Beiträge von KaMaMa

    Hallo, ich bin's noch mal!


    Ich habe im Vogesen-Urlaub neben gut zuordenbaren Flechten auch einige Exemplare entdeckt, mit denen ich bis jetzt wenig bis nix anfangen kann.


    Einen schwachen Anfangsverdacht habe ich, aber auch nicht immer; wenn mir wenigsten die Gattung klar wäre, käme ich vielleicht weiter...

    Von 2-3 dieser Flechten habe ich noch Belege im petto, hoffentlich hilft das später weiter.

    Vielleicht kann mir hier jemand auf die Sprünge helfen mit einem Tipp?


    Fall 1 auf Silikatgestein - die Apothecien öffnen sich sternförmig wie bei Petractis clausa, das offenliegende Hymenium ist offenbar rot - eine Trapelia?



    Fall 2 auf Eschenrinde, teilweise Moos überwachsend - ich vermute hier stark Lepra/Pertusaria albescens...

    (Probe vorhanden, aber nur in der Tiefkühltruhe):


    Fall 3 auf Silikatgestein - eventuell Lecanora cf. pannonica?



    Fall 4 auf Silikatgestein - absolut keine Ahnung was das sein könnte...



    Fall 5 auf Moos/Erde über Silikatgestein - Micarea? Gehören die hellen Soreale überhaupt zu den dunkelbraunen Apothecien?

    (Beleg vorhanden, aber noch in der Tiefkühltruhe)


    Fall 6 auf Silikatgestein (Alter Steinbruch, Aufschluss) - Buellia cf. saxorum?

    Die Apothecien wirken eingebettet in den Thallus.

    Die Thallusfarbe irritiert mich, blaugrün? Naja, die Flechten sind klatschnass und der Weißabgleich im Wald ist auch immer etwas fraglich.

    Aber die anderen Waldbewohner-Fotos sind auch nicht grünstichig.



    FALLS jemand eine Anregung für mich haben sollte, in welcher Richtung ich suchen muss, für diese Hilfe wäre ich sehr dankbar!

    Vielen Dank für eure Geduld mit mir. :ganbeten:


    LG, Martin

    Hallo Flechtenfreunde!


    Beim Aufarbeiten meiner Vogesen-Urlaubsfotos konnte ich neben der mir bereits vertrauten Parmelina tiliacea vermutlich noch weitere Parmelina-Arten ausmachen, die ich bisher in natura nicht kannte und deshalb hier kurz diskutieren möchte.


    Die Linden-Schüsselflechte P. tiliacea kommt bei mir zuhause im Neckarbecken nur mäßig häufig vor, ist stellenweise aber gehäuft anzutreffen.

    Das muss nicht weiter verwundern, da es sich bei dieser Art einerseits um die am häufigsten vorkommende und anderseits auch um die am weitesten nach Norden vordringende Parmelina-Art handelt.

    Nach Wirth gilt sie als staubtolerant und in Hinblick auf Feuchtigkeit als nicht zu anspruchsvoll.

    Sie kommt gerne auf freistehenden Bäumen vieler Gattungen wie Fraxinus, Tilia, Acer, Ulmus, Malus, Fagus, ... etc. vor.

    Wenn man die Linden-Schüsselflechte kennt, ist sie aufgrund ihrer weißgrauen Färbung und ihres rosettigen Wachstums schon von Ferne realtiv gut erkennbar.

    Aus der Nähe fallen die rundlich gelappten Thallusränder und das Fehlen von netzigen Pseudocyphellen (vgl. Parmelia) auf.

    Insgesamt ist die Oberfläche, abgesehen von den isidien-tragenden Stellen, recht glatt; Apothecien sind bei P. tiliacea eher selten zu finden.


    So konnte ich auch hier im Vogesen-Urlaub etliche frei stehende Laubbaumstämme mit Parmelina tiliacea bewachsen vorfinden, z.B. folgende Exemplare:

    Bild 1 Typisch sterile Parmelina tiliacea mit anliegenden, isidientragenden Thalluslappen


    Machmal findet sich ein fruchtendes Exemplar:

    Bild 2 Reichlich fruchtende Parmelina tiliacea mit braunen Apothecien und feinen, schwärzlichen Isidien auf der Thallusrinde.

