Beiträge von Clavaria

    Hallo zusammen


    Ich habe gestern diese Faserlinge im Waldbrandgebiet gefunden:





    Allerdings habe ich nur von der ersten Kollektion etwas mitgenommen, weil ich dachte es ist alles das gleiche.

    Mein Arbeitsname war Psathyrella pennata, das sollte doch nicht so abwegig sein.


    Aber mikroskopisch passt da nichts zusammen.


    Die Sporen sind recht schlank und deutlich phaseoliform, etwa 8-9 x 4-5 µm.



    Cheilozystiden obtus oder subakut, aber auf keinen Fall so spitz wie Örstadius es bei Ps. pennata darstellt.


    Pleurozystiden teils kopfig, obtus oder subakut. Aber auch nicht richtig spitz.


    Sorry für die schlechten Mikrobilder, es war etwas spät gestern als ich das bearbeitet habe.

    Ich mache dann nochmal bessere Präparate.


    Diese gekrümmten Sporen und Zystiden passen nicht zu Ps. pennata.

    Wenn ich nach Örstadius schlüssele, lande ich im Nirwana bei noli-tangere oder trivialis.


    Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen?


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Dank des vielen Regens konnte ich am Dienstag in den Pfynwald, der zu dieser Jahreszeit normalerweise knistertrocken ist.

    Ich erstelle dort über 6 Jahre ein Pilzinventar, deshalb sind solche Gelegenheiten sehr wertvoll.


    Zunächst ging es in einen kleinen Bruchwald mit Pinus, Picea, Salix, Betula, Populus, wo die Feuchtigkeit etwas länger anhält.

    Entsprechend gut war die Ausbeute (ich zeige nicht alles):


    1:

    Wenn man ein Inventar macht, sollte man auch alles mitnehmen. Kleine Telamonien sind meistens unbestimmbar.


    DIe Sporen sind recht klein und grob warzig.


    Die Funga Nordica führt mich in die Irre. Im AdC gibt es einen Cortinarius ovoideosporus ad int., der passt recht gut, auch das Habitat.

    Naja, das ist keine belastbare Bestimmung. Das Ding geht in die Sequenzierung.



    2:

    Dieser Rötling ist etwas knifflig. Der Hut ist deutlich hygrophan. Die Hutmitte ist irgendwie striegelig-schuppig.


    Die Sporen sind heterodiametrisch, meistens 9-10 µm lang.

    Die Basidien sind bunt gemischt 1-, 2- und 4-sporig, ohne Schnallen.


    Die HDS ist eine Kutis, in der Mitte mit Übergang zu einem Trichoderm in Form von schmal keuligen, büscheligen Zellen.


    Ausserdem sind die Hyphen deutlich inkrustiert.


    Es ist wohl etwas aus der Gruppe um Entoloma fernandae.

    E. fernandae hat aber deutlich kleinere Sporen, mikroskopisch würde Entoloma acidophilum am besten passen.

    Leider gibt es kaum glaubhafte Bilder von dieser Art.



    3:

    Ja, das Foto ist schrecklich. Diese glimmerigen Pilzchen rochen kräftig nach Geranien. Geschmack absolut mild.


    Die Sporen sind recht recht kurz und breit, eher schwach warzig.


    Die Zystiden sind halt so, wie sie bei vielen Erlenschnitzlingen sind.


    Die HDS war schwer analysierbar, aber sicher eine Kutis mit deutlich differenzierter Subkutis.

    Vermutlich gibt es für diese HDS-Struktur einen ganz bestimmten Namen, Moreau macht eine halbe Wissenschaft daraus.


    Ich komme auf Alnicola geraniolens, wenn niemand einen besseren Vorschlag hat.



    4:

    Helvella fibrosa ist immer wieder ein schöner Anblick.



    5:

    Mycena renati ebenfalls.



    6:

    Ein einzelner Dachpilz an Holzresten im Boden.


    Die Sporen sind relativ gross für die Sektion Pluteus.


    Cheilozystiden: Meistens schmal keulig


    Hakenzystiden um 20 µm breit.


    HDS mit vielen Schnallen und meist verjüngten Endzellen.


