Beiträge von Sennepilz

    Hallo Björn,


    einen Trick gibt es da nicht, aber meist findet man bei größeren Thalli doch den einen oder anderen Lappen, der dem Substrat nicht oder nur wenig anliegt. Wachsen die Schildflechten auf Moos oder einer Streuschicht lassen sich die Unterseiten meist noch recht gut mit einer Pinzette frei zupfen. Schwieriger wird es bei Schildflechten, die direkt auf der Erde wachsen, da bekommt man auch mit viel Wasser die Unterseiten oft nicht richtig sauber. Ich habe das öfters versucht und bin dann schnell zu der Überzeugung gelangt, dass es weitaus weniger aufwändig ist, nach Lappen zu suchen, die den Kontakt zum Substrat verloren haben, weil sie über andere Lappen wachsen oder sich gegenseitig in die Höhe drücken. Es sollten sich aber auch in den Randbereichen der Thalli junge Lappen finden, die noch nicht allzu fest mit dem Substrat verbunden sind und eine noch weitgehend saubere Unterseite aufweisen.


    LG Ingo

    Hallo Matthias,


    Deine Fotos und Beschreibungen lassen keine Frage offen (besser geht es wohl kaum) und so bin ich mir sehr sicher, dass Du mit Deiner Bestimmung richtig liegst. Es spricht einfach alles für Peltigera praetextata. Peltigera membranacea möchte ich ausschließen, da passen (im vorliegenden Fall) weder das makroskopische Erscheinungsbild noch der Standort. Schwieriger wird es mit Peltigera canina, die kann extrem ähnlich sein und ist gelegentlich auch an lichtreichen und eher trockenen Standorten zu finden. Die Rhizinen ermöglichen aber meist eine Unterscheidung, worauf Du selbst auch schon hinweist. Für P. canina erscheinen mir die Rhizinen nicht zottig genug, sie sollten insgesamt auch noch etwas zahlreicher sein (gedrängter stehen) und der Anteil kürzerer und büscheliger Rhizinen größer sein. Außerdem meine ich auf dem sechsten Foto (das mit den Apothecien) auf der Thallusoberfläche der Flechten kleinste, in der Entwicklung befindliche Isidien zu erkennen. Letzteres wäre dann ein weiterer Hinweis auf Peltigera praetextata, wobei zu berücksichtigen ist, dass ähnliche Bildungen sehr selten auch an normalerweise isidienlosen Arten auftreten können (beschränkt auf Risse der Flechtenthalli).


    Zu den mikroskopischen Merkmalen kann ich nichts sagen. Damit habe ich mich bisher nicht befasst und mir ist auch kein Peltigera-Schlüssel bekannt, der mit Mikromerkmalen arbeitet.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    richtig beobachtet, das ist eine andere Peltigera, aber nicht P. rufescens sondern P. didactyla. Diesmal in der generativen Phase (also mit Apothecien und ohne Sorale). Die Art ist dann kaum wiederzuerkennen, zumal sich mit dem Wechsel zwischen der vegetativen und der generativen Phase auch die Lappenform der Thalli und damit das gesamte Erscheinungsbild der Flechte ändert.


    Eine Bitte noch: Schildflechten, die anhand von Fotos bestimmt werden sollen, entweder bei feuchter Witterung fotografieren oder (bei trockenem Wetter) vor dem Fotografieren anfeuchten (Sprühflasche mit Wasser mitführen). An mehr oder weniger ausgetrockneten und zusammengeschrumpelten Exemplaren lassen sich viele Merkmale (insbesondere die Rhizinen und das Adernetz) nicht sicher beurteilen. Also Ober- und Unterseite, sowie alle Strukturen und Details der Schildflechten nur im gut durchfeuchteten Zustand fotografieren. Lediglich zur Klärung der Frage, ob die Thallusoberfläche glatt oder feinfilzig ist, wird ein zusätzliches Foto von der Flechtenoberseite im halbtrockenen Zustand benötigt.