    Die schwarze Unterseite ist im Bild stellenweise gut erkennbar.


    Vergößerter Bildausschnitt mit Isidien von P. tiliacea



    Die anderen Parmelina-Arten gelten nach Wirth als selten bis extrem selten.


    Erstaunt war ich deshalb, als ich hier in den Vogesen andere Parmelina-Flechten z.T. am gleichen Baumstamm vorfand:

    Die beiden Parmelina-Flechten in Bild 3 & 4 besitzen überaus zahlreich Apothecien und fallen deshalb sofort auf.

    Der Thallus der Funde hat die parmelina-typische Form und Färbung, aber keine Spur von Isidien.

    Statt dessen exisiteren schwarze Vertiefungen ("Maculae") auf der Thallusoberseite, eventuell Pyknidien.

    Der Flechtenthallus ist tief bis zum Zentrum eingeschnitten.

    Also definitiv keine Linden-Schüsselflechte, am ehesten käme wohl hier mMn die "Bärtige" Schüsselflechte Parmalina carporrhizans (= P. quercina var. corporrhizans)

    Parmelina quercina in Betracht (Korrekturgrund siehe nächster Post, korrigierende Einfügungen in kursiv).

    Die Bezeichnung "bärtig" für P. carporrhiza wird klar, wenn man die Flechte einmal gesehen hat, da die Rhizinien wie ein dichter, schwarzer Bart um die Apothecien herum wachsen können!

    Fundstellen für entsprechende Aufnahmen sind im nächsten Post verlinkt.

    P. quercina kommt lt. Literatur (Wirth) in lichten Bergwäldern der (sub- bis hoch)montanen Stufe und an Einzelbäumen (Querus; auch Acer, Fraxinus, Fagus) vor.

    Vorkommen von P. carporrhiza in Frankreich nach van Haluwyn im Süden und Korsika, von P.quercina überall in Frankreich außer im Mittelmeerraum.

    Hier in den Vogesen sind wir also nicht völlig falsch, um sie zu finden. :gzwinkern:

    P. quercina wurde früher zusammen mit P. carporrhizans der gleichen Art zugerechnet.

    Carporrhiza wird teilweise noch als Variation von Quercina betrachtet, die Unterscheidungskriterien erscheinen mir uneinheitlich und unklar. Einen Apothecien-Bart sehe ich jedenfalls nicht!


    [Und hier war ich wohl zu voreilig:

    P. quercina bevorzugt Wuchsorte höher in der Baumkrone und kommt vermutlich nicht in Betracht.

    Der Thallus von P. quercina wäre geringer eingeschnitten, die Thallus-Unterseite unterhalb der Apothecien wäre rhizienfrei im Gegensatz zu P. carporrhizans - das habe ich allerdings nicht überprüft.]


    Bild 3: Fruchtende Parmelina cf. carporrhizans quercina an Eschenstamm (leider nur Handybild)


    Bild 4 Fruchtende Parmelina cf. carporrhizans quercina an Roteichenstamm


    Bildausschnitt aus Bild 4 mit Apothecien ohne Rhizinien-Bart und Makulae auf oberer Thallusrinde



    Unter einer anderen Esche, auf Silikatgestein der Wegeinfassung, lies sich eine dritte Art finden - die "Pillen-Schüsselflechte" Pamelina pastillifera.

    Sie wächst nach Wirth im ozeanischen und (sub)montanen Bereich eigentlich auf Rinde (Fagus, Quercus, Fraxinus), kann aber auch auf Silikatgestein vorkommen, wenn auch selten(er).

    In Frankreich nach van Haluwyn in der collinen bis montanen Stufe.

    Sie bevorzugt feuchtere Habitate als die zuvor genannten Parmelina-Arten.

