Ein Porling braucht einen Namen

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 5.319 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Trino.

  • Hallo Pilzfreunde,


    Ich habe hier ein Porling gefunden der mir sein Name nicht verraten will, ich dachte erst mal an Antrodiella, mir fehlt aber wieder mal entsprechender Literatur um da weiter zu kommen. Den Pilz fand ich an Birke, die Konsistenz ist sehr Weich. Hier ein paar Bilder.





    Sporen messen zwischen 7 und 9,5 Länge und 2 bis 3 Breite



    Ich würde gern wissen was das hier ist?


    Ist es irgend ein schaden durch Frost oder sind des irgend welche besondere Zystiden?



    Schnallen sind vorhanden.



    Habt ihr ein Tipp für mich?

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Mit Sporenlängen bis 10 µm ist Antrodiella raus.
    Wenn das ein dimitischer Porling ist, bist du dann bei Antrodia. Und wenn es Weißfäule erzeugt bei Trametes, aber das wäre schon eine ungewöhnliche Ausprägung (egal welcher Art).
    Für diese komischen dünnen Spitzen kann es verschiedene Erklärungen geben. Erst dachte ich, daß das wie Bindehyphen aussieht, aber da muss man schon arg quetschen und schieben, daß sich da welche aus Kontext oder Trama bis ins Hymenium verschieben. Alternativ wären Enden von Skeletthyphen oder skeletoiden Hyphen denkbar. Die ragen bei vielen Porlingen auch aus unterschiedlichen gattungen manchmal ein Stückchen raus und ins Hymenium hinein, insbesondere nahe der Röhrenmündungen.
    Die dritte Option wäre: Eine Pilz-auf-Pilz-Situation. Also ein Hyphomycet oder sonstwas, der sich in den Röhren des Porlings angesiedelt hat.
    Dazu müsste man diese Hyphen verfolgen und gucken, wo die herkommen, womit die verknüpft sind usw.



    Übrigens: Wenn Antrodia serialis an Laubholz wächst, sieht die schon mal etwas seltsam aus:




    Dafür sind deine Sporen aber einen Tik zu groß und die beschriebene Konsistenz passt auch nicht so ganz...



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Antrodia serialis ist es sicher nicht der wäre sehr zäh und dieser hier ist wirklich weich fast wie ein Fältling, ich bin mir nicht wirklich sicher ob der dimitisch ist dafür ist er doch zu weich oder nicht?


    Interessant fand ich auch das an einigen stellen solche massen an Hyphen zu finden waren, so ähnlich wie Haaren



    Ich schau mal ob ich einen Sporenabwurf bekomme so kann ich die Sporen besser messen.

    Gruß Mario
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Bei der Skala oben im Sporenbild ist das 400er Objektiv im Einsatz, also 1 Strich ~ 2,4 µm?
    In dem Fall kann man schon sagen, daß die Sporen recht groß sind, auf jeden Fall größer als bei allen Antrodiella - Arten.
    Wichtig ist auf jeden Fall das Hyphensystem, um mal gattungstechnisch in die richtige Ecke zu kommen. Also Skeletthyphen musst du schon suchen, zur Not auch mal nur Kontext mikroskopieren.



    LG, Pablo.


  • Hallo Pablo,


    wie du richtig gesehen hast handelt sich um den 400er Objektiv bei mir ist ein Strich gleich 2 µm, Antrodiella hatte ich auch schon ausgeschlossen, es War ja auch nur mein erster Gedanke nach den Makroskopischen Merkmale. Nicht das ich Antrodiella schon mal gefunden hätte.
    Ich habe noch mal nach Skeletthyphen geschaut, hab aber immer noch nicht gefunden oder erkenne ich Sie nicht das einzige was ich maßen weise sehe sind meiner Meinung nach Dickwandige Bindehyphen dann musste es Dymitisch sein oder?


    Hier sind ein paar Bilder aus dem Kontext.






    Und noch was, ich finde immer wieder solche Würmer was sind das denn?
     