    LG Ingo

    Hallo Kauz,


    ein schönes Foto einer üppig entwickelten Schildflechte. Aufgrund der relativ kurzen, büscheligen und schon am Thallusrand dunklen Rhizinen vermute ich hier eine Peltigera rufescens. Für eine sichere Bestimmung wären aber weitere Details zu klären.


    LG Ingo

    Bei uns noch nicht gefunden habe ich P. malacea, P. polydactylon, P. ponojensis, P. venosa und P. horizontalis; letztere hätte ja zumindest in den Altwaldrestbeständen im nördlichen Schleswig-Holstein, in denen ja (extrem selten) selbst die Lungenflechte noch zu finden ist, überdauern können – aber noch ist sie mir selbst dort nicht begegnet. Hast Du die letztgenannten Arten im Norddeutschen Raum bereits finden können?

    Hallo Patrick,


    Peltigera malacea und P. venosa sind in Norddeutschland doch schon seit langer Zeit ausgestorben und werden auch nicht wieder auftauchen. Von Peltigera horizontalis soll es im niedersächsischen Bergland noch letzte Reste geben, ich habe sie allerdings noch nie gesehen. Peltigera polydactylon ist sehr zerstreut noch im Weser- und Leinebergland zu finden, bei mir im Raum Bielefeld (Westfälische Bucht, Teutoburger Wald und Eggebirge) konnte ich sie bisher nicht finden. Peltigera ponojensis ist wahrscheinlich verbreiteter als bisher angenommen, wegen der großen Ähnlichkeit mit der häufigen P. rufescens wird sie wohl öfters übersehen. Aus Bielefeld sind mir zwei Fundorte bekannt.


    P. didactyla, P. rufescens und P. extenuata sind als Pionierarten, die neue Standorte (aufgelassene Sand- und Kiesgruben, Brachflächen u.a.) sehr schnell besiedeln können, nicht bedroht. Anders sieht es bei P. canina aus. In den Küstendünen der nord- und ostfriesischen Inseln kommt sie (zusammen mit anderen Schildflechten) zwar noch in größerer Zahl vor, sie war früher aber auch im norddeutschen Binnenland verbreitet und nicht allzu selten. Davon ist aktuell so gut wie nichts mehr übrig.


    Hinzu kommt, dass auch die Bestände in den Küstendünen langfristig wohl nicht stabil sind, so sind zumindest auf den Ostfriesischen Inseln deutliche Rückgänge bei den Schildflechten-Vorkommen zu verzeichnen. Siehe hierzu die Arbeit von Uwe de Bruyn: SchriftenreiheNLPV_Band12_Flechten_2012.pdf


    LG Ingo

    Ich such demnächst mal meine "Peltigera sp." aus der virtuellen Bilderkiste :) ...

    Hallo Ralph,


    die schaue ich mir gern an. Bin auch gespannt, welche Arten in diesem Forum noch auftauchen. Leider sind fast alle Schildflechten im Rückgang, so finden sich im Tiefland meist nur noch 2 bis 3 Arten und auch in den Mittelgebirgsregionen sind üppige und artenreiche Schildflechten-Vorkommen selten geworden. Mancherorts ist zwar noch mit mehr als 10 Arten zu rechnen, aber wahrscheinlich wird man auch dort lange suchen müssen, bis man auch nur 5 oder 6 Arten nachgewiesen hat. Deutlich besser sieht es (innerhalb Deutschlands) lediglich in den Alpen aus.


    Beste Grüße


    Ingo

    Hallo zusammen,


    am letzten Sonntag fand ich innerhalb eines größeren Waldes an einem mageren, moosigen Wegrand in halbschattiger Lage gleich drei nicht alltägliche Schildflechten. Besonders bemerkenswert ist Peltigera membranacea, die im nördlichen Deutschland mittlerweile vom Aussterben bedroht ist. Aber auch die beiden anderen Arten sind schon recht selten geworden und sicherlich nur wenigen Naturfreunden bekannt.


