Drei gilbende Champignons

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 4.822 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mycelio.

  • Liebe Champignonfreunde,


    ich habe mir diesen Sommer mal die Champignonarten in einem nahegelegenen Park angeschaut. Neben Stadtchampignons und Karbolegerlingen fand ich die folgenden drei gilbenden Arten. Jetzt würde mich mal interessieren, ob ihr meiner Benennung zustimmen würdet. Schon klar, daß man die nicht nach Fotos genau bestimmen kann. Es geht mir nur darum, ob ich mit meinen Arbeitsnamen einigermaßen richtig liege.


    Los geht's:


    Der erste:
    In einem Eibengebüsch unter einer Linde, wo auch Safranschirmlinge wuchsen, stieß ich auf eine stämmige Art mit ganz leichtem Mandelgeruch. Ich halte sie für Anischampignons, Agaricus arvensis, bzw. eine der Doppelgängerarten. Später fand ich sie noch an weiteren Stellen, nicht nur unter Nadelbäumen. Hier die Fotos vom ersten Standort:
    100829champi11bueschel.jpg
    1.


    100829champi09statur.jpg
    2.


    100829champi10oberflaec.jpg
    3. Der untere Teil des Rings erinnert an ein Zahnrad.


    100829champi08verfaerbu.jpg
    4. Abends angekratzt, morgens geknipst.


    100824champi4.jpg
    5. Gilben an der Huthaut, keine Verfärbung nach Aufreißen.


    100915champi12gruppe2.jpg
    6.


    100915champi12gruppe1.jpg
    7.


    100915champi12gruppe3.jpg
    8. Die hinteren sind etwas älter und haben Sporen auf den Hüten.


    100824champi3.jpg
    9. Besonders fette Einzelexemplare.


    100826champi7.jpg
    10. Methusalem



    Der zweite:


    Soweit, sogut...
    dann kam der Hammer. In einem Stechpalmengebüsch, neben Filzröhrlingen und Kartoffelbovisten stand dann eines Tages der hier:
    100826champimitschuppen.jpg
    11. Und er roch sogar noch lecker nach Marzipan, also wohl ein Riesenchampignon, Agaricus augustus. Durch den dunklen Standort waren die Hutschuppen hell geblieben. Leider wurde der Pilz nur noch von der Außenhaut zusammengehalten. Vor ein paar Tagen kamen dann nochmal zwei:
    100921aadunkel.jpg
    12. Ein sonnengebräunter


    100921aahell.jpg
    13. und ein blasser


    100922aahell1.jpg
    14. Am nächsten Morgen hatte sich der Hut geöffnet.


    100922aahell2.jpg
    15.


    100922aahell3.jpg
    16. Sehr feinschuppig, fast schon pelzig.


    100922aahell4.jpg
    17. Nach dem Öffnen recht helle Lamellen.



    Der dritte:


    Dann stieß ich auf einen weiteren interessanten, der unter einem mir unbekannten Nadelbaum (wahrscheinlich Zeder) wächst. Die Pilze gilben ebenfalls und riechen und schmecken süßlich nach Marzipan, kommen also irgendwo aus der Ecke vom Dünnfleischigen bzw. Schiefknolligen Anisegerling, Agaricus essettei, A. silvicola oder A. abruptibulbus. Die Pilze sind zwar groß, aber schmächtiger als die beiden vorigen. Sie kämpfen sich durch eine dicke Nadelschicht, haben zuerst glockige, fast eiförmige Hüte, die sich dann flach ausbreiten.
    20100915ashut.jpg
    18. Noch geschlossener Hut.


    20100915asstiel.jpg
    19. Langer, dünner Stiel mit feinen Schuppen


    20100916asknolle.jpg
    20. und flacher Knolle.


    20100916aslamellen.jpg
    21. Auch hier sind die Lamellen nach dem Öffnen noch ziemlich hell. Den Ring hatte ich für den Sporenabdruck entfernt.


    20100921aspilze.jpg
    22. Ältere Exemplare. Bei dem oberen ist der Ring nicht so riesig, wie es auf den ersten Blick wirkt. Es wächst noch ein weiterer Pilz dahinter.


    20100921ashut.jpg
    23.


    Nur dumm, daß die ganzen gilbenden Champignonarten so irrsinnig viel Cadmium aufnehmen und in den Fruchtkörpern anreichern.



    Grüße, Carsten

  • Hallo Carsten!