    Gruß Mario
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Das Würmchen könnte sowas wie eine Nematode sein. Finde ich auch immer mal wieder in allerlei Präparaten.
    Die knorzeligen, dickwandigen Hyphen sehen tatsächlich sonderbar aus. Sind die irgendwo septiert? Teilweise sehen die aus, als wären da an manchen Stellen Septen mit Schnallen dran. Dann wären es natürlich keine Bindehyphen, sondern einfach knorzelige, dickwandige generative Hyphen. Sowas kenne ich zB von Tyromyces kmetii, dort haben die dickwandigen generativen hyphen auch solche komischen Auswüchse.
    Wenn das ein monomitischer Porling mit dickwandigen Hyphen ist, dann könnte man dort weiter machen, oder auch bei Oligoporus.



    LG, Pablo.

  • Hallo Mario und Pablo,


    wenn die Sporenmaße und –“formen stimmen, kann das echt ein Weihnachtsrätsel werden. Geht man davon aus, das der Pilz, wie du schreibst, sehr weich ist, sind fast alle Gattungen, die makroskopisch in Frage kommen, durch die Sporen ausgeschlossen.
    Oligoporus- Sporen zu groß
    Tyromyces- Sporen zu groß, bzw. falsche Form
    Skeletocutis –“ Sporen zu groß
    Es bleiben also die –žharten–œ bzw. zähen Gattungen Antrodiella (Sporen zu groß),
    Antrodia (Sporen passen zu keiner makroskopisch ähnlichen Art) und Trametes ??


    Beste Grüße
    Frank

  • Hallo Leute,


    ich habe ein bisschen in die Ryvarden Schlüssel geschaut und bin an eine seltene Art von Tyromyces gekommen bei den die Sporen passen würden, wird aber her als Resupinat wachsend beschrieben daher denke ich nicht das der passen kann. T. mappa schon mal was davon gehört?

    Gruß Mario
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  • Hallo Leute,


    ich habe ein bisschen in die Ryvarden Schlüssel geschaut und bin an eine seltene Art von Tyromyces gekommen bei den die Sporen passen würden, wird aber her als Resupinat wachsend beschrieben daher denke ich nicht das der passen kann. T. mappa schon mal was davon gehört?


    Hallo Mario,


    Oligoporus mappus (=Fibroporia mappa, =Tyromyces mappa, =Antrodia mappa) ist eine extrem seltener, strikt resupinater und sehr dünner Porling an Nadelholz. Er ist nur aus Scandinavien, Italien und Nordamerika, wo er beschrieben wurde, bekannt. Der hat zwar Sporen bis 12 µm Länge, aber kommt nicht in Frage.


    Beste Grüße
    Frank

  • Hallo Frank,


    daran habe ich auch nicht geglaubt, ich denke das es wahrscheinlich nicht so kompliziert ist ich übersehe einfach nur etwas, ist aber auch nicht so schlimm ist für mich ein guter Übung.


    Hier erst mal noch die Sporen Maße aus den Abwurf.


    # Länge Breite Q. Fläche (L*B)


    [ µm] [ µm] [ µm ²]
    ---------------------------------------------------
    1 10,73 4 2,68 42,92
    2 7,98 3,27 2,44 26,09
    3 7,87 3,09 2,55 24,32
    4 8,5 2,79 3,05 23,72
    5 9,9 3,31 2,99 32,77
    6 9,38 3,46 2,71 32,45
    7 8,36 2,92 2,86 24,41
    8 8,65 3,23 2,68 27,94
    9 8,82 3,01 2,93 26,55
    10 8,07 2,83 2,85 22,84
    11 9,07 3,36 2,7 30,48
    12 8,17 3,01 2,71 24,59
    13 8,27 2,79 2,96 23,07
    14 7,96 3,52 2,26 28,02
    15 9,42 3,74 2,52 35,23
    16 7,18 3,01 2,39 21,61
    17 8,6 2,79 3,08 23,99
    18 9,9 3,74 2,65 37,03
    19 8,81 2,87 3,07 25,28
    20 7,71 2,95 2,61 22,74
    21 8,6 2,59 3,32 22,27
    22 7,42 2,83 2,62 21
    23 7,55 3,18 2,37 24,01
    24 8,71 3,18 2,74 27,7
    25 8,04 2,93 2,74 23,56
    26 8,36 3,13 2,67 26,17
    27 8,46 3,17 2,67 26,82
    28 9,78 2,81 3,48 27,48
    29 8,2 2,99 2,74 24,52
    30 9,14 3,09 2,96 28,24
    31 7,68 2,9 2,65 22,27
    32 8,42 3,18 2,65 26,78
    33 8,95 3,01 2,97 26,94
    34 8,22 3,32 2,48 27,29
    35 8,59 3,32 2,59 28,52
    36 8,07 3,77 2,14 30,42
    37 8,74 3,37 2,59 29,45
    38 8,36 3,32 2,52 27,76
    39 8,91 3,29 2,71 29,31
    40 9,19 2,82 3,26 25,92
    ---------------------------------------------------


