Drei Ritterlinge wollen benamst werden ...

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.972 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Cortinarius.

  • Einen schönen guten Abend,


    heute war ich wieder in meinem Lieblingsrevier zwischen Herborn und Dillenburg unterwegs. Basischer Basaltboden mit Eichen-Hainbuchen-Mischwald und vereinzelt eingetreuten Buchen.

    Gleich drei Ritterlinge wollen benamst werden, Nummer eins hat schonmal den Arbeitstitel Seidiger Ritterling T. columbetta. Dass die Exemplare teilweise schon etwas angetrocknet sind, macht die Bestimmung nicht einfacher :-/




    Nummer zwei mit auffälligen Stielschuppen und grauen Lamellen:




    Nummer drei ist druckempfindlich und verfärbt sich orangebraun:



    Geruch bei allen drei Exemplaren nicht lecker, schwer zu beschreiben. Irgendwo zwischen muffig-moderig und chlorartig, wobei der Geruch bei Nummer eins am schwächsten ausgeprägt war. Geschmacksprobe habe ich mir verkniffen (vor zwei Wochen hatte ich den Tigerritterling nicht richtig erkannt!), dafür könnte ich mit Eisensulfat, KOH, Formaldehyd o.ä. dienen, falls das was nützt.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Hallo Frank,

    Nr. 1 hast du als weitgehend geruchlos beschrieben, da ist T. columbetta nicht unmöglich (welcher oft irgendwo blaue Flecken am Stiel hat), aber es kommen noch andere in Frage, z. B. T. album/albidum. Bei Nr. 2 schwanke ich zwischen dem Tiger (T. filamentosum) und T. bresadolianum, ich fürchte, da braucht es eben aller Gefahr zum Trotz doch eine Geschmacksprobe. Bei Nr. 3 halte ich auch den Tigerritterling für möglich, obwohl das Verfärbungsverhalten der Pilze seltsam ist. Im RIVA ist glaube ich eine Art gelistet, die ähnlich wie ein Tigerritterling aussieht, aber rotbraune Flecken bekommt, das könnte ich die Tage mal nachschlagen.

    Und dann gibt es noch die "Bauernregel", dass schwer zu bestimmende, muffig riechende, weißlich graue Ritterlinge immer der Seifenritterling sind.^^

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Frank,

    bei der Nr.1 solltest du schauen ob sich an der Stielbasis blaue Flecken finden lassen.
    Das passiert sehr gerne.


    Nr.2 würde ich mit Tricholoma bresadolanum vergleichen. Eine Geschmacksprobe sollte bitter und scharf ausfallen


    Nr.3 kann gut ein geschuppter Seifenritterling sein. Das Röten wäre typisch dafür


    Gruss

    Uwe

  • Jou, das nenne ich Parallelität.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Stefan und Danke für das Feedback! Sollte der Tiger nicht nach Mehl riechen? Also ich kenne Maipilze und habe heute auch einen Riesenrötling gefunden, das würde ich als Mehlgeruch bezeichnen. Oder muss ich jeweils einen Fruchtkörper etwas "quälen", damit das besser zur Geltung kommt?


    Gruß,


    Frank

  • Hallo Stefan und Danke für das Feedback! Sollte der Tiger nicht nach Mehl riechen? Also ich kenne Maipilze und habe heute auch einen Riesenrötling gefunden, das würde ich als Mehlgeruch bezeichnen. Oder muss ich jeweils einen Fruchtkörper etwas "quälen", damit das besser zur Geltung kommt?


    Gruß,


    Frank

  • Update: Nummer zwei schmeckt sofort bitter und erst mit mehreren Sekunden Verzögerung scharf. Diese Schärfe brennt immer noch auf der Zunge nach, obwohl ich den Mund gründlich ausgespült habe und das Bittere schon längst weg ist.


    Gruß,


    Frank

  • Hallo Frank,

    also kein Tiger, der würde mild schmecken. Das ist dann mit großer Wahrscheinlichkeit T. bresadolanum.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • So, nachdem sich meine Zungenspitze "abgekühlt" hat, waren die anderen Kandidaten zur Verkostung an der Reihe. Nummer eins schmeckt völlig mild und leicht mehlartig. Nummer drei ganz schwach bitterlich-ranzig. Dann habe ich noch KOH, Guajak und Formaldehyd ausprobiert, leider ohne Erfolg. Weder Stiel, noch Hut oder Lamellen haben irgendeine Reaktion gezeigt. Formaldehyd soll mit dem rötenden Erdritterling T. orirubens an der Stielbasis sofort rot verfärben (Quelle: Fredi Kasparek, Über graue Ritterlinge, Der Tintling 4(01), Seite 46).


    Blaue Flecken an der Stielbasis konnte ich bei Nummer eins nicht finden.


    Besten Dank für die Hinweise!


    Gruß,


    Frank

  • Hallo Frank

    Mit leichtem Mehlgeschmack wäre T.umbonatum denkbar

    Wir haben hier bei der Tagung in der Schweiz auch so eine Kollektion von fast weisshütigen .

    Normalerweise ist die Art grau-grünlich gefärbt und meist deutlich gebuckelt

    Meine Funde waren immer tief im Buchenlaub gesteckt und hatten lange Stiele

    Gruß

    Uwe

  • Hallo Uwe!


    Heute habe ich die Exemplare zur Uni Marburg gebracht. Nummer drei wurde als "wahrscheinlich Seifenritterling" taxiert und bei Nummer eins zeigte sich heute ein rosa Schimmer auf den Lamellen.

    Könnte das vielleicht eine Entoloma sein?

    Vielleicht bekomme ich das Rätsel nächste Woche gelöst, wenn ein Blick mit dem scharfen Glas hoffentlich für Aufklärung sorgt.


    Gruß,


    Frank