Interessanter Schirmling jetzt Lepiota ochraceofulva

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.126 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von zuehli.

  • Hallo zusammen,


    am letzten Wochenende zeigte mir Rainer den Standort eines bis ca. 10 cm breiten Pilzes der etwas an Leucoagaricus badhamii erinnerte. L. badhamii rötet jedoch wesentlich stärker und die Farbe schlägt in ein dunkles braun um, was bei diesem Fund nicht der Fall ist. Lamellen und Stiel färben sich auf Druck orangerot (ohne vorheriges Gilben) und auch nach einem Tag blieb die Rotfärbung erhalten. Der Stiel ist von Velumresten bedeckt und zeigt nur eine undeutliche Ringzone. Die Stielbasis ist etwas knollig und keinesfalls spindelig oder gar wurzelnd, wie bei einigen Arten der Gattung. Die Pilze standen in lockerer mit kleinen Ästchen durchsetzter Fichtennadelstreu an einer Böschung.


    Frische Druckstelle auf den Lamellen beim linken Fruchtkörper, der liegende Fruchtkörper, in der Mitte ist vom Vortag


    Frische Druckstelle am Stiel, die Verfärbung auf dem Hut des rechten Fruchtkörpers ist vom Vortag


    Fruchtkörper mit frischen Druckstellen am Stiel, knollige Stielbasis abgebrochen

    Mikroskopisch weicht die Art von allen mir bekannten Arten ab und nach diversen Recherchen und Schlüsselversuchen bin ich nicht mal bei der Gattung Leucoagaricus sicher, oder inzwischen betriebsblind.


    Schnallen sind in allen Teilen des Fruchtkörpers vorhanden. Die Basidien sind überwiegend 4-sporig (nur ein 2-Sporige Gesehen).




    Die Cheilozystiden sind überwiegend keulig teilweise zylindrisch und weisen nie eine Papille oder gar längere Auswüchse an der Spitze auf, wie viele Vertreter der Gattung.







    Ebenfalls ungewöhnlich für Leucoagaricus sind die keuligen Endzellen der Hutdeckschicht in den pigmentierten Bereichen, sowohl im Zentrum als auch am Rand. Erinnern etwas an einige Arten von Echinodrma. Sonst sehe ich nur zylindrische Hyphen.





    Hier noch die HDS in Kongo/NH3






    Die Sporen besitzen einen deutlichen Apiculus aber keinen Porus.


    Sporen von Stieloberfläche in Kongo/NH3 kongophil


    Sporen in Melzer amyloid wohl eher dextrinoid, die Farbe täuscht etwas.

    Sporenabwurf in Wasser



    Sporen[n= 34) 5,3 - 6,3 - 7,4 x 3,3 - 3,8 - 4,3 µm; Q = 1,5 - 1,9


    MW-Konfidenzgrenzen (95%) : lav x bav = 6,3 ±0,2 x 3,8 ±0,1 µm

    Qav = 1,7 ±0,03

    Da ich nicht alle Literaturstellen einsehen kann, die bei Ludwig oder Gröger erwähnt werden, falls sie nicht durch deutlich abweichende Beschreibung rausfallen, hoffe ich auf eine Expertenmeinung.


    LG Karl

  • Hallo Karl,

    hast Du mal mit Lepiota ochraceofulva verglichen? Den habe ich auch schon mit diesen Verfärbungen gefunden.


    Beste Grüße Harald


    Nachtrag: Nachdem ich jetzt die Bilder am PC gesehen habe und nicht mehr auf dem Handy, bin ich eigentlich recht zuversichtlich auf ochraceofulva.

  • Servus beinand',

    den sollte man auch mal mit der orangebraunen Form von Lepiota cortinarius (var audreae) vergleichen. Die Lamellen sollten dann in einem Kollar zusammenlaufen und die Schwammerl angenehm süßlich riechen. Ich hatte letzte Woche einen Fund, den ich makroskopisch so vorbestimmt hab und eh ins Forum stellen wollte. Mach ich heut Abend.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Nachtrag: Nachdem ich jetzt die Bilder am PC gesehen habe und nicht mehr auf dem Handy, bin ich eigentlich recht zuversichtlich auf ochraceofulva.

    Hallo Harald,

    vielen Dank, dass Du mich von meiner Betriensblindheit befreit hast ;). Ich bin inzwischen fest von Lepiota ochraceofulva überzeugt und Henk Huijser ist ebenfalls der gleichen Meinung. Bei meiner einzigen Kollektion dieser Art bisher hatte ich keine Verfärbung notiert, sie soll jedoch meistens so Auftreten wie auf den Lamellen Bild 1 linkes Exemplar und am Stiel wie in Bild 2. Kongophile Sporen werden in der Flora Agaricina Neerlandica (Velinga) ausdrücklich erwähnt.

    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich hatte heute früh als ich die Anfrage las auch an L. ochraceofulva gedacht==Gnolm10; allerdings hatte ich bisher nicht die Zeit die Idee zu überprüfen. Danke an Karl und Zühli für die tollen Beiträge.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • ich hatte heute früh als ich die Anfrage las auch an L. ochraceofulva gedacht==Gnolm10; allerdings hatte ich bisher nicht die Zeit die Idee zu überprüfen. Danke an Karl und Zühli für die tollen Beiträge.

    Hallo Stefan,
    meine bisher einzige Kollektion vor 5 Jahren hat viel schwächer gerötet, deshalb stand ich zunächst auf der Leitung :haue:
    LG Karl

  • Servus beinand',

    den sollte man auch mal mit der orangebraunen Form von Lepiota cortinarius (var audreae) vergleichen. Die Lamellen sollten dann in einem Kollar zusammenlaufen und die Schwammerl angenehm süßlich riechen. Ich hatte letzte Woche einen Fund, den ich makroskopisch so vorbestimmt hab und eh ins Forum stellen wollte. Mach ich heut Abend.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    Servus beinand',

    ich hab mir nun die Sporen angesehen.

    Die sind nicht projektilförmig mit Sporn, sondern wie die aus der Kollektion vom Karl, elliptisch, ca 7x5 µm.

    Also handelt es sich bei meinem Fund auch um Lepiota ochraceofulva.

    Die Schwammerl auf den Bildern Deines Erstfundes, Karl, sehen auch bis ins Detail genau so aus wie bei meinem Fund.



    Auch meine Fruchtkörper waren recht kräftig. Der größte Hut 8cm im Durchmesser

    Die anfangs weißen Lamellen und auch der Stiel verfärbten nach zwei Tagen orangebräunlich.

    Auffällig ist das deutliche Kollar um den Stiel herum und der für mich sehr angenehme leicht süßliche Geruch, der etwas an Weihnachten erinnert.




    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Karl W

    Hat den Titel des Themas von „Interessanter Schirmling mit ???“ zu „Interessanter Schirmling jetzt Lepiota ochraceofulva“ geändert.