    Es gibt da drei sehr ähnliche Arten. Ich konnte die Holzart nicht feststellen, das macht es noch schwieriger.

    Aber alles in allem passt Pluteus primus am besten.



    7:

    Ein kleinhütiger Weichritterling. Das Stielfleich wird zur Basis dunkelbraun.


    Sporen eher klein und breit elliptisch.


    An der Schneide mit zahlreichen urticiformen Zystiden.


    Nach dem Schlüssel von Antonin et al. komme ich auf Melanoleuca graminicola, aber ohne Gewähr.



    8:

    Ein Scheinhelmling auf Nadeln.


    Der hat ganz lange, schmale Sporen.


    Zystiden waren schwer zu finden, was mich ziemlich verwirrt hat.


    Die HDS hat viele kurze, divertikulate Elemente. Aber keine auffälligen Pileozystiden.


    Habitat und Mikromerkmale führen zu Hemimycena gracilis.




    Dann noch zwei Sachen aus anderen Habitaten.


    9:

    Dieser Kahlkopf wuchs bei auf pflanzlichen Resten, vielleicht auch Holzresten. Dort gab es Pinus, Picea, Betula.


    DIe Sporen sind dickwandig und klein für die Gattung. Nur vereinzelt schwach rhomboid.


    Cheilozystiden lageniform.


    Anhand des Standorts denke ich, dass es Deconica xeroderma ist.



    10:

    Ein kleiner, nabelingsartiger Rötling. Habitat auf sandigem, fast nacktem Boden.


    Die Sporen sind subisodiametrisch und kleiner als 9 µm. Basidien 4-sporig, ohne Schnallen.


    An der Schneide gibt es viele Cheilozystiden.


    HDS grob inkrustiert, im Zentrum trichodermal.


    Diese Gruppe von Rötlingen ist schwierig. Ich tendiere zu Entoloma phaeocyathus.


    So, ich denke das reicht für heute.


    Gruss

    Raphael

    Hallo zusammen


    Ja, früher wurde vieles Entoloma corvinum genannt, was eigentlich eine andere Art ist.

    So war E. corvinum auch in allen gängigen Pilzbüchern falsch drin, und folgerichtig sind vermutlich die meisten Kartierungen auch falsch.

    Da können die lieben Kartierer nichts dafür, sie haben halt nach der verfügbaren Literatur bestimmt und damit unbewusst Folgefehler gemacht.


    Das, was bisher überall E. corvinum genannt wurde, heisst jetzt Entoloma porphyrogriseum:


    Das echte Entoloma corvinum ist wie Björn schreibt eine alpine Art und anscheinend extrem selten.

    Der Epitypus ist im neuen Buch über alpine Pilze (Armada, Bellanger & Moreau 2023) abgebildet und beschrieben.


    Zu den gezeigten Rötlingen sage ich sonst nichts, makroskopisch ist das alles nur Raterei.

    Es sind schöne Kollektionen, wäre spannend die genauer zu untersuchen.

    Aber ohne Mikroskop lässt man sie am besten stehen, gerade die Arten im Offenland sind oft gefährdet.


    Auf die Farbe ist bei Rötlingen übrigens wenig Verlass, es gibt Arten die ganz verschiedene Farben haben können.

    So kann E. porphyrogriseum blau, grau, braun, schwarz oder sogar rosa sein.

    Das gleiche gilt für E. serrulatum, dessen rosa Variante früher E. callirhodon hiess.


    Gruss Raphael

    Hallo Björn


    Ja das ist mir schon öfter aufgefallen. Ich habe immer wieder Kollektionen, wo die Sporen < 12 µm sind im Schnitt.

    Aber alles andere passt zu hirtipes wie die Faust aufs Auge. Kann mir das auch nicht erklären.

    Aber weil die Sporen stets im Bereich des "Erlaubten" waren und nichts anderes in Frage kam, habe ich da nie viel drum gegeben.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Im Zuge einer Arbeit an Panaeolus s.l. hat eine italienische Arbeitsgruppe eine neue Gattung Staktophyllus geschaffen.

