4 Grad Süd (21, 22: cf. Phellinus u. Ganoderma) NEUE BILDER + IDEE 2016

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.440 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,


    in meiner Tropenpilzsammlung (Mahé, Seychellen) haben auch diese beiden PORLINGE einen Platz.


    Pilz 21 wächst an einem lebenden Ficus benjamina (ganz schön groß, aber nicht der größte ...) in einer Wurzelfalte.
    Dort hatte ich vor einem Jahr schon mal einen Pilz gesehen, noch nicht so groß (15-20 cm breit) mit flacher Kante und bräunlicher, harter (aber doch leicht eindrückbarer Oberfläche), die Porenschicht hatte einen weißlichen Belag auf dem man schreiben konnte.
    Darunter erahnte man eine dunkelrot-braune Fläche.
    Die Fotos (vor allem der Unterseite) sind wg. schwieriger Lichtverhältnisse mit der damaligen K. nicht gut geworden.
    Ganoderma spec. war mir zu dem Zeitpunkt klar, auch, dass es da bei trop. Pilzen nicht weitergeht (nichts am Pilz "gesägt")


    In 2015 habe ich die gleiche Stelle wiedergesehen ...
    der Pilz riesig und sehr wulstig, sehr unregelmäßig geformt, in unterschiedlichen Farben "changierend" der Belag an der Kante und auf der Porenschicht sehr dick und eher gelblich als weiß.
    Darunter ist es rot-braun.
    Kein großes Messer o.ä. dabei ....


    Ich denke immer noch, es ist eine Ganoderma-Art (verwandt mit Ganoderma australe, in "tropischer Form"), trotzdem zweifle ich ein bisschen (so gelblich ?)
    Die Form erinnert auch etwas an Phellinus. Aber da gibt es doch nicht so Beläge, auf denen man schreiben kann?


    Ficus

    21a

    21b

    21c (2015, gleiche Wurzelfalte)

    21d

    21e


    Pilz 22 ist dann schon eindeutiger der Gattung zuzuordnen.
    An der Wurzel eines lebenden Baumes (vermutlich Terminalia catappa, aber ich habe nicht ganz ganz genau hingeschaut) fand ich ein großes dunkles Exemplar mit glänzender zonierter Oberfläche, über 20 cm breit.
    Als ich noch überlegte, ob ich da mal dran zupfen sollte, fiel mein Blick auf ein kleineres handgroßes Exemplar daneben ("Souvenir").
    Die Pilze waren nicht mehr frisch, kein neuer Zuwachs (deshalb so dunkel), die Poren gelblich, Trama (am Stielansatz sichtbar) rot-braun.


    Vermutlich ist es nicht ganz korrekt, den Pilz Ganoderma cf. lucidum zu nennen, aber jedenfalls sollte die Artengruppe stimmen - also noch ein s.l dahinter : Ganoderma cf. lucidum s.l.
    Es gibt zum Beispiel genetische Untersuchungen, die besagen, dass die asiatischen "G. lucidum" nicht identisch mit den europäischen G. lucidum sind, und dass da mehrere Arten zu unterscheiden seien, vom chin. Festland und aus dem trop. Asien (genannt werden G. multipileum und tropicum).
    Auch wären allein im asiatischen Raum ca. 90 (!) verschiedene Namen für Lackporlinge mit glänzender Oberseite vergeben worden, die zum größten Teil neu untersucht und beschrieben werden müssten.
    Aus: "Ganoderma multipileum, the correct name for –˜G. lucidum–™ in tropical Asia"
    http://ejournal.sinica.edu.tw/…tent/2009/4/Bot504-08.pdf


    22a, der große P.

    22b, der kleine P.

    22c

    22d

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Der erste ist für mich schon klar ein Phellinus (Feuerschwamm). Aus einer Diskussion zur Art muss ich mich aber völlig raushalten, da gibt es außerhalb von Europa einfach zu viel, was mir völlig unbekannt ist.


    Beim zweiten hast du im Grunde schon genau den richtigen Namen:
    Ganoderma cf lucidum s.l. hätte ich so auch gesagt. :D
    Selbst bei uns (Europa) gibt es da noch offene Fragen, die nicht letztgültig geklärt sind.


