Saprobionten gesucht

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.771 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Landwin.

  • Hallo zusammen,


    um meine Anfrage zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen.
    Mit 24 Jahren bin ich ein noch recht junger Pilzliebhaber, bis auf die Standard-Waldpilze (Steinpilze, Pfifferlinge und co.) hatte ich in meiner Kindheit wenig mit Pilzen zu tun. Richtig Feuer gefangen für die Pilzzucht habe ich ich vor ein paar Jahren im Gartenbau-Studium, indem auch Kultivierung von Speisepilzen als Modul enthalten war. Seit dieser Zeit habe ich diverse Grunderfahrungen gesammelt und schon handelsübliche Arten wie Shiitake und Seitlingsarten erfolgreich auf Holz und diversen Holzsubstraten kultiviert und vermehrt. Nun möchte ich versuchen "exotischere" holzbewohnende Speisepilzarten zu kultivieren (also abseits der handelsüblichen Pilzbrut in diesen Bereich).
    Dafür suche ich geeigente (wilde) Arten und hoffe ihr könnt mir ein paar Vorschläge machen.


    Hier habe ich versucht alle Anforderungen an die gesuchten Arten zusammenzufassen:
    -holzbewohnend
    -winterhart (also keine tropischen Arten)
    -essbar (Geschmack ist nebensächlich, hauptsache essbar und verträglich)


    Ein paar Arten habe ich schon recherchiert, was sagt ihr dazu?
    -Goldfell-Schüppling
    -Wolliger Scheidling
    -Buchenrasling
    -Ulmenrasling
    -Marmorierter Holzrasling


    Ein weiteres Problem: In meiner näheren Umgebung gibts fast nur monotonen Fichtenwald, weswegen es mir fast unmöglich ist die oben genannten Arten in freier Natur zu finden, um mit Wildfunden die eigene Zucht zu starten. Falls also jemand von euch vlt. den ein oder anderen Myzelbrocken zur Verfügung hat würde ich mich über eine PN freuen ;)


    LG


    Landwin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    also deine genannten Arten würde ich auf keinen Fall bei einer Pilzberatung freigeben. <X Seit wann sind denn Schüpplinge überhaupt genießbar? *kopfschüttel*


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


  • Hallo,


    also deine genannten Arten würde ich auf keinen Fall bei einer Pilzberatung freigeben. <X Seit wann sind denn Schüpplinge überhaupt genießbar? *kopfschüttel*


    l.g.
    Stefan


    Nun, im BLV von Ewald Gerhardt sind insgesamt 5 Schüpplingsarten als essbar eingestuft. Und wenn ich nicht irre sind Stockschwämmchen ja auch mal Pholiotas gewesen ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Eine gewisse Schwierigkeit dabei ist Folgende:
    Beim Goldfell - Schüppling hast du erstmal ein Bestimmungsproblem. Der ist von ähnlichen Arten kaum abgrenzbar, mikroskopische Merkmale werden dabei auch benötigt. Aber eine Art aus der Gruppe dürfte kein Problem sein, nur essen würde ich nichts davon.
    Weder P. aurivella / adiposa, noch P. limonella noch P. cerifera.
    Der Wollige Scheidling wäre ein gutes Projekt, der ist nicht so selten, ist essbar (soll aber recht ekelhaft schmecken) und einfach ein total schöner Pilz.
    Hypsizygus tessulatus (Buchenrasling) und Hypsizygus ulmarius (Ulmenrasling) sind anscheinend ganz gut zu kultivieren und auch recht essbar und lecker, aber versuch mal von denen Wildmaterial zum Klonen zu finden. Das könnte ein ziemlich schwieriges Unterfangen in Deutschland werden. Zu beiden Arten dürfte sich aber auch Brut /Impfsets im Handel bestellen lassen.
    Marmorierter Holzrasling wäre welche Art? Da komme ich gerade auf kein Bild...
    Ein interessantes Projekt wäre sicher auch noch der Adern - Seitling (Rhodotus palmatus). Müsste man mal nachforschen, ob man den essen kann, aber es ist ein außergewöhnlich hübscher und sehr seltener Pilz, den ich schon seit einer Weile (erfolglos) im Freiland suche.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag


    Bzw. sollten mal Pholiota werden. :D Ich hab mal Pholiota flammans verkostet; ein schöner genießbarer Pilz und mit so einer herrlich erfrischenden Bitternote. :evil: <X
    Trotzdem bin ich immer noch der Meinung, dass nicht jeder Pilz, der in Pilzbüchern als genießbar gilt auch unbedingt gegessen werden muss.
    Tricholomopsis rutilans und Cortinariuis violaceus hab ich schon mal als Reingericht gebraten gekostet. <X <X <X


    Tricholomopsis rutilans: chemischer, undefinierbarer, ekliger Geschmack und die Küche stinkt noch 3 Tage nach der Zubereitung so.
    Cortinarius violaceus: Geschmack nach alter Zigarrenkiste <X
    Amanita excelsa: Geschmack nach überlagertem Rettich <X
    Cortinarius delibutus soll übrigens nach Aussagen von Tomentella nach Pappe schmecken. :D Auch eine sehr extravagante Geschmacksrichtung für einen Pilz. Da bezahlt der Gourmet doch gern etwas mehr, wenn der Pilz nach Pappe schmeckt. Einfach in ein Stück Pappe zu beißen ist für solche Leute einfach zu trivial glaube ich. :evil:


    *Ironiemodus aus*


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Och, der Cortinarius violaceus ist doch gar nicht so schlimm. Schmeckt - wie du sagst - ein wenig nach Duftholz, aber für meinen Geschmack nicht unangenehm. Gibt einem Mischgericht irgendwie eine ganz lustige und markante Note.
    Rehbraunen Dachpilz finde ich viel unangenehmer, schmeckt ein wenig wie Grauer Wulstling.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    ja das Thema hatten wir schonmal im Mischgericht kann ich mir den sogar vorstellen; als Reingericht. <X und Dachpilze hab ich sehr gern; aber ausschließlich unterm Mikro und makroskopischen Bestaunen. :D Ich käm ehrlich gesagt gar nicht auf die Idee, die zu essen.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Erstmal danke an alle die geantwortet haben.


    Dass hier viel Kontroverses stehen wird, habe ich mir schon gedacht. Als Grundlage habe ich mich wie schon geschrieben an das BLV gehalten, gut dass viele hier ausgezeichnete Erfahrungen haben ;)
    Nach allen was ich so gelesen habe, scheinen Raslinge sehr interessant zu sein, da werde ich mich mal weiter belesen und suchen gehen.
    [hr]
    Beorn:


    danke nochmal für deine besonders sachliche und ausführliche Antwort!
    Der Marmorierte Holzrasling (Hypsizygus marmoreus) soll wohl in Asien ein sehr beliebter Pilz sein.
    Rhodotus palmatus sieht wirklich sehr interessant aus, nur den werde ich wohl nie finden.
    Mal schauen was der Herbst noch so bringt.