    min 7,18 2,59 2,14 21
    max 10,73 4 3,48 42,92
    mittel 8,57 3,15 2,74 27,06


    Hier noch ein Bild der Sporen



    Ich habe noch mal den Kontext mikroskopiert diesmal sehr nah am Holz und ich könnte mir vorstellen das diese hier Skeletthyphen sind oder?


    Die Sind ziemlich lang und unseptiert.




    Ach so hätte fast vergessen, der Pilz ist jetzt in trochenen zustand etwas zäher geworden, lässt sich aber immer noch gut schneiden.

    Gruß Mario
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Das sieht in der Tat sehr dimitisch aus.
    Spaßeshalber habe ich mal Antrodia geschlüsselt (European Polypores), da würde ich am ehesten zu Antrodia macra kommen, die aber nicht an Birke wohnen sollte und keine solchen Hütchen bilden dürfte. Allerdings ist wohl nicht ganz klar, ob und wie die von der recht variablen Antrodia albida getrennt werden kann. Die ich aber wiederum auch nur mit recht fester Konsistenz kenne.
    Hast du mal die Poren an einer +/- waagrechten Stelle ausgezählt?



    LG, Pablo.


  • Also sende das "Ding" doch einfach zu mir. :)


    LG
    Frank

  • Hallo Pablo,


    eine waagerechte stelle zu finden ist fast unmöglich, ich denke das dürfte so aber passen, die Poren sind recht groß finde ich, so 2 bis 3 pro mm.



    [hr]

    Also sende das "Ding" doch einfach zu mir. :)


    LG
    Frank


    Ok dann Adresse her und du kriegst alles was ich noch über hab. :evil:

    Gruß Mario
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ja, die Porengröße könnte schon noch für Antrodia macra und Antrodia albida hinkommen.
    Aber warten wir's mal ab: Wenn Frank den untersucht ist das der sicherste Weg.
    Bei mir hat's ja auch so angefangen, daß Frank Funde bestimmt hat und dann konnte ich das versuchen nachzuvollziehen.



    LG, Pablo.


  • Ja ich denke das wird am besten sein.

    Gruß Mario
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  • Hallo Mario und Pablo,
     
    noch pünktlich vor dem Fest kann ich diesen Porling einen Namen geben. Es ist
    Cartilosoma rene-hentic B. Rivoire, Trichies & J. Vlasák 2015
    Diese Art ist nah verwandt mit Antrodia ramentacea und hat nur Skelethyphen im Context nicht in dem Röhrentrama. Außerdem findet man im Context viele sehr dickwandige generative Hyphen mit großen Schnallen.
    Wenn man nur das Röhrentrama untersucht, kommt man schnell zu einen monomitischen Porling, was die Bestimmung erschwert. Es gibt noch zwei weitere Funde dieser Art in Deutschland, beide an Tilia (Linde).


    Beste Grüße und schöne Weihnachten
    Frank


    P.S. Die entsprechende Literatur bekommt ihr per PN.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Das ist ja eine Überraschung. :)
    Diese Art ist in den "Poroid Fungi of Europe" nicht drin, umso mehr freue ich mich auf die entsprechende Literatur.
    Nicht, daß ich den oben von mir als Antrodia serialis gezeigten Fund noch revidieren muss. Wobei: Da sehen die Sporen schon ein wenig anders aus und der hatte immerhin auch diese korkig - zähe Konsistenz.



