Beiträge von Sennepilz

    Hallo Bernd,


    vielen Dank für die zusätzlichen Informationen. Im Vergleich mit dem nordwestdeutschen Tiefland kann bei Dir eher von vielen Arten Peltigera die Rede sein. Die Natur im Umfeld deines Wohnortes ist auch insgesamt noch sehr reichhaltig, Deine zahlreichen Beiträge hier im Forum geben eine gute Vorstellung davon.


    Ich vermute auch mal, dass sich die Stickstoffeinträge aus der Luft in Litauen noch in Grenzen halten. In Deutschland liegen sie in vielen Regionen bereits deutlich über dem, was viele Ökosysteme verkraften und so geht es hier mit der Biodiversität trotz aller Bemühungen des Naturschutzes immer weiter bergab.


    Zurück zu den Schildflechten: Die vergleichsweise häufige Peltigera rufescens hatte ich (wegen ähnlicher Ansprüche) im Umfeld deines P. ponojensis-Vorkommens vermutet. Das war nicht der Fall, in nicht zu trockenen Sand- oder Kiesgruben mit noch jungen, basenreichen Böden sollte sie aber auch bei Dir zu finden sein.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    schöne Vorstellung (mit vielen Details) einer zumindest in Westeuropa recht seltenen Schildflechte (das cf. kannst Du getrost weglassen). Schwer vorstellen kann ich mir nur, dass die Art an dem von Dir beschriebenen Standort (ehemaliger Acker mit sandigen Böden) die alleinige Schildflechten-Art ist. Bei mir in Deutschland zählen solche noch relativ jungen Standorte zu den typischen Fundorten der häufigen Peltigera rufescens und nur höchst selten gesellt sich P. ponojensis dazu.


    Die beiden Arten sind sehr nah miteinander verwandt und beim Blick von oben nur beim Vorhandensein von Apothecien zu unterscheiden, wobei P. rufescens nahezu immer mit Apothecien anzutreffen ist, während P. ponojensis in Deutschland nur selten Apothecien ausbildet. Anhand der Unterseite (Adernetz und Rhizinen) ist aber immer eine Unterscheidung möglich.


    Wie Du auch schon schreibst, ist Peltigera ponojensis sehr variabel im Erscheinungsbild (in Abhängigkeit vom Standort, vom Alter der Thalli, von der Witterung usw.). Dies gilt aber auch für fast alle anderen Schildflechten-Arten und führt immer wieder zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Bestimmung.


    Zu den variablen Eigenschaften vieler Schildflechten gehört auch die Färbung. Diese wird bei allen Arten in gewissen Grenzen vom Standort und von der Witterung beeinflusst, es gibt aber auch individuelle (evtl. durch Pigmentdefekte bedingte) Unterschiede, die eine größere Abweichung von der üblichen Färbung zur Folge haben.


    So findet man öfters mal grünliche Exemplare bei normalerweise blaugrauen, graubrauen oder schwarzgrünen Arten. Zur Illustration hier Fotos einer grünlichen Form von P. ponojensis:


    Peltigera ponojensis, grünliche Form


    Rhizinen in der Seitenansicht


    Unterseite mit Adernetz


    mit jungen Apothecien


    mit älteren Apothecien


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    schöne Funde aus Litauen. Bei mir in Nordwestdeutschland suche ich den Schwarzborstling schon lange vergeblich, er scheint hier extrem selten zu sein.


    Zu Deiner Schildflechte: Was lässt Dich da Peltigera ponojensis vermuten? Das ist eine recht seltene Art mit in der Regel größeren (breiteren) Apothecien als bei Deinem Fund. Die anderen Merkmale (soweit auf dem Foto erkennbar) schließen P. ponojensis zwar nicht aus, sind so aber auch bei anderen und häufigeren Arten zu finden.


    LG Ingo

    Peltigera didactyla ist mein momentaner Arbeitsname.

    Hallo Karl,


    mit Peltigera didactyla liegst Du richtig. Es ist eine ausgesprochene Pionierart, die sich nahezu überall einstellen kann, wo offene Böden entstehen. Ob Sand oder Lehm ist dabei unerheblich und die Böden dürfen auch etwas nährstoffreicher sein. Allerdings verschwindet P. didactyla auch schnell wieder, wenn sich die Vegetationsdecke durch das Aufwachsen von Pflanzen und Moosen wieder schließt.