    Hier: Consiglio, G; Marchetti, M. 2024. Contributo alla conoscenza del Genere Panaeolus sensu lato. Rivista di Micologia. 66(3):209-286


    Dazu gehört in unseren Breitengraden nur eine Art:

    Staktophyllus guttulatus (Bres.) Consiglio, M. Marchetti & Vizzini, Riv. Micol. 66 (3): 271 (2024)

    (= Panaeolus guttulatus Bres. 1883)


    Die neuen Namen sind offenbar nach nomenklatorischen Regeln noch ungültig, das ist aber nur eine Formalität welche die Autoren sicher baldmöglichst korrigieren werden.


    Staktophyllus guttulatus


    Dieser eine Düngerling war immer ein Spezialfall in der Gattung Panaeolus, aufgrund der Zystiden mit öligen Ausscheidungen.


    Gruss Raphael

    Bei Conocybe pulchella tendiere ich aufgrund von Sporengröße und Standort eher zu C. subpubescens.

    Hallo Karl


    Hm, das ist wirklich schwierig zu entscheiden. So richtig im Wald wuchsen sie nicht, es war nur eine Zeile Bäume zwischen Weg und Wiese.

    Die Sporenmasse überschneiden sind nach FE11. Aber es stimmt, für C. pulchella sind meine Sporen im Schnitt eher am unteren Ende.

    Der sehr zarte Habitus (alle Hüte kleiner als 15 mm) spricht wieder mehr für pulchella.

    Da fällt es mir schwer, eine solide Entscheidung zu treffen.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Es hat etwas gedauert, aber nun habe ich eine Antwort erhalten.

    Hygrophorus subviscifer und spodoleucus sind offenbar zwei gute Arten.

    Meine Kollektion ist Hygrophorus spodoleucus. Hygrophorus subviscifer wäre dunkler. Ansonsten wohl sehr ähnlich.


    Gruss Raphael

    Deine Morchel (1. Bild unter 11) erinnert mich an Morchella deliciosa mit den dunklen Farben und den runden, geschwungenen Waben, die teils die Rippenstruktur "unterbrechen".

    Hallo Sebastian


    Kann gut sein, ich habe die Morcheln nicht genauer angeschaut. Einzelexemplare lohnen sich ohnehin selten.



    12 Fichtenzapfenhelmlinge?

    Halb richtig:


    Hier wuchsen Mycena plumipes und Strobilurus esculentus Seite an Seite.

    Von oben konnte man den Unterschied nur anhand der Hutform erahnen.



    Oh, wie interessant, den kenne ich nicht. Ich wäre an einer Quellenangabe sehr interessiert.

    Antonín et al 2023. Two new European species of Melanoleuca (Fungi, Agaricales) with comments on the M. graminicola group. Systematics and Biodiversity. 21(1, no. 2218375)


    Preprint gibt es hier:

    https://www.researchgate.net/publication/366842815_Melanoleuca_monticola_and_M_romanensis_two_new_European_species_of_Melanoleuca_and_comments_to_M_graminicola_group

    Den fertigen Artikel kann man auf Researchgate anfordern.


    Damit man wirklich damit arbeiten kann, braucht man auch die anderen Melanoleuca-Papers von Antonin et al. der letzten Jahre mit den vollständigen Beschreibungen und Synonymisierungen.


    Gruss Raphael

    Schlussendlich noch drei Risspilze, mit denen ich mich lange abgemüht habe.

    Aber ohne die Hilfe von Ditte geht es wohl nicht. Ich warte sehnsüchtig auf den Schlüssel :)


    20:

    Diese hier wuchsen in der Nadelstreu von Pinus und Picea, auf Kalk. Sie hatten allesamt diesen stumpfen Buckel.

    Geruch schwach, unauffällig.



    Sporen: 8.6-10.0-11.9 x 5.6-6.0-6.6 µm, Q = 1.47-1.67-1.90



    Cheilozystiden etwa 64-88 x 14-20 µm. Einzelne mit sandigem Hals. Pleurozystiden ähnlich.


    Im oberen Drittel zahlreiche Kaulozystiden.


