Beiträge von Sebastian_RLP

    Sehr gut aufbereitet Sebastian!

    Ich käme jetzt gar nicht auf die Idee, eine Art, die makroskopisch doch recht einfach zu erkennen ist, nochmal unters Mikro zu werfen.

    Dank dir Harald, für mich spielen da tatsächlich zwei weitere Aspekte eine Rolle. Zum einen sind die Mikrostrukturen bei der Gattung ja durchaus ein Erlebnis. Das hat schon etwas Ästhetisches. Andererseits finde ich es gerade gut, sichere Arten mal zu mikroskopieren zu Lernzwecken. So kann man das Beschriebene sicher mit dem Gesehenen abgleichen und hat später eine bessere Vorstellung bei weniger leicht zu trennenden Arten.


    LG Sebastian

    So, der Stefan hatte mir ein Exsikkat des Hutes zugeschickt, und ich habe ihn nun mikroskopiert. Die ersten Versuche waren etwas frustran, er wollte einfach keine Zystiden zeigen, nachdem ich das Exsikkat nun vorab aber 15min in Wasser eingeweicht habe und dann nochmal ordentlich gezupft und gequetscht habe, hat er sich doch noch entblößt und hat mir seine Brennhaarzystiden gezeigt :love:.


    Harald, du hattest absolut den richtigen Riecher, auf Basis der Erscheinungszeit und der Mikrobefunde in Zusammenschau mit den Makromerkmalen darf man wohl M.brevipes bestätigen.


    Geschlüsselt habe ich mit Münzmey.


    Sporen ca. 8-9x5µm, rauh, ellipsoid mit Ölkern.

    Brennhaarzystiden mit 40-45µm, septiert (unterhalb dickbauchig)



    M. brevipes habe ich bei mir noch nicht gefunden. Ein befreundeter Mykologe erklärte mir, dass diese Ortshäufig vorkommen können, in anderen Regionen wie unserer aber durchaus fehlen. Daher danke nochmal für die Zusendung. Ich finde die Gattung sehr spannend und konnte jetzt noch den anderen Weichritterling bei uns finden, welcher im Frühjahr vorkommt. M.cognata, habe Bilder und Beschreibung parallel eingestellt ... siehe hier: Melanoleuca cognata


    Der zeigt andere Farben und Zystiden, die Sporen weichen gar nicht so arg ab.


    Beste Grüße Sebastian

    Hallo zusammen,


    ich habe gestern drei frische Fruchtkörper eines Weichritterlings finden können. Aufgrund der Farben des Stiels, des Hutes und der Erscheinungszeit habe ich direkt auf den Frühjahrsweichritterling Melanoleuca cognata getippt. Die Mikroskopie bestätigt die Art. Ein wirklich interessante Gattung. Neulich wurde hier von Stefan. M. brevipes präsentiert, welcher ebenso zu dieser Jahreszeit wächst allerdings statt großer dickbauchiger lageniformer Zystiden kleinere Brennhaarzystiden zeigt. Dazu weiter unten mehr ...


    Zuerst also die Eckdaten zu M. cognata.


    Stattlich am Wegrand zwischen Schotter ragten drei Fruchtkörper hervor. Unter dem Schotter sicher altes Holz (Art?), welches zur Befestigung der Wegböschung dort eingebracht ist. Bäume eher sehr entfernt: Douglasie und Buche, noch weiter Esche.


    Auffällig waren die schönen Farben, der Stiel schon fast dezent leuchtend orange. Hüte Orangebräunlich mit dunklerer Mitte und typischer Form. Lamellen creme bis blassgelb. SPP jedoch weiß!

    Stielfleisch im Grunde weiß bis zur Basis. Lamellen ausgebuchtet angewachsen, eng.



    Sporen: ellipsoid ((ovoid)), rauh bis warzig mit Ölkern.