    Langlebiger ist Peltigera rufescens, die in naturnahen Gärten auch des Öfteren auftritt und die sich in kurzrasigen, nährstoffarmen Rasenflächen bei trocken-warmer Lage auch dauerhaft etablieren kann.


    Peltigera didactyla und P. rufescens sind die beiden häufigsten Arten in Deutschland. Nährstoffarme Rasenflächen in Gärten, Parks und auf Friedhöfen können aber auch große Bestände von in der Natur bereits sehr seltenen Schildflechten beherbergen.


    Auf den alten Rasenflächen des Senne-Friedhofs bei Bielefeld findet man beispielsweise noch ein sehr großes Vorkommen von Peltigera canina, während mir die Art aus der näheren und weiteren Umgebung nicht bekannt ist, insbesondere auch nicht aus den hiesigen Naturschutzgebieten.


    Peltigera canina


    LG Ingo

    Hallo Ogni,


    schau dir mal die zahlreichen und vorzüglichen Peltigera-Mikrofotos von Dr. Ralf Wagner an:


    Peltigera – Flechten


    Er zeigt Aufnahmen von insgesamt 17 Peltigera-Arten, vier Arten mit Grünalgen in der Photobionten-Schicht (und Nostoc in externen Cephalodien) und 13 Arten mit Nostoc als einzigem Photobionten.


    Deine Thallusquerschnitte zeigen eine Peltigera mit Nostoc in der Photobiontenschicht. Anzumerken ist, dass man in Schildflechten nie so schöne Perlenketten bzw. Zellfäden findet wie bei „freilebenden“ Cyanobakterien der Gattung Nostoc. Dass die Zellen kettenartig miteinander verbunden sind, lässt sich beim „Zerrupfen“ der Photobionten-Schicht aber nachweisen, auch wenn es kaum gelingt, längere Fragmente zu isolieren. Die Ketten sind sehr fragil und zerfallen beim Präparieren größtenteils in einzelne Zellen, es sind aber immer auch einige mehrzellige Kettenbruchstücke im Präparat zu finden:


    Nostoc-Kettenfragment aus Peltigera rufescens


    Grünalgen (als Photobiont) möchte ich bei deinem Fund ausschließen, da die von dir fotografierten Schildflechten makroskopisch eindeutig und zweifelsfrei der Arten-Gruppe mit Nostoc (als alleinigem Photobionten) zuzurechnen sind.


    Die Fotos ermöglichen auch eine sichere Bestimmung der Art. Schaut man sich dein drittes Schildflechten-Foto in der maximalen Auflösung an, dann sind an den älteren Thallusabschnitten zahlreiche schuppige Auswüchse zu erkennen. Diese dienen der vegetativen Vermehrung, werden als Isidien bezeichnet und finden sich so nur bei Peltigera praetextata, eine zumindest in höheren Lagen noch verbreitete und nicht allzu seltene Art.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    es ist zwar noch nicht Winter, aber alle im Folgenden gezeigten Pilze überstehen weitgehend schadlos leichte Fröste und können bei mildem Witterungsverlauf auch noch Ende Dezember/Anfang Januar gefunden werden. Die Funde stammen alle von einem Sandmagerrasen und die Fotos weit überwiegend von heute.


    Schildflechten-Nabeling (Arrhenia peltigerina)



    Blaugrüner Nabeling (Arrhenia chlorocyanea)



    Sand-Erdzunge (Sabuloglossum arenarium)



    Sand-Erdzunge, hier zusammen mit der Heidekeule (Clavaria argillacea)


    Kugeliges Gallertköpfchen (Sarcoleotia globosa)


    Kugeliges Gallertköpfchen (Albino-Fruchtkörper)


    Kugeliges Gallertköpfchen (die zwei Farbformen, Foto aus dem Jahr 2019)


    Anmerkung: Ich konnte bei den Albinos mikroskopisch keinerlei Unterschiede zur Normalform beobachten und da Hans-Otto Baral bei einem vergleichbaren Fund (siehe Cudoniaceae? - Forum ASCOFrance ) auch schon Albinos vermutet hat, habe ich diese Einschätzung für meinen Fund übernommen.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    nach den wohltuenden Worten von Christoph möchte ich kurz erläutern, was mich dazu bewogen hat, auf den Beitrag von Sebastian zu antworten und für Hygrocybe mucronella zu plädieren.


