Phaeocalicium populneum

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  • N'abend miteinander,


    nach einigem Umschauen auf Zitterpappeln und Hybridpappeln habe ich diese Art nun auch auf dem Hof gefunden, auf Balsampappel, auf einem toten Zweiglein (weniger als kleiner Finger dick), mit teils beginnend abblätternder Rinde. nur wenige Exemplare, aber immerhin auf Augenhöhe.

    Da gibt es mit dem Substrat nicht viel zu schlüsseln. Und die Sporenmaße passen, 10-15*4-6 µm.

    das große Exemplar rechts ist knapp über 1 mm hoch

    ob diese gebogenen Härchen auch dazugehören, keine Ahnung ...


    LG, Bernd

  • Hi zusammen,


    hiervon hab ich auch eine Probe erhalten. Die sichelförmigen Gebilde oben sind sicher Konidien eines Hyphomyceten, der mit Phaeocalicium nichts zu tun hat. Ich hab die in meiner Probe nicht gefunden.

    Stiel:

    Becherunterseite:

    Übergang zum Stiel:

    Becherrand

    Asci:

    In Lugol:

    Sporen:

    (10.2) 11.4 - 15.2 (17.3) × (3.9) 4.3 - 5.4 (5.6) µm

    Q = (1.9) 2.2 - 3.4 (4.0) ; N = 22

    Me = 13.2 × 4.9 µm ; Qe = 2.7


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo allerseits,


    im späten Frühling und im Sommer konnte ich die Art nicht mehr finden, wiewohl auf dem Hof vorhanden. Der Gedanke lag nahe, dass diese Art, wie andere Pilze auch, eine gewisse Saisonalität hat. Wozu man in der Literatur aber nichts oder nur wenig findet. Jedenfalls habe ich dieser Tage mal wieder geschaut und siehe da, ich wurde auf Anhieb fündig - wie üblich pflegeleicht auf Augenhöhe. Nun kann man zwar aus diesen wenigen Beobachtungen und den Nicht-Beobachtungen noch kein definitives Verhalten ableiten, aber zumindest eine Arbeitshypothese. Ähnliches sehe ich auch bei Stenocybe pullatula - die ist mir seit dem späten Frühling auch noch nicht wieder untergekommen.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    das ist eine überaus interessante Frage, die auch ich noch nirgends nur ansatzweise ernsthaft diskutiert gefunden habe:

    Unterliegen Flechtenfruchtkörper einer Saisonalität?


    Manchmal liest man soetwas wie, "der Frühling ist da und die ersten bunten Flechten bilden Fruchtkörper" und dergleichen...


    Ich habe Probleme, insbesondere bei den langsam wachsenden Krustenflechten, mir vorzustellen, dass sie über den Sommer - der aufgrund der hohen Verdunstungsrate nicht ihre optimale Saison ist - überschüssige Reserven aufbauen und einzulagern, um dann z.B. im Herbst und Winter oder im Frühling spontan Fruchtkörper auszubilden. Und was passiert später? Sollten die mühsam entwickelten Fruchtkörper dann abgestoßen werden, um in der nächsten Saison neue zu bilden? Wäre das für eine Flechte ein optimales Vorgehen?


    Wahrscheinlich ist es doch günstiger, die für die Bildung des Ascocarps investierte Energie zu erhalten, indem der Fruchtkörper jahrelang exisitiert und ggf. nur die Bildungsrate der Asci in den Fruchtkörpern einer saisonalen Schwankung unterliegt - je nach Stoffwechselrate der Flechte, die wiederum von u.a. der Luftfeuchtigkeit abhängt, welche letztlich jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt. Dann wäre der Winter die optimale Jahreszeit für die Sporenbildung.

    Auch schnell wachsende Blattflechten besitzen ab einer bestimmten Größe und hinreichend günstigen Umweltbedingungen zu jeder Jahreszeit Fruchtkörper, je nach Art.


    Ob also Fruchtkörper saisonal komplett gebildet (und rückgebildet) werden? Letztlich müssen die paar wenigen Algen im Thallus die ganze Energie auch noch dafür bereitstellen.

    Ob die kleinen Grünen damit nicht überfordert wären? :girre: :glol: :gskeptisch: :gkopfkratz: :gomg: :gnicken: :gkopfwand:


    Was ist deine Meinung dazu, bzw. was konntest du dazu recherchieren?


    LG, Martin


    Sicher unterliegt der ganze Wald der Saisonalität: die Erkennbarkeit von Rindenflechten steigt in der blattlosen Jahreszeit an. Man müsste an einem betimmten Thallus ein Markierungsfähnchen anbringen und den gleichen Thallus dann über mindestens ein Jahr z.B. einmal monatlich besuchen und den Zustand dokumentieren. Das wäre doch mal interessant.

  • Hallo Martin, also bei reinen Flechten würde ich schon viel Beständigkeit erwarten, in dem Sinne, dass da nichts abgeworfen oder verschwendet wird. Wenn man zum Beispiel auf einer Steinoberfläche haust, ist es ja verdammt schwierig da neues Material als Ersatz ranzuschaffen. Anders sieht es wohl mit dem Zeitpunkt von Apothecienbildung, Wachstum aus. Dazu möchte man Feuchtigkeit haben und biologische Prozesse laufen bei etwas Wärme meist auch besser/schneller ab.


    Bei Pilzen, die nicht verflechtet (verflochten ist wohl das korrekte Wort im Deutschen, wenn, wie ich annehme Flechte zu flechten gehört) sind, die also wie hier saprotrophisch (oder in anderen Fällen parasitisch) agieren, besteht diese Not ja nicht. Die können vom Substrat/Wirt zehren.


    Bei den dazwischen liegenden Stecknadelflechten meine ich in Bezug auf das Erscheinen und die Frische der Apothecien auch Saisonalität zu erkennen. Das Scheunentor mit Ch. phaeocephala etwa hatte kaum noch junge bunte Apothecien und der ganze Belag war mit Spinnennetzen (oder so, den Urheber habe ich nicht gefunden) verwoben und das Ganze deutlich schwerer als Stecknadelflechte zu erkennen. Sowas wie Calicium glaucellum, die ich auch im Sommer und frühen Herbst reichlich gefunden hatte, wies fast nur leere Beere Becher auf, ohne Mazaedium und auch im Präparat oft nur mit ganz wenigen Sporenresten.


    Ich hatte mal versucht Peltigera zu markieren und über einige Zeit zu verfolgen, aber das erwies sich als sehr schwierig - lange tut sich gar nichts, dann ist was abgerissen, oder der ganze Fleck ist weggeschleppt, neue Lappen von irgendwoher dazugekommen. Da habe ich den Überblick verloren. Am ehesten ist mir das noch mit der hier gelungen (Eine Peltigera → P. (neo)polydactyla), weil die sich auf genau den einen Baumstamm beschränkt - da müsste ich dann Bilder vom letzten und diesem Jahr nachtragen. Aber auch die sieht immer anders aus und teils an anderen Stellen


    LG, Bernd