    Bild 5 Weg zum Tennisplatz mit P. pastillifera


    Bild 6 Parmelina pastillifera auf Silikatgestein unter Esche


    Bild 7 Parmelina pastillifera mit grauen & schwarzen, pillenartigen Auswüchsen (namensgebende "Pastillen") direkt unter einer Esche auf Silikatgestein


    Ausschnitt aus Bild 7: namensgebende, schwarze, eingedellte "Pastillen"


    Die vierte in Europa vorkommende Parmelina-Art P. quercina konnte ich nicht ausmachen - vielleicht nächstes Mal! :gklimper:

    Falls ich meine Zuordnung(en) falsch sein sollte(n), bitte ich um Korrektur.


    LG, Martin

    Hallo!


    Nach einer Woche Vogesenurlaub bin ich ganz verwöhnt durch die vielen schönen Flechten, die ich hier - viele davon zum ersten Mal oder in großer Zahl - entdecken durfte.

    Pilzmäßig jedoch ist auch hier zur Zeit tote Hose...


    Die ersten zwei Tage hat es häufig geregnet, dann kam die Sonne raus.

    Bild 1 Blick aus dem Wald


    Bild 2 Blick in den Baum - der Flechten-Wahnsinn!


    Hier im schattigen Bergwald finden sich Flechtenarten, die bei mir im Flachland gar nicht vorkommen, zum Beispiel die so putzigen Köpfchenflechten:


    Sie sind hier in den Vogesen recht einfach und direkt am Wegesrand zu finden.

    Bild 3 Schattig-feuchter Waldwegrand mit potentiellen Fundstellen


    Die braune Köpfchenflechte (Baeomyces rufus) ist hier an schattigen, feuchten Stellen leicht zu finden.

    Ich fand sie hier zahlreich auf Steinen oder Moos am Wegrand im Wald oder in Seenähe.

    Die Fruchtkörper sind bräunlich und ragen mit einem weißen Stielchen aus dem körnig-schuppigen, grün-gelben Thallus.

    Bild 4 Baeomyces rufus


    Bild 5 Baeomyces rufus


    Die bei Regenwetter gefundenen, nassen Köpfchenflechten weisen sattere Farben auf, die Apothecien sind auch nass noch braun.

    Bild 6 regennasse B.rufus


    An einer anderen Fundstelle finde ich eine etwas anders wirkende Flechte.

    Die Fruchtkörperchen sind heller und eher rosa.

    Ansonsten wirkt die Flechte sehr ähnlich und ich vermute auch hier eine B.rufus (ev. in der Variante callianthus), obwohl mit rosa statt braunen Köpfchen.

    Bild 6 B.rufus mit rosa statt bräunlichen Apothecien (Baeomyces cf. rufus var. callianthus)


    Die bisher gezeigten Flechtenthalli saßen mehr oder minder direkt auf Silikatgestein auf.

    Ein weitere Fundstelle befindet sich auf Erde/Moos:

    Bild 7A Fundstelle


    Bild 7B


    Der Thallus wirkt am Rand (Bild 7B) etwas lappiger als bei den anderen Funden weiter oben.

    Interessant finde ich bei diesem Fund auch die Tatsache, dass die Stielchen lichenisiert (grün überzogen), bei den oben gezeigten Funden nackt und weißlich sind.

    Ich vermute jedoch, diese Beobachtung liegt in der habituellen Streubreite von B.rufus

    Die andere in Frage kommende Art, B.placophyllus, sollte ja einen deutlich rosettig-lappigen Thallus besitzen, was hier nicht gegeben ist.


    Ordne ich also alle gezeigten Funde korrekterweise zu B.rufus zu?

    (B.carneus wäre auch nur durch den quantitativen Nachweis der Norstictin-Säure (Chromatographie) von B.rufus trennbar...)


    Dem Schlüssel der Internetseite "A new Key to Cladoniaceae of Italy" folgend, sollte das passen!


    Es würde mich sehr freuen, wenn mir jemand seine geschätzte Meinung zum Thema mitteilen möchte!


    LG, Martin

    Hallo Murph,


    also hier am Neckar hat es die letzten Tage und besonders heute ordentlich geregnet bis gegossen.

    Blick aus dem Fenster heute


    Ausgerechnet morgen fahren wir in den Urlaub in die Vogesen. Aber dort hat es aber vermutlich auch geregnet. :gbravo:


    Gebt die Hoffnung nicht auf!