    Hygrocybe mucronella kenne ich u.a. vom Sennefriedhof in Bielefeld (keine 2 km von meiner Haustür entfernt). Die Art ist dort mit zahlreichen anderen Wiesenpilzen vergesellschaftet, darunter absolute Raritäten wie Clavaria greletii und Clavaria pullei. Es ist ein Fundort, den ich sehr häufig aufgesucht habe.


    Dabei habe ich die verschiedenen Altersstadien von H. mucronella und anderen Saftlingen regelmäßig vor Augen gehabt und als Sebastian hier seine Pilze gezeigt hat, war ich mir absolut sicher, dass es sich bei seinem Pilz Nr. 3 um Hygrocybe mucronella handelt.


    Da der Thread sich schon etwas in die Länge gezogen hat, zeige ich hier noch mal die fraglichen Saftlinge von Sebastian (ich hoffe, das ist ok).


    Hygrocybe spec. Sebastian


    und hier noch mal mein Foto von Hygrocybe mucronella


    Zu meinem Fund gehört dieser Sporenabwurf


    Erläutern möchte ich dazu nichts mehr.


    LG Ingo

    Ein typisches Merkmal von insipida ist, dass der Stiel zur Spitze rot ist, auch wenn der Rest des Fruchtkörpers orange ist (hier ganz typisch)

    Hallo Wolfgang,


    bei H. insipida ist das häufig so, aber ist das im vorliegenden Fall ein Merkmal das für H. insipida und gegen H. mucronella spricht? Schau dir hierzu doch mal die Abbildung von H. mucronella im Boertmann an. Der Farbverlauf auf den dort zu sehenden Stielen entspricht doch exakt dem Fund von Sebastian. Außerdem sieht man es doch öfters auch bei anderen kleinen roten Saftlingen, dass die roten Pigmente direkt unter dem Hut am längsten überdauern (wie die grünen Pigmente beim Papageien-Saftling).


    Ich sehe bei dem Fund von Sebastian makroskopisch weit mehr Ähnlichkeit mit H. mucronella als mit H. insipida (siehe meine vorherigen Beiträge in diesem Thread). Hinweisen möchte ich nur noch mal darauf, dass H. insipida-Fruchtkörper höchst selten orange Lamellen aufweisen. In der Regel sind sie deutlich heller und stehen so farblich in einem deutlichen Kontrast zum Stiel.


    Ich füge hier gern noch mal mein Foto von H. insipida ein:


    Hygrocybe insipida (in farblich typischer Ausprägung)


    Hier auch noch mal eine Verlinkung zu den Seiten der Stridvalls mit H. insipida:


    Fungus Gallery :: Hygrocybe :: AAAA3392


    Fungus Gallery :: Hygrocybe :: SV04_127


    Welche der zahlreichen dort zu sehenden Fruchtkörper lassen sich denn bei genauer Betrachtung aller Merkmale mit dem Fund von Sebastian in Übereinstimmung bringen?


    Bei meiner Vorstellung von H. insipida und H. mucronella stütze ich mich nicht unwesentlich auf eigene Funde und Beobachtungen. Dabei möchte ich aber nicht ausschließen, dass ich die Variabilität von H. insipida noch unterschätze.


    Also Wolfgang, wenn du über Fotos von H. insipida verfügst, die dem Fund von Sebastian nahe kommen, dann würde ich die sehr gern sehen (und Sebastian sicher auch).


    Beste Grüße


    Ingo

    Hallo Sebastian,


    das mit den Sporen kann ich ja auch nicht erklären, sie passen nur halt nicht zu den in Frage kommenden Arten. Bei dem Alter der Fruchtkörper wären selbstverständlich voll entwickelte Sporen zu erwarten, der untersuchte Fruchtkörper produziert aber offensichtlich Sporen, die für H. insipida äußerst ungewöhnlich wären (bisher nirgends so dokumentiert) und die, wie du richtig sagst, zu H. mucronella noch weniger passen.