    Peltigera membranacea


    Peltigera hymenina


    Peltigera neckeri


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    es bleibt schwierig. Die neuen Fotos (von den Unterseiten) bestätigen zwar meinen Verdacht (das wäre Peltigera ponojensis), aber einige feine Details kann ich anhand der Fotos nach wie vor nicht eindeutig beurteilen und so bleiben Zweifel.


    Für eine sichere Bestimmung benötige ich im vorliegenden Fall eine kleine Probe (ein ungefähr 7 x 7 cm großes Teilstück aus dem Randbereich der Flechte genügt). Die kann ich dann mit Herbarmaterial oder auch mit Frischmaterial aus meiner Lebend-Sammlung (im Garten angesiedelte Peltigera-Arten) vergleichen.

    LG Ingo


    PS: Wer sich mal eine Vorstellung von der Variabilität vieler Schildflechten-Arten verschaffen möchte, der kann dies hier tun: Ways of Enlichenment - Lichens of North America

    Hallo Bernd,

    die Bestimmung vieler Schildflechten ist keine einfache Sache. Es gibt zwar einige wenige Arten mit Alleinstellungsmerkmalen, viele andere können aber nur anhand zahlreicher zu vergleichender Merkmale voneinander getrennt werden. Wobei manche Merkmale für jemanden, der sich erstmals mit der Gattung beschäftigt, nur schwer zu beurteilen sind. Hinzu kommt die große Variabilität vieler Schildflechten in Abhängigkeit vom Standort, von der Witterung, vom Entwicklungszustand und weiteren Faktoren. Ohne entsprechende Felderfahrungen wird man da viele Arten nur schwer auseinanderhalten können oder verschiedene Formen einer Art für verschiedene Arten halten.


    Zunächst einmal brauchst Du zur Bestimmung „etwas“ Literatur und da geht kein Weg am zweibändigen Standardwerk von Wirth/Hauck/Schultz: „Die Flechten Deutschlands“ vorbei. Der hierin zu findende Schlüssel für Peltigera arbeitet mit recht ausführlichen Beschreibungen und ist damit ein sehr gutes Hilfsmittel für die Bestimmung. Auf jeden Fall ist der folgende Hinweis zu beherzigen, den Wirth/Hauck/Schultz ihrem Peltigera-Schlüssel voranstellen:

    Zitat: „Trotz der beträchtlichen Größe der Thalli sind einige der Peltigera-Arten schwer zu bestimmen und erst nach intensivem Studium einigermaßen sicher anzusprechen. Die Variabilität ist bei einigen Arten erheblich und kann nicht im Schlüssel zum Ausdruck kommen.“


    Was Deine aktuelle Anfrage betrifft, so zeigen die Fotos die Unterseite der Flechten nur ansatzweise oder undeutlich. Erforderlich sind Fotografien, die das Adernetz und die Rhizinen auf ganzer Lappenlänge zeigen, so wie auf dem folgenden Foto.


    Unterseite von Peltigera ponojensis


    Am besten mehrere Unterseiten ablichten, wobei darauf zu achten ist, dass man möglichst junge, frisch aussehende Thalli auswählt.


    Ich habe zwar eine Idee, um welche Art es sich diesmal handelt (ziemlich sicher eine der bereits von Dir gezeigten), möchte aber weitere Fotos (von der Unterseite dieser Schildflechte) abwarten.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    ich denke, Du liegst mit Deiner Vermutung richtig. Typisch für P. canina sind vor allem die durch kurze, schräg- bis rechtwinklig abgehenden Seitenzweige zottig wirkenden Rhizinen. Die von Dir fotografierten Schildflechten sind zwar recht trocken und die Rhizinen schon deutlich dehydriert, in der Vergrößerung lässt sich deren Gestalt aber noch erkennen. Zum Vergleich hier die Rhizinen von gut durchfeuchteter Peltigera canina:



    P. canina ist manchmal nur sehr schwer von isidienlosen Formen von P. praetextata und in anderen Fällen auch nur schwer von P. membranacea zu unterscheiden. Manchmal hilft nur eine längere Beobachtung am Standort (über viele Monate) oder alternativ die Kultur im Garten (unter optimierten Bedingungen) bis man sich bei allen zu beurteilenden Merkmalen sicher ist und die Art zuordnen kann.

