremella raus.

    Ich habe einige Sporen nachgemessen und komme auf Abmessungen von 4 x 11 µm².


    Gestielt erscheinen mir die Basidien durchaus zu sein, da die vier Basidienzellen auf einer gemeinsamen Basiszelle ohne Klammer(n) aufsitzen.

    Was mit dem Begriff gestielt sonst gemeint sein könnte, kann ich mir nicht vorstellen.

    Ausschnitt aus Bild 7: der Querschnitt passt zur Zeichnung der Myxariumbasidie in FoTE viel besser als zu Exidia


    Ausschnitt aus Bild 5 mit Sporen

    Die Umrisse und Formen der Basidien und Sporen der Gallertpilz-Gattungen Myxarium, Exidia und Tremella sind im Pilzrad in "Fungi of Temperate Europe" S.1164 gegenübergestellt.

    ("The digital wheels can be downloaded from the MycoKey website (MycoKey home). They may be printed for personal use and for education, but must not be distributed commercially.")

    Ich wollte eigentlich einen Bildausschnitt als Kopie einstellen - aber ich weiß nicht recht, ob das wirklich erlaubt wäre. Wer will, kann sich die Pilzräder ja downloaden.


    Wenn ich die weißlich-transparenten Arten von Exidia und Myxarium betrachte, die stärker zusammenballen (coaleszieren) wie E. thurediana & M.nucleatum, dann müssten im Falle Exidia deutlich größere Sporen vorhanden sein; bei M.nucleatum würde die gemessene Sporengröße passen.

    Beide Gattungen / Arten haben längsseptierte Basidien.

    Ich sehen keine Klammern unterhalb der Basidie, so wie in der Zeichung für Myxarium in Pilzrad FoTE. Bei Exidia jedoch sollten Klammern an der Basidie vorhanden sein.

    Selbst die Proportionen der Zeichnung der Myxarium-Basidie und Sporen in FoTE stimmen mit den fotographierten Basidien mMn ganz gut.


    Tremella kommt, wie Björn erkannt hat, wegen der Sporenform nicht in Fage. Ich würde unter den von ihm vorgeschlagenen Gattungen als Arbeitshypothese Myxarium vorschlagen und Exidia eher ausklammern.


    LG, Martin

    Hallo Thorben!


    Klasse! Das sieht zumindest tatsächlich genau so aus wie mein Fund.

    Vielen Dank!


    Genau die Kombination aus Hypoxylon nummularium = Biscogniauxia nummularia auf Rotbuche mit Bloxamia (in diesem Fall B.leucophthalma) lässt sich im Netz (Bloxamia leucophthalma) auffinden.

    Die Strukturen in den Mikroskopbilder stimmen sehr gut überein.

    Deine Vermutung könnte also genau richtig sein! ==Gnolm8


    LG, Martin

    Hallo zusammen,


    auf der Rückseite eines Buchen-Rindenstückes, das sich bereits am Ast abgelöst hatte, (siehe Unbekannte Anamorphe) befindet sich unterhalb eines Pyrenomyceten (eventuell Biscogniauxia nummularia) sehr kleine, helle, weißliche Gallertpilze:

    Bild 1 Pilz unter Stereolupe


    Der Pilz zeigt folgende mikroskopische Eigenschaften:

    - Schnallen (Bild 2+3)

    - 4-sporige Basidien (Bild 5,6,8,9)

    - Basidien langsseptiert (Bild 5-9)

    - Sterigmen teilweise sehr lang (55 µm gemessen)

    - Sporen bohnenförmig, typisch etwa 3,5 µm breit, 10 µm lang (Bild 4)

    - Basidien auf Basiszelle/Stiel (?) aufsitzend (Bild 6,7,9)


    Aufgrund der aufgezählten Eigenschaften komme ich zum Ergebnis Tremella globispora, dem Buckeligen Zitterling.

    Alleine die Sporen kommen mir hierfür ein wenig klein vor.


    Käme neben T.globispora eventuell ein anderer, besser passender Pilz in Betracht?