    Irgendwas hat da die Entwicklung der Sporen beeinträchtigt, ob das nun genetische Ursachen hat oder durch Umweltfaktoren bewirkt wurde, wird sich wohl kaum klären lassen. Vielleicht sind aber nicht alle Fruchtkörper betroffen. Die mikroskopische Untersuchung weiterer Fruchtkörper aus dem gleichen Vorkommen wäre deshalb äußerst interessant und mir würde ein solches Problem keine Ruhe lassen (merkt man wahrscheinlich auch schon).


    Dass es sich bei den von Dir gezeigten Fruchtkörpern aber um alte ausgewaschene Exemplare handelt, daran geht kein Weg vorbei. So sehen weder junge H. insipida noch junge H. mucronella aus (und auch keine anderen bei uns vorkommenden Saftlinge).


    Beste Grüße


    Ingo

    Hallo Felli,


    ja, das Exemplar mit dem dicken Hinterleib (voll mit Eiern) ist ein Weibchen. Die Eiablage erfolgt im Herbst in Form von Paketen, die an Pflanzenstengel geklebt werden. Diese überwintern und die Larven des Rainfarn-Blattkäfers schlüpfen dann im Frühjahr.


    Die Larven im Waldboden gehören folglich nicht dazu und ich habe auch keine Ahnung, welche Art da herumwühlt.


    LG Ingo

    Hallo Sebastian,


    zunächst einmal: Bei den von Dir gefundenen Fruchtkörpern handelt es sich eindeutig um schon ziemlich alte und stark ausgewaschene Exemplare. Jung bzw. frisch sahen diese Saftlinge noch ganz anders aus (mit viel mehr Farbe und deutlich weniger durchscheinend gerieft). Deshalb habe ich ja auch ein Foto bemüht, welches ebenfalls schon etwas ältere Exemplare zeigt.


    Bei Ludwig hast du gelesen: “nicht oder schwächer durchscheinend gerieft“. Das stimmt auch bei ganz jungen Exemplaren, es ändert sich aber schnell, wenn die Pigmente ausgewaschen werden und die Lamellen zunehmend sichtbar werden. Übrigens steht in der Saftlingsmonographie von Boertmann bei der Beschreibung des Hutes: „often translucently striate“.


    Will sagen: Die stärker durchscheinenden Lamellen sind für H. mucronella-Fruchtkörper dieses Alters absolut typisch!


    Weiter zitierst du den Ludwig mit „Lamellen eng und dünn“. Das entspricht nicht der Realität. Da reicht ein Blick auf die zahlreichen Abbildungen von H. mucronella im Netz. Die Lamellen sind überwiegend normal entfernt und normal dick. Auch die Abbildung im Boertmann zeigt nichts anderes und dein Fund passt wunderbar dazu!


    Nächster Punkt, der Geschmack: Da hast du festgestellt, dass die Fruchtkörper zum Zeitpunkt des Auffindens nicht bitter schmeckten. Das bedeutet aber ja nicht zwangsweise, dass es bei den Fruchtkörpern im jungen Zustand auch schon so war. Auch Bitterstoffe können durch Witterungseinflüsse ausgewaschen werden oder mit zunehmender Alterung der Fruchtkörper stark an Intensität verlieren. Wir müssen hier also keine „milde“ Variante von H. mucronella mit dann auch noch anderen Mikromerkmalen annehmen.


    Über andere Saftlingsarten als H. insipida und H. mucronella brauchen wir uns bei deinem Fund auch keine Gedanken machen. Da stimme ich mit dir voll überein, denn da gibt es nichts, was auch nur annähernd passt.


    Wenn nun etwas für H. insipida spricht, dann ist es der nach deinen Angaben deutlich klebrige Stiel. Das ist nicht von der Hand zu weisen.


    Dagegen tragen die von dir gezeigten Sporen meines Erachtens nicht zur Klärung bei. Leider sind es nur sehr wenige und die sind nach meiner Einschätzung nicht voll entwickelt und lassen so keine Entscheidung zu. Nimmt man aber an, dass sie voll entwickelt sind, dann wären sie aufgrund ihrer Form nicht mit H. insipida vereinbar.