    Ich bin nicht sicher wie wichtig diese kräftige Hutfarbe ist. Je nachdem komme ich in die Nähe von I. glabripes, virgatula oder I. auricoma.

    Aber so richtig passt mir keine von beiden.



    21:

    Dieser hier wuchs auf praktisch nackter Erde. Geruch spermatisch.



    Sporen: 9.6-10.7-12.0 x 5.8-6.5-7.1 µm, Q = 1.43-1.64-1.82



    Cheilozystiden: 52-81 x 13-19 µm


    Kaulozystiden auf der ganzen Stiellänge vorhanden.


    Es ist wohl irgendwas aus der Gruppe um Inocybe leiocephala, subpaleacea. Die Sporen sind aber für die meisten Arten eine Spur zu gross.



    22:

    Diese hier wuchsen in der Nadelstreu bei Pinus, Picea und Larix. Geruch schwach fruchtig.




    Sporen recht gross: 9.7-11.3-12.8 x 5.7-6.1-6.7 µm, Q = 1.66-1.84-2.04



    Zystiden schlank gestielt, mit zahlreichen Parazystiden, 60-88 x 16.23 µm.


    Kaulozystiden nur im oberen Stieldrittel.


    Mit den gängigen Schlüsseln lande ich immer wieder irgendwo bei virgatula oder fuscidula/glabripes, die aber alle deutlich kleinere Sporen haben.

    Fazit: Ich habe keinen valablen Vorschlag was sein sein könnte.


    Bin gespannt, ob sich das per Ferndiagnose etwas machen lässt.


    Viele Grüsse

    Raphael

    also, nun noch ein paar Nichtdungpilze.


    8:

    Dieses Samthäubchen wuchs in der Nadelstreu bei Pinus und Picea. Ich habe es als Conocybe pulchella bestimmt.


    Sporen mittelgross, mit deutlichem Keimporus.


    Cheilozystiden unauffällig, wie immer.


    Stielbekleidung gemischt aus lecythiformen Kaulozystiden und anderen Elementen.


    HDS mit einzelnen schlanken Pileozystiden.



    9:

    Gymnopus ocior. Schon makroskopisch mit den gelben Farbtönen gut ansprechbar.

    Die wuchsen nicht im Wald, sondern auf der Pferdeweide etwas abseits vom Dung bei Populus tremula.


    10:

    Für Lyophyllum deliberatum eigentlich etwas früh im Jahr, vor allem auf 1800m wo vor vier Wochen noch Schnee lag.


    Aber mit diesen rautenförmigen Sporen kann es nichts anderes sein.



    11:


    Die beiden Spitzmorcheln durften stehen bleiben.


    12:

    Ein Rätsel, falls jemand Lust darauf hat. Was seht ihr hier?



    13:

    Marasmius oreades. Sie rochen untypisch nach Thymian, liegt wohl am Habitat.



    14:

    Weichritterlinge scheinen ein gutes Jahr zu haben. Diese hier wuchsen in der Nadelstreu bei Pinus und Picea.

    Die Bestimmung ist ja immer so eine Sache. Die Gattung ist zwar inzwischen recht gut bearbeitet, aber einfach wird das wohl nie sein.

    Für die Arten mit Brennhaar-Zystiden gibt es nun immerhin einen aktuellen Schlüssel.

    Dieser führt mich zu Melanoleuca fontenlae.


    Sporen breit elliptisch, ansonsten halt typische Melanoleuca-Sporen.


    Ich brauchte drei Präparate, bis ich endlich Cheilozystiden fand. Pleurozystiden gab es keine.


    Kaulohymenium mit echten Zystiden und zahlreichen keuligen Elementen.



    15:

    Noch ein Weichritterling. Der Hut ist mehr grau, das muss nichts heissen. Aber der Stiel ist stark faserig.

    Hier habe ich noch keine richtig gute Bestimmung. Vielleicht Melanoleuca favrei, sonst passt nichts so richtig.


    Sporen wieder ähnlich.


    Dieses Mal waren die Cheilozystiden einfach zu finden. Pleurozystiden keine.


    Echte Kaulozystiden konnte ich nicht finden, nur keulige Elemente.