    Du kannst mal >Tomentella< eine PN schreiben, und ihn auf deine Tropenpilze - Themen hinweisen. Zumindest um die, wo es um Porlinge geht.
    Ohne dir allzu viele Hoffnungen zu machen, aber eine kompetentere Antwort auf dem Gebiet wirst du hier im Forum nicht bekommen.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,
    mir war gar nicht so bewusst, dass Phellinus-Arten bzw. noch weiter gefasst :( :
    hutbildende Vertreter der Familie der Hymenochaetaceae solche "beschreibbaren" Beläge machen können und die Oberfläche eindrückbar sein könnte.
    Aber eben von der Form her (des "erwachsenen" Pilzes) hatte ich auch daran gedacht.


    Artbestimmung wohl zwecklos ... das sehe sogar ich ein :D .
    Obwohl ... ähnlich sieht dieser aus: Phellinus merrillii (Fulvifomes merrillii)
    Mycobank
    ein Bild, ein Bild!!


    Zitat


    FRUITBODY perennial, solitary, pileate broadly attached, of medium weight and woody hard when dry. PILEUS semicircular, ungulate to conchate, up to 10 cm broad and wide and 6 cm thick near the base, upper surface dark fulvous to rusty brown, concentrically sulcate in broad (usually) to narrow (more rare) zones glabrous from the base and then more blackish and sometimes covered with mosses, with age also becoming more or less cracked but not rimose, crust usually absent, only present as a distinct layer in older and glabrous specimens. Margin round, entire to weakly lobed, fulvous and velutinate in actively growing specimens. PORE SURFACE dark cinnamon to fulvous sometimes with a greyish tint, pores round and regular, 5-7 per mm, dissepiments entire and fairly thick, tubes distinct to indistinctly stratified, each layer up to 8 mm thick. CONTEXT dark fulvous to reddish-brown, up to 6 mm thick, with one or several dark lines near the pilear surface. ...
    ...DISTRIBUTION. Probably pantropical, but rare.

  • Hallo,
    es gibt Zuwachs in meiner Tropenpilz(bild)-Sammlung (Mahé, Seychellen 2016).


    Nr. 21 hatte ich ja schon mal gezeigt, aber ohne Innenleben, vielleicht/wahrscheinlich eine Art aus der "Phellinus-Verwandtschaft".
    Er hatte wieder etwas zugelegt, wuchs wie immer in den Wurzelfalten von einem sehr großen Ficus benjamina.
    Mit etwas Mühe habe ich mit meinem Messer mal ein "Käseeckchen" herausgesäbelt:
    innen also dunkelrot-braun mit gelblichem Schimmer und einigen weißen Fasern dazwischen, außen mit harter rot-brauner Kruste, am Ansatz schwarz braun, am Zuwachs sieht der Pilz gelblich aus.
    Poren ca. 6 pro mm, eine Röhrenschicht in dem Stückchen ungefähr 15 mm lang, mit KOH Schwarzfärbung.


    Ein paar Tage später sah es dann so aus ... als hätte ich da jemanden auf eine Idee gebracht ... Pilzsägen ... ansteckend ...
    Entweder meinte man, dadurch etwas Gutes für den Baum zu tun ... oder es hat ein Biologe/Mykologe Interesse an dem Pilz gehabt.
    Jedenfalls gab es große Einsicht auf mehrschichtige Röhren (ohne Zwischenschicht), Kontext in der Farbe wie Röhrentrama.


    Nur so als SPEKULATION :) :
    Bei Mycobank bin ich auf Phellinus pachyphloeus gestoßen, eine in den Tropen weit verbreitete Art - es gibt natürlich wieder Verwechslungsarten.
    Phellinus pachyphleus bei Mycobank


    Zitat


    DISTRIBUTION. The species seems to be widespread in Southern Asia, Australia and Africa.


    Die makroskopische Beschreibung passt sehr gut, Poren sind allerdings bei meinem Exemplar nicht ganz so fein (eher 6 als 8-10 pro mm), ich habe gerade noch mal zwei geblitzte Aufnahmen gemacht, um die harte dunkle dünne Kruste zu sehen, die ist also da.