    Am Rande erwähnt, es soll in Litauen 15 Arten Peltigera geben, von denen 3 in der Roten Liste sind.

    Damit sieht es bei Dir sehr gut aus. Nordrhein-Westfalen hatte mal 16 Arten, davon sind 5 bereits ausgestorben, 8 stehen auf der Roten Liste (davon 2 vom Aussterben bedroht) und nur 3 sind ungefährdet. Ähnlich in Niedersachsen: Von ehemals 15 Arten sind 7 ausgestorben, 7 stehen auf der Roten Liste (davon eine von Aussterben bedroht) und nur eine Art gilt als ungefährdet.


    LG Ingo

    Ingo: mit den Isidien sind wohl diese Dinger gemeint

    Hallo Bernd,


    exakt! Und diese Dinger, die der vegetativen Vermehrung dienen, sind für P. praetextata ein untrügliches Erkennungsmerkmal. Leider sind sie nicht immer vorhanden und dann ist P. praetextata nur schwer von nah verwandten Arten, insbesondere P. canina, zu unterscheiden.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    ein interessanter Wald, in dem man bei langfristiger Beobachtung sicher ein beträchtliches Artenspektrum erfassen kann, zumal die Biodiversität bei Dir in Litauen wohl noch nicht so stark durch Eutrophierung beeinträchtigt ist wie bei mir im nordwestlichen Deutschland.


    Bei der Schildflechte (Foto Nr. 6) sei der Hinweis auf die zahlreichen Isidien erlaubt, die man auf den älteren Thallusabschnitten erkennen kann. Damit lässt sich die Art eindeutig als Peltigera praetextata bestimmen. Die von Dir vermutete Peltigera neckeri wirst Du in dem Wald mit einiger Wahrscheinlichkeit aber auch noch finden.


    LG Ingo

    Und dann gibt es gleich im Nachbarhof auf vermooster, angekohlter Fichte noch eine Peltigera, hatte ich hier Brandstätte gezeigt, aber da geht wohl nur nach Fotos nichts?

    Hallo Bernd,


    mit dem einen Foto geht da wenig. Mit mehr Fotos, die dann alle makroskopisch erkennbaren Details umfassen sollten, wird sich die Art aber einigermaßen sicher bestimmen lassen.


    Wobei zunächst geklärt werden sollte, ob die fragliche Schildflechte eine glatte (kahle) Oberseite aufweist, oder ob die Oberseite feinfilzig ist (zumindest gegen die Lappenränder). Hierfür eine Probe der Schildflechten trocknen lassen (im feuchten Zustand ist das nicht zu erkennen).


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    dass Peltigera ponojensis bei Dir vorkommt, hast Du in früheren Beiträgen gezeigt, dies aber ist Peltigera didactyla und die weißen Flecken sind keine Parasiten, sondern in der Rückbildung befindliche Sorale (dienen der vegetativen Vermehrung). Siehe hierzu den Abschnitt "Biologie" in der folgenden Publikation:


    Moos und Flechte des Jahres 2013 - Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft f. Mitteleuropa


    Anbei noch ein Foto von P. didactyla mit noch jungen Soralen (bei Deiner P. didactyla vollzieht sich schon der Wechsel zur generativen Phase, erkennbar an der Entwicklung von Apothecien an den Thallusrändern).


    Peltigera didactyla mit Soralen


    LG Ingo

    Hallo Wolfgang,


    ich kann mir gut vorstellen, dass sich es sich bei „undulatosporum“ wie auch bei so manchen anderen Rötlings-Arten um einen Arten-Komplex handelt.


    Meine Antwort an Claudia enthielt im zweiten Satz ja auch eine entsprechende Einschränkung:

    nachdem Du jetzt auch Schnallen gefunden hast, kann man die Bestimmung als Entoloma undulatosporum wohl als gesichert betrachten. Ich zumindest sehe in der Gattung keine andere (bereits beschriebene) Art, zu der die vorgefundenen Merkmale in ihrer Gesamtheit ebenfalls passen.