    Der Regen wird kommen!


    LG, Martin

    Hallo Goran,


    vielleicht hast du hier Lungenseitlinge gefunden. Die können auch mal bisschen dunkler daherkommen...

    Vergleiche doch mal damit.


    LG, Martin

    Hallo Gran,


    vielleicht ist er schon ausgewachsen?

    Ich hatte vor 2 Wochen auch einen Schwefelporling entdeckt, der dem deinen recht ähnlich sah:

    Bild 1: Schwefelporling, wie entdeckt


    Da wollte ich ein paar Tage später nochmal hin, weil ich meinte, der müsse bestimmt noch wachsen und prächtiger werden.

    Aber, eine Woche später sah er nur älter und (vor allem unterseits) zerfressen aus!

    Ist wohl einfach keine gute Zeit für Pilze gerade...

    Bild 2: 1 Woche später


    LG, Martin

    Hallo Karl und Raphael,


    ohje - da habe ich aber ein Fass aufgemacht!


    Das wollte ich bestimmt nicht so verstanden haben...

    Ich wollte eigentlich sagen, weiter als bis Agrocybe lässt sich der Pilz mit meinen spärlichen Mitteln nicht einkreisen und konne zu keinem Ergebnis.

    Und einen guten europäischen Schlüssel hatte ich nicht gefunden, leider nur den angegebenen.

    Die Gegenprüfung nach dem Schlüsseln ist Pflicht, da pflicht ich bei. Dass die Zystiden nicht gut passen, hatte ich zwar auch festgestellt, aber nicht explizit erwähnt.


    Da habt Ihr natürlich mit allem völlig Recht, Asche auf mein Haupt!


    LG, Martin

    Hallo Werner,


    beim Lamellenansatz bin ich mir ein wenig unschlüssig.

    Hier das Foto vom noch "frischen", trotzdem schon recht angefressenen Pilz im Wald.

    Es zeigt mMn keine Ausbuchtung der Lamellen:

    Bild L1 Lamellen-Ansatz im Wald fotografiert (Datail aus Bild 2 oben)

    Zählt der dünne, weiße Fortsatz am Stiel mit zur Lamelle?

    Wenn ja, wäre sie am Stiel "herablaufend". Da der weiße Fortsatz sehr dünn ist, wahrscheinlich "mit Zahn herablaufend"


    Der Lamellen-Ansatz beim zerschnittenen Pilz einen Tag später sieht man eine Lücke ( = Ausbuchtung ?) auf:

    Bild L2: Sich durch Trocknung vom Stiel ablösende Lamellen


    Ich vermute, die Lücke ist nicht echt, sondern geht auf einen Trocknungsriss zwischen Lamelle und Stiel zurück und ist also nicht echt.

    Eine Ausbuchtung liegt vielleicht eher nicht vor, wird nur durch die Überlagerung suggeriert.

    Wie man ein solches Anwachsmuster genau nennt - tja, keine Ahnung...



    Voraussetzend

    1) die Sporen besitzen tatsächlich einen Keimporus am stumpfen Ende (Bild 6)

    Bild L3 Keimporen


    2) die gefundenen dicken Zystiden (Bild 7 oben) wachsen im Hymenium unmittelbar zwischen Basidien, also handelt es sich um Pleurozystiden

    Bild L4 Pleurozystide und Basidie


    3) die Fetzen und Verfärbungen im oberen Stielviertel sind Rückstände eines Velums

    Bild L5 Velumreste


    4) Sporengröße 8 x 5 (s.o.), die Sporenwandstärke wurde ich aus den Bildern auf nur 0,3µm abschätzen


    ... dann gelange ich unter Verwendung des Schlüssels aus

    Niveiro N, Uhart M & Albertó E, "Revision of the genera Agrocybe and Cyclocybe (Strophariaceae, Agaricales, Basidiomycota) in Argentina", 2020, DOI: http://dx.doi.org/10.1590/2175-7860202071038


    1) ... with a germ-pore => 2

    2) Veil .. marginal patches in the pileus => 3

    3) Pleurocystidia present ... or .. with spores less than 13 mm long, generally < 10 mm long => 4

    4) Large Pleurozystidia (46–77 × 22–48 mm) => Agrocybe broadwayi

    Smaller pleurocystidia (up to 53 × 25 mm) => 5

    Hier liege ich mit gemessenen 40-50 x 17-23 natürlich genau dazwischen...