    Sporenmaße:

    # Länge Breite Q. Fläche (L*B)

    min 7,51 4,48 1,52 34,92

    max 9,72 5,66 1,82 52,39

    mittel 8,37 4,97 1,69 41,69



    Mikromerkmale:


    Hymenialzystiden ca. 55µm Länge, unseptiert, dünnwandig (0,2µm), dickbauchig (bis 18µm), deutlich beschopft.



    Basidien 4-sporig:



    Stielspitze deutlich bereift, so zeigen sich dort zahlreiche Kaulozystiden:


    Herzliche Grüße

    Sebastian

    Hallo Christian,


    ich habe hier bei uns in der näheren Umgebung (nördliches RLP) fünf Morchelplätze, die ich jetzt (bis auf einen) seid fünf Jahren kenne (fünftes Frühjahr). Drei mit Morchella esculenta, einer wo sowohl Morchella esculenta als auch Käppchenmorcheln und einer wo nur Käppchenmorcheln wachsen. Ich habe Sie zu den entsprechenden Jahreszeiten sehr dicht frequentiert, da mich sehr interessiert hat, wie die Morcheln kommen und welche Einflüsse Wetter, Trockenheit usw. haben. Zwei Beobachtungen sind mir hier aufgefallen:

    Es geht mit der Esculenta hier eigentlich immer ziemlich genau Mitte April los. Das Foto von heute ist das frühest im Jahr datierte, welches ich an diesen Plätzen je schießen konnte und zeigt ganz junge Fruchtkörper. Zudem zeigt sich an den anderen vier Plätzen (noch) nichts, habe heute alle fünf Plätze besucht. Ich gehe davon aus, dass sich das im Laufe der nächsten Woche(n) ändert. Im vorletzten Jahr war es ähnlich, da ging es an einem der anderen Plätze am 14. April los. Also, zeitlich sehr konstant und ortstreu.

    Die zweite Beobachtung war, das es aller zwei Jahre besonders reiche Vorkommen gab, also 2017, 2019 und so hoffe ich auch dieses Jahr. Die Zeichen sehen gut aus, es dürfte noch etwas wärmer sein für optimale Bedingungen. Die Feuchtigkeit ist aber da und die ersten Fruchtkörper ja auch, wie man sieht.


    Natürlich ist mir vollkommen klar, dass sich aus fünf Jahren Beobachtung (und sei sie auch noch so engmaschig) jetzt vermutlich noch keine Regel ableiten lässt. Auch denke ich, dass es regionale Unterschiede geben wird. So lassen sich die Beobachtungen sicher nicht einfach eins zu eins an andere Standorte übertragen.


    Um so interessanter finde ich deine Anfrage, wäre an euren systematischen Beobachtungen ebenfalls interessiert.



    Noch etwas, an ausnahmslos allen Plätzen stehen Eschen. Spitzmorcheln habe ich nicht vor der Haustür, die kenne ich aus der Eifel, wo "Mykollegen" aus der APV regelmäßig früher Funde melden (bereits Ende März und unter Fichte). Auch die böhmische Verpel habe ich bei mir hier in der Umgebung noch nie gesehen, die scheint noch früher zu kommen. Kann man hier im Forum auch gut verfolgen. Aus der APV kamen bereits Anfang März erste Fundmeldungen.


    LG Sebastian

    Hallo Ogni,


    habe mir dein Exsikkat nochmals in Karminessigsäure angeschaut. Da zeigt sich ebenfalls ganz klar Binucleata. Ich denke zusammen mit deinen ja durchaus auch schon aussagekräftigen Bildern und der Abwesenheit von Anemonen, sollte es da gar keinen Zweifel mehr geben.



    Exsikkat 5min in Wasser aufgeweicht und anschließend in Karminessigsäure "zerzupft" und mikroskopiert.