    Ganz hervorragende Dokumentation, dein Zeitaufwand hat sich wirklich gelohnt!
    Leider kann ich dir auch nicht mehr sagen als du selbst schon geschrieben hast. Bei Nr.1 würde ich auch zu Agaricus arvernensis (Schaf-Champignon) tendieren wegen des fast büscheligen Wachstums, der robusten Fruchtkörper und des verhältnismäßig deutlichen Gilbens.
    Nr. 2 A. augustus (Riesen-Champignon) sehe ich auch so. Hättest du den hellen alleine gezeigt, hätte ich mich wohl nicht getraut, den so zu benamsen. Ist also auch ziemlich lehrreich für mich.


    Nr. 3 öffnet sich leider bei mir (noch?) nicht. :(


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

  • Hallo Ingo,


    danke für die Bestätigung! Freut mich, daß es dir und hoffentlich auch anderen gefällt!
    Mit 'avernensis' hast du mich kurz verwirrt, ich denke, du wolltest A. arvensis schreiben und Peziza ließ grüßen.
    Der helle A. augustus ließ mich zuerst an A. macrosporus denken. Da alle drei dem selben Mycel entwachsen sind und ein intensives Marzipanaroma aufweisen sollte es aber passen. Die morphologischen Unterschiede durch Licht, Feuchtigkeit und Temperatur sollte man nicht unterschätzen. Kenne das gut aus der Pilzzucht. Ich werden in den nächsten Tagen einen gesonderten Thread zu diesem Thema starten und noch ein paar Beispiele zeigen.
    So, jetzt bin ich mal gespannt, ob der dritte Champignon auf Zustimmung stößt. Die Bilder 16 und 18 - 23 erscheinen jetzt wieder, jedenfalls bei mir. Es gab da wohl Serverprobleme bei Imageshack.


    Grüße, Carsten

  • Hallo Carsten!


    Hast natürlich recht mit "arvensis", genau den meinte ich.


    Den 3. Champi sehe ich jetzt auch. Hat eine lustige Knolle, wie für den Namen abruptibulbus geschaffen. Wissen tue ich es aber nicht.
    Wahrscheinlich wäre es trotzdem irgendwann mal angebracht, sich damit genauer zu beschäftigen, ich meine mit der Abgrenzung A. essettei und silvicola.


    VG Ingo W

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    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

  • Hallo Ingo,


    beim Anblick der Knolle hatte ich den gleichen Gedanken. Wenn das nich A. abruptibulbus ist, welcher dann?
    Leider konnte ich nicht herausfinden, ob A. silvicola, A. esettei und A. abruptibulbus Synonyme für dieselbe Art sind oder ob sich womöglich viele Arten dahinter verstecken. Tja, bei Champignons kann man sich wohl niemals sicher sein...


    Jedenfalls danke ich dir für deine Einschätzung.


    Gruß, Carsten

  • Hallo Carsten,


    hinter essettei und abruptibulbus verbirgt sich anscheinend dieselbe Art,der
    schiefknollige Anisegerling.
    Zum 2.Pilz fällt mir auch nix Besseres ein als augustus.Nur die Manchette,beim
    Riesenegerling häutig,hängend,läßt mich dann doch etwas zweifeln.


    Gruß,Detlef

  • Hallo Detlef,


    danke für die Info bzgl. essetei/abruptibulbus!


    Beim vermeintlichen Riesenegerling ist auf Bild 11 die häutige, hängende Manschette des älteren Exemplares zu erkennen. Leider ist das Foto nicht wirklich gut. Der jüngere mit dem unterseits pelzigen, abstehenden Ring war gerade erst dabei aufzuschirmen.


    Gruß, Carsten

  • Hallo Carsten,


    ich finde den Riesenegerling hier sehr häufig,und ich meine selbst in diesem jungen
    Stadium besitzt die Manschette nicht diese Steifigkeit.Sie hängt sich m.E. schon
    direkt nach dem Ablösen vom Hutrand herunter.Sie erscheint mir auf deinem Bild
    Nr.15/16 auch zu"wollig".Würde ich ja gerne nochmal die Egerlingsexperten bemühen.


    Gruß,Detlef

  • Ja, auch mich würden weitere Meinungen interessieren. So richtig typische Riesenchampignons sind es ja alle nicht. Diesen jungen Pilz hatte ich im geschlossenen Zustand in Papier und Plastikfolie gewickelt fast einen Tag bei Zimmertemperatur gelagert, also einerseits windstill und erschütterungsfrei, andererseits bei maximaler Luftfeuchtigkeit. Daher befürchte ich einen 'unnatürlichen' Verlauf incl. Mycelwachstum an der Oberfläche.


    Gruß, Carsten