    Als Hobby-Mykologe konnte ich meinen Fund nur als Entoloma undulatosporum bestimmen, da die Schlüssel direkt zu dieser Art führen und auch kein Merkmal des Fundes von den in der aktuellen Literatur zu findenden Beschreibungen abweicht.


    Wenn Deine Funde aus der Oberrheinebene einen anderen makroskopischen Eindruck vermitteln und auch über deutlich knotigere Sporen verfügen, dann gibt es möglicherweise genetische Unterschiede. Nach meinen Erfahrungen sollte man die Variabilität vieler Arten aber auch nicht unterschätzen, gerade auch in Abhängigkeit vom Standort.


    Mein Fund entspricht dem was auch andernorts schon als E. undulatosporum bestimmt wurde und im Netz zu finden ist, siehe z.B. hier:


    1659.pdf


    Von herablaufenden Lamellen ist da selten was zu sehen und ich kann auch auf dem von Dir hier gezeigten Foto nur wenig davon erkennen.


    Interessieren würden mich die „deutlich knotigeren Sporen“ Deiner Funde. Gibt es davon Fotos? Wenn ja, dann möglichst von einem Sporenabwurf, der die gesamte Bandbreite bzw. Variabilität der Sporen wiedergibt.


    LG Ingo


    PS: Von meinem Fund gibt es Exsikkate, die ich gern auch für eine Sequenzierung zur Verfügung stelle.

    Hallo Ogni, hallo Bernd,


    ich kenne Phleogena faginea bisher nur von abgestorbenen oder im Absterben begriffenen Schwarzerlen (Alnus glutinosa). Diese finden sich infolge des Erlensterbens bei uns in größerer Zahl und sind für Phleogena offenbar ein optimales Substrat.


    Phleogena faginea an Schwarzerle


    Phleogena faginea, junge Exemplare aus der Nähe


    LG Ingo

    Hallo Claudia,


    nachdem Du jetzt auch Schnallen gefunden hast, kann man die Bestimmung als Entoloma undulatosporum wohl als gesichert betrachten. Ich zumindest sehe in der Gattung keine andere (bereits beschriebene) Art, zu der die vorgefundenen Merkmale in ihrer Gesamtheit ebenfalls passen. Entoloma undulatosporum ist eine seltene aber meines Erachtens relativ leicht zu bestimmende Rötlings-Art.


    Erwähnt sei noch, dass der Lamellenansatz bei dieser Art recht variabel ist. Nennenswert herablaufende Lamellen haben nur wenige, meist kleinere Exemplare. Weit überwiegend sind sie nur breit angewachsen, teilweise auch ausgebuchtet, insbesondere bei größeren Exemplaren.


    Eine detaillierte Beschreibung der Art findet sich in Fungi Europaei 5a (S. 987) oder hier:


    OestZPilz_6_0023-0033.pdf


    Anbei noch das Foto von einem eigenen Fund aus dem November 2020 und ein Foto vom Sporenabwurf.


    Entoloma undulatosporum, Entoloma cf. opacum


    Entoloma undulatosporum, Entoloma cf. opacum, Sporenabwurf


    LG Ingo

    Hallo Claudia,


    bei Entoloma undulatosporum sollten sich Schnallen vor allem in der Hutdeckschicht und im Hymenium finden. Dort sind sie recht zahlreich und nicht zu übersehen, in den anderen Pilzteilen sind sie selten. Der folgende Mikrofoto-Ausschnitt zeigt, wie eine solche Schnalle bei E. undulatosporum aussehen sollte.



    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    vielen Dank für die zusätzlichen Informationen. Im Vergleich mit dem nordwestdeutschen Tiefland kann bei Dir eher von vielen Arten Peltigera die Rede sein. Die Natur im Umfeld deines Wohnortes ist auch insgesamt noch sehr reichhaltig, Deine zahlreichen Beiträge hier im Forum geben eine gute Vorstellung davon.