    16:

    Weichritterling Nr. 3. Hier könnte man anhand der gelblichen Lamellen einfach mal Melanoleuca cognata dran schreiben.

    Aber es ist was völlig anderes, vermutlich Melanoleuca paedida.


    Sporen wieder sehr ähnlich wie vorher.


    Massenhaft Brennhaar-Zystiden an der Schneide.


    Und dieser hier hat auch zahlreiche Pleurozystiden.


    Am Stiel nur keulige Elemente.



    17:

    Eine kleine Telamonia in der Nadelstreu. Mit Geruch irgendwo zwischen fruchtig und pelargoniumartig.

    Ich meine das gehört irgendwo in die Gruppe um Cortinarius diasemospermus.


    Sporen schlank und fein warzig.



    18:

    Noch eine grössere Telamonia. Geruch schwach aber angenehm, unspezifisch.

    Was es ist? Keine Ahnung, nach dem AdC komme ich auf Cortinarius ochraceosafranopes ad int., zu dem es aber kaum Literatur gibt.

    Ein Fall für die Sequenzierung.


    Sporen jedenfalls grob warzig und auch eher schlank.



    19:

    Eine rätselhafte Telamonia bei Pinus, Picea und Betula. Einiges spricht für Cortinarius vernus, aber die Fruchtkörper sind viel zu kräftig.

    Geruch am Standard stark nach Rettich, später eher fruchtig, mit Pelargoniumkomponente oder sogar etwas spermatisch.

    Einen brauchbaren Vorschlag habe ich nicht.


    Sporen grob warzig.


    So, bald habt ihr es überstanden. Es folgen dann noch drei Risspilze.

    Hallo zusammen


    Am Freitag wollte ich eine kleine Wanderung machen, und dabei ein wenig nach Pilzen Ausschau halten.

    Es endete damit, dass ich die meiste Zeit kauernd vor in einer völlig unerwarteten Pilzvielfalt verbrachte.


    Der Weg startete in einem trockenen, steilen Kiefernwald. Dort gab es kaum Pilze, dafür aber umso mehr auf einer Waldlichtung, die als Pferdeweide dient.

    Hier machte ich einen ungeplanten Exkurs in die Coprophilie:


    1:

    Hiermit konnte ich vor Ort nicht viel anfangen. Irgendwie war mein Verdacht, es könnte ein Ackerling sein.

    Auffällig ist der weiss gesäumte Hutrand.

    Schlussendlich kam ich auf Agrocybe fimicola, für die offenbar genau diese weissen Velumreste typisch sind.


    Die Sporen passen gut zur pediades-Gruppe.


    Die Basidien sind rein 1- und 2-sporig.


    Zystiden irgendwie lageniform, oft kopfig.



    2:

    Eine schnell ausblassende Conocybe auf altem Mist. Es dürfte Conocybe rickenii sein:


    Sporen recht gross für die Gattung.


    Basidien 1- und 2-sporig.


    Die Cheilozystiden sind meistens recht nutzlos bei der Bestimmung von Samthäubchen.


    Wichtig ist die Stielbekleidung, hier gab es einzelne lecythiforme Elemente.



    3:

    Diese kräftig braunen Kahlköpfe gab es reichlich: Deconica coprophila.


    Sporen in KOH


    Cheilozystiden dicht gedrängt.



    4:


    Diesen Düngerling mit Velumresten am Hut gab es massenhaft. Man beachte den schuppig aufreissenden Hut.

    Mit der dunklen Farbe müsste es eigentlich Panaeolus papilionaceus sein. Aber mal schauen:


    Die Sporen passen, gross und hexagonal.


    Aber die Cheilozystiden sind allesamt kopfig und recht kurz.


    Obendrein hat er bis etwa 200 µm von der Schneide entfernt auch zahlreiche Pleurozystiden.


    Alles in allem finde ich, dass Ludwig's Varietät Panaeolus papilionaceus var. capitatocystis recht gut passt.

    Nur diese Pleurozystiden passen irgendwie gar nicht...


    5:

    Der hier ist wenigstens schon makroskopisch ansprechbar. Panaeolus semiovatus.


    Sporen gross und stark abgeplattet.