    LG Sebastian

    Hallo Ogni,


    Ja, weshalb die äußeren Kerne bei mir mitunter "heller" in der Färbung sind habe ich mich auch gefragt. Hatte überlegt, ob die Karminessigsäure da vielleicht schlechter "hingelangt". Bei Stefan sieht man ja allerdings eine schöne Gleichmäßigkeit in der Färbung. Liegt dann vielleicht an der Durchführung?


    Ich hatte dünne Schnitte 3min in Karminessigsäure eingelegt und habe dann in Wasser mikroskopiert. Vielleicht kann Stefan sein Vorgehen auch kurz beschreiben.


    LG Sebastian

    Hi, dass mit den Kernen ist gar nicht so banal, ich ahne da auch mehr Kerne an der ein oder anderen Stelle.


    Die Abwesenheit von Anemonen sollte schon eine Rolle spielen. An meinem Fundort war ich aber auch stark verunsichert, da die Anemonen kaum sichtbar waren (ggf. auch geschwächt?) und Scharbockskraut in Hülle und Fülle wuchs. Die Kernanzahl war dann aber eindeutig.


    Habe mich da zum Anfärben mit Karminessigsäure versucht, was sehr gut funktioniert hat, aber auch erst bei 1000fach Klarheit brachte. Vergleiche mal hier: Dumontinia tuberosa


    LG Sebastian

    Hallo Christoph, meinst du, die könnten da auch durcheinanderwachsen?


    Habe ja mehrfach Dumontinia tuberosa an der Stelle bestätigt, habe natürlich nicht alle 100 Fruchtkörper untersucht :giggle:. Das Scharbockskraut und die Anemonen wachsen da wild durcheinander, was ja auch die Bestimmung generell schwierig machte ohne Mikro.


    LG Sebastian

    Hallo nochmal,


    am Standort haben sich nochmals zwei frische Fruchtkörper gezeigt, welche ich jetzt habe stehen und gedeihen lassen. Die Entwicklung des Hutes fand ich jetzt auch nochmal spannend, vielleicht von Interesse:


    4.4.2020


    6.4.2020: deutlich gelber Rand, das Velum ist nahezu vollständig weg, der Hutrand wirkt nun runzelig:



    LG Sebastian

    Ich habe angefangen mit "Grundkurs Pilzbestimmung" von Rita Lüder. Da lag ein Poster bei (A1) welches besagten Überblick bot und auf die Inhalte des Buches abgestimmt ist. Ich fand das für den Einstieg sehr gut. Zwischenzeitlich werden wohl aber immer wieder auch mal fachliche Fehler bezogen auf das Buch diskutiert. Ich kann mich aber nicht erinnern mir als Anfänger den Kopf über solche Fragen zerbrochen zu haben, die da teilweise diskutiert werden. Als "Novize" schlägt man sich gewöhnlich mit anderen Fragen herum. Ich denke die Pilze Deutschlands bildet wohl den aktuellen Kenntnisstand etwas fundierter ab. Will mir da aber auch kein abschließendes Urteil erlauben.

    Das sind alles aber nur meine persönlichen Erfahrungen, will da sicher keine Werbung machen und am Ende schadet ein Buch mehr im Schrank sicher nicht und die Werke ergänzen sich ja auch in gewisser Weise. Auch die Gattungsportraits in Gminders "Handbuch für Pilzsammler" fand ich am Anfang sehr hilfreich. Neben der Literatur war für mich die tätige Auseinandersetzung im Feld mit PSVs und Erfahrenen auf Exkursionen auch entscheidend, die Literatur ist da nur eine Säule ...


    LG Sebastian

    Hallo zusammen,


    finde die Ideen gut und bin gerne dabei. Benutze allerdings kein WA. Bin aus Datenschutzgründen zu Signal und Threema gewechselt.

    Von daher fände ich den Weg übers Forum gut.


