Hallo nochmal,
ja die Phlegs sind gar nicht mal so einfach.
Ich habe mir nochmal die real existierenden Phlegmacioides (Variecolores) zu Gemüte geführt. Wir haben es da mit 32 Taxa zu tun, einige erst 2014 neu als Art erkannt und beschrieben. Davon existieren in Deutschland sicherlich über 20 Arten, Bei einigen weiß man es aber schlicht noch nicht, wie groß ihr Verbreitungsareal ist.
Will sagen, es bleib oft ein Bestimmungs-Restrisiko!
Schaut man sich die Literatur an, so erkennt man, wie Uwe das am Beispiel von 123-Pilze ausgeführt hat, dass da vieles durcheinander gegangen ist, vieles einfach kopiert (klar, man kannte im letzten Jahrhundert noch nicht diese Artenvielfalt) worden ist und man darf da keinem Mykollegen einen Vorwurf machen. Ich habe mir gottseidank eine Kladde angelegt, in der sich nur Infos zu sequenzierten Aufsammlungen befinden, die anderen sind raussortiert!
Trotzdem reichen die Sporen bei C. patibilis, selbst bei diesem sequenziertem Material von 9,2-12 x 5-6,3µm, bei pseudonaevosus von 10-13,5 x 5,5-7,7µm. Es gibt also einen gewaltigen Überlappungsbereich. Wenn man nun die unterschiedlichen Meßfähigkeiten der Kollektoren berücksichtigt, so scheint es aber doch so zu sein, dass die patibilis-Sporen etwas kürzer und schmaler sind, die Sporenform dazu mehr amygdaloid, bei pseudonaevosus mehr zubzitriform.
Der Standort der beiden Arten ist vergleichbar, auch die frühe Erscheinungszeit. Auffällig bei patibilis ist allerdings das starke Bräunen am ganzen Fruchtkörper, besonders am Stiel, was ich sonst nur bei der Laubwaldart C. chromataphilus (sabuletorum, daulnoyae ss. franz. Mykol.) beobachtet habe. Damit scheidet wohl patibilis für Deinen Fund, Claudia, aus.
Eine Art mit früher Erscheinungszeit haben wir bislang noch nicht in Betracht gezogen: C. balteatus. Die Huthautstruktur (vgl. CFP, C60) ist vergleichbar, am Hutrand etwas faserfilzig. Er bräunt fast nicht, und es gibt Formen ganz ohne Blautöne (wie bei fast allen Phlegmacioides!!!), siehe AdC Pl. 156 (C. subopimus) und auf Hias' Schwammerlseite Nr. 55 (2014), beides sequenzierte Kollektionen.
Damit ist jetzt ein weiterer Vorschlag in den Ring geworfen, mit dem der Fund verglichen werden sollte.
Andreas, sei mal nicht so bescheiden, Für mich gehörst Du wohl zu den besten Cortinarienkennern in Deutschland!
herzliche Grüße in die Runde
Günter