    Cheilozystischen lageniform.



    6:

    Dieser Düngerling war irgendwie schwierig.

    Am besten scheint mir Panaeolus subfirmus zu passen, den ich mir aber eigentlich kräftiger vorstelle.


    Sporen zitronenförmig und abgeplattet.


    Cheilozystiden lageniform und etwas kopfig, keine Pleurozystiden.



    7:

    Schliesslich noch ein Dungträuschling. Davon gibt es ja leider mehrere, die man nur mikroskopisch unterscheiden kann.

    Und meistens ist es dann wieder und wieder die gleiche häufige Art (semiglobata).

    Aber dieses Mal hatte ich Glück, es ist Protostropharia dorsipora.


    Leicht zu erkennen an dem stark exzentrischen Keimporus.


    Cheilozystiden flaschenförmig.


    Chrysozystiden selten, aber man findet welche.



    So weit erstmal die Dungpilze, am Nachmittag folgt dann der Rest.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Ich zeige euch hier mal die vermutlich längste Zystide der Welt.


    Heute beim Mikroskopieren eines Risspilzes sah ich dieses Objekt, das ich zunächst für einen Fremdkörper hielt:

    (hier 100fach vergrösstert)


    Bei genauerem Hinsehen zeigt es aber die gleich KOH-Reaktion wie die normalen Zystiden und hat sogar die typischen Kristalle am Apex.

    Und es entspringt direkt an der Lamellenschneide.


    Habe mal grob gemessen, das Ding ist etwa 1 mm lang.


    Ist das eine mutierte Zystide oder doch etwas völlig anderes?


    Gruss Raphael

    hier:


    Stropharia und Hypholoma sind mit Pholiota sogar näher verwandt als Kuehneromyces. Würde man nicht denken...


    A phylogenetic assessment of Pholiota and the new genus Pyrrhulomyces

    En-Jing Tian et al. Mycologia. 2021


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Index/Species fungorum ist keine geeignete Referenz um herauszufinden, welcher Name gerade "gültig" ist. Oft stimmt das was da steht, aber halt nicht immer.

    Diese Datenbanken werden von keinem allwissenden Gremium kuratiert, da sind jede Menge Fehler drin.


    Kuehneromyces als eigene Gattung ist aber molekular bestätigt, müsste jetzt die Publikation suchen wenn es jemand genauer wissen will.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Ich greife mal dieses alte Thema auf, weil es immer wieder aktuell ist.

    Inzwischen nutze ich ChatGPT sehr viel für Übersetzungen. Das Ergebnis ist sprachlich zwar nach wie vor recht erbärmlich, aber immerhin versteht man fast alles.

    Die neue GPT-Version formatiert sogar ungefragt unübersichtliche Pilzschreibungen, die man in Zeitschriften ohne Absätze oder hervorgehobene inline-Titel findet:


    Zitat



    Nun ist ja GPT 4.0 herausgekommen.

    Version 3.5 behauptete noch steif und fest, der Kahle Krempling würde in die Gattung Gyromitra gehören. Davon liess er sich mit nichts abbringen.

    Nun schauen wie mal, wie Version 4 sich mit Pilzen auskennt:


    Zitat


    ok, da kann man nicht viel gegen sagen. Versuchen wir was anders:

    Zitat

    Ui, er ist nicht in meine Falle getappt. Schauen wir mal weiter:


    Auch nicht so schlecht, mancher Beitrag hier im Forum ist ungenauer und oberflächlicher.

    Lustig ist, dass die AI offenbar meinen Tippfehler akzeptiert und ebenfalls verwendet.


    Und jetzt die Challenge:

    Da kann man jetzt auch nicht wirklich etwas gegen einwenden, die Antwort ist genauso vorsichtig wie sie sein soll.

    Im Gegensatz zu den landläufigen Apps kommt keine klare Bestimmung, sondern ein Vorschlag mit entsprechender Warnung.

    Und ja, natürlich sind es Stockschwämmchen:





    Disclaimer:

    Liebe Hobby-Mykologen. Nur weil ChatGPT hier die richtige Vermutung geäussert hat, heisst das nicht dass man damit nun sicher Pilze bestimmen kann. Vertraut der künstlichen Intelligenz nicht, wenn ihr Pilze essen wollt! Lasst euch beraten!