    LG Sebastian

    Zitat

    den Schlüsselpunkt 1 hast Du dann großzügig übersprungen

    Naja, übersprungen sicher nicht aber etwas (zu?) großzügig interpretiert wohl schon. "Fruchtkörper kräftiger, Stiel und Hut fleischig" fand ich auch nicht wirklich passend. Deswegen habe ich wohl die Klammeraussage übersprungen. Aber in der genauen Betrachtung darf man "sehr dünnfleischig" wohl nur so interpretieren wie in der Klammer beschrieben.


    Ohne das dies für den vorliegenden Fall Relevanz hat, habe ich mir im Buch mal die Beschreibung von M.platyphylla angeschaut, weil ich wissen wollte wie die Fleischschicht dort interpretiert wird (über die Art gibt's ja entsprechend lustige Witze).


    Da steht dann "eher dünnfleischig".


    Will damit sagen, die Interpretation ist nicht ganz einfach für einen Anfänger (im Gattungspotrait der hier diskutierten Art steht als erster Punkt "zerbrechliche, dünnfleischige Lamellenpilze").


    Ich persönlich halte für Anfänger den anderen beschriebenen Weg daher auch durchaus für lohnenswert. Man studiere die Gattungsportraits und versuche den Pilz in der Gesamtheit seiner Merkmale zu interpretieren. Mir hat am Anfang das Poster von Rita Lüder seeehr geholfen, weil es einen reduzierten Überblick bietet und Sporenpulverfarben auch abbildet. Mir hat aber auch weitergeholfen Artportraits "Wort für Wort und Zeile für Zeile" zu lesen und mir anzueignen was die Begriffe da beschreiben. Ich muss mir da ein Bild machen können. Am Ende ist es denke ich auch eine kleine Geduldsfrage. In der tätigen Auseinandersetzung mit Pilzen "in der Hand" werden die Unterschiede bald deutlich. Conocybe habe ich am Anfang gar nicht auf dem Schirm gehabt, was für den Einstieg sicher nicht schädlich war.


    Mehrere Pilze nebeneinander aussporen zu lassen und dass zu vergleichen ist jedenfalls sicher eine interessante und auch spannende Angelegenheit.


    LG Sebastian

    Wollte damit zum Ausdruck bringen, dass die eingerissene Huthaut wohl eher kein typisches Merkmal für den Pilz ist. Was die App nicht weiß.


    Habe just in diesem Moment mal in den Schlüssel geschaut und komme meiner Meinung nach zum Ziel (heißt erstmal zur Gattung).


    Ich sehe hier erstmal einen zierlichen Dunkelsporer was mich zu Schlüssel F führt. Wenn ich den Bildern und deinen Merkmalsbeschreibungen konsequent folge, komme ich irgendwann zu "Huthaut feucht nicht klebrig [...] Sporenpulver dunkel rotbraun bis schwarz; Fruchtkörper meist sehr brüchig, fragile..."


    Von da ist es nicht weit zur Gattung.


    Die angegebene Range der Sporenpulverfarbe entspricht genau dem was ich da sehe und zur Brüchigkeit siehe oben.

    Die Art wirst du mit dem Buch nur schwerlich bestimmen können. Es ist nur eine Art in der Gattung dargestellt und zudem braucht es dafür häufig das Mikroskop. Eine schwierige Gattung.


    LG Sebastian

    Hallo Peter,


    Du solltest auch die "Frische" der Fruchtkörper beurteilen. Der Pilz und auch das umgebende Terrain bieten Hinweise für eine längere Trockenheit. Das ist daher wichtig, weil sich dadurch auch Merkmale verändern können, die der Frischpilz so nicht zeigt. Den Hutrand würde ich als eingerissen bezeichnen, was aber sehr gut auf Trockenheit zurückzuführen sein kann und sich beim frischen FK ggf. so gar nicht zeigen würde. Ich vermute, dass auch der Hut stark ausgeblast ist.

    Der brüchige fragile und hohle Stiel wiederum kann ein Hinweis sein.


    LG Sebastian