Zwei unklare Risspilze

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.195 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ditte.

  • Hallo zusammen,


    habe mir für dieses Jahr vorgenommen wieder stärker auf Risspilze zu achten, die Gattung ist einfach sehr spannend, wohl gerade weil ich da keinen vollständigen Überblick habe und man weiß nie was sich hinter einem Fund dann tatsächlich verbirgt.

    Bei den letzten zwei Friedhofsrunden waren 4 Risspilze dabei, zwei davon sind mir nicht ganz klar, daher stelle ich sie nachfolgend mal vor und würde mich sehr freuen, wenn Du, Ditte, Deine Meinung dazu abgeben könntest. :)


    Einmal dieser hier:

    Huntdurchmesser kaum 3 cm erreichend, unter Linde (sehr weit weg noch Eiche, sonst nichts was Mykorrhiza bildet), Geruch klassisch spermatisch, Stiel oben schön lila, im oberen Drittel bereift.

    Habe ich zunächst vor Ort für pusio gehalten, was auch mein Arbeitsname war. Aber dann kamen die Sporen, pusio soll ja bis 11 oder gar 12 µm erreichen, hier aber nur (7,1)7,8-9(9,3) x 4,8-5,2 µm.

    Passable Alternative mit solchen Sporen fällt mir aber so auch keine ein. (Mikros alle in verdünnter KOH)

    Cheilozystiden:

    Pleuros:

    Kaulos, davon gab es nicht sehr viele, allenfalls einiges an hyphenartigen Elementen fand sich noch


    Und Nr. 2, da hab ich mal wieder gar keine Idee. Hat einfach keine herausragenden Merkmale.

    Waren nur wenige Exemplare, bis 1,8 cm Durchmesser, Gesamtlänge bis 3,5 cm, wieder unter Linde. Geruch wie für Risspilze üblich, Zystiden relativ dünnwanding, Stiel nur im oberen Drittel bereift, nicht knollig. Die Cheilozystiden sind oft etwas gebogen, aber ob das ein gutes Merkmal oder Zufall ist weiß ich nicht. Sporen: (8,2)8,5-10 x 5-5,4 µm

    Cheilozystiden:

    Pleuros:

    Kaulos, solche mit Kristallschopf in klarer Zystidenform waren relativ zerstreut unterwegs:

    Solche keulenförmigen Elemente gab es dagegen sehr zahlreich:


    Lässt sich anhand der Infos näheres sagen? Exsikkate wären bei Interesse vorhanden (bzw. beim zweiten noch in Arbeit, da heute erst gefunden).


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Namensvetter,

    nicht, dass ich viel Ahnung hätte, aber da ich Risspilze auch sehr spannend finde - ja, sie bergen manchmal wirklich mikroskopisch einige Überraschungen - schreibe ich dir zumindest die Idee, die ich bei deinem zweiten Fund habe. M.E. passt er eigentlich ganz gut zu Inocybe obscurobadia; er hat oft diese welligen Cheilos und die Pleuros sind oft etwas in die Länge gezogen. Auch makroskopisch - so zumindest meine laienhafte Meinung - könnte es ganz gut hinhauen.

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Grüß dich, Matthias, also grundsätzlich wär es gut, wenn du immer auch Mittelmaße zumindest bei den Sporen angeben würdest. Das betrifft im jetzigen Fall v.a. die zweite Kollektion. Das könnte tenuicystidiata sein, dafür müssten die Sporen im Mittel recht schlank sein. Die erste gezeigtet Art kannst du einstweilen nur pusio stirps nennen. Die Gruppe ist in Bearbeitung.

    Herzlich Ditte

  • Hallo Matthias, hallo Ditte,


    vielen Dank für Eure Anmerkungen, damit bin ich schon mal wesentlich schlauer.


    Beim pusio-Stirps bleibt es umso spannender was sich da noch tun wird.


    Beim zweiten hab ich nochmal genauer die Sporen betrachtet, das war ja gestern nur mal schnell reingesetzt. Kann auch Zystidenmaße usw. jederzeit ermitteln wenn das wichtig wird.


    Die Sporen sind erstaunlich variabel, weitere Präparate brachten auch viel gestrecktere Sporen zu Tage. Es gibt alle Übergänge auch in einem Präparat, da hatte ich gestern relativ kurze, gedrungene Sporen erwischt.

    Hier weitere Fotos für einen besseren Eindruck:


    Messtechnisch stellt es sich mit N=25 unabhängig der letzten Messung so dar:

    (7,2)8-10,2(11,2) x 4,3-5(5,8) µm - Mittelwert: 9,42 x 4,86 µm

    Quotient: (1,5)1,9-2,2(2,47) - Mittelwert 1,96


    Also nach dem was ich so im Netz gefunden habe denke ich passt tenuicystidiata hier gut auf den Fund. Man sieht ja hier auch unterschiedlich geformte Sporen, viele schlanke hatte ich dabei, passt auch, Mittelwert unter 10 ist auch der Fall. I. obscurobadia finde ich auf Inocybe.org nicht mehr, wie unterscheidet sich die von tenuicystidiata oder ist das am Ende das Selbe?


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo zusammen,

    Zitat

    I. obscurobadia finde ich auf Inocybe.org nicht mehr, wie unterscheidet sich die von tenuicystidiata oder ist das am Ende das Selbe?

    ja, das finde ich sehr interessant. Gestern war ich noch einmal auf Dittes Seite und da war I. obscurobadia noch gelistet. Da würde mich jetzt auch der Hintergrund interessieren, warum die Art herausgenommen worden ist..

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hi, das sind zwei verschiedene Arten - das wird u.a. in unserem nächsten Artikel, der im Druck ist, besprochen. :)

    Was im Stangl als obscurobadia bezeichnet wird, ist de facto tenuicystidiata. Die Synonymisierung der beiden Arten geht auf Kuyper zurück, ist aber nicht richtig. Es sind zwei verschiedene Arten.

    Mehr dann im Artikel...

    Herzlich, Ditte