Beiträge von Clavaria

    Hallo zusammen


    Diesen Winter kam in China eine neue Arbeit über Clitocybe s.l. und Lepista s.l. heraus:

    https://www.researchgate.net/publication/375959665_Systematic_arrangement_within_the_family_Clitocybaceae_Tricholomatineae_Agaricales_phylogenetic_and_phylogenomic_evidence_morphological_data_and_muscarine-producing_innovation


    Darin wird so ziemlich alles, was wir zu wissen glaubten, umgebaut. Das war allerdings schon absehbar, das bisherige Konzept von Clitocybe und Lepista war nicht dauerhaft aufrechtzuerhalten.

    Entsprechende Hinweise finden sich z.B. auch bei Alvarado et al. 2018 (Atractosporocybe, Leucocybe and Rhizocybe: three newclitocyboid genera in the Tricholomatoid clade (Agaricales) with

    notes on Clitocybe and Lepista. Mycologia 107:123–136).


    Offenbar sind viele klassische Trichterlinge und Rötelritterlinge näher mit der Gattung Collybia s.str. verwandt, als mit den anderen Vertretern ihrer Gattung.

    Diese winzigen Rüblinge, die auf alten Pilzen wachsen, sind nun also in der gleichen Gattung wie der Violette Rötelritterling oder der Anistrichterling.

    Weiter wird die von der Wissenschaft lang nicht akzeptierte Gattung Pseudolyophyllum wieder ins Leben gerufen, für Trichterlinge mit zartem Habitus (vereinfacht gesagt).


    Der Fokus der Arbeit lag auf dem asiatischen Raum, deshalb sind im Moment nur wenige europäische Arten betroffen. Aber dafür kennt man die nur zu gut und muss sich jetzt an neue Namen gewöhnen:


    Alter NameNeuer Name
    Clitocybe odoraCollybia odora
    Clitocybe phyllophila (inkl. cerussata, pithyophila)Collybia phyllophila
    Clitocybe dealbataCollybia dealbata
    Clitocybe dryadicolaCollybia dryadicola
    Clitocybe rivulosaCollybia rivulosa
    Lepista irinaCollybia irina
    Lepista nudaCollybia nuda
    Lepista personataCollybia personata
    Lepista sordidaCollybia sordida
    Clitocybe metachroaPseudolyophyllum metachroum


    Für die meisten europäsischen Arten wird es wohl weitere Änderungen geben.


    Gruss Raphael

    Über das Vorkommen von Pilzen zu bestimmten Jahreszeiten ist hier ja bereits viel geschrieben worden. Begleitbäume zu Nr. 2 (Fuchsiger Röteltrichterling) waren außer Kiefer noch Birke, Eiche und insbesondere Faulbaum. Erwähnen möchte ich noch, dass diese Pilze in einem Feldgehölz auf einem alten Laubhaufen von Hofeichen standen.

    Ein Foto von der Stielbasis zu Nr. 2 füge ich hier noch an:

    Hallo Reinhard


    Hm schwierig zu sagen, auch anhand des zusätzlichen Fotos. Da hätte man den Mycelklumpen etwas zerlegen müssen, um zu schauen ob da ein paar kräftige Myzelstränge zum Vorschein kommen.

    So und ohne Mikrobilder bleibt es wohl eine Raterei...


    Gruss Raphael

    Hallo Reinhard


    Nr. 2 wäre sehr untypisch für Paralepista flaccida im Frühjahr.

    Was gab es da für Begleitbäume? Pinus ist klar. Sonst noch etwas?

    Ich vermute da Rhizocybe pruinosa. Hast du auch ein Bild der Stielbasis? Das müsste es auffallende weisse Rhizoide geben.


    Bei Nr. 3 glaube ich nicht an Lepista nuda, kann aber nur anhand der Bilder keinen besseren Vorschlag machen.


    Hast du Nr. 6 und 7 aussporen lassen? Ohne weitere Angaben bin ich unsicher, ob du da in der richtigen Gattung gelandet bist.


    Gruss Raphael

    Hallo Karl


    Die Art scheint auch in der Schweiz selten zu sein, oder sie wird zu wenig beachtet.

    Im Moment sind zwei Fundstellen registriert, ich habe das Glück direkt neben einer davon zu wohnen.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Nach einigen Tagen ohne Frost habe ich mich mal wieder in den verschneiten Wald gewagt. Leider hatte ich nur wenig Zeit, deshalb nur zwei Sachen:


    1: Ein winziger Helmling auf Totholz, wie sich später herausstellte muss es Wacholder sein.

    Mycena juniperina



    Sporen subglobos


    Cheilozystiden im oberen Bereich mit zahlreichen, teils geweihförmigen Auswüchsen


    Stiel mit ähnlichen Kaulozystiden



    2: Eine Kruste an einem alten Baumstamm, vermutlich Pinus silvestris

    Coniophora olivacea


    Die Sporen sind in KOH braun, in Melzer dextrinoid


    Ganz schön sind die riesigen, kristallisierten Zystiden


    Hyphen teils auch inkrustiert, ohne Schnallen.


