Kleinsporige Ramaria im Dezember

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  • Hallo.


    Diese Koralle fand ich am 28.11.2017 an einem Spazierweg in Lübeck zwischen Pferdekoppel und Kleingartenanlage. Boden locker, eher sandig, aber wahrscheinlich nicht mager weil Hundeklo. Der schmale Gehölzstreifen, wo sie wuchs, hatte Eiche, Buche, Hasel, Ahorn und ein paar mir nicht näher bekannte Sträucher (evtl. Ziergehölze/Gartenflüchtlinge?). Soweit ersichtlich, keine Nadelbäume in der Nähe. Fruchtkörper wie auf den Fotos zu sehen recht kräftig, um 6x4 cm groß, Spitzen meist gegabelt und dunkler gefärbt, Sporen deutlich warzig, mit Apikulus, 4,6-5,2(-6,0) x 3,3-4,1 µ.
    Habe einen Ramaria-Schlüssel durchgeguckt, fast alle Arten haben deutlich größere Sporen. Solch kleine Sporen kenne ich sonst nur von R. myceliosa, aber die ist viel kleiner und zierlicher.
    Heute habe ich die Stelle nochmals aufgesucht und fand immer noch einige Fruchtkörper, relativ unverändert, und hab die Sporen nochmal mikroskopiert, gleiches Ergebnis, also kein Meßfehler.
    Hat jemand eine Idee?
    danke!


    Chris

  • Hallo Naturgucker,


    das ist in der Tat ein interessanter Fund.


    Die kleinsporigen aus der myceliosa-Ecke (da gibt es noch ochracea, decurrens, ...) haben eher stachelige als warzige Sporen - leider geben Deine Bilder kein genaues Bild der Ornaments her, aber stachelig sieht es nicht aus. Das Ornament sollte mit Baumwollblau angefärbt und bei offener Blende begutachtet werden.


    Da müsste man auf jeden Fall noch ein paar weitere mikroskopische Merkmale angucken, z.B. die Kristalle an den Rhizomorphen.
    Wenn das wirklich eine Ramaria ist und keine Ramariopsis (wobei ich da keine so mastige Art kenne), sollte der Fund von Josef Christan begutachtet werden.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Servus Chris,


    so kleine Sporen kenne ich nur von Mitgliedern der Untergattung Asteroramaria (die Josef und ich beschrieben haben). Viel Arten bleiben da nicht übrig - eigentlich nur drei:


    Ramaria decurrens, Ramaria ochracea und Ramaria myceliosa - alle können solche Ockertöne haben.


    Ramaria decurrens käme makroskopisch m.E. gut hin und wächst bei Eiche, aber es sollten dann noch etwas längere Sporen zu finden sein (bis 7 µm), aber die Breite passt da zumindest - und das stumpfe (daher eher warzig erscheinende) Ornament (stumpfe Stacheln). Welchen Quotienten hatten denn die Sporen?
    Das Ornament kann man anhand deines Fotos aber nicht wirklich interpretieren - da wäre eine exakte Beschreibung (z.B. sind die Warzen stumpfe Höcker? Sind auch Stacheln dabei?) hilfreich.


    Sind die Sporen aber wirklich so kurz, käme Ramaria ochracea in Frage - allerdings sollte dann an der Fundstelle irgendwo Holz vergraben sein, denn sie wächst gerne an Holz. Die Sporen sind dafür aber einen Tick zu breit, aber die Längen passen ganz gut.


    Ramaria myceliosa hat ein feineres Sporenornament (und sie bräunt auf Druck an den Ästen), weshalb ich sie ausschließen würde.


    Färbe die Sporen am besten mit Baumwollblau an und interpretiere dann das Ornament (besser zeichnen als fotografieren). Und schau einfach mal in die Rhizomorphen rein - du müsstest recht leicht Sternkristalle (an Astrocystiden) finden. Es würde mich aber wie gesagt bei den Sporenmaßen sehr wundern, wenn es keine Asteroramaria wäre.


    Josef bestimmt den Fund sicher gerne nach, wenn du ihn mitsamt Rhizomorphen geerntet und getrocknet hast.


    Liebe Grüße,
    Christoph

  • Ertstmal vielen Dank, Wolfgang und Christoph.


    Leider habe ich nicht die Literatur, um da selbst weiterzukommen, aber eure Fragen haben mich doch angespornt, niochmal genauer hinzuschauen.


    Mit Rhizomorphenmikroskopie habe ich bislang keine Erfahrung, kann man das, was man bei meinem 400x-Foto der Rhizomorphen sieht, als Kristalle interpretieren? Ist wahrscheinlich eher was anderes...


    Zu den Sporen: Die wirken aufgrund des Apikulus oft tropfenförmig. In einem ganz minimalen Schärfebereich sieht es am Rand fast so aus, als ob da doch Stacheln wären. Ansonsten hatte ich aber eher den Eindruck, daß es sich um warzige Höcker von nicht mehr als 0,5 µ handelt, auch da füge ich nochmal ein Foto an.


    Meine Maße bei 15 gemessenen Sporen waren diesmal 5,0-5,9 x 3,0-3,8, im Durchschnitt 5,3 x 3,4 mit einem L/B-Quotienten von 1,58.



    Nach deinem Hinweis auf die Kürze der Sporen, Wolfgang, ginge die Tendenz wohl eher zu Ramaria ochracea?


    Bin sehr gespannt... vielen Dank schonmal !


    Chris