Hallo "coröhrling",
Ist es möglich selbst gesammelte Pilze (in meinem Fall Wiesenchampignons) zu züchten.
Sicher. Möglich ist (fast) alles.
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Zuhause habe ich einen dunklen Keller mit hoher Luftfeuchtigkeit, was schon einmal gute Vorrausetzungen wären.
Ja, für Champignons ist das prima, die wachsen auch in totaler Finsternis.
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Mein Gedankenansatz sieht wie folgt aus:
1. Pilz/e auf dunkles Papier legen und aussporen lassen.
Wie schon von Mykona beschrieben, solltest du etwas sauberes (keimarmes) nehmen, wie z. B. frisch abgerollte Alufolie oder auch Backpapier oder einen (mit Ethanol gereinigten) Objektträger. Die Pilzhüte würde ich nicht direkt darauf legen, sondern z. B. ein Stück Kaninchendraht (auch gereinigt/sterilisiert) zurechtbiegen und darauf den Hut legen. Du kannst den Hut aber auch einfach auf ein Filmdöschen oder ähnliches legen. Hauptsache, er kommt nicht direkt mit dem Backpapier (oder was auch immer du nimmst) in Berührung. Hast du schon mal steril gearbeitet? Das wäre hilfreich. Kurz gesagt sollte die Umgebung sauber und staubfrei sein, keine Zugluft oder überhaupt viel Luftbewegung aufweisen und natürlich solltest du nicht unbedingt draufhusten oder direkt drauf atmen. Es geht um die Vermeidung von Hefen und Schimmelpilzsporen.
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2. Agar Lösung (auf Basis von Kartoffelsud oder Maisextrakt) vorbereiten und dort die Sporen ausbringen (in kleinen Petrischalen)
Kann man so machen. Wobei Agar natürlich genommen wird, um feste Nährböden in Petrischalen zu bereiten. Für erste Versuche sind auch einfachste Rezepte völlig ausreichend. Ich habe z. B. mal einen vereinfachten Kartoffel-Dextrose-Agar mit Kartoffelstärke zubereitet, anstatt Kartoffel auszukochen. Wichtig ist natürlich, dass du den zubereiteten Nährboden mit dem Agar aufkochst und dann sterilisierst (z. B. im Dampfdrucktopf) und danach steril in Petrischalen gießt. Ich würde "normale" Petrischalen (100 mm Durchmesser) nehmen.
Nun zur eigentlichen Zucht (optional): Wenn du aus Sporen Mycel ziehst, dann ist das auskeimende Mycel erst mal monokaryotisch. Bis es auf ein anderes monokaryotisches Myzel trifft, dann gibt es diese Schnallenbildung (siehe Mykologiebuch oder hier im Forum) und du erhältst dikaryotisches Myzel, also mit zwei Zellkernen. Man könnte sich die Arbeit machen und sich das Myzel heraussuchen, dass besonders vielversprechend aussieht, z. B. wegen Bildung von rizomorphen Myzel, also dickeren Myzelsträngen. Kann man aber auch bleiben lassen, wenn man nur kultivieren und nicht unbedingt züchten will.
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3. das hoffentlich entstehende Mycel auf eine Nährsubstanz geben (was wäre hierfür optimal?)
Wie auch die Agar-Medien nimmt man auch beim nächsten Schritt Komplexmedien, wo also verschiedenste Stoffe drin sind. Zum Beispiel Roggensubstrat. Vorsicht: zu viel Wasser ist ebenso schlecht, wie zu wenig Wasser! Pilze brauchen Wasser, aber Staunässe ist gar nicht gut. Wichtig ist außerdem, dass du natürlich auch das Roggensubstrat sterilisierst. Sonst wächst da alles mögliche drauf. Und auch das Beimpfen mit dem Mycel sollte natürlich unter sterilen Bedingungen vonstatten gehen. Hilfreich: ein Bunsenbrenner, Spiritus (Ethanol), Skapell und Pinzetten. Auch hier darauf achten, dass die Umgebung bei der Arbeit sauber ist, Luftbewegung vermieden wird und man am besten eine FFP2-Maske trägt. Einmal Kontaminierte Kulturen kannst du weg schmeißen, Rettungsversuche sind nicht zielführend.
Hast du erst mal ausreichend Körnerbrut (vollständig durchwachsenes Roggensubstrat), dann kannst du damit weiter arbeiten. Champignons (koprophil) zieht man z. B. unter Zugabe von Pferdemist in ausreichend großen Beeten, aber Schalen oder Kübel wären auch denkbar, da du im Keller ja für die richtige Temperatur sorgen kannst.
Stell dir das nicht zu einfach vor. Rückschläge wirst du hinnehmen müssen. Ich hatte damals mit einem ganz einfachen Pilzbuch angefangen (Jolanda Engelbrecht: "Pilzkultur in Haus und Garten" oder so ähnlich). Champignons habe ich allerdings nie kultiviert. Möglicherweise werde ich das demnächst mal machen, da ich inzwischen durch Freundin jede Menge Pferdemist zur Verfügung habe. Falls jemand Pferdemist braucht, einfach mal melden. Es gibt aber auch im Baumarkt/Gartenmarkt Pferdemist-Pellets, wenn ich mich nicht irre.
Viele Grüße
Oliver