    Fazit: Der Fortschritt ist spürbar, ich bin gespannt wo wir da in 10 Jahren stehen.

    Probiert es mal selber aus, es macht Spass damit herumzuexperimentieren.


    LG Raphael

    Hallo Marco


    Zuerst einmal willkommen im Forum.


    Solche kleinen braunen Pilze sind nur selten anhand eines Fotos bestimmbar.

    Ich vermute es sind Samthäubchen, vielleicht Conocybe moseri. Dazu würden die eher düstere Hutfarbe und der Standort passen.

    Aber es gibt andere ähnliche Arten, die man so nicht unterscheiden kann.


    Bei einem Düngerling müssten die reifen Lamellen marmoriert sein, das meine ich auf deinen Bildern nicht zu erkennen.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Gestern war ich über fünf Stunden unterwegs. Auch wenn pilztechnisch nicht viel los ist, kommen dann doch ein paar Sachen zusammen:


    1:

    Diesen Faserlingen hat die Sonne schon etwas zugesetzt, aber einen Versuch war es wert.

    Am Standort hatte ich die Vermutung, dass es vielleicht Coprinopsis (Psathyrella) marcescibilis sein könnte.

    Mal schauen:


    Sie haben sehr grosse Sporen für die Gattung, bis über 14µm lang.


    Die Cheilozystiden sind meist zylindrisch-keulig und oft etwas kopfig.

    Pleurozystiden konnte ich trotz eifriger Suche nicht finden.


    Mit einer gewissen Restunsicherheit aufgrund der eher untypischen Zystidenform bleibe ich bei Coprinopsis marcescibilis.



    2:

    Noch eine Psathyrella, schon fast in erbärmlichem Zustand. Aber ich wollte ihr eine Chance geben.


    Sporen typisch für die Gattung , mit eher undeutlichem Keimporus.


    Die Schneide ist dominiert von keuligen Parazystiden, dazwischen nur einzelne echte Cheilozystiden.


    Pleurozystiden stumpf utriform


    Alles in allem scheint es eine "normale" Psathyrella spadiceogrisea (Ps. albescens ss. Voto 2019) zu sein.



    3:

    Ein Risspilz, über den ich mich sehr gefreut habe. Es ist die erste lohnende Risspilz-Kollektion dieses Jahr.

    Habitat: Bei Picea auf Kalk, ca. 750m.


    Im Schnitt rötet er etwas.


    Die Sporen sind recht gross. Ich habe noch nicht brav nach Schulbuch ganz viele gemessen. Etwa 13.2-14.6 x 7.3-8.1 µm.


    Cheilozystiden gross, büschelig, zylindrisch oder keulig. Keine Pleurozystiden.


    An der Stielspitze findet man auch ähnliche Kaulozystiden.


    Nun bleibt noch zu erwähnen, dass die Pilze am Standort schön fruchtig gerochen haben.

    Zu Hause während der Untersuchung wandelte sich das aber zu einem penetranten Fischgeruch.

    Damit sollte es wohl Inosperma pisciodorum sein.



    4:

    Diese Lorchel finde ich andauernd im Frühjahr: Helvella confusa.


    Wird mikroskopieren bringt da nicht viel. Die Sporen sehen halt auch wie Helvella-Sporen.


    Paraphysen in Wasser.



    5:

    Schliesslich noche in einzelner Becherling.


    Die Sporen sind recht gross und glatt.


    Asci in Lugol mit amyloider Spitze.


    Im Moment vermute ich, dass es auf Peziza granulosa rausläuft. Aber vielleicht hat jemand eine bessere Idee?


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Danke für all die Antworten :thumbup:



    Was auch noch auffällt ist die Beschreibung Hut deutlich durscheinend gestreift.

    Der Hutrand war bei meinen Exemplaren bis etwa 1/3 gerieft, aber nicht sehr deutlich. Zwischen den Runzeln und den dunklen Fasern sieht man es kaum.

