Ockergrauer Riesenstreifling?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.598 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mischa.

  • Werte Pilzfreunde und -experten,

    einen hab ich noch von gestern aus dem Kiefernwald. Weit und breit keine Laubbäume. Direkt auf einem Weg fand ich mehrere FK einer Art in verschiedenen Entwicklungsstufen. Der aufgeschirmte hatte eine Höhe von 15cm und einen Hutdurchmesser von 13cm.

    Da ich normal keine Scheidenstreiflinge sammle, bin ich mir bei der Bestimmung unsicher, vllt. könnt Ihr ja helfen?

    Geruch: gering und unauffällig,

    Geschmack: mild,

    Hut: hellgrau bis ockergrau, Huthaut jung glänzend, trocken, fast metallisch wirkend, spätere deutliche Riffelung,

    Lamellen: engstehend, fein angewachsen, jung weißlich, älter beige, kein Sporenabwurf,

    Stiel: weiß bis leicht beige, glatt, unten verdickt mit deutlicher Scheide, hohl werdend,

    Fleisch: weiß, fest, brüchig.

    So bin ich beim Ockergrauen Riesenstreifling(Amanita Lividopallescers) gelandet, da sollte aber das Habitat nicht passen und außerdem gilt er als selten.


    LG Mischa








  • Servus Mischa,


    sehr schwer nur nach Foto. Die Volva ist zäh und zerreißt nicht sofort, wenn man an ihr zupft?

    Trockne mal einen der Fruchtkörper und prüfe, ob die Lamellen dann kräftig rosa werden... (würde ich vorschlagen).


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    nein, die Volva war weich, ich hatte Mühe, dass sie dranbleibt für die Fotos. Habe auch keine FK mitgenommen und kann da leider nicht mal eben vorbei fahren (ca.110km).

    Sind denn Funde vom Riesenstreifling in reinen Kiefernwälder bekannt? Was käme noch in Frage, finde sonst nichts.==Gnolm6

    LG Mischa

  • Servus Mischa,


    oh, da kommen viele Arten in Frage. Unter Riesenstreifling verstehe ich Amanita ceaciliae, die es keinesfalls ist. Amanita lividopallescens kenne ich nur unter Eichen und Linden, nicht aus dem Nadelwald. Und 15 cm Hutdurchmesser können auch andere Streiflinge erreichen.


    Es gibt Arten, die beim Trocknen kräftig rosa Lamellen bekommen wie z. B. Amanita pini.


    Eine Artbestimmung nur nach den Fotos wäre aber pure Spekulation.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Jo Christoph, schade was nicht ist, das ist nicht. Wenn er mir nochmal über den Weg läuft nehme ich ihn mal mit.

    Hat von A. pini, der Zusatz "pini" was mit Pinius zu tun?==Gnolm2 Finde keine gute Beschreibung dieser Art im Netz.

    LG MIscha

  • Servus Mischa,


    Pinus bedeutet Kiefer, Amanita pini ist also eine Amanita, die bei Pinus, also Kiefern wächst. Und ich sage nicht, dass das Amanita pini ist, denn dafür fehlen zu viele Merkmale. Die Volva zeigt außen auch keine ockerlichen Flecken, wobei sich die im Alter entwickeln können.


    Wenn du nach Amanita pini googlest, findest du Bilder und Beschreibungen, z. B. auch hier: Amanita pini Neville & Poumarat 2007 - Funghi Commestibili - Funghi in Italia - Fiori in Italia - Forum Micologia e Botanica


    Es gibt mehrere Arten, deren Lamellen rosa werden, so z. B. Amanita ochraceomaculata, Amanita betulae und eben auch Amanita pini. Letztere ist die kräftigste der drei Arten. Die Hutfarbe variiert bei denen zwischen graubraun, ockergrau und ockerlich. Amanita pini ist auch unter dem Namen Amanita vaginata var. roseilamellata bekannt.


    Da du aber keine weiteren Merkmale nachreichen kannst, ist eine Bestimmung oder auch nur ein Bestimmungsversuch hier vergebliche Mühe. Es ist "halt ein Scheidenstreifling".


    Womit/wonach hast du eigentlich bestimmt? Du musst ja irgendwie auf den Namen Amanita lividopallescens gekommen sein.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    deshalb meine Frage, ob pini sich auf Pinus bezieht. Diese Seiten hatte ich auch gefunden, nur bietet keine eine makroskopische Beschreibung und bilde ich mir das nur ein, oder habe ich mal irgendwo gelesen, dass A. pini eine mediterrane Art sein soll? Kiefer würde jedenfalls passen und noch besser - wie auf diesen Seiten erwähnt - Pinus sylvestris (Wald-Kiefer = Weiß-Kiefer).