    Nun zu weiteren Merkmalen, die für H. mucronella sprechen.


    1. Die Art, wie sich der Hut entfärbt.


    Bei H. mucronella (die anfangs kräftig orange-rot gefärbt ist), wird der Hut mit zunehmenden Alter immer blasser, dabei bleibt das Zentrum orange, das orange wird in Richtung der Ränder aber immer schwächer und der unmittelbare Hutrand erscheint farblos bis weiß.


    Bei H. insipida (die anfangs meist rot-orange bis orange-gelb gefärbt ist) schwinden die Rot- und Orange-Töne auch im Zentrum und die Hüte behalten danach noch recht lange eine gelbliche Färbung.


    2. Lamellenform und Lamellenansatz


    H. mucronella hat breit angewachsene und oft auch bauchige Lamellen. Sind letztere deutlich bauchig, ist der Blick auf den Lamellenansatz nur direkt von unten möglich.


    H. insipida hat breit angewachsene bis herablaufende und nur selten etwas bauchige Lamellen. Der Lamellenansatz ist in der Regel völlig frei sichtbar.


    3. Die Färbung der Lamellen


    Bei voll aufgeschirmten Hüten sind die Lamellen von H. mucronella deutlich orange gefärbt und der farbliche Kontrast zwischen den Lamellen und dem Stiel ist eher gering.


    Bei H. insipida sind die Lamellen meist weniger intensiv gefärbt (schwach orange bis gelb) und so ist meist ein deutlicher farblicher Kontrast zwischen Stiel und Lamellen vorhanden.


    Das war jetzt recht viel Text für einen Forumsbeitrag, es war mir aber wichtig, noch mal zu verdeutlichen, weshalb ich hier für H. mucronella plädiere. Andere Meinungen oder Einschätzungen sind willkommen.


    LG Ingo

    habe den "gelbrandigen" noch aussporen lassen. Unterm Mikro zeigen sich kleine subzylindrische Sporen von ca. 6x4ym. Das passt sehr gut zu H. insipida.

    Hallo Sebastian,


    da möchte ich widersprechen, die Länge ist noch ok, aber die Sporenform passt überhaupt nicht zu Hygrocybe insipida. Unter den gezeigten Sporen ist ja keine einzige, die man als schlank bezeichnen könnte. Da ein hoher Anteil schanker Sporen (mit einem Q-Wert deutlich über 1,5) für H. insipida aber typisch bzw. auch zu fordern ist, stimmt da irgendwas nicht. Anbei ein Sporenabwurf von H. insipida, wie er in der Regel aussieht.


    Hygrocybe insipida, Sporenabwurf


    Nun passen die von dir gezeigten Sporen aber auch nicht zu H. mucronella und man muss sich fragen, ob eventuell Frost oder irgendein anderer Umweltfaktor die Sporenreife und die typische Ausbildung der Sporenform beeinträchtigt hat.

    Festzustellen bleibt, dass weder die Sporen, noch die erkennbaren makroskopischen Merkmale deines Fundes eine eindeutige Bestimmung als H. insipida zulassen (insbesondere die Hutunterseite passt so gar nicht zu dieser Art). Ich halte H. mucronella nach wie vor für wahrscheinlicher.

    Hier noch ein Foto von H. insipida (wie ich sie aus Ostwestfalen kenne) und ein Link zu einer ähnlichen, aber umfangreicheren Kollektion im Netz: Fungus Gallery :: Hygrocybe :: AAAA3392


    Hygrocybe insipida


    LG Ingo

    Hallo Felli,


    der Käfer ist Galeruca tanaceti (Rainfarn-Blattkäfer). Die Art war in diesem Jahr auf Magerrasen (insbesondere Kalkmagerrasen) ungewöhnlich häufig und bis weit in den November hinein zu finden. Käfer und Larven fressen an einer Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenarten, zum Rainfarn (Tanacetum vulgare) gibt es trotz des deutschen und wissenschaftlichen Namens keine spezielle Beziehung.


