Inocybeart?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.556 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    nach langer Flaute zeigen sich erste zarte Pilzkörperchen. Eine (noch!?) ganz kleine Inocybe konnte ich finden. Die Bestimmung fällt mir aber gar schwer, da mir in der Zusammenschau der Makro- und Mikromerkmale keiner ins Auge springt:


    Makroskopisch wie gesagt noch sehr klein (Höhe 2cm, Hut 1cm), bräunliche Farben an Hut und Stiel, Lamellen farblich gräulich-gelblich. Siehe Bilder. Geruch bereits deutlich spermatisch.


    Mikroskopisch: Glattsporer ca. 10x6µm im Schnitt (siehe Bilder), ellipsoid (bis amygdaliform?). Zahlreiche Pleuro- und Cheilozystiden, lageniform mit Auflagerungen (Kristallförmig?). Aus meiner Sicht relativ dickwandige Cheilo- wie Pleurozystiden (2,5-3µm) und in KOH leicht gelb verfärbend. HDS mit verzweigter Struktur und Schnallen. Lamellentrama würde ich als parallel beschreiben.


    Vorkommen. Wegrand im Wald, verschiedene Baumarten: definitiv Buche, Esche, Hasel (weitere sind mir nicht erinnerlich)


    Tja: Bei I. nitidiuscula z.B. passt viel ganz gut, hat wohl aber eher keine so auffälligen Auflagerungen. Naja, und so könnte ich verschiedene Arten durchgehen, vielleicht habt ihr eine Idee?.


    Beste Grüße

    Sebastian

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    aaalso wo fange ich hier am besten an?


    1. sehr schöne Mikroaufnahmen und sehr gelungene Kammschnitte. Bin sehr beeindruckt. ==Gnolm8
    Nun zum Rest. Inocybe ist keine einfache Gattung. Das habe ich inzwischen schon mehrfach recht schmerzlich erfahren müssen, u.a. auch deswegen weil Ditte schon einige meiner Bestimmungsversuche korrigiert hat. ==Gnolm7


    Erstmal Grundlegendes; es fehlen wichtige Merkmale: Stielbereifung an erster Stelle. Mit welchem Schlüssel hast du gearbeitet? Hast du vielleicht auch mit einem anderen Werk deine Bestimmung gegengechekt? Auch bei der Ökologie wäre es gut, wenn du sämtliche mykorrhizafähigen Gehölze notierst. Meist wird dann doch eine Weide oder Hasel übersehen. Zudem ist es immer unglücklich Einzelfruchtkörper anzuschauen; erst recht, wenn diese sehr jung sind. Es ist zielführender eine Kollektion von 8-9 FK unterschiedlichen Alters mitzunehmen. Eine gescheite Bestimmung ist bei unreifen Sporen schlecht möglich. Zudem solltest du auch mehrere (um die 10) die Sporen messen und auch einen min-max Bereich deiner gemessenen Sporen angeben. Das ist statistisch zwar nicht exakt sauber, reicht aber erstmal für eine Grobeinschätzung; ebenso auch die Cheilo- und Pleurozystiden.


    Nun zu deinem Bestimmungsversuch: ich denke nicht, dass es sich hierbei um I. nitidiuscula handelt, denn 1. kenne ich die Art nicht mit einer so scharf weiß abgesesetzten Stielspitze, 2. erscheinen mir die Zystidenwände auch zu dick für die Art und 3. sieht es so aus als ob dein Fund Velumreste auf dem Hut hat. Das kenne ich auch von I. nitidiuscula so nicht. Zudem erscheinen mir die Sporen in deinen Mikrobildern zu hell. Wenn du die Bilder mit Dittes Seite vergleichst, sind die dort deutlich dunkler, was aber auch daran liegen kann, dass die Sporen bei dir noch nicht reif sind.


    Was es bei dir sein kann, weiß ich nicht. Ich bin inzwischen davon abgekommen Bestimmungsvorschläge bei Inocyben zu geben, die ich nicht selber gesehen habe; erst recht bei Einzelfruchtkörpern.


    Hier ist der Vergleich zu Dittes Seite:


    Inocybe - nitidiuscula


    Ansonsten noch eine Anmerkung; ich würde die Zystidenform bei dir nicht lageniform sondern fusiform nennen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo lieber Stefan,


    ja mir ist auch schon aufgefallen, dass es einer größeren Sorgfalt bedarf und dass vermutlich auch ein Mikroskopie des Stiels interessant gewesen wäre.

    Vom Schlüssel her fehlt mir leider der entscheidende Band vom Ludwig mit dem ich sonst gerne arbeite. So habe ich mich auf "Fungi of temperate Europe" zurückgezogen, was aber viel zu grobschlächtig vorgeht und längst nicht so detail- und anforderungsreich die Bestimmungsmerkmale beschreibt. Daher ist deine und die Darstellung von Ditte Bandini hilfreich fürs nächste Mal. Die Seite ist gespeichert ...