    Wie bin ich auf A. lividopallescens gekommen?==Gnolm5 War nicht so schwer, denn als alter Speisepilzler kenne ich Streiflinge natürlich, wenn sie auch hier von den „Profis“ mit Verachtung gestraft werden(mal sehen wie lange noch).==Gnolm7

    Dann habe ich auf 123Pilze nach einer passenden Art gesucht und bin fündig geworden. Die Makroskopische Beschreibung passt ja auch fast zu 100%, bis auf "Laubwald" und "Selten". Deshalb meine Nachfrage bei Euch.

    Wie schon erwähnt werde ich den nächsten Fund mitnehmen und trocknen, sollten dann die Lamellen rot werden, melde ich mich und vllt. hat jemand Lust das Ding mal unter das Mikro zu legen. Ich denke ein Fund von A. pini währe für Brandenburg genauso interessant, wie von A. lividopallescens.

    LG Mischa==Gnolm8

  • Servus Mischa,


    nein, Amanita pini ist keine mediterrane Art. Als Amanita vaginata var. roseilamellata hat sie Einhellinger aus Bayern beschrieben. Der Holotypus der Beschreibung auf Arteben kommt (wenn ich mich recht erinnere) aus Belgien und zwar aus dem Garten von einem der belgischen Spezalisten, die ihn beschrieben.


    Falls du mit den "Profis" und der Verachtung Streiflinge als Speisepilze geschmackstechnisch meinst - Amanita crocea ist einer der besten Speisepilze, finde ich.


    Ich hatte schon den Verdacht mit 123 – es ist hier ja öfters das Thema: schwierige Artengruppen gehen mit der Seite einfach nicht. Dafür braucht man Spezialliteratur. Das mit selten ist auch relativ. Im passenden Habitat ist Amanita lividopallescens sicher nicht selten. In den Münchner Lindenalleen findet man die Art immer wieder, so auch bei Eiche. Die Habitate sind halt nicht so häufig, die Art im Habitat durchaus. Wärmebegünstigt, nicht zu viel Stickstoff, gerne aber Kalk und dazu ne alte Eiche oder Linde - da findet man vieles interessante Arten, so auch A. lividopallescens.


    Scheidenstreiflinge sind aber bis auf Ausnahmen sehr schwer bestimmbar, zumal sich erst langsam Artkonzepte stabilisieren und man erst anfängt, da genetisch durchzuackern. Deshalb ist Bildbestimmung meist zwecklos.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Falls du mit den "Profis" und der Verachtung Streiflinge als Speisepilze geschmackstechnisch meinst - Amanita crocea ist einer der besten Speisepilze, finde ich.

    Hallo Christoph,

    diese Erfahrung habe ich gerade gemacht. Eigentlich wollte ich gar keine Scheidenstreifling mehr mitnehmen. Ich hatte Orangebraune probiert und die haben muffig und unangenehm geschmeckt, selbst in unaufgeschirmtem, ganz frischen Zustand. Aber vor kurzem fand ich A. crocea und die gefielen mir optisch so gut, sodass ich ihnen noch einmal eine Chance gegeben habe. Sie waren vorzüglich. Jetzt werde ich die anderen hier vorkommenden Scheidenstreiflingsarten Pilz für Pilz testen. Vielleicht gibt es ja noch weitere Überraschungen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Christoph,

    erstmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst einem Scheidenstreiflings-Ignoranten==Gnolm24 so ausführlich die Situation bei der Artenkonzeption in dieser Gattung darzulegen. Wenn man hier aufmerksam mitliest, dann ist der Laie gelegentlich schon erstaunt, wie viel im Reich der Pilze, entweder nur unzureichend wissenschaftlich beschrieben bzw. mehrheitlich anerkannt dokumentiert ist.


    Falls du mit den "Profis" und der Verachtung Streiflinge als Speisepilze geschmackstechnisch meinst - Amanita crocea ist einer der besten Speisepilze, finde ich.


    Das hast Du auch richtig vermutet und ob es A. crocea hier gibt weiß ich nicht, sicher ist aber das von uns „Profis“ den wohl kaum einer erkennen würde, vor allem wenn hier gelegentlich A. fulva mit der Sense geerntet werden könnte. Über Geschmack lässt sich bekanntlich ohnehin nicht streiten, was dem Einen sing Uhl, ist dem Anderen sing Nachtigall.

    Aber A. pini werde ich mal im Auge behalten, nur aus Interesse, nicht dass ich auf die Idee käme den in die Pfanne zu hauen.==Gnolm7==Gnolm8

    LG Mischa