    LG Ingo

    Hallo Sebastian,


    Pilz Nr. 3 sieht nach meinen Erfahrungen viel mehr nach Hygrocybe mucronella als nach Hygrocybe insipida aus und der bittere Geschmack kann bei H. mucronella schon mal fehlen.

    Anbei ein Foto von Hygrocybe mucronella-Fruchtkörpern, die vom Alter und damit von der Farbgebung deinem Fund entsprechen (die roten Pigmente werden bei H. mucronella recht schnell „ausgewaschen“ und es entsteht schnell ein für die Art typischer farbloser bis weißer Rand).

    Hygrocybe insipida ist sehr variabel und kann u. U. sehr ähnlich sein, in typischer Ausprägung ist sie es aber nicht. In Zweifelsfällen bzw. wenn bei möglich erscheinender H. mucronella kein bitterer Geschmack festgestellt wurde, hilft das Mikroskop, denn damit ist die Unterscheidung überhaupt kein Problem, da reicht ein kurzer Blick auf die Sporen (siehe die Abbildungen im Ludwig oder Boertmann).


    Hygrocybe mucronella (nicht mehr ganz junge, schon etwas ausgeblichene Fruchtkörper)


    LG Ingo

    @ Birgit,


    an Ramariopsis subtilis glaube ich bei deinem Fund nicht mehr und ohne spezielle Literatur kommt man hier wohl nicht weiter. Eventuell kann die viel zitierte Monographie von Corner helfen:


    Corner EJH. 1950. A monograph of Clavaria and allied

    genera. Ann Bot Mem 1:1–750.

    Corner EJH. 1970. A monograph of Clavaria and allied genera.

    (Suppl.) Beihefte Zur Nova Hedwigia 33:1–299.


    Ich verfüge nicht über dieses umfangreiche Werk, aber bei dem ein oder anderen Hobby-Mykologen wird es vorhanden sein.


    Die Sporen sind bei deinem Fund schon sehr charakteristisch (mit unter 5µm Länge recht klein, überwiegend zylindrisch und wohl auch glatt), da wird es nicht viele Arten geben, die dazu passen. Wer hat denn hier den Corner oder andere spezielle Literatur und könnte mal nachschauen, was da in Frage kommt?



    @ Björn und Wolfgang,


    vielen Dank für eure Ausführungen zum Cahiers. Bin jetzt schwer am Überlegen, ob ich diesen Band „haben muss“.


    LG Ingo

    subtilis gehört zu Ramariopsis und nicht Clavulinopsis, und hat bei starker Vergrößerung auch leicht rauhe Sporen


    Hallo Birgit, hallo Wolfgang,


    ja, wegen der leicht rauhen Sporenoberfläche gehört subtilis zu Ramariopsis und sie wird auch in der Funga Nordica dieser Gattung zugerechnet. Allgemein überwiegt aber immer noch die alte Bezeichnung als Clavulinopsis subtilis (z.B. auch bei pilze-deutschland.de).


    Für mich als Hobby-Mykologen stellen sich aber folgende Fragen:

    Welche Vergrößerung bzw. welche Optik brauche ich, um die rauhe Sporenoberfläche sichtbar zu machen?

    Reicht dafür ein gewöhnliches Lichtmikroskop mit einem durchschnittlichen 100er Objektiv (Ölimmersion)?

    Ist das Sporenornament bei subtilis schon frühzeitig zu erkennen ist oder wird es erst mit zunehmenden Alter der Sporen ausgebildet?

    Gibt es irgendwo Mikrofotos von subtilis-Sporen mit erkennbar rauher Oberfläche? Ich konnte im Netz keine finden.


    Bei den bisher von mir mikroskopierten subtilis-Funden erschienen die Sporen auch bei 1000facher Vergrößerung immer glatt, während bei anderen halbwegs verbreiteten Ramariopsis-Arten wie crocea, kunzei oder tenuiramosa das Sporenornament bzw. die Stacheln zweifelsfrei zu erkennen waren.

    Hier das Foto eines Sporenabwurfs von Ramariopsis (Clavulinopsis) subtilis, von einem Fruchtkörper aus dem Vorkommen der oben (in meiner ersten Antwort) gezeigten Wiesenkeule.