    Vielleicht reicht es die nächsten Tage nochmal für eine Exkursion, es droht noch kein Frost.


    Viele Grüsse

    Raphael

    stimmt dann überhaupt nicht mehr bei nahezu quadratischen Sporen. Die längste Linie ist nämlich gerade diese Diagonale, die wir ja nicht benutzen wollen.

    richtig, die quadratischen Sporen sind die Ausnahme der Regel, aber in FE5b auch entsprechend dargestellt.


    Die anderen Sporen im Buch könnte man zum Spass mal anders messen (ich mache mir die Mühe jetzt aber nicht). Ich würde wetten, dass man nirgends eine Länge findet, die zur dargestellten Messung mehr als 0.3 µm Abweichung zeigt - was letztendlich eher unerheblich ist.


    Gruss Raphael

    Hallo Bernd


    Eigentlich ist es schon definiert, in der Entoloma-Monographie (Fungi europaei 5b) ist es genau beschrieben:



    a) Um das Problem der drei Dimensionen zu lösen, misst man nur Sporen deren Umriss scharf ist, und der Apikulus seitlich gut sichtbar ist.

    Diese gemessenen Sporen liegen also alle mehr oder weniger gleich.

    Geringe Schieflagen sind im Lichtmikroskop kaum feststellbar und haben auch keine grosse Auswirkung auf die Messung.


    b) Der Apikulus wird nicht mitgemessen.


    c) Um die restliche Sporen macht man ein Rechteck. Dieses wird definiert von der längsten Linie, die zweite Linie ergibt sich in einem 90° Winkel.

    Manchmal ist nicht so offensichtlich welches die längste Linie ist. Wenn man etwas rumprobiert, merkt man dass die Unterscheide im Bereich von µm-Bruchteilen sind, je nachdem in welchem Winkel man misst. Ein gesundes Augenmass reicht m.E. für uns Normalsterbliche, die keine eigene Monographie veröffentlichen wollen.


    Das Problem ist wohl eher, dass nicht jeder diese Monographie hat, und in anderen Büchern wird nicht so genau darauf eingegangen. Oder wenn doch, wird es vielfach überlesen.

    Da jetzt etwas Neues festlegen macht wenig Sinn, auch wenn es sicherlich andere Methoden geben würde um die Messung zu definieren. Die gesamte Literatur müsste dann überarbeitet werden weil keine Sporenmessung mehr stimmt.


    In dem verlinkten Thread von mir ging es um kubische Sporen, das ist ein Sonderfall bei nur einer Handvoll Entoloma-Arten.

    Diesen Thread würde ich deshalb nicht als Vorlage nehmen, z.B. stellt sich die Frage der "Diagonale" bei normalen Entoloma-Sporen gar nicht.

    Der Regelfall sind vieleckige Sporen wie Björn oben zeigt. Da sucht man sich einfach die Sporen raus die richtig liegen und misst gemäss Definition.


    Lg Raphael

    Hallo zusammen


    Melanoleuca bestimme ich nur mit den Papers von Antonin, sämtliche andere Literatur ziehe ich nicht mehr in Betracht. Das ist alles voller Fehlinterpretationen, neuer Arten die gar keine sind, oder zu knappen Beschreibungen ohne alle relevanten Merkmale.


    Ich hoffe natürlich, dass irgendwann noch eine Monographie erscheint, die auf diesen Papers basiert...


    Gruss Raphael

    Hallo,


    Du bist da sicher in der richtigen Gruppe, die Art zu bestimmen ist sehr schwierig. Aber vermutlich liegst du mit M. polioleuca richtig.

    Das braune Stielfleisch, die Sporenmasse und natürlich die Makrozystiden passen gut dazu.


    EIne Alternative wäre die wenig bekannte Melanoleuca arcuata, die müsste aber im Schnitt eher kleine, gedrungenere Sporen haben.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Da habe ich so meine Zweifel... bei diesen Lorcheln gib es kaum verwertbare Mikromerkmale. Darum schlüsseln Skrede et al. ja auch hauptsächlich nach makroskopischen Merkmalen.

    Hat der Bestimmer genauer begründet, warum es H. elastica sein soll?


    Gruss Raphael

    Hallo Martin


    Ja das spricht alles gegen Musumecia.

    Mit Schnallen, ablösenden Lamellen, evtl. punktierten Sporen und süssem Geruch bleibt eigentlich nur Lepista s.l. übrig.

    Darum wäre das Sporenpulver interessant gewesen.

    Bei Hellsporern sollte man immer einen Sporenabdruck machen. Die Sporenmikroskopie damit viel einfacher, und natürlich kann der genaue Farbton des Sporenpulvers auch wichtig sein.


    Ich nehme an du hast nicht in Baumwollblau mikroskopiert? Bei Lepista würde man dann die Warzen besser erkennen, wenn es wirklich welche gab.

    Auf Bild 13 ist das auch nicht eindeutig zu erkennen.


