Bestimmungshilfe zu unbekanntem resupinatem Porling

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    Hallo ihr lieben,


    ich hatte unlängst in einem meiner Hauswälder folgenden resupinaten Porling an Laubholz gefunden. Die Ästchen lagen an einer Stelle, wo auch Leute ihre Gartenabfälle abwerfen können, so dass ich zum Substrat nix sagen kann; außer Laubholz. ==7


    Ich bin schon der Meinung, dass der mir übern Weg gelaufen ist; meine auch den schon häufig gesehen, bzw. gezeigt bekommen zu haben, allerdings kann ich mir keine resuinaten Porlinge merken.


    Wie auch immer. Was kann das sein und auf was müsste ich in der Mikroskopie achten, wenn ich den bestimmen wöllte. Am 1.5. ist Redaktionsschluss für den Sachsenatlas und ich hätte den Fund da gerne noch mit drin. ;)







    Herzlichen Dank erstmal


    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Ich sehe keine Poren auf deinen Bildern, sondern Stacheln. :gzwinkern:
    So von der Form der Stacheln her und vom Gesamteindruck ist das ein Steccherinum. Und Steccherinum ist nur künstlich von der Porlingsgattung Junghuhnia zu trennen, insofern...

    ...passt's dann ja wieder.

    Dieses Steccherinum könnte insofern interessant sein, als daß es nicht eines der drei sehr häufigen Taxa der Gattung (fimbriatum, ochraceum, bordotii) aussieht.
    Mikroskopisch wäre zunächst mal die inkrustierten Pseudozystiden nachzuweisen, um die Gattung zu fixieren. Die Schnallenverhältnisse müsste man noch kontrollieren (Irpex lacteus kann man hier ausschließen, aber es gibt noch andere, schnallenlose Steccherinums), der Rest der mikroskopischen Bestimmung läuft über die Sporenform und -größe. Das ist eventuell nicht ganz einfach, aber du kannst ja mal gucken, was du da so an Sporen findest.



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    das ist doch schon mal ein Anfang. Danke schon mal. Die Pseudozystiden kann/sollte ich die irgendwie anfärben? Ich lins morgen mal rein. Zum Glück kann ich jetzt auch gescheite Mikrofotos machen. Morgen Abend stelle ich die mal ein...


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!

    Die Pseudozystiden siehst du normalerweise auch schon gut in einem Präparat in KOH(3-5%), also ohne Anfärben. Die sind nicht immer gleichmäßig verteilt, manchmal auch eingesenkt und nicht wirklich ausragend, aber weil halt recht groß und meistens inkrustiert dennoch gut zu sehen.
    Wie hier bei Steccherinum ochraceum:




    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    sorry, das hat eine Weile gedauert; einfach zu viel um die Ohren derzeit. Trotz allem nun die "Ergebnisse". Die größte Überraschung für mich war, dass es 2 Rindenpilze sind, die am gleichen Ast wachsen. Noch eine Sache vorweg. Beide Cortis waren ockerbräunlich-orangelich gefärbt. Der Steccherinum war an jungen Stellen der Fruchtkörper sogar reinweiß.


    Fangen wir mit dem Steccherinum an.


    Bild unter der Stereolupe: Die Stacheln sind kürzer als 1 mm; mit bloßem Auge fast gar nicht zu erkennen.




    Die wenigen Sporen, die ich finden konnte, waren ellipsoid bis subzylindrisch 6-8 x 2-3 µm; keine Pseudozystiden in mehreren Präparaten gefunden; Schnallen in den vegetativen Hyphen vorhanden. Mit dem GPBW-Schlüssel komme ich zu St. bortodii. Die Mikroskopie von dem Steccherinum erwies sich schon als ziemlich mühsam und hat auch mehrere Deckgläschen gefordert. Ich muss Frank beim nächsten Treffen mal fragen, wie er so was präpariert. Immerhin weis ich jetzt, wie Skeletthyphen aussehen müssen.







    Dann kommen wir mal zum 2.; wachsartige Konsistenz, Keine Zystiden gesehen, "nur" Basidiolen nach meinem Dafürhalten und Basidien; Sporen ebenfalls 6-8 x 2-3 µm; diesmal reichlich vorhanden. Ich habe gestern die Cortis erstmal Heidrun gegeben. Sie beschäftigt sich damit schon etwas länger mit dem Zeug. Auffällig war, dass die vermeintlichen Basidiolen einen Hauch anders gerfärbt, bzw. opak waren.