    Ich vermute auch mal, dass sich die Stickstoffeinträge aus der Luft in Litauen noch in Grenzen halten. In Deutschland liegen sie in vielen Regionen bereits deutlich über dem, was viele Ökosysteme verkraften und so geht es hier mit der Biodiversität trotz aller Bemühungen des Naturschutzes immer weiter bergab.


    Zurück zu den Schildflechten: Die vergleichsweise häufige Peltigera rufescens hatte ich (wegen ähnlicher Ansprüche) im Umfeld deines P. ponojensis-Vorkommens vermutet. Das war nicht der Fall, in nicht zu trockenen Sand- oder Kiesgruben mit noch jungen, basenreichen Böden sollte sie aber auch bei Dir zu finden sein.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    schöne Vorstellung (mit vielen Details) einer zumindest in Westeuropa recht seltenen Schildflechte (das cf. kannst Du getrost weglassen). Schwer vorstellen kann ich mir nur, dass die Art an dem von Dir beschriebenen Standort (ehemaliger Acker mit sandigen Böden) die alleinige Schildflechten-Art ist. Bei mir in Deutschland zählen solche noch relativ jungen Standorte zu den typischen Fundorten der häufigen Peltigera rufescens und nur höchst selten gesellt sich P. ponojensis dazu.


    Die beiden Arten sind sehr nah miteinander verwandt und beim Blick von oben nur beim Vorhandensein von Apothecien zu unterscheiden, wobei P. rufescens nahezu immer mit Apothecien anzutreffen ist, während P. ponojensis in Deutschland nur selten Apothecien ausbildet. Anhand der Unterseite (Adernetz und Rhizinen) ist aber immer eine Unterscheidung möglich.


    Wie Du auch schon schreibst, ist Peltigera ponojensis sehr variabel im Erscheinungsbild (in Abhängigkeit vom Standort, vom Alter der Thalli, von der Witterung usw.). Dies gilt aber auch für fast alle anderen Schildflechten-Arten und führt immer wieder zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Bestimmung.


    Zu den variablen Eigenschaften vieler Schildflechten gehört auch die Färbung. Diese wird bei allen Arten in gewissen Grenzen vom Standort und von der Witterung beeinflusst, es gibt aber auch individuelle (evtl. durch Pigmentdefekte bedingte) Unterschiede, die eine größere Abweichung von der üblichen Färbung zur Folge haben.


    So findet man öfters mal grünliche Exemplare bei normalerweise blaugrauen, graubrauen oder schwarzgrünen Arten. Zur Illustration hier Fotos einer grünlichen Form von P. ponojensis:


    Peltigera ponojensis, grünliche Form


    Rhizinen in der Seitenansicht


    Unterseite mit Adernetz


    mit jungen Apothecien


    mit älteren Apothecien


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    schöne Funde aus Litauen. Bei mir in Nordwestdeutschland suche ich den Schwarzborstling schon lange vergeblich, er scheint hier extrem selten zu sein.


    Zu Deiner Schildflechte: Was lässt Dich da Peltigera ponojensis vermuten? Das ist eine recht seltene Art mit in der Regel größeren (breiteren) Apothecien als bei Deinem Fund. Die anderen Merkmale (soweit auf dem Foto erkennbar) schließen P. ponojensis zwar nicht aus, sind so aber auch bei anderen und häufigeren Arten zu finden.


    LG Ingo

    Peltigera didactyla ist mein momentaner Arbeitsname.

    Hallo Karl,


    mit Peltigera didactyla liegst Du richtig. Es ist eine ausgesprochene Pionierart, die sich nahezu überall einstellen kann, wo offene Böden entstehen. Ob Sand oder Lehm ist dabei unerheblich und die Böden dürfen auch etwas nährstoffreicher sein. Allerdings verschwindet P. didactyla auch schnell wieder, wenn sich die Vegetationsdecke durch das Aufwachsen von Pflanzen und Moosen wieder schließt.


    Langlebiger ist Peltigera rufescens, die in naturnahen Gärten auch des Öfteren auftritt und die sich in kurzrasigen, nährstoffarmen Rasenflächen bei trocken-warmer Lage auch dauerhaft etablieren kann.