    5) ... growing in grasslands

    ... growing in forests => Agrocybe neocoprophila


    ... zu dem Ergebnis:

    Naja - irgendein Ackerling wird es schon sein, Die gemessene Zystindegröße hilft mir nicht wirklich, und im Wald wächst auch Gras...

    Hier hätte ich wohl viel mehr Zystiden messen müssen, um zu einem Ergebniss kommen zu können. Aha!

    Mir geht es mehr um die Beschäftigung als solche, das Üben und Erkennen von Details. :grolleyes:


    LG, Martin

    Hallo,


    da immer mehr Pilze mit Hut aus dem Boden sprießen, komme ich nicht umhin immer wieder einen einzustecken und zuhause genauer anzusehen.

    Gestern z.B. war da dieses hübsche ockergelbe Pilz-Duo auf dem Waldboden.

    Bild 1 Pilze in Laubstreu


    Bild 2 Glatter Stiel mit schwachen Velum-Überresten (?), Lamellen herablaufend.


    Bild 3 Ein Saprophage


    Bild 4 Weißes Mycel im Boden


    Leider habe ich den Pilz wegen meiner anderen Funde vergessen und erst einen Tag später aus seiner Sammeldose befreit.

    Bild 5


    Die Sporen sind braun (wie meine Finger), glatt-dickwandig, ohne Ornament, inamyloid, aber ev. mit einem Keimporus.

    Die Sporenmaße liegen um 7,5-8,0-8,5 x 4,8-5,2-5,5 (Q=1,7, N=10).

    Bild 6 Sporen in Wasser


    An den Lamellen lassen sich dicke, ölgefüllte (leicht gelbliche) Zystiden mit 1(-2) fingerartigen Ausstülpungen erkennen:

    Bild 7 Zystiden


    Die Huthaut lässt sich abziehen.

    Die Huthaut in Aufsicht zeigt kugelige Zellen

    Bild 8 Aufsicht auf Huthaut (Wasser/Kongo)


    Ich lande bei den Braunsporern mit nicht ornamentierten Sporen und kugelförmigen Zellen in der HDS.

    Und letztlich bei den Ackerlingen (normal geformte Basidien, nicht kopfige Cheilozystiden, etc.).


    Bevor ich weitermache und einzugrenzen versuche, würde ich gerne wissen, ob ich hier mit Agrocybe richtig liege?


    LG, Martin

    Hallo Stefan,


    danke für deine Anmerkung! Wieder was gelernt. :gfreuen:


    Allerdings hatte ich doch nicht geschrieben, dass der Rettichgruch fehlt, sondern ich habe nicht am Pilz gerochen - und deshalb keinen Geruch aufgenommen, den ich hier nennen könnte (Anfängerfehler); d.h. der Pilz mag sehr wohl nach altem Rettich - oder nicht danach - gerochen haben, ich weiß es nicht, weil ich es nicht überprüft habe.


    Wenn ich das Gelesene (Wikipedia) richtig interpretiere, gibt es drei untereinander ähnliche, in der HDS schnallenlose Dachpilze (P.cervinus, P.hongoi und P.rangifer = P.cervinus-Klade) - P.rangifer allerdings nur boreal vorkommend und in Mitteleuropa nicht nachgewiesen.

    Dann blieben P.cervinus und P.hongoi (wie du erwähnst) übrig, die beide in Mitteleuropa vorkommen.

    Das Label "Dachpilz aus der P.cervinus-Klade" ist mir genau genug!


    Dass ich die Bestimmung nicht vollständig hinkriege, macht mir nichts aus - ich stehe ja noch am Idiotenhügel der Lernkurve.

    Jedenfalls habe ich keinen Rötling oder Pfifferling falsch zugeordnet, das hätte mich eher geärgert. :gzwinkern:


    LG, Martin


    P.S.

    Ist es jetzt gewünscht oder nicht, den Titel nach einer Bestimmung/Korrektur anzupassen?