    Mit den Kollektionen ist das so eine Sache. Das war mir im Grunde schon bewusst aber mehr konnte ich der Natur leider nicht abringen bzw. mehr hat sie mir nicht hergegeben ?(


    Das mit der Zuordnung der Formen scheint auch nicht ganz einfach: Wenn ich die Zeichnungen aus "Fungi of temperate Europe" zugrunde lege, sind die Cystiden danach eindeutig lageniform. Darauf habe ich mich bezogen. Fusiform zeigt sich dort eher nochmal sanfter zur Spitze auslaufend, ohne dieses klar Bauchige.


    Nun, um der Bestimmung noch näher zu kommen würde wohl nur noch eine DNA-Untersuchung helfen im jetztigen Zustand ... aber ich fand toll, was der Winzling alles gezeigt hat in den Mikrobildern und ich habe eine Menge über Inocyben gelernt, so dass ich beim nächsten Mal sicher achtsamer mit den Merkmalen umgehen kann.


    Vielen Dank für deine zahlreichen Hinweise und Ausführungen ...


    LG Sebastian


    (P.S. ... das Bielatal habe ich in jüngeren Jahren öfter mal unsicher gemacht ... die gute alte Zeit :cool:)

    • Offizieller Beitrag
  • Hallo Sebastian und Stefan (und natürlich wen es sonst interessiert),

    also zum einen hat meiner Ansicht nach dein Fruchtkörper leichten Nachtfrost abgekriegt, denn dieser abrupte Farbwechsel ist typisch für Inocyben, bei denen das der Fall war - ansonsten aber sehr untypisch.

    Zum anderen ist die Zystidenform mit den teilweise sehr langen und auf KOH deutlich reagierenden Hälsen - beides gut erkennbar auf zwei der Kammschnittfotos - charakteristisch zum einen für Arten aus der cincinnata-Gruppe, zum anderen für Inocybe pholiotinoides. Um nun zu entscheiden, in welche Gruppe dein Fruchtkörper gehört, müsste man wissen, ob der Stiel bis zur Basis bereift ist, was dann für pholiotinoides spräche, oder nur ganz oben bereift ist, was für die cincinnata-Gruppe spräche. Ich kann die Bereifung auf den Fotos aber leider gar nicht erkennen. Der glatte Hut spricht eher für pholiotinoides, doch könnte das auch auf den Frost zurückgehen - falls es denn welchen gab.

    Habitat und Jahreszeit sind für beide Arten(gruppen) möglich, breit angewachsene Lamellen auch.

    Mehr lässt sich so dazu leider nicht sagen,

    herzlich Ditte

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ditte,


    danke für deine Antwort.


    l.g.

    Stefan

  • Hallo Stefan und Ditte,


    vielen Dank für eure zahlreichen und weiterführenden Darstellungen. Werde mich da nochmal nach einem entsprechenden Schlüssel umsehen, dass macht Sinn.


    Obgleich mir klar ist, dass eine letztgültige Bestimmung wahrscheinlich schwierig bleibt, habe ich auf dem Arbeitstisch noch den eingetrockneten Stiel gefunden. Habe diesen mal im weit unteren Teil (fast über dem Fuss) quer geschnitten und das Ganze mal bei 100fach bis 400fach teils trocken und teils in KOH jeweils ohne Deckplättchen unters Mikro gelegt. Später nach "anweichen" in KOH noch mit Deckplättchen bei 400 und 1000fach.

    Ich meine, dass sich da tatsächlich Kaulozystiden entdecken lassen, die auch noch in Verbindung mit dem Stiel stehen. Bitte schaut mal drauf, ob das aus eurer Sicht in den Bildern zu erkennen ist. In der Tausender erkennt man aus meiner Sicht die Verbindung zum Stiel.

    Das würde für I. pholiotinoides sprechen, der mir auch von den makroskopischen Merkmalen sehr passend zu dem erscheint, was ich da in der Hand hatte. Die Farbigen Sporen sprechen ja schon für eine gewisse Reife, was auch nochmals ein Hinweis darauf ist, dass dies eine sehr kleine Art ist. Auch das würde ja passen.

    Frost ist definitiv möglich, es war ja in der Zeit der (letzten) Eisheiligen und Nachts sind die Temperaturen nochmals sehr abgestürzt.


    Herzliche Grüße

    Sebastian

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ja eindeutig Caulozystiden. Dann passt das mit I. pholiotinoides. :)


    Noch ein Tipp: im Frischpräparat reicht es, wenn du mit einer feinen Pinzette ein Stück "Stielhaut" abziehst. Die Idee mit dem Querschnitt hatte ich noch nicht; finde das aber auch ganz praktisch.


    Meist siehst du aber schon unter der Stereolupe, ob der Stiel bereift ist. Bei Glimmertintlingen z.B. ist das schnell erledigt, denn das ist die einzige Art aus der Gruppe mit bereiften Stielen.


    Das ist aber eine andere Geschichte.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Okay, das scheint mir eindeutig, fein, damit ist das Problem gelöst, fein:): Inocybe pholiotinoides.

    Herzlich, Ditte