    Ramariopsis (Clavulinopsis) subtilis, Sporen, 1000fach


    LG Ingo

    Hallo Birgit,

    Clavulinopsis subtilis könnte passen. Die Angabe bei Jülich (2-sporige Basidien) entspricht weder der aktuellen Literatur (z.B. Funga Nordica) noch meinen bisherigen Funden. Die Art hat in der Regel 4-sporige Basidien, 2-sporige Formen sind aber nicht auszuschließen und evtl. lag der Beschreibung im Jülich eine solche vor.

    Was mich etwas stört, ist die geringe Breite der von Dir vermessenen Sporen. Durchschnittlich nur 2,7 µm und ein Q-Wert von 1,8 sind für C. subtilis doch etwas ungewöhnlich. War das ein Sporenabwurf bzw. wurden nur reife Sporen gemessen?

    Makroskopisch spricht dagegen viel für Clavulinopsis subtilis (siehe das folgende Foto)


    Clavulinopsis subtilis


    LG Ingo

    Hallo Felli,


    zunächst zur Nr. 4: Da hast du uns also eine entscheidende Information vorenthalten, nun gut, dann tippe ich jetzt mal auf eine völlig verkümmerte Clavulina spec., die unverschämterweise den Habitus einer Microglossum angenommen hat. Ob eine Clavulina allerdings so hygrophan sein kann, weiß ich nicht.


    zu Nr. 5: die Sporen von Clavulinopsis umbrinella sehen so aus:


    Clavulinopsis umbrinella kommt damit definitiv nicht in Frage, eine bräunliche Clavulinopsis (Ramariopsis) subtilis kann man aber wohl nicht ausschließen. Jetzt sind aussagekräftige Mikrofotos der Sporen erforderlich (möglichst von einem Sporenabwurf).


    Nebenbei: In der Funga Nordica steht in der Gattungsbeschreibung von Ramariopsis u.a.: „Basidia(2-)4-spored, clavate, sometimes mixed with scattered sclerobasidia“ und Sklerobasidien werden zusätzlich auch bei Clavulinopsis corniculata erwähnt.


    LG Ingo

    Hallo Felli,


    Nr. 1: Mit den Mikromerkmalen kann das (wie du selber auch sagst ) nur eine Clavulina sein, ähnliche Gebilde sind mir auch schon untergekommen und ich denke, dass da in der Entwicklung der Fruchtkörper irgendwas „schief gelaufen“ ist


    Nr. 2: Geoglossum atropurpureum ist ein Superfund (weil extrem selten), außerdem vorzüglich fotografiert, die Art fehlt mir noch in meiner „Sammlung“


    Nr. 3: Clavulinopsis corniculata ist klar


    Nr. 4: Mehr als Microglossum spec. kann man ohne Mikromerkmale dazu meines Erachtens nicht sagen. M. rufescens ist vorstellbar, die Abgrenzung zu M. olivaceum ist nach meinen Erfahrungen aber nicht einfach (bei mehreren Funden lagen z. B. die Sporenmaße im Überschneidungsbereich der beiden Arten und eine Bestimmung nur nach der von vielen Umweltfaktoren und vom Alter der Fruchtkörper abhängigen Färbung durchzuführen, erscheint mir sehr fraglich)


    Nr. 5: Mit den kleinen Sporen kann das nur eine Ramariopsis sein und ich hätte jetzt auch auf Ramariopsis tenuiramosa getippt, die bei freiem Stand die gleiche braune Färbung annimmt wie die deutlich größere Clavulinopsis umbrinella ( letztere hätte aber deutlich größere Sporen, die denen von Clavulinopsis corniculata sehr ähnlich sind). Anbei das Foto einer von mir als Ramariopsis tenuiramosa (hoffentlich richtig) bestimmten Wiesenkeule, sowie ein Mikrofoto der Sporen bei 1000facher Vergrößerung (da lässt sich das Ornament bzw. da lassen sich die Stacheln erkennen)


    Ramariopsis tenuiramosa


    Ramariopsis tenuiramosa, Sporen


    LG Ingo

    Auf Pilze-Deutschland gibt es in Bayern nur wenige Fundpunkte, findest Du ihn öfter?