    Ich würde dann "Pilzfunde aus dem P.cervinus-Aggegat" oder so als Überschrift wählen.

    Hallo Frank! Hallo Pablo!


    Vielen Dank nochmal für euere Korrekturen und Hinweise, sie sind mir viel wert. :gbravo:

    Dadurch konnte ich bereits und kann ich weiterhin vieles lernen!


    So völlig daneben lag ich zum Glück wohl nicht.

    Vielleicht klappt's ja doch noch irgendwann in ferner Zukunft bei mir mit dem Bestimmen. :gzwinkern:


    Vielen Dank sagt

    Martin

    Hallo,


    anderthalb Wochen später habe ich auf einem liegenden Baumstamm am Wegesrand des gleichen Waldes, nur ein paar hundert Meter weiter, wieder einen Lamellenpilz gefunden.

    Obwohl der Pilz recht groß ist (13/14cm), ist es nur ein Zufallsfund.

    Die Stelle habe ich aufgesucht, da 2m weiter ein Eichenstubben mit einem Schwefelporling steht, den ich kontrollieren wollte.

    An meinen Dachpilzfund vor ein paar Tagen hat mich dieser Pilzfund nicht erinnert.

    Der Pilz ist diesmal (über)reif und angefressen.


    Die Huthaut wirkt sehr dünn, braun-grau mit leichtem Grünstich.

    Da ich bei der Bestimmung nach mikroskopischer Kontrolle aber zum gleichen Ergebnis - nämlich Pluteus cervinus - komme, hänge ich den Fund hier mit an.

    Bild N1 Seitliche Ansicht


    Bild N2 Stiel ohne Velum


    Bild N3 Hutoberseite wirkt glänzend grau-braun


    Für zuhause steche ich einen Bereich aus der Hutmitte aus.

    (Hier hätte ich wieder eine Geruchsprobe nehmen sollen - vergessen...)

    Die Huthaut lässt sich leicht abziehen, wie ich feststelle.


    Der Sporenabwurf der Probe liefert viele dickwandige, glatte, elliptische Sporen mit rosa-braunem Schimmer.

    Die Abmessung der Sporen liegt bei etwa 6,6-7,0-7,4 x 4,7-5,0-5,3 (Q=1,4, N=10)

    Bild N4 Basidie, Sporen, Zystidie


    An der Lamellenkante liegen dünnwandige ballonförmige Zystiden, teilweise schwach inkrustiert:

    Bild N4 Lamellenkante


    Daran schließen sich einige dickwandige Zystiden mit nur einer Spitze ,teilweise auch inkrustiert, an.

    Weiter entfernt von der LAmellenkante herrschen nicht inkrustierte, dornenbewehrte Zystiden vor.

    Bild N5 Zystiden mit 2-5(?) Haken im Hymenium


    Die Hutdeckschicht habe ich noch auf Schnallen überprüft, an 40 geprüften Septen keine Schnalle gefunden.

    Bild N6 Hutdeckschicht gequetscht in Wasser mit schnallenlosen Septen


    Auch dieser Pilz würde dem Schlüssel nach wohl zum P.cervinus agg. gehören, obwohl er doch ganz anders aussieht wie der Pilz aus der Anfrage selbst (s.o.).


    Die Huthaut bestimmt den optischen Eindruck stark. Sie wirkt beim 2.Fund sehr viel dünner, heller, glänzender als die sattbraune Hut beim ersten Fund!

    Ich vermute, das es könnte daran liegen, dass sich beim Strecken der Hyphen im Fruchtkörper die Huthaut stark dehnt, bis sie fast durchscheinend wirkt wie in Bild N3.

    Wenn das so sein sollte, dann könnte ich mir gut vorstellen, dass es sich tatsächlich um den gleichen, oder zumindest um nahe verwandte Pilze handelt.


    Ist das auch P.cervinus, trotz der anderen Erscheinungsform?


    LG, Martin

    Hallo Prawdziwek!


    Auf jeden Fall tun Spaziergänge an der frischen Luft, über Feld und im Wald einer geplagten Seele meist sehr gut! (Wobei meine Sorgen sicher vergleichsweise läppisch und bisher immer vorübergehend waren.)