    Aber ja, die Fruchtkörper waren halt nicht mehr ganz frisch. Dadurch gerät man schnell auf eine falsche Fährte.


    Die Bilder von Meusers wirken wieder völlig anders als das was ich habe. Der Buckel ist viel schmaler als das was ich aus Romagnesis Beschreibung erwarte.

    Die Pleurozystiden passen auch nicht so richtig zu meiner Kollektion.


    Im nächsten Winter weiss ich vielleicht mehr, habe ihn mir schon für eine Sequenzierung vorgemerkt. Würde mich aber nicht überraschen, wenn das es keine Sequenz gibt weil die Fruchtkörper schon etwas alt sind.


    Lg Raphael

    Hallo Werner


    Ja das ist möglich. Pluteus mammifer gehört ja auch in die Gruppe und der Buckel ist das wichtigste Merkmal. Denkbar, dass das nur eine Wuchsanomalie ist und gar keine gute Art.


    Gruss Raphael

    Hallo Sebastian


    Ach natürlich meinte ich romellii, nicht leoninus. War schon spät gestern.


    Die Zystidenform passt nicht so richtig zu romellii, auch die anderen Arten aus dem Paper passen irgendwie nicht. Leider wurde mammifer noch nicht molekular untersucht, soweit ich weiss.


    Auf die Farben kann man sich wohl gar nicht verlassen in der Gruppe...


    Gruss Raphael

    Hallo Sebastian


    Danke für die ausführliche Rückmeldung.


    Ja, ohne Typus-Sequenzen fischt man da etwas im Trüben...

    Die Autoren dieser Zeit bildeten die Synonyme aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer persönlichen Meinung, welche Merkmale in der jeweiligen Gattung arttrennend sein könnten.

    Da hatte natürlich jeder Mykologe eine etwas andere Meinung, aber eine andere Möglichkeit gab es einfach nicht. Das führt dann zu solchen verwirrenden Arten-Komplexen wie hier.

    Um das zu lösen, hilft nur eine Sequenzierung des Typus-Materials. Oder einen neuen Typus festlegen, wenn kein brauchbares Material verfügbar ist.


    Ich habe Irja Saar kontaktiert. Fürs erste hat sich mein Verdacht bestätigt. Bei UNITE gibt es verschiedene Sequenzen von Kollektionen, die als H. subviscifer bestimmt wurden.

    Dahinter verbergen sich aber mindestens zwei Arten, weshalb "meine" Art dort keinen Namen hat.

    Ob dafür irgendwann die Namen spodoleucus und subviscifer verwendet werden können, bleibt abzuwarten.

    Ansonsten wurde ich an Ellen Larsson weiterverwiesen, wo ich noch auf eine Antwort warte. Es bleibt spannend.


    Publikation:

    Da gab es 2021 ein Paper in der Persoonia 46, das hast du sicher schon. Dem verdanken wir die Tatsache, dass es nun zwei Wohlriechende Schnecklinge gibt.

    Ok, da wurde noch nicht die ganze Gattung bearbeitet. Neuere Sachen gibt es wohl nicht.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Heute habe ich verzweifelt versucht, Pilze zu finden. Längere Zeit musst ich mit einem Scheibchen-Tintling begnügen, der sich als schnöde Parasola plicatilis entpuppte.

    Gegen Ende fiel mir dann das hier auf:


    Ja, ich weiss, die sind schon etwas hinüber. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen.
    Beide Fruchtkörper haben einen auffälligen Buckel. Der Stiel ist blassgelb.

    Sie wuchsen terrestrisch ohne erkennbare Verbindung zu Holz.



    Die Sporen sind fast rund.


    Cheilozystiden spärlich, oft sehr voluminös, elliptisch oder breit keulig.


    Pleurozystiden spärlich, schlank, fast zylindrisch, schwach kopfig


    HDS hymeniform, ohne Überraschung für diese Gruppe von Dachpilzen.


    Mit diesem markanten Buckel und den Mikromerkmalen komme ich Pluteus mammifer. Das Portrait bei Ludwig passt recht gut.

    Oder bilde ich mir da etwas ein und es ist einfach nur ein untypischer Pluteus romellii?


    LG Raphael