    Hallo Birgit,


    ja, ich finde ihn öfters. Allerdings suche ich auch jedes Jahr eine Vielzahl von Magerrasen nach Saftlingen und anderen Wiesenpilzen ab und so findet man dann auch einiges. Zu pilze-deutschland: Hier erhält man meist nur eine ungefähre Vorstellung davon, wie häufig oder verbreitet ein Pilz.ist. Viele Arten (darunter auch etliche Saftlinge) sind weiter verbreitet, als es die manchmal wenigen Fundpunkte vermuten lassen. Dies bedeutet aber nicht, dass sie an potentiellen Fundorten leicht und in jedem Jahr zu finden sind.


    Hygrocybe mucronella tritt meist nur in kleiner Zahl bzw. in kleinen Gruppen auf, bleibt häufig im höheren Gras versteckt und ist nicht wie viele andere und größere Saftlinge schon aus größerer Distanz wahrzunehmen. Seine Anwesenheit in einer Wiese oder Weide kennzeichnet aber auf jeden Fall ein wertvolles, über viele Jahre (Jahrzehnte) gereiftes und dabei nie oder nur sehr schwach gedüngtes Grünlandbiotop.


    LG Ingo

    Hallo Karl,


    schöne Funde, überrascht bin ich allerdings, dass sich 2020 in der Eifel zu so einem herausragenden Saftlingsjahr entwickelt hat (Zitat Karl: „In solchen Mengen habe ich Saftlinge seit mehr als 15 Jahren nicht gesehen“). Bei mir in Ostwestfalen und Nordhessen war 2017 das mit Abstand beste Jahr und auch 2014 war in Bezug auf Saftlinge weit individuenreicher als 2020.

    An geschützt gelegenen Nordhängen finden sich aktuell zwar etliche Arten, größere Gruppen oder Herden sind aber selten. Nach Süden, Westen oder Osten ausgerichtete Hanglagen, sowie die Kuppen und Hochflächen sind dagegen immer noch weitestgehend saftlingsfrei und ich befürchte, dass da auch nicht mehr viel kommt (der Sommer war einfach zu trocken).

    So fanden sich beispielsweise von Hygrocybe coccinea am besten Fundort zwar einige hundert Exemplare, verglichen mit den mehreren Tausend von 2017 aber doch nur sehr wenige. Klagen möchte ich über 2020 aber nicht, denn 2018 und 2019 habe ich in Ostwestfalen kein einziges Exemplar von Hygrocybe coccinea gesehen und auch bei etlichen anderen Arten gab es in diesen Jahren einen Totalausfall.


    Noch recht junge Exemplare von Hygrocybe coccinea, Foto aus dem Kreis Höxter vom 01.11.2020. In der vergangenen Woche aber wahrscheinlich dem kräftigen Bodenfrost von Mittwoch auf Donnerstag zum Opfer gefallen.


    LG Ingo

    Hallo Maria,


    der Geruch des Juchten-Ellerlings ist schon ziemlich stark und eigentlich immer vorhanden, da sollte es keine nennenswerten Schwankungen geben, auch nicht zwischen verschiedenen Fruchtkörpern (wenn es denn Juchten-Ellerlinge sind). Die beiden Fruchtkörper auf deinem Foto sehen mir mehr nach Jungfern-Ellerlingen aus. Bei Juchten-Ellerlingen sollte die Hutfarbe mehr elfenbeinfarben bis schwach lehmgelb sein (siehe das folgende Foto). Das ausschlaggebende Merkmal sollte aber der Geruch sein, wobei ich mit der Geruchsbeschreibung „nach Zedernholz“ mehr anfangen kann als mit „nach Juchten-Leder“.


    Cuphophyllus russocoriaceus, Juchten-Ellerling


    LG Ingo

    Hallo Birgit,


    das ist ziemlich sicher Hygrocybe mucronella, da passen die Sporen, die makroskopischen Merkmale und die Ökologie. Die Art ist auf kalkreichen oder zumindest basenreichen Böden nicht allzu selten, wird aber öfters übersehen oder verkannt. Charakteristisch ist der meist vorhandene bittere Geschmack dieses Saftlings.


    Hygrocybe mucronella


    Hygrocybe mucronella, Sporenabwurf


    LG Ingo