    Wichtig ist es, etwas Sinnvolles zu tun zu haben, und die Beschäftigung mit den friedfertigen Pilzen kann da vielleicht auch ein wenig helfen.


    Liebe Grüße, guten Mut und Besserung wünscht

    Martin

    Guten Morgen Frank Tomentella ,


    gerade habe ich die Beschreibung von Oxyporus latemarginatus auf 123 durchgelesen.

    Ja, das passt, wie du sagst, sehr gut. Auch die verweigten Hyphen werden dort explizit erwähnt.

    Ich werde heute nochmal die Zystiden und Basidien versuchen zu vermessen und schauen, ob das auch hinkommt mit den Angaben.

    Und den Schlüssel muss ich natürlich auch nochmals prüfen, wo ich falsch abgezweigt bin.


    Ob die dort erwähnten "geschweiften Hyphen" diejenigen sind, die man in Bild 7 in den oberen Bildeinsätzen sehen kann? (Die untere Zelle wächst nach der Septierung seitlich noch ein Stück weiter und sieht dadurch ein wenig wie ein Schwänzchen aus.)


    Ooh, gar nicht so einfach das!

    Vielen Dank für deinen wertvollen Hinweis!


    Beim Rückwärts-Schlüsseln von Oxyporus müsste ich im letzten Schritt statt wachsigem Frk (Physisporinus) also den korkigen Frk wählen (Oxyporus), hmmm...

    Korkig kam mir die Masse gar nicht vor, sonst passt schon alles.

    O.latemarginatus wird allerdings auch nicht als Art erwähnt, hier würde ich (deshalb) bei O. obducens landen.

    Offenbar versagt mein Schlüssel hier, O.latemarginatus ist nicht berücksichtigt.


    Gerade habe ich das Paper inkl. Oxyporus-Schlüssel von R.K.Schumacher zum Thema P.latemarginatus gelesen (Boletus, 28, 2006, Heft 2, S.119-124).

    Ich kann hier keinen Widerspruch entdecken.


    Auf jeden Fall ist das ein sehr schöner Pilz der sich zudem angenehm präparieren lässt.


    LG, Martin

    Hallo Frank,


    die Hyphen haben einen Durchmesser von 3,5 - 5 um, so habe ich es notiert. 3,5um sind typisch für die losen Hyphenenden in Bild 7. Die auffällig dicken nur selten und weiter innen Richtung Matrix.


    Leider ist mir nicht ganz klar, was mit Basalhyphen gemeint ist, sonst könnte ich morgen nachmessen.


    LG, Martin

    Hallo Porlingsfreunde!


    Bei der Bestimmung dieses Porlings hoffe ich, auf der richtigen Fährte zu sein. Diesmal gibt's hierfür auch Sporen genug... :gzwinkern:

    Gefunden habe ich ihn an der Basis eines Laubholz-Stubbens im Unterholz, unterhalb von alten Trameten.

    Bild 1 Baumstubben mit Trameten und weißer Kruste auf Moos


    Unterhalb der Trameten war der Baumstumpf und das darauf wachsende Moos großflächig mit einer schneeweißen, wachsartigen Kruste überzogen.

    Bild 1 Weiße Kruste auf Moos entpuppt sich als Porling


    Diesen Porling finde ich natürlich interessant und nehme also ein Stückchen an mich.


    Zuhause unter besserem Licht kann man die strahlend weißen Poren gut erkennen.

    Er hat sich durch mein Manipulieren nicht verfärbt.

    Bild 3 Probe


    Bild 4 Die Poren und Bewohner vergrößert


    Die Poren sind etwas irregulär, ev. leicht eckig geformt.

    Die Porendichte liegt bei 3-4/mm.

    Der Rand des Porlings, oder was man vielleicht als solches bezeichnen kann, wirkt flaumig, zum Schlüsseln benötige ich dieses Detail aber dann gar nicht...

    Bild 5 Porlingsrand


    Der Porling wird rückseitg etwas befeuchtet und zum Abwurf über Nacht auf einem Objektträger abgelegt.