    Am Ende ist es vielleicht einfach eine untypische Lepista irina...


    Gruss Raphael

    Ich habe den Verdacht, du hast einen Verdacht...

    Ja, aber es ist eigentlich zu früh weil noch zu viele Fragen offen sind. Naja egal.

    Diese eigentümlich gefärbten Lamellen erinnern mich an Musumecia vermicularis (hier: Musumecia vermicularis)


    Allerdings passt die Hutoberfläche nicht, die sollte aerifer-filzig sein.

    Wobei die Fruchtkörper schon recht alt sind, wenn es geregnet hat könnte das alles verwaschen sein.


    VIelleicht hat sonst jemand noch eine zündende Idee.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Ich möchte euch auf ein neues Buch zur Pilzmikroskopie aufmerksam machen.

    Im Prinzip ist es eine Fortsetzung vom Beiheft 12 zur ZMyk (Grosspilze unter dem Mikroskop).


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    In dem Buch werden acht häufige, triviale Pilzarten sehr detailliert mikroskopisch betrachtet, mit unzähligen Mikrobildern und Zeichnungen, ergänzt durch fundiertes Hintergrundwissen.

    War so triviale Arten? Ganz einfach - damit jeder ohne viel Mühe Frischmaterial finden kann, um alles selber am Mikroskop nachzuvollziehen.

    Das Buch lohnt sich m.E. für alle, die sich intensiv mit der Pilzmikroskopie beschäftigen.


    Das Buch ist im normalen Buchhandel nicht erhältlich.

    Hier kann man es bestellen: https://shop.vsvp.com/buecher-…htet-heinz-clemencon-p-51

    Vermutlich ist es demnächst auch beim Myco-Service von Andreas verfügbar.


    Gruss Raphael

    hm, das ist schwierig nur anhand der Bilder zu interpretieren. Diese Arten sind recht variabel...


    L. pyrotricha habe ich noch nie gefunden. Ludwigs Kollektion E könnte farblich dazu passen, vielleicht auch Kollektion B.

    L. glareosa findet man oft an sandig-kiesigen, vegetationsarmen Stellen. Das und die Statur der Fruchtkörper könnten zu Ludwigs Kollektion C passen.


    Makroskopisch ist das so eine Sache:

    L. glareosa hat oft schon jung eine dunklere Hutmitte und meistens einen kaum behangenen Hutrand. Aber das sind keine verlässlichen Merkmale.

    Die Farben sind sehr variabel. Hier einige Beispiele (alle aus dem gleichen Habitat):


    tonfarbene Exemplare, aber mit dunkler Hutmitte, wenig Velum


    Freudig gefärbte Exemplare, ganz wenig Velum


    Mehr braune Exemplare, wieder mit deutlicher Scheibe (sequenzierte Kollektion)


    Grössere Exemplare mit viel Velum


    Gruss Raphael

    Hallo,


    Larrson & Örstadius haben im Jahr 2013 diverse Lacrymaria-Sequenzen in die Genbank hochgeladen:

    Agaricineae internal transcribed spacer 1, partial sequence; 5.8S ribo - PopSet - NCBI

    In ihren Papers gehen sie auf Lacrymaria aber nur oberflächlich ein, auch im neuen Buch (FNE 6) schliessen sie die Gattung aus.


    Die Italiener haben einen Schlüssel erstellt. Der ist eigentlich öffentlich zugänglich aber die Webseite funktioniert im Moment nicht richtig.

    Ich hänge ihn hier mal an.


    Gruss Raphael

    Wenn ich mir die Tafeln von Ludwig zu Lacrymaria lacrymabunda anschaue, dann scheint es tatsächlich solche kleine Formen zu geben.

    Hallo zusammen


    Den Ludwig kann man für Lacrymaria nur bedingt verwenden, weil er damals alle drei Arten vermischt hat.

    Inzwischen ist genetisch abgesichert, dass es sich um drei verschiedene Arten handelt.


    Gruss Raphael

    Hallo Martin


    Ich denke auch dass es Clitocybe vibecina ist.

    Bei Cl. metrachroa müsste der Stiel typischerweise nach unten dunkler werden, das sehe ich auf deinem Bild nicht.

    Wobei man da eigentlich mehrere Fruchtkörper anschauen müsste, wo der Stiel noch nicht berührt wurde.


    Die Inkrustationen bei Cl. vibecina sind sehr fein, und längst nicht alle Hyphen sind inkrustiert.

    Ich meine auf deinen Bildern teilweise ganz feine Inkrustationen zu erkennen, aber das sieht man unter dem Mikroskop besser.

    Da muss man bei der Untersuchung immer sehr gründlich suchen, ggf. auch mehrere Präparate machen.


    Ich gibt noch eine kaum bekannte (vielleicht identische?) Art, die ebenfalls passen würde: Clitocybe orientalis.

    Die wird von vielen Autoren als Synonym von Cl. vibecina geführt.

    Soll sich angeblich durch im Schnitt etwas längere Sporen und eine dickere Pileipellis unterscheiden.


    Gruss Raphael