    LG, Martin


    Bilder:

    Bild 2


    Bild 3


    Bild 4 1000x in Öl, Teilstrich 1µm: Basidio-Spore in Wasser


    Bild 5 Basidie langsseptiert mit 4 Sporen


    Bild 6 längsseptierte Basidie in Kongorot


    Bild 7


    Bild 8 Basidie in Lugol mit 4 unreifen Sporen


    Bild 9 Basidie mit langen Sterigmen in Lugol

    Hallo Andreas,


    vielen Dank für deine ausführliche Erklärung!


    Stimmt schon, jetzt wo du es erwähnst, kann ich das nachvollziehen: Bei einen Hymenium hätte man immer auch sterile Hyphen, oft auch in der Mehrzahl. Die Asci befinden sich in unterscheidlichen Entwicklungsstadien, das ist hier nicht so! Die Vermehrungskörper hier wirken eher aus den Röhren herausgepurzelt als herausgespritzt, wie du schreibst. ==Gnolm15


    Jedoch hat mich die umhüllende Röhre verwirrt, die anfänglich durchaus geschlossen wirkt (Bild 8 rechts).

    Konidien kenne ich - bisher - als Abschnürungen von Zellen, ohne dass diese nochmals in einer Membran umhüllt wären. Wozu auch.

    Die schiere Masse spricht wohl auch für Konidien. Faszinierend!


    LG, Martin

    Danke Andreas!


    Das ist bestimmt schwieriges Terrain!


    Vielleicht darf ich dich noch fragen, woran erkennst du, dass es Konidienträger, aber keine Asci sind?


    BG, Martin

    Hallo liebe Mitforenten!


    Das Wetter ist mild und feucht und der Boden schmierig-matschig, aber das hält uns nicht ab durch den Wald zu spazieren:

    Im Mischwald an einer gestürzten Rotbuche wimmelt es von vielen interessanten Pilzen.

    Bild 1: Rotbuche (?) am Boden


    Eigentlich war ich auf der Suche nach ein paar Pyrenomyceten.

    An den Ästen waren einige zu finden.

    Hier habe ich ein Stück Rinde entnommen, um zuhause daran mikroskopieren üben zu können.

    Bild 2: Pyrenomycet (Diatrybe?) auf der Rinde. Ein Stück davon muss mit!


    Bild 3 Probenstück


    Unter der Stereolupe finde ich auf dem schwarzen Pyrenomyceten folgendes:

    Kleine, runde, translucente Scheibchen!

    Das gehört wohl nicht zum Untersuchungsgegenstand, ist jetzt aber interessanter! ==Gnolm11

    Bild 4a: Transluzente Scheibchen auf dem schwarzen Pyrenomyceten


    Bild 4b nochmal etwas größer


    Die Scheibchen wirken wachsig und verschmieren unter der Nadel.

    Man kann sie aber auch mit der Nadel vorsichtigvon der Oberfläche abscheren und auf's Deckglas verfrachten.

    Ab ins Kongorot:

    Bild 5 Blick auf die Probe in Kongorot, noch ungedrückt.


    Große, schwarze Fremdsporen mit Keimschlitz (hier nicht erkennbar) am Bildrand.

    Interessantes Farbspiel: Rand violett, hellgrüner Hintergrund und im Zentrum neben einer Rotfärbung dominiert ein blaugrüner Farbton.

    Könnte das eventuell auf einen niedrigen pH-Wert hinweisen?

    Kongorot soll unter pH 3-5 ins Blaue unschlagen.

    Oder was könnte noch die grünliche Färbung erklären?


    Die Probe wird zerdrückt:

    Bild 6: Probe zerdrückt


    Bild 7: und 1000x vergrößert (Teilstrich = 1µm).


    Die Grünen Strukturen sind offenbar Schläuche mit 4 (?) Sporen.

    Ich kann nirgens mehr als vier Sporen in den Asci erkennen.

    Die Sporen sind klein - etwa 1,5 µm x 2,5 µm und wirken wie Quader mit rund gefeilten Ecken.

    Bild 8: Stelle mit noch geschlossenen Asci.


    Die Asci sind etwa 20µm lang.

    Einzelne Sporen sind in den Asci schwer zu erkennen.

    Eine zweite Probe kommt deshalb ins Lugol und wird gleich gedrückt:

    Bild 9: zerdrücktes Scheibchen in Lugol angefärbt, die Probe scheint inamyloid zu sein


    Die einzelnen Sporen sich jetzt in den Schläuchen besser erkennbar:

    Bild 10: Die Sporen erscheinen etwas besser erkennbar


    Bild 11: Auch hier nicht mehr als vier Sporen pro Schlauch erkennbar.