    Der Sporenabwurf liefert hyaline, elliptische, glatte und dünnwandige Sporen.

    Die Sporenabmessungen liegen bei etwa 5,0-5,8-6,5 x 3,1-3,5-3,9 (Q = 1,7, N=10) - die Messung wurde in Wasser durchgeführt.

    Die Sporen reagieren nicht in Lugol (IKI-), sind inamyloid, nicht dextrinoid

    Bild 6 Sporenabwurf


    Ein Abzupfel ist sehr gut quetschbar und verrät unter dem Mikroskop folgende Eigenschaften:

    Das Hyphensystem ist mMn monomitisch: nur dünnwandige Hyphen ohne Schnallen sind zu finden.

    Bild 7 Dünnwandige Hyphen ohne Schnallen


    Das Subhymenium ist dicht gepackt und enthält zudem eine wachsartige Matrix mit (Oxalat-)Kristallen.

    Auch hier kann ich zumindest keine Schnallen erkennen.

    Bild 8 Hyphen und Kristalle in Matrix


    Im Hymenium befinden sich kristalltragende Zystiden (Kristallschöpfe).

    Diese Zystiden sind etwas verdickt und verjüngen sich zum Ende hin etwas spindelförmig.

    Einige derartige Zystiden lassen sich auch ohne Kristallbesatz finden.

    Die Basidien sind 4-sporig:

    Bild 8 Hymenium mit viersporigen Basidien & kristalltragenden Zystiden


    Beim Schlüsseln nach Bresinsky gelange ich, voraussetzend, es gibt nirgends Schnallen, zur Gattung Physisporinus, die im Buch mit 2 Arten beschrieben wird.

    Dort passt P. vitreus sehr gut mit den beobachteten makroskopischen und mikroskopischen Merkmalen überein:

    Einjährig; ... Fruchtkörper weiß, nicht fleckend, ohne Schnallen, Sporen inamyloid und nicht warzig, kristalltragende Zystiden vorhanden, Fruchtkörper wachsartig => P.vitreaus


    Beim Gegenvergleich mit weiteren Eigenschaften von P.vitreaus sollen die Sporen 4-6,5 x 3-5,5 µm groß sein, was sich mit meiner Messung deckt, aber nach 123-Pilze soll der Q-Faktor eher bei 1,2 haben sollen, also eher etwas rundlicher als meine Sporen (Q=1,7) sind.


    Ich bin sehr gespannt, ob jemand hierzu was sagen kann und möchte (irre ich mich mit den Schnallen?).

    Falls ja, möchte ich mich für die Mühe schon mal bedanken! :gbravo:


    LG, Martin

    Hallo Malone,


    platzt N.cinnabarina so unter der Rinde hervor?

    Normalerweise wächst doch häufig auch die Anamorphe dicht daneben.

    Kleine, rote Pyrenos gibt's doch ziemlich viele, oder (z.B. Neonectria)?


    LG, Martin

    Hallo Werner, hallo Norbert!


    ja S.flavipora sieht im Vergleich sehr gut aus.

    Makrokopisch passen Fundort, die Porengröße, Habitus und Färbung. Mikroskopisch passt auch alles (kopfige Hyphenenden, Schnallen, Inkrustation, dickwandige Hyphen,..) - aber die Sporen! :thumbup:

    Danke Werner Edelmann !


    Ja, die Sporen passen so gar nicht dazu! Ich kann mich erinnern, dass die Ausbeute recht mager war.


    An diesem Tag fand ich sehr, sehr viele stramme Judasohren räumlich bei und zeitlich unmittelbar vor diesem Fund.

    Wahrscheinlich hatte ich Sporen an den Fingern, als ich meine Probe nahm, oder der Wind hat sie auf den Nachbarbaum verfrachtet. Das ist ja auch der Sinn der Sporen.

    Auf jeden Fall, liegst du, Norbert.S mit deinem Verdacht, es handele sich um Judasohrentzündung absolut richtig, Chapeau! :gbravo:


    Super, vielen Dank euch beiden!


    LG, Martin


    Die Autokorrektur mit der Entzündung lasse ich mal stehen, weil sie witzig ist und sogar gut passt.