    Peltigera didactyla und P. rufescens sind die beiden häufigsten Arten in Deutschland. Nährstoffarme Rasenflächen in Gärten, Parks und auf Friedhöfen können aber auch große Bestände von in der Natur bereits sehr seltenen Schildflechten beherbergen.


    Auf den alten Rasenflächen des Senne-Friedhofs bei Bielefeld findet man beispielsweise noch ein sehr großes Vorkommen von Peltigera canina, während mir die Art aus der näheren und weiteren Umgebung nicht bekannt ist, insbesondere auch nicht aus den hiesigen Naturschutzgebieten.


    Peltigera canina


    LG Ingo

    Hallo Ogni,


    schau dir mal die zahlreichen und vorzüglichen Peltigera-Mikrofotos von Dr. Ralf Wagner an:


    Peltigera – Flechten


    Er zeigt Aufnahmen von insgesamt 17 Peltigera-Arten, vier Arten mit Grünalgen in der Photobionten-Schicht (und Nostoc in externen Cephalodien) und 13 Arten mit Nostoc als einzigem Photobionten.


    Deine Thallusquerschnitte zeigen eine Peltigera mit Nostoc in der Photobiontenschicht. Anzumerken ist, dass man in Schildflechten nie so schöne Perlenketten bzw. Zellfäden findet wie bei „freilebenden“ Cyanobakterien der Gattung Nostoc. Dass die Zellen kettenartig miteinander verbunden sind, lässt sich beim „Zerrupfen“ der Photobionten-Schicht aber nachweisen, auch wenn es kaum gelingt, längere Fragmente zu isolieren. Die Ketten sind sehr fragil und zerfallen beim Präparieren größtenteils in einzelne Zellen, es sind aber immer auch einige mehrzellige Kettenbruchstücke im Präparat zu finden:


    Nostoc-Kettenfragment aus Peltigera rufescens


    Grünalgen (als Photobiont) möchte ich bei deinem Fund ausschließen, da die von dir fotografierten Schildflechten makroskopisch eindeutig und zweifelsfrei der Arten-Gruppe mit Nostoc (als alleinigem Photobionten) zuzurechnen sind.


    Die Fotos ermöglichen auch eine sichere Bestimmung der Art. Schaut man sich dein drittes Schildflechten-Foto in der maximalen Auflösung an, dann sind an den älteren Thallusabschnitten zahlreiche schuppige Auswüchse zu erkennen. Diese dienen der vegetativen Vermehrung, werden als Isidien bezeichnet und finden sich so nur bei Peltigera praetextata, eine zumindest in höheren Lagen noch verbreitete und nicht allzu seltene Art.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    es ist zwar noch nicht Winter, aber alle im Folgenden gezeigten Pilze überstehen weitgehend schadlos leichte Fröste und können bei mildem Witterungsverlauf auch noch Ende Dezember/Anfang Januar gefunden werden. Die Funde stammen alle von einem Sandmagerrasen und die Fotos weit überwiegend von heute.


    Schildflechten-Nabeling (Arrhenia peltigerina)



    Blaugrüner Nabeling (Arrhenia chlorocyanea)



    Sand-Erdzunge (Sabuloglossum arenarium)



    Sand-Erdzunge, hier zusammen mit der Heidekeule (Clavaria argillacea)


    Kugeliges Gallertköpfchen (Sarcoleotia globosa)


    Kugeliges Gallertköpfchen (Albino-Fruchtkörper)


    Kugeliges Gallertköpfchen (die zwei Farbformen, Foto aus dem Jahr 2019)


    Anmerkung: Ich konnte bei den Albinos mikroskopisch keinerlei Unterschiede zur Normalform beobachten und da Hans-Otto Baral bei einem vergleichbaren Fund (siehe Cudoniaceae? - Forum ASCOFrance ) auch schon Albinos vermutet hat, habe ich diese Einschätzung für meinen Fund übernommen.


    LG Ingo