Westruper Heide 20.01.2019

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 4.142 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    letzten Sonntag ging es für mich bei klirrender Kälte und strahlendem Sonnenschein auf eine Tour in die Westruper Heide bei Haltern am See. Eigentlich hatte ich dort ja eher nach den zahlreichen Cladonien schauen wollen, aber die waren zum großen Teil mit dicken Reif überzogen. Also mußten die Pilze als Ersatz herhalten.


    1. Ein Fund am Halterner Bahnhof beim Warten auf den Bus: Xanthoriicola physciae auf Xanthoria parietina. Der scheint echt nicht selten zu sein und ist an den schwarz verfärbten Apothecien der Flechte meist schon von weitem erkennbar.



    2. Ein Porling an Kiefer. Der muß heute Abend noch mal genauer mikroskopiert werden. Als ich da gestern ein kleines Stück in Kongorot SDS geworfen habe, hat sich der Pilz komischerweise gar nicht verfärbt und stattdessen schwamm er in einer violetten Suppe...


    3. Ebenfalls auf Kiefer. Hier lande ich mit den navikularen Sporen bei Botryobasidium botryosum, wenn ich mit CoNE schlüssele. Mittlerweile scheint der wohl B. vagum zu heißen. Gibt es da noch aktuellere Werke zum Schlüsseln von Botrybasidium?


    Im gleichen Präparat fand sich dann auch noch dieser Mehltau. So schön bekomme ich den sonst nie gequetscht, wenn ich mich gezielt für Melhtau interessiere...



    4. Hier hatte ich schon im Feld auf Tulasnella violea getippt, was sich dann auch mikroskopisch bestätigt hat. Der erste Fund war an Kiefer. Als ich auf dem kalten Boden vor dem Ast saß und Fotos machte, kam ein älteres Ehepaar vorbei und fragte mich, was ich denn da Schönes fotografiere. Ich zeige auf den Ast und sage: "Pilze!". Erstaunte Blicke des Ehepaars.... bis ich dann realisiere, daß ich vielleicht mal erklären muß, was und wo da genau der Pilz ist.


    Ein zweiter Fund an Eiche, ebenfalls mikroskopiert.

    Zwei weitere Funde wieder an Kiefer, diesmal ohne Mikroskop




    5. Peniophora quercina - das sieht stark nach der Variation gelata aus ;)


    6. Phlebia radiata. Gefroren und aufgetaut.


    7. Cladonia sp. K-, C- und P-



    8. Xanthoria parietina, hier mal ohne Pilzbefall



    9. Trichaptum abietinum auf Pinus sp.



    Björn

  • Hallo Björn,


    bei 2 solltest du schaue ob der Pilz Skeletthyphen hat die sich in KOH auflösen, der sieht mir nämlich verdächtig nach Cinereomyces lindbladii aus.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Melzer hilft auch noch: Die Skeletthyhen von Cinereomyces lindbladii lösen sich nicht nur in KOH auf, sondern sind zudem noch recht stark amyloid. Wie bei Antrodia xantha. Wenn man die beiden durch Habitus und Haptik schon trennen kann, (zumindest Habitus passt hier nicht zu A. xantha), kann man das schon makroskopisch testen und so viele Funde von C. lindbladii (extrem häufige Art) schon einordnen ohne zu mikroskopieren.


    Schönes Botryobasidium! :thumbup:

    Sieht aus wie ein B. subcoronatum ohne Schnallen. Hatte ich auch noch nicht, diese Art.


    Tulasnella violea ist (oder war, vor +/- 1 Woche) hier in der Gegend auch irrsinnig aktiv, mit fruchtkörpern wohin man geguckt hat, an allem möglichen Laub- und Nadelholz.



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank Euch beiden für die Hinweise auf C. lindbladii.


    So sah die Hyphe vor der KOH-Behandlung aus:

    Ein Nachher-Foto gibt es nicht, da das Dingen dann einfach weg war :D


    Nächster Anlauf mit Melzer. Die einzelne Hyphe sieht nicht unbedingt besonders blau aus, also zumindest nicht mehr als ohne Melzer und mit einfacher Lichtbrechung erklärbar ist.


    Da war ich zunächst mal unsicher, was ich davon halten soll. Aber dann ergab der Blick auf das große Ganze doch noch den erhofften Effekt (kommt auf den Fotos leider nicht ganz so gut raus wie mit dem bloßen Auge zu sehen).


    Kann ich den Fund also auch mit Namen versehen ablegen. Der angenehme Geruch, den ich im Feld wahrgenommen habe, aber erstmal nicht genau einordnen konnte, paßt dann übrigens auch gut zu C. lindbladii.


    Björn

  • Hallo Björn,


    haben sich die Skeletthyphen aufgelöst mit KOH? Kann man bei den Bilder jetzt nicht erkennen. Das sollte so aussehen wir hier.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo Mario,


    ja die Skeletthyphen haben sich aufgelöst. Da habe ich aber keine hübschen Fotos von machen können. Die eine Hyphe, die ich da fotographiert hatte, war halt einfach weg nach der KOH-Behandlung und das ganze Präparat war danach auch ohne Skeletthyphen eine ziemlich unfotogene Masse.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Bei solchen Porlingen ist das mit den amyloiden Hyphen in der Tat im Mikro manchmal nicht einfach zu sehen, nur in Masse klappt das oft ganz gut. So wie bei dir ja auch.
    Es geht aber sogar rein makroskopisch:



    LG, Pablo.