Risspilz, ev. Inocybe (cf. quietiodor)

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 677 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Hallo,


    ich würde gerne einen meiner Funde querchecken lassen - so weit das geht.

    Diemal habe konnte mich an den LBMs nicht vorbeigehen, ohne ein Probe mitzunehmen und mich an der Bestimmung zu versuchen.


    Die Pilze wachsen in der Laubstreu von Buchen im Buchen-Eichen-Mischwald auf kalkhaltigem Boden.

    Um die Pilze sehe ich hauptsächlich Rotbuchenblätter.

    Bild 1


    Die Pilze haben deutlich gebuckelte, radialfasrige Hüte, teils eingerissen.

    Der Hutrand ist aufgebogen.

    Leider sind die Fotos im Wald überbelichtet, später kommen farbtreuere Bilder!

    Bild 2


    Der Geruch ist spermatisch.

    Bild 3 Die Stiele sind fest mit der Erde verbacken


    Zuhause am Fensterbrett im Sonnenlicht:

    Bild 4 Stiele hellbraun, längsfasrig, Basis weiß; etwa 10 cm hoch, Hut ca. 4-6 cm Durchmesser, Stiele um 1 cm Durchmesser (5mm-Raster)


    Bild 5 Hüte gebuckelt, radialfasrig, eingerissen; Ränder wellig und hochgebogen


    Bild 6 Lamellen mit Zahn herablaufend, graubraun, Stiel am Übergang zum Lamellen weißlich; Lamelletten vorhanden

    Die Lamellenkante wirkt unruhig, fast gezähnt.


    Bild 7 Weißliche Cheilozystiden an der Lamellenkante


    Bild 8 Dunkelbraune, fädige Anhaftungen am Stiel (Cortinareste?)


    Bild 9 Schnittbild: Lamellen mit kleinem Zahn herablaufend; Hut dünnfleschig; Stiel massiv


    Bild 10 Stiele besitzen eine schwach ausgeprägte, nicht abgesetzte Knolle, mit der sie im Substrat sitzen.

    Die Erde ist nicht entfernbar, nicht einmal unter'm Wasserhahn, eher zerreißt die obere Pilzschicht!


    Der Sporenabwurf war sehr unergiebig.

    Eine echte Aussage über den Braunton traue ich mich nicht zu machen, dennoch sind die Sporen vermutlich ockerfarben, wie der Sporenbelag auf dem Hut zeigt (Bild 16)

    Bild 11 Sporen mit gerader bis leicht konkaver Seite (etwa bohnenförmig); Größe: 9,0-11,2 x 5,0-5,5 µm²


    Bild 12 Die Sporen sind inamyloid (hier in Wasser)


    Bild 13 Cheilozystiden sind reichlich vorhanden, dünnwandig und keulig; Kopfdurchmesser liegt bei etwa16µm.


    Bild 14 Mehr Cheilos, alle ohne Kristallschopf


    Pleurozystiden sind nicht zu finden!

    Die Hyphen der HDS haben Schnallen.

    Bild 15 Braune HDS-Hyphen mit Schnallen, keine metuloide Zystiden zu finden


    Die Huthaut erweist sich unter der Lupe als mit Sporen übersät.

    Das Sporenpulver wirkt hier ocker:

    Bild 16 Ockerfarbener Sporenbelag auf Hutoberseite nach Sporenabwurf


    Bild 17 Die Sporen auf der Huthaut sind eindeutig die gleichen, wie unter dem Hut auf dem Objektträger (Bild 11f), also vom gesuchten Pilz.



    Die wichtigste Punkte nochmals:

    - terricol

    - LBM mit radialrissigem, fasigem, nicht schuppigem Buckelhut

    - Geruch spermatisch

    - Lamellenkanten weiß, wellig/gesägt

    - Stiel glatt, mit schwach ausgeprägter, nicht abgesetzter Knolle

    - Ringzone nicht erkennbar

    - verm. ockerfarbenem Sporenpulver

    - Sporen bohnenfö., 9,0-11,2 x 5,0-5,5 µm²

    - Keine Pleurozystiden

    - Keulige Cheilozystioden

    - Keine Metuloide (Lamellen & HDS)

    - Schnallen in HDS


    Mit dem Bresinsky komme ich zu Inocybe rimosa, da ist natürlich nur ein Bruchteil der Inocyben abgehandelt.

    I. rimosa kann ich nach der Beschreibung in FoNE eigentlich ausschließen (Lamellenfarbe).


    Vielleicht kommt ja etwas aus der Richtung I.quietiodor / reisneri in Frage?

    Oder ist der Pilz makro-/mikroskopisch nicht auf Artebene bestimmbar?


    Ich hoffe, zumindest die Gattung getroffen zu haben. :gzwinkern:


    LG, Martin

  • Hi,


    also "Inocybe" quietiodor kann man ausschließen. Der hat einen gelbllichen Hut und riecht deutlich nach Blattwanze.


    Eine Inosperma oder Pseudosperma (ehemals Sektion Inosperma-Rimosae) hast du allerdings gefunden. Das ist richtig.


    Die echten Inocyben haben metuloide Zystiden. Dein Fund hat nur dünnwandige Cheilos.


    Ich meine Reste von Velumresten auf dem Hut zu sehen. Deswegen wäre Inosperma maculatum eine Option.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo zusammen,

    Allerdings riecht inocybe maculata gerade nicht spermatisch, sondern nach fleischeintopf bzw. Gulaschsuppe. Dass spermatischer Geruch angegeben wurde, macht die Sache schwieriger.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Stefan,


    vielen Dank für die gute Anregung!! :gidee:

    Ich werde mir das morgen mal genauer zu Gemüte führen.

    Klingt ganz schön spannend für mich.


    LG und gute Nacht wünsche ich!


    Martin

  • Hallo Oehrling,


    du bestätigst, wie schwierig das Ganze ist oder mir zumindest erscheint.


    Das Pilzchen ist mittlerweile vertrocknet, mehr als bereits angegeben werde ich wohl nicht mehr herausfinden können ..


    Aber vielleicht wird noch jemand irgend was dazu.


    Ich habe jedenalls wieder etwas lernen können!

    Danke euch beiden.


    Martin

  • Hallo Martin,

    Wenn es tatsächlich inocybe maculata war, wird er dir im entsprechenden Habitat bald wieder begegnen, denn es ist ein in unserer Gegend sehr häufiger pilz, der besonders gern an wegrändern steht.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!