Krustenflechten auf der Schwäbischen Alb (und eine Cladonia)

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  • Hallo miteinander!


    Bei einem Abstecher auf die Burgruine Hohenurach (bei Bad Urach) waren trotz der sehr feuchten Witterung tolle Flechten zu finden - viele für mich Erstbeobachtungen. :gfreuen:

    Es handelt sich um vom Wuchs her recht auffällige Flechten, die damit relativ leicht zu bestimmen sind oder sein sollten.

    Ich möchte deshalb einige Flechten, die ich zum ersten Male beobachten konnte, hier zeigen und zur Diskussion stellen.

    Bild 1: Hohenurach in leicht nebeliger Herbststimmung


    Bild 2: Viele alte, kalkige Steinflächen für Flechten


    Bild 3: Das alte Gemäuer ist dick überwachsen. Hier gibt es viel zu gucken! Da wird man leicht von der nächsten Regenwolke überrrascht. :gnicken:



    1.FLECHTE

    Beim Aufstieg zur Burg, am uracher Wasserfall gefunden, in unmittelbarer Nähe zum Bach.

    Hier waren folgende orangene Flechten in nicht kleiner Zahl zu finden.

    Mit ziemlicher Sicherheit - die Form ist zu typisch - handelt es sich hierbei um Gyalecta jenensis, die Jenaer Grubenflechte.

    Gut erkenntlich an ihren schüsselförmigen orangenen Apothecien mit hellen Rand. Teilweise ist sogar das orangefarbene Lager zu erkennen!

    Bild 4


    Bild 5


    Bild 6


    Bild 7


    Damit beginnt der Tag super - eine Erstsichtung für mich. :ghurra:



    2.FLECHTE

    Auf der unteren Burgmauer finde ich schnuckelige, kleine Cladonien-Rosetten.

    Höchstwahrscheinlich wegen der auffälligen Wuchsform als Cladonia pyxidata var. pocillum, als Rosettige Kalk-Becherflechte, anzusprechen.

    Warum die so heißt, erschließt sich sofort, wenn man sie sieht.

    Hatte ich auch noch nie in natura gesehen. Toll!

    Aber damit war es nicht getan!

    Bild 8


    Bild 9


    Bild 10


    3.FLECHTE

    An der Burgmauer einige Meter weiter ein interessanter, bläulich-grüner Farbton von Toninia.

    An den wenigen trockeneren Stellen ist eine starke Bereifung des Flechtenlagers erkennbar.

    Breite schwarze Apothecien, Thallus bläulichgrün und knubbelig, wo nass => Toninia ist gesetzt! :gverstanden:

    Aufgrund der relativen Häufigkeit würde ich für Toninia cf. sedifolia, die Blaugraue Blasenkruste, plädieren.

    Die Farbangabe im Artnamen stimmt erstaunlich gut, wenn man ein bisschen entfernt von ihr steht!

    Bild 11


    Bild 12


    Bild 13


    Am unteren Rand von Bild 13 ist auch die braune Collema (oder Enchylium ?) tenax, die Zähe Leimflechte, zu erkennen - auch recht häufig an den dortigen Mauern.

    Verwurschtelte Glibber-Klumpen mit vielen braunen Apothecien.


    4.FLECHTE

    Die vierte Flechte war eher ein zufälliger Beifang. Ich habe sie leider erst zuhause auf den Fotos als weitere Erstsichtung erkannt.

    Schade, sonst hätte ich vielleicht bessere Stellen gesucht und fotografiert.

    Diese Flechte wurde ebenfalls auf der Kalksteinmauer der Burg gefunden, unweit der Toninien.

    Mit dieser Flechte tue ich mich schwerer.

    Sie ist natürlich völlig durchweicht - wie die meisten anderen Flechten auf den gezeigten Bildern.

    Der Thallus besteht aus kleinen rosettigen grünlichen Schuppen, die flch am Substrat anliegen.

    Die großen, berandeten Apothecien sind bräunlich, der Rand grünlich (bereichsweise) bis schwärzlich.

    Die grünen Lappen besitzen weißliche Ränder.

    Nach einiger Recherche glaube ich aber mit Squamarina cartilaginea, der Dicken Schuppenkruste, eine passende Arbeitshypothese gefunden zu haben. :gidee:

    Einzig das Flächenverhältnis von Apothecien- zu Lagerfläche ist hier stark in Richtung Apothecien verschoben, im Vergleich zu den Abbildungen, die ich finden konnte.

    Bild 14


    Bild 15


    Bild 16


    Bild 16


    5.FLECHTE

    Auf einem Felsbrocken konnte ich noch den Schwarzen Tintenfleck, Placynthium nigrum, finden.

    Diese Flechten halte ich für eindeutig Placynthium:

    Die stiftförmigen Läppchen, der rissige Thallus, die schwarze Färbung deuten in diese Richtung.

    Sogar der bläuliche Vorthallus ist erkennbar! :grolleyes:

    Leider waren die gefundenen Flechten steril und besaßen keine Apothecien.

    Bild 17 Felsblock, überwuchert mit Tintenflecken


    Bild 18


    Bild 19


    Wenn jemand die Flechten und Flechtenzuordnungen kommentiern möchte, tut euch keinen Zwang an!

    Ich würde mich hierüber sehr freuen! :gnicken:

    Ich kann daraus nur lernen.


    LG, Martin