Cheilymenia aurantiacorubra?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.642 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Laufpilz.

  • Hallo Forum


    Es ist ein Elend. Überall liegen sie rum, diese Dünge. Und noch elender ist es, wenn man kaum vorbeigehen kann, ohne sich das genauer anzusehen. So geschehen letzten Sonntag auf einer Tour zum Panixerpass. Unter vielen anderen (Schneehuhn, Hase, Murmeltier, Schaf, Rind) lagen auch Gäms-Hinterlassenschaften in Sichtweite und zeigten einzelne Cheilymenia-FK. Heimbugsiert und untersucht lande ich im Doveri bei Cheilymenia aurantiacorubra. Diese Gattung kenne ich aber noch zu wenig und wäre dankbar für Eure Meinungen.


    Und hier die Details:


    Fundort: 2200 mNN

    FK: 1-2 mm

    Sporen: (18.8) 19.3 - 20.5 (21.5) × (11) 11.7 - 12.6 (13) µm

    Asci: (178.3) 187.5 - 207.2 (225.4) × (14.6) 15.3 - 17.4 (19.4) µm

    Paraphysen: Spitze 11.5 - 15.7 µm erweitert

    Setae: (119.7) 120.7 - 164.8 (165.5) × (12.4) 13 - 14.8 (22.1) µm









    Und dann war da noch diese hübsche Raupe, die gerne einmal ein Veilchen-Scheckenfalter (Euphydryas cynthia) werden möchte.


    Liebe Grüsse

    Marco

  • Servus Marco,

    Das sind für mich leider noch zu wenig Angaben um was sagen zu können.

    Was noch wichtig wäre :

    Sporenornament reifer Sporen in Baumwollblau

    Löst sich die Sporenhaut in erwärmten Baumwollblau?

    Ebenso die Basis der Haare,- sind die verzweigt oder einfach.

    Und wie dick ist die Wand?

    Sind die Haare am Rand genauso wie die Haare in Fruchtkörperbasisnähe ?


    Grüße

    Felli

  • Hallo Marco,


    sehr beeindruckend, wo du den gefunden hast. Auch wenn ich keine Ahnung von Microaufnahmen habe, danke ich dir sehr fürs Zeigen!


    Liebe Grüße

    Rotfuß

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Hallo zusammen


    Danke für Eure Antworten.


    Ich hab also nochmal ein BWB-Präparat gemacht. Aber ich seh jetzt grad, dass ich's hätt erwärmen sollen. Zu spät. Vielleicht morgen. Aber ohne Erwärmung hab ich folgende neuen Daten: Ornament keines beobachtet, Haar-Basis immer einfach, Wandstärke (1.4) 1.6 - 2.2 (2.4) µm. Wie's aussieht sind die Haare nur am Rand vorhanden.




    Liebe Grüsse und guät Nacht

    Marco

  • Hallo Marco, ein schönes Portrait einer mir (noch) unbekannten Art hast Du erstellt!:thumbup:

    Heimbugsiert und untersucht lande ich im Doveri bei Cheilymenia aurantiacorubra.

    Auch wenn man die Weltmonografie der Gattung Cheilymenia von Moravec zu Rate zieht kommt nichts anderes heraus!

    Die kleinen Apothecien, die einfach wurzelnden, kaum septierten Haare und die +/- glatten Sporen führen zur Sektion Paracheilymeniae.

    Dort lässt sich die Art u.a. wegen ihrer Sporengröße gut von den anderen Arten der Sektion trennen.

    Ein sehr schöner Fund!

    Diese Gattung kenne ich aber noch zu wenig und wäre dankbar für Eure Meinungen.

    Nun, im Vergleich zu anderen dungbewohnenden Ascos wie Ascobolus, Coprotus oder Saccobolus findet man Cheilymenia-Arten nicht so häufig (mit Ausnahme von Cheilymenia granulata). Zudem ist die Gattung recht artenreich und nur mit entsprechender Literatur sicher zu bestimmen. Hier ist der "Moravec" natürlich Pflicht!

    Falls Du diese Arbeit nicht hast, schicke mir einfach eine PN über Konversationen, dann können wir das klären.;)

    Wichtig ist, die Fruchtkörper detailliert zu mikroskopieren, wie es Felli in seinem Beitrag bereits zum Ausdruck gebracht hat.


    Liebe Grüße

    Nobi


    PS. In einer tollen Gegend warst Du unterwegs!

    Und Dungproben im Hochgebirge können sehr spannend sein! So haben Peter W. und ich gemeinsam mit der Finderin an im Montafon in ca. 2000 m gesammelten Gämsendung mit der Sporormiella quattuordecimcellularis eine neue Art beschreiben können (ÖZP 15/2006).

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Auch Dir Nobi besten Dank für die Ausführungen.


    Ich habe also heute nochmals ein Präparat gemacht. Diesmal warm. Die meisten Sporen waren glatt oder kollabiert. Es fanden sich aber auch folgende Strukturen:




    Von diesen zwei Varianten waren die Gestreiften etwas häufiger. Könnte aber auch der Inhalt sein.


    Da aber auch der Moravec gleicher Meinung wie der Doveri ist, wollen wir ja gar nicht weitere Zweifel aufkommen lassen.


    Jedenfalls danke ich Euch nochmals für Eure Bemühungen.


    Und Hier noch ein paar Eindrücke von der Heimat des Substratlieferanten:








    Über den Panixerpass hatte sich schon 1799 General Suworow mit seiner Armee auf der Flucht vor den Franzosen zurückgezogen und allein durch die äusseren Umstände (Wetter, Gelände) grosse Verluste an Mann und Material erlitten.


    Liebe Grüsse

    Marco