Hallo Lolimos,
schmeiß die Kultur weg! Wann immer eine Kultur komisch riecht, sollte man sie wegschmeißen, denn das kann nur durch Kontaminationen oder eventuell Viruskrankheiten bedingt sein. Wenn die Fruchtkörper deformiert sind, kann das auch andere Ursachen haben (z. B. zu wenig Frischluft und dadurch zu viel CO2 beim Austernpilz führt zu langen Stielen und kleinen Hüten, wirkt sich auf das cap-to-stem-ratio aus), aber es kann eben auch durch Viren bedingt sein. Ich kann dir leider nicht mehr über die einzelnen Viruskrankheiten von Kulturpilzen sagen, aber es gibt sie. Diese sind höchstwahrscheinlich zwar nicht gefährlich für den Menschen, aber für deine Pilzkulturen. Fisch deutet aber eher auf bakterielle Kontamination hin. Wenn das eine gekaufte Fertigkultur ist und bei allen Säcken auftritt, dann würde ich die bemängeln. Andernfalls solltest du sauberer arbeiten.
Bei der Pilzzucht in der Wohnung sollte man nicht zu sorglos sein: Pilze werfen oft massenhaft Sporen ab und die atmet man dann ein, was nicht gesund ist und wirklich krank machen kann. Um dem vorzubeugen, sollte man die Fruchtkörper frühzeitig ernten, also bei Seitlingen bevor der Hutrand sich nach oben biegt. Eventuell kann man einen schwarzen Karton drunter legen, da man dann die meist hellen Sporen besser erkennen kann. Da jeder heutzutage FFP2-Masken hat: kann nicht schaden, die zu tragen, wenn die Pilze doch sporulieren.
Da du in einem Foliengewächshaus züchtest, würde ich es dabei belassen. Wichtig ist aber immer ein ausreichender Luftaustausch und Frischluftzufuhr. Falls du einen Hang zu Elektronik und Code hast und ein klein bisschen technischen Overkill betreiben willst: ich habe da mal ein Projekt gehabt, wo ich diverse Parameter in einem Foliengewächshaus gemessen und geregelt habe, darunter CO2, Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Licht. Details findest du hier: https://github.com/oliverk71/Pilzparadies
Ich gebe aber zu, dass das wirklich der technische Overkill ist. Lohnte sich nicht wirklich. Der Vorteil ist allerdings, dass ich die Bedingungen auch im Nachhinein nachvollziehen konnte. Beispiel CO2: Man glaubt gar nicht, wie hoch der CO2-Level in einer Wohnung steigen kann, wenn man nicht regelmäßig lüftet. Normal (draußen) sind so 405-410 ppm. Wenn man zu wenig lüftet, kann der locker auf 800 ppm oder noch mehr steigen. Und Pilze atmen ja wie wir Sauerstoff ein und CO2 aus.
Falls du nicht so viel Lust auf diesen Aufwand hast, würde ich zumindest für ausreichend Frischluft sorgen. Ich hatte in meinem Projekt zwei U-förmige Schnitte in das Foliengewächshaus gemacht, einen oben seitlich und einen unten vorne. An dem oben habe ich einen PC-Lüfter montiert, der per Zeitschaltuhr gesteuert werden kann und regelmäßig Luft in das Gewächshaus bläst. Unten habe ich einen Deckel einer Kunststoffpetrischale eingeklebt, sozusagen als Auslassventil. Wichtig ist halt, dass die Öffnungen halbwegs zu sind, wenn nicht gerade Luft hineingeblasen wird, damit es nicht zu trocken wird. Ich hatte außerdem innen noch einen weiteren Lüfter, der die Luft im Gewächshaus regelmäßig umwälzt.
Man kann sich auch viele andere Methoden ausdenken, die für Frischluft sorgen. Die Folie mit hunderten kleinen Löchern (Stecknadel) zu versehen ist eine Möglichkeit. Ich mache die übrigens auch in die Kulturbeutel selbst. Wenn es nicht viel zu trocken ist, dann kann man auch auf ein Foliengewächshaus etc. verzichten. Denn bei den Seitlingen schlitzt man ja nur da auf, wo die kleinen Pilze kommen (Primordien), d. h. außer den Fruchtkörpern ist ja nichts in der Außenluft. In einem feuchten Keller oder auf der Nordseite eines Balkons sollte es gehen.
Grüße
Oliver