    Ich kann's leider überhaupt nicht zuordnen... ==Gnolm6

    Kann mir vielleicht jemand etwas auf die Sprünge helfen?


    Beste Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr an alle!

    Martin

    Hallo Ingo!


    "Mettwurstomyces" will ich unbedingt auch mal finden! ==Gnolm7

    Zitat: "Mettwurstomyces soll leicht säuerlich/rettichartig riechen, das hier war schon recht eindeutig gurkig, also nicht essiggurkig."

    Also, ich leg' auch gerne Gürkchen auf die Pfälzer-Leberwurst, die riecht dann auch schön gurkig.


    Aber da hat bestimmt bloß die Autokorrektur reingegrätscht.


    LG, Martin

    Hallo Ralph!


    Vielen Dank, ich schau mich mal dort um.

    Ein stabiles Messer, mit dem man auch hebeln kann und das leicht nachschleifbar weil gerade ist, kann man immer brauchen.


    LG und frohes Fest,


    Martin

    Hallo Ingo,


    vielen Dank für deine Antworten!

    Toll, vom Tintenstrichpilz z.B. hatte ich noch gar nichts nichts gehört. :gbravo:


    Mit Merismodes hast du sicher recht, ich habe nur die Fotos gemacht und keinen Größenvergleich aus Anschauung.

    In meinem Buch finde ich nur Sporengößenangaben, leider keine zu den Abmessungen der Becherlein.

    Ansonsten schienen mir die Fruchtkörper von Resupinatus super mit den gefundenen übereinzustimmen.

    Wenn ich jetzt nach Merismodes im Internet schaue, passen die Becherlein genau so gut...


    LG, Martin

    Hallo zusammen!


    An vielen im Wald gestapelten Langhölzern fallen mir radial ausgerichtete schwarze, elliptische Strukturen zwischen anderen Pilzen auf.

    Im Moment ist das Holz zu hartgefroren, ich konnte nichts davon abstemmen.

    Auch auf älteren Bildern erkenne ich immer wieder die gleichen Strukturen, die ich auf Pilzbefall zurückführe.

    Ich vermute soetwas wie schwärzliche Pyrenomyceten dahinter; wahrscheinlich eine ganze Palette von Gattungen und Arten...


    Lohnt sich hier eine genauere Inaugenscheinnahme?


    LG, Martin


    Bilder:

    Bild 1a: Die schwarzen Ellipsen sind bevorzugt in Wachstumsrichtung (radial) ausgerichtet. Beispiel mit sehr auffällig ausgeprägten Strukturen.


    Bild 1b: Vergrößerter Ausschnitt mit schönem Kontrast zwischen Resupinatus poriaeformis und dem schwarzen Zeugs. Dem Schpringschwanz gefällt der schwarze Teppich.


    Bild 2: Hier an einem Haselbusch. Die nasse Schnittfläche zeigt grün-schwärzliche Strukturen in radialer Ausrichtung.


    Bild 3a: Befallener Astabschnitt an Laubbaum

    Vergrößert man einen solchen Bereich aus den Fotos, scheinen längliche Fruchtkörper vorhanden zu sein:

    Bild 3b: Vergrößerter Ausschnitt zeigt langstreckte, schlitzförmige Strukturen, die den Fruchtkörpern von Schrift- und Zeichenflechten ähneln.


    Bild 4: Auch hier neben diversen blickfangenden Pilzen (Phlebia radiata, Auricularia mesenterica, Cylindrobasidium evolvens etc.) unauffällig im Hintergrund die schwarzen, radialen Strukturen.

    Hallo,


    auf vielfachen Wunsch ich war heute nochmal vor Ort, um Proben zu entnehmen. :grolleyes:

    Heute früh gab's Raureif am See!


    Auf den Probenstücken sitzen grüne und gelbe Trichodermae nebeneinander, die grünen in der Unterzahl:

    Bild 4 von Probe (Kunstlicht): Cremefarbene Stromata mit grünlichen, reifen und gelben, unreifen Perithecien dicht nebeneinander sitzend


    Bild 5a von reifem, cremefarbenem Stroma mit grünen Perithecien auf Substrat im Kunstlicht.