    LG; Pablo.

  • Hallo Frank,


    vielen dank für die Bestimmung, das freut mich ist dann wohl was seltenes.


    Ein frohe Weihnachtsfest wünsche ich dir. und danke für die Literatur.

    Gruß Mario
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Ob der wirklich selten ist?
    Immerhin wurde die Art erst im (vor-)letzten jahr (2015) beschrieben und taucht bislang noch nicht in den wichtigen Sammelwerken zu dem Spezialgebiet auf.
    Durch dich und durch Frank habe ich zum ersten Mal davon gehört, und bin mittlerweile ziemlich davon überzeugt, daß das was ich oben als Antrodia serialis verkaufen wollte, eben auch Cartilosoma rene-hentic ist.


    Weil nämlich bei einem kleinen Weihnachtsspaziergang mit Familie am 25.12. bei Weisweil am Rhein ist mir der auch in einem Auwald begegnet.
    Cartilosoma rene-hentic, Fundort bei Weisweil (Südbaden):

    An liegendem, teils aber im Luftraum hängendem, noch berindetem Laubholzstämmchen:







    Und der war haptisch wirklich ganz schön weich. Mit der Konsistenz, dem Aussehen (Farben, Hütchen, Porenform und -größe, Resupinatanteile unterm Substrat) und den Mikromerkmalen sowie der Ökologie ist der ja eigentlich schon ganz schön charakteristisch.
    Insofern würde mich mal interessieren, als was Funde dieser Art vor der Erstbeschreibung notiert wurden?
    Denn so selten kann er doch gar nicht sein, wenn du eine Aufsammlung hast, Frank seit Beschreibung schon zwei in Deutschland erwähnt und ich noch innerhalb eines Jahres zwei mal über diesen Pilz stolpere.


    Nun müsste man sich noch einen deutschen Namen dafür ausdenken.
    Wie wär's mit Weicher Läppchenporling?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ja es ist schon richtig was du sagst, gerade weil auch Makroskopisch der nicht wirklich einfach als etwas außergewöhnliches zu erkennen ist außer man nimmt sich das Ding vor. Hätte ich den Fruchtkörper nicht in der Hand gehabt und bemerkt wie weich der ist hätte ich mir wahrscheinlich gar keine Gedanken darüber gemacht. Jedenfalls scheint der auch in Italien entweder unterkartiert oder auch eine Seltenheit zu sein. Ich habe mit A. Bernicchia darüber geschrieben und Sie scheint es auch nur ein mal bis her in die Finger gehabt zu haben.


    Ich finde es sehr schade das es so wenig Mykologen gibt die sich mit Rindenpilze beschäftigen.

    Gruß Mario
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Eigentlich ist es ja klar: Wenn die Art nicht bekannt ist, dann wird sie auch nicht dokumentiert.
    Sowas Ähnliches ist mir im Frühjahr begegnet, da ging es um Sidera vulgaris. Nun wurde in vielen Standardwerken lange Zeit Sidera vulgaris nicht von Sidera lenis unterschieden. Für Sidera lenis sind in meiner Ecke einige Funde notiert (Link). Sidera vulgaris ist in BaWü noch gar nicht notiert (muss ich noch zwei Funde eingeben), nur ein Fund von einer MAK Expedition auf der anderen Rheinseite (ist der südlichste Fund).
    Ich denke, daß Sidera vulgaris zumindest in meiner Gegend häufiger ist als Sidera lenis, aber eben nicht unterschieden wurde. und man sicher den einen oder anderen Nachweis hätte, wenn man Belege von Sidera lenis untersuchen und revidieren würde. So ähnlich dürfte das mit der Cartilosoma auch sein.
    Die Frage ist nur: Wenn die schon zuvor gefunden wurde, als was wurden diese Funde notiert?



    LG, Pablo.

  • Die Frage ist nur: Wenn die schon zuvor gefunden wurde, als was wurden diese Funde notiert?


    Hallo Pablo,


    die Frage kann ich dir nicht beantworten. Hoffen wir jetzt einfach mal nur das die Art besser erkannt wird und dadurch auch besser Kartiert wird.

    Gruß Mario
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