Peziza spec.

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  • Hallo zusammen,


    ich habe da mal wieder was im Garten gefunden.....dabei wollte ich ihn eigentlich für den Frühling fit machen.

    Eine Peziza, mit der ich mich sehr schwer tue, da ich kaum Infos finde.

    Vorerst hab ich ihr den Namen Peziza boltonii verpasst, wobei die Art wohl neu Phyllocypha boltonii Van Vooren & Hairaud 2020 heissen muss.

    Die Fruchtkörper wachsen auf nackter, sandiger Erde unter einer Hortensie Ende März 2023.

    Fruchtkörper 2,5-3,5cm Durchmesser, schwarzbraun mit einem Hauch violett.

    Das Exipulum ist stark kleiig-warzig


    Ascus 8sporig, Jod positiv


    Paraphysen einfach


    Sporen: 14,5-15,7-17,5x8,2-8,7-9,1µ fein warzig


    in Baumwollblau

    Besonders die Sporen finde ich speziell. Zum einen scheinen die inneren Tröpfchen wohl nur an den Polenden der Sporen zu sein, zum anderen wirken manche Sporen an den Polenden leicht abgeflacht.

    Meine Literatur gibt zu dieser Peziza leider nicht viel her. Geschlüsselt hatte ich mit H. Hohmeyer 1985 und landete zunächst bei P. brunneoatra (=P.phyllogena), bin dann aber doch bei P. boltonii gelandet.

    Es gibt zu P. boltonii nur wenig Einträge bei pilze-deutschland.de, erst recht nicht in Niedersachsen wo ich her komme.

    Vielleicht kann trotzdem jemand weiterhelfen....ich würde mich sehr freuen. :)


    Beste Grüße

    Martin


    P.S.: die Gartenarbeit ist mal wieder liegen geblieben....

  • Vielleicht kann trotzdem jemand weiterhelfen....ich würde mich sehr freuen.

    Na, da hoffe ich einmal, dass ich hier weiterhelfen kann, lieber Martin.

    Meiner Meinung nach handelt es sich um Peziza labessiana, eine frühe nährstoffliebende Art, die gern in Gärten vorkommt. Neben der Erscheinungszeit, der geringen Größen und der Färbung sind die rel. kleinen isoliert-warzigen Sporen charakteristisch.


    Vergleiche mit der Diskussion im Pilzforum und dem schönen Portrait bei der Pilzflora-Ehingen.


    LG, Nobi


    Nachtrag

    Nach weiteren Literaturstudien bin ich mir mit Phylloscypha labessiana (wie die Art aktuell heißt) sicher!

    Soweit das aus der Ferne möglich ist. Aber dank Deiner aussagekräftigen Dokumentation habe ich keine Zweifel.

    Als Verwechslungskandidat kommt tatsächlich nur die von Dir genannte Phylloscypha boltonii infrage, die sich aber u.a. durch die Färbung, größere Apothecien und Sporen sowie ein etwas anderes Sporenornament unterscheidet. Siehe Schlüssel.


    Die betreffende Literatur bzgl. neuer Gattungen der Pezizaceae (Phylloscypha S.189), über Phylloscypha und den erwähnten Schlüssel füge ich zum nachlesen als PDF an. Gibt es zwar alles im Netz, aber so ist es einfacher.

    Pezizaceae, new genera_Van Vooren, Ascomycete.org 12(4), 2020.pdf

    Phylloscypha_Van Vooren et al, Ascomycete.org 13(3), 2021.pdf

    Phylloscypha Key, engl._Van Vooren, 2021.pdf

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    Einmal editiert, zuletzt von nobi ()

  • Vielen Dank Nobi :daumen:

    Tatsächlich hatte ich den mit dem Hohmeyer-Schlüssel bei 40c als dritten potenziellen Kandidaten mit auf dem Zettel. Ich bin dem aber nicht weiter nachgegangen, weil im Schlüssel der Durchmesser der Apothecien mit max. 2cm angegeben war (2 von 6 Fruchtkörper waren 3,5 cm groß).

    Die Arbeiten von van Vooren, die du angehängt hast, überzeugen mich nun auch voll. Besonders das isoliertstehende, runde, feine Sporenornament paßt wunderbar.

    Nun freue ich mich über Peziza labessiana :)

    Die Art ist wohl mit nur 12 Datensätzen auch völlig unterkartiert in Deutschland. Aus Niedersachsen noch keine Fundmeldung. Schon verrückt, wieviel interessante Pilzarten in meinem kleinen 08/15 Garten vorkommen...


    Beste Grüße

    Martin

  • Kein Wunder, dass du mit dem Hohmeyer-Schlüssel nicht zum Ziel gekommen bist, lieber Martin.

    Der hätte mich auch nicht bis zur Art geführt. ;)

    Schon verrückt, wieviel interessante Pilzarten in meinem kleinen 08/15 Garten vorkommen...

    Nun, man sieht einfach mehr, wenn man regelmäßig auf ein begrenztes Stück Boden schaut.

    Siehe auch den Fund von Smardea protea, der Frank Dämmrich in seinem Garten gelang.

    Mein einziger Fund des Ascobolus viridis gelang auch nur, weil ich viel Zeit in ein winziges Rasenstück vor meiner damaligen Arbeitsstelle investierte. Es nahezu täglich auf allen Vieren krabbelnd nach Kleinpilzen absuchte.


    LG, Nobi

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