    Bild 5b: Querschnitt durch Stroma, einzelne grüne Asci in Perithecien-Kammern erkennbar


    Stroma mit Pinzette seitlich gepresst, bis der Inhalt herausplatzt.

    Den Inhalt auf Objektträger in verdünntes Lugol; Sporenfarbe unverändert durch Lugolzusatz, Sporen sind auch in Wasser grün:

    Bild 6 mit 16-sporigen Schläuchen; vollentwickelte Sporen kräftig grün, Sporen sind in Wasser und in verdünntem Lugol grün.


    Bild 7: Sporen im Wechsel unterschiedlich lang und breit (Messen kann ich leider noch nicht, Messokular ist unterwegs)


    Bild 8: Sporenabfolge schlank, dick, schlank, dick, ... Die Abmessungen sind sehr variabel.

    Von den zähen Hüllhyphen habe ich auch mikroskopiert:

    Bild 9a: Links Schlauche, rechts Hüllhyphen


    Bild 9b Vergrößerter Abschnitt aus 9a.


    Der Vollständigkeit halber natürlich Bilder eines gelben Stroma-Inhalts, gleiches Vorgehen.

    Bild 10a: Asci in Entwicklung ohne erkennbare Sporen


    Bild 10b: 100x in Ölimmersion, Asci-Precursoren, einheitlich gefüllt, noch ohne Kompartimentierung


    Es gibt zwei ähnliche Trichoderma-Spezies mit grünlichen bzw. gelb/grünlichen Perithecien

    - T.stricitpile, nicht gelatinös, meist auch Buche - größere Sporenpaare (5,1 x 4,7 & 5,8 x 4,0 mit jeweils sehr großer Streuung)

    - T.gelatinosum, gelatinös, auf Laubhölzern - kleinere Sporenpaare (4,4 x 3,9 & 5,0 x 3,4 mit ebenso großer Streuung)


    Da der Perithecieninhalt mir gelatinös vorkommt (ist halt Zellpampe) und die Sporenfarbe grün ist, wäre hier eventuell auch eine Zuordnung zu T.gelatinosum gerechtfertigt,

    denn: "Trichoderma gelatinosum is the only green-spored, waxy/gelatinous Trichoderma in tempertate Europe." (Fungi of Temperate Europe)


    Für meinen Geschmack sind die Ostiolen für T.gelatinosum zu grün und die Form der Stromata zu glatt, also die Perithecien verhüllend, wie ich es bei T.strictipile erwarten würde.

    T.gelatinosum soll eher brombeerförmige Stromata besitzen, welche die Perithecien gut erahnen lassen. Das scheint mir hier nicht gegeben.

    T.strictipile kommt meist im Zeitraum 07-03 vor, T.gelatinosum im Zeitraum 08-11.

    T.gelatinosum wäre Mitte/Ende Dezember also etwas spät dran - noch dazu, wenn die meisten Stromata noch gar nicht ausgereift sind!

    Auch finde ich das grün gefärbte Substrat gut zu T.strictipile, dem "Substratgrünenden Kugelpilz", gut passend.

    T.strictipile gilt als "rather common", während T.gelatinosum "rarly reported", wenn auch gerne mit T.strictipile verwechselt, sei (FoTE).


    Wohin darf man diese Pilzlein jetzt zuordnen?

    Geht das überhaupt ohne Sporenabmessung? Ich ahne schon, was kommen wird! :gnichttraurig:

    Ich tendiere ja immer noch zu Trichoderma cf. strictipile...


    LG, Martin

    Hallo Ingo,


    leider ist das wieder ein Pilz, den ich erst zuhause am Bildschirm richtig erkannt habe.

    Natürlich habe ich keine Probe mitgenommen.


    Aber ich weiß, wo der Pilz wohnt! ==Gnolm10

    Ich komme bestimmt nochmal vorbei.

    Dann ist er fällig...


    LG, Martin

    Hallo Beli,


    du beliebst wohl zu scherzen? ==Gnolm11

    Froschleich stammt doch nicht von Wildschweinen, oder?

    Dein zweiter Fund geht wohl eher in Richtung Urzeugung, Frösche hat es ja schon anno dazumal in der Bibel geregnet.


    LG, Martin