Cladosporium - saprob an Holz (Euonymus europaeus) - Arbeitsname = Cl. nigrellum, aber...

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  • Liebe Freunde der Anamorphen,


    ich habe in Rothschwaig einen alten, trockenen Zweig eines Pfaffenhütchens angeschaut und fand da mit der Lupe diverse dunkle Kügelchen, amorphe Etwasse und was sehr puscheliges:








    Das Puschelige hat sich als (vermutlich) Cladosporium herausgestellt. So ganz sicher bin ich mir nicht, meine aber, dass ich schon die kronenartige Struktur an den Abrissstellen der Konidien erahnen kann. Dann wäre zumindest mal die Gattung richtig.


    Die Monographie von Bensch et al. (2012) hat ja zum Glück Schlüssel enthalten, die auch die Trophie und die Ökologie abfragen. Ich habe hier saprob und auf Holz eingeloggt.


    Die Konidien sind 0-3-fach septiert, erst farblos hyalin, dann bäunen sie nach und haben schließlich ein warziges Ornament. Die Konidien sind sehr divers geformt - insbesodere die ganz apikal gebildeten Konidien sind recht klein, ovoid, während andere recht lang und relativ schmal sein können. Ich habe als Maße 5,25-20,5 x 4,25 - 9,0 µm herausbekommen (n = 16, also extrem heteromorphe Sporen - Durchschnittswerte spare ich mir, da hätte ich mehr messen müssen).


    Die Konidienträger sind die puscheligen "Haare" - sie bilden klare Gruppen, später ergibt das dann aber einen Filz über größere Bereiche des Zweiges. Die Konidienträger sind bei meiner Kollektion bis ca. 150 µm lang (würde ich viele Präparate machen, wohl noch länger), 4,5-7 µm breit und sie bilden nicht nur terminal, sondern auch interkalar einzelne, wenige Konidien, die wiederum ab und zu auch sher kurze Ketten (zwei Konidien in Reihe) bilden können, gewöhnlich aber einzeln gebildet werden. Die interkaleren, kinidiogenen Zellen sind gerne etwas angeschwollen. Die Konidienträger sind relativ gerade bis gut erkennbar knorrig gewunden, braun pigmentiert und nur apikal farblos-hyalin; sie sind zudem unverzweige bzw. nur apikal können seitlich eigene, konidiogene Zellen ansitzen, die dann gerne basal angeschwollen sind.


    Hier die Mikros:







    Mit der Merkmalskombination bin ich nirgens wirklich glücklich - mir fehlt hier aber auch viel an Erfahrung, die Strukturen zu deuten. Jedenfalls komme ich beim Schlüsseln bei Cladosporium nigrellum heraus, was ich aber beim Durchlesen der Beschreibung in Bensch et al. (2012) wieder eher bezweifle. Insbesondere die Form der apikal ansitzenden, konidiogenen Zellen passt irgendwie nicht, dann sind da die Konidienträger weniger knorrig gewunden und die Konidien sollen oft glatt sein (bis warzig). Was wieder gut passt, sind die Maße - Bensch et al. (2012) geben an: 3,5-22(-31) x 3-8(-10) µm und 0-3(-4) Septen...


    Falls sich hier jemand mit Cladosporium auskennt... eine Idee?


    Am gleichen Substrat fand ich nebenbei bemerkt Epicoccum nigrum s.l. (die schönen, 15-zelligen, warzigen Konidien mit "hyalinem Stielchen") - die Konidien sieht man schon im Bino...


    Literatur:

    Bensch K, Braun U, Groenewald JZ, Crous PW (2012): The genus Cladosporium. Studies in Mycology 72: 1–401.


    LG

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    Falls sich hier jemand mit Cladosporium auskennt... eine Idee?

    Bei der Gattung Cladosporium halte ich immer Abstand, weil eine Bestimmung fast unmöglich ist und wenn dann müsste man Zugang zum Labor haben.

    Ich bin aber mal gespannt, ob einer deine Art bestimmen kann.


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christoph,


    ich bin insgesamt über Cladosporium sp. bei deinem Fund nicht so wirklich glücklich. Mir fehlen da einfach wichtige Strukturen, die für Cladosporium wichtig sind, insbesondere die Ramokonidien. Wenn du welche finden kannst, dann habe ich nix gesagt, wenn nicht, dann ist das kein Cladosporium.


    Ansonsten gehts mir wie Thorben. :) Die Arten in der Gattung sind zu 95% nur mittels Sequenzierung zu bestimmen. ;)


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Servus Stefan,


    dass bei Cladosporium Ramokonidien vorkommen können, ist klar - aber müssen sie es wirklich? Sowohl Crous et al. (2007) als auch Bensch et al. (2012) nennen als Gattungsmerkmal die koronaten Ablösungsnarben der Konidien. Es gibt ja auch Cladosporium-Arten mit unverzweigten Konidienträgern.


    Schubert et al. (2007) schreiben sogar: "Only few of the species known until now have the ability to form true ramoconidia." (in Bezug auf Cladosporium). Meist treten offenbar sekundäre Ramokonidien auf. Schubert et al. (2007) zeichnen die ja auch sehr schön (für den Cl. herbarum-Komplex).


    Das soll nicht sagen, dass ich mir bei der Gattung sicher bin - es gibt da sooo viele Gattungen und noch mehr Arten. Ich meine aber, die koronate Narbe zumindest wenige Male erkannt zu haben (an den Konidien, an den Konidienträgern ist es nicht so klar). Mit einem REM wäre das natürlich einfacher. Insofern kann da auch der Wunsch Vater des Gedankens sein, denn das ist ja immer Interpretationssache.


    Ich habe eben gerade dadurch, dass ich die Narben so gesehen habe in Kombination mit unverzweigten Konidienträgern überhaupt den Arbeitsnamen per Schlüssel gefunden. Sonst hätte ich mich eh keine Namensgebung getraut (und vertraue dem gewählten Namen auch nicht). Unabhängig davon finde ich den Pilz, den ich da in der Mache habe, einfach nur hübsch. Jedenfalls bei 1000-facher Vergrößerung. :)


    LG

    Christoph


    Ach ja, fast vergessen - die Literaturzitate:


    Bensch K, Braun U, Groenewald JZ, Crous PW (2012): The genus Cladosporium. Studies in Mycology 72: 1–401.


    Crous PW, Braun U, Schubert K, Groenewald JZ (2007): Delimiting Cladosporium from morphologically similar genera. Studies in Mycology 58: 33–56.


    Schubert K,Groenewald JZ, Braun U, Dijksterhuis J, Starink M, Hill CF, Zalar P, de Hoog GS, Crous PW (2007): Biodiversity in the Cladosporium herbarum complex (Davidiellaceae, Capnodiales), with standardisation of methods for Cladosporium taxonomy and diagnostics. Studies in Mycology 58: 105–156.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christoph,


    ich "finde" mir Cladosporien neben Alternarias regelmäßig in Feuchten Kammern von totem Planzenmaterial; meist Blättern. Das einzige, was ich zu dem Thema sagen kann, dass ich bei diesen Arten immer Ramokonidien gefunden habe. Deine Quellenzitate verwundern mich deswegen etwas. Es ist auf alle Fälle sehr aufschluss- und hilfreich und mir ist wieder mal klar geworden, dass ich mein Gattungskonzept von Cladosporium aktualisieren muss. ;)


    Danke für die spannende Diskussion. :)


    l.g.

    Stefan

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    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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