    Zitat


    in older specimens and on drying cracking irregularly, margin entire, thick and obtuse often persistently velutinate and pale brown to golden yellow in actively growing specimens, under the velvety tomentum and in glabrous specimens there is a dark brown to black resinous hard cuticle, 0.2-2 mm thick.


    Widersprüche in dem Text habe ich auch gefunden: soll da nun ein "interlying context layer sein" oder nicht ...
    Im Text oben: NEIN:

    Zitat


    tubes more fulvous to dark brown up to 9 cm long distinctly to indistinctly stratified in layers 2-15 mm thick, not separated with any interlying context layer.


    Im gleichen Text unten, Abgrenzung zu P. melanoderma (wahrscheinlich ein Zuordnungsfehler...): JA:

    Zitat


    P. pachyphloeus has frequently distinctly stratified tubes with an intermittent context layer reflecting different stages of growth.


    Bilder im Web gibt es natürlich nicht so richtig, diese hier als einziges Beispiel
    http://catalog.digitalarchives.tw/item/00/59/88/80.html (Bilder sind vergrößerbar)


    Neue Bilder: (Probe ist vorhanden)


    21f


    21g (hübsch, nicht?)


    21h


    21i


    21j


    21k


    21l DAS WAR ICH NICHT


    21m


    21n geblitzt


    21o geblitzt





    Nr. 22 die glänzende Ganoderma aus der Ganoderma lucidum-GRUPPE, egal wie sie nun heißen mag (Ganoderma lucidum soll nur die europäische Art bezeichnen, in den Tropen gibt es dann noch weitere Arten mit Lackkruste, z.B. Ganoderma multipileum oder z.B. Ganoderma tropicum) hat einen neuen Fruchtkörper an die alten "angebaut". Das wird in einem Text für Ganoderma tropicum so beschrieben (kleine Fruchtkörper an große Fruchtkörper ansetzend), mag aber auch noch bei anderen Arten vorkommen.
    Das ganze am lebenden Baum (noch mal nachgeprüft: Terminalia catappa, Indian Almond, Strandmandelbaum - aber nicht am Strand sondern im Siedlungsgebiet)


    22e

  • Hallo Abeja,


    Ganoderma cf. lucidum ist hier auf jeden Fall richtig.


    Ob Phellinus (weltweit über 200 Arten!) oder Ganoderma wäre über die Sporen leicht zu klären. Makroskopisch könnte fast beides in Frage kommen. Da mußt du dir vom Weihnachstmann wohl mal ein kleines Mikroskop wünschen. :)


    Beste Grüße
    Frank


  • Hallo Frank,
    das ist interessant,dass du beim ersten doch auch wieder Ganoderma für möglich hältst ...
    Die M- oder nicht M-Frage hängt nicht so sehr vom Weihnachtsmann ab, sondern ... na ja .... so wie bei den meisten ... aber kommt Zeit kommt Rat ... oder kommt Rat und dann Zeit ... :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Wenn du eine Ganoderma vermutest, kannst du immer auch mal einen Brutzeltest machen. Das schließt immerhin ein paar Artengruppen aus, wenn er positiv ist.


    Mal eine Frage an euch beide, Frank & Abeja:
    Der Pilz in Beitrag 4, Bilder 21f bis k: Fomitopsis mit so dunklem Kontext dürfte es auch in den Tropen nicht geben, richtig?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    ich habe keine Ahnung von Fomitopsis in den Tropen :D, jedenfalls stolpert man da nicht so ohne Weiteres darüber - und ich habe jetzt auch nicht weiter gesucht.
    Oft scheinen sie einen eher hellen, rosa-bräunlichen Farbton innen zu haben.
    Großes Problem ist, dass man oft ganz ganz alte Dokumente findet, mit ganz ganz alten Namen.


    Bei Pilz 21 habe ich mal an der Kante mit dem Feuerzeug gespielt, es kokelt aber es brutzelt nicht.
    Das hatte ich dort auch nicht erwartet, denn er hat keine glänzende Lackschicht, sondern nur eine etwas festere dünne harte dunkle Schicht.