    Bin mal gespannt, was Heidrun zu den beiden sagt. Falls jemand von euch Corti-Spezis dazu Tipps abgeben möchte; youre more then welcome. :D Für mich wäre sehr wichtig noch zu wissen, auf was ich hätte noch achten können/sollen; insbesondere bei der vermeintlichen Phlebia. Bin mal gespannt, ob das überhaupt eine ist.


    Pablo, falls du an den beiden Interesse hast, kann ich dir die gerne zuschicken. Heidrun hebt die gerne auf. ;)


    l.g. und danke schon mal


    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo; Stefan!


    Es besteht aber auch keine Eile, außer halt, wenn du die Daten noch zeitnah einpflegen willst.

    Präparieren und die Beobachtungen unterm Mikro dann richtig "lesen" ist bei deisen Pilzchen auch oft irgendwie schwierig. Wenn der Pilz mit den Stacheln so gar keine inkrustierten Pseudozystiden hat, dann gehört er wohl doch eher in die Hyphodontia - Ecke, also Hyphodontia s.l. / Schizoporaceae. Das kann dann sehr schwer werden, wenn kaum Sporen vorhanden sind. Steccherinum bourdotii ist das auf keinen Fall. Der hat anders geformte, längere Stacheln, bildet normalerweise +/- deutliche Hutkanten aus und hat rundliche Sporen. Bei der Sporenform dürfte eigentlich auch der GPBW - Schlüssel niemals zu bourdotii führen.


    Allerdings sind die eingekreisten Strukturen auf dem entsprechenden Bild auch nicht alles Sporen, eines ist ein hyphenfragment, eines ist kaum definierbar, eines ist eine Konidie. :gzwinkern:

    Macht aber nix, da schwimmt oft allerhand Zeugs durcheinander, wenn man solche Krusten untersucht. Ich gucke immer, daß ich auch ansitzende Sporen finde (die aber zugleich einigermaßen ausgewachsen erscheinen), um sicher zu gehen, mit welchem Sporentyp ich es bei dem untersuchten Fund zu tun habe.

    Aber wenn es für dich nicht einfacher ist, den einfach Heidrun in die Hand zu drücken: Ich habe immer Interesse aan solchen Pilzchen. Wenn du magst, kannst du mir den gerne schicken.


    Dein zweiter Pilz dürfte Meruliopsis corium (Byssomaerulius corium) sein. Jedenfalls passen die Sporen dazu, von den Strukturen der Hyphen sieht es auch so aus, zumal da einige dickwandige, verzweigte Elemente zu sehen sind. Entgegen der meisten Literatur (monomitisch, Hyphen dünnwandig) ist Meruliopsis corium nämlich in wirklichkeit oft pseudodimitisch, mit wenig septierten, oft verzweigten, skeletoiden Hyphen im Subikulum. Meruliopsis corium hat allerdings keine Schnallen, aber manche Basidien tun ein bisschen so, auch wenn sich eine Hyphe direkt vor einer Septe verzweigt, kann das eine Schnalle vortäuschen.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    das trifft sich. Heidrun hat den Namen auch schon bei der ersten Augenscheinnahme in den Mund genommen. Ob der das nun auch ist, werden wir sehen. Na gut, wenn du beim ersten an eine Hyphodontia denkst, dann wirds echt schwer. Ist aber auch nicht schlimm; wichtig für mich erstmal war, mich mit den beiden Pilzen zu befassen und die mir unterm scharfen Glas anzusehen. ^^ Den Rest werden wir abwarten müssen. Danke für deine Einschätzung und ich schick die dir auch gerne zu; kein Problem. :)


    l.g.

    Stefan

  • Hallo,

    also Meruliopsis corium kann ich bestätigen. Diese Art hatte ich schon häufig und dadurch sind auch Vergleichsmöglichkeiten da.

    Die merulioide Oberfläche, der sich ablösende Rand (ja und der ist feinfilzig) sowie die inkrustinierten Hyphen sprechen schon dafür. Schnallen waren keine da, aber die Sporenmaße passen auch dazu. Das Ding ist allerdings schon ein bissel alt.

    Bei dem zweiten bin ich noch nicht groß vorwärts gekommen, neu ist der nun auch nicht mehr.

    Viele Grüße

    Heidrun

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan & Heidrun!


    Hyphodontia s.l. ist auch eine ziemlich undankbare Sache zum Untersuchen.

    Ein recht aktueller (und wohl auch einigermaßen gelungener) Weltschlüssel zu Hyphodontia s.l. gibt's >hier<, wenn man sich diese Großgattung denn antun will.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Heidrun und Pablo,


    herzlichen Dank euch beiden. :)


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.