In Michael/Hennig/Kreisel, Handbuch für Pilzfreunde, Band IV, treibt sich eine zweifelhafte Champignonart namens Agaricus aestivalis rum, die sich dadurch auszeichnet, dass sie stark gilbt, vor allem auf dem Hut und auf der Stielrinde unterhalb der Manschette, so wie ein typischer Anischampignon, aber überraschenderweise banal-nichtssagend riecht und vor allem im Frühsommer vorkommt. Also ziemlich gut auf das passt, was du hier zeigst.
Beiträge von Oehrling
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Hallo Beorn,
irgendwas scheint mir an der von dir beschriebenen Merkmalskombination nicht ganz zu stimmen: Einen Täubling mit weißen Sporen und splitternden Lamellen, der unter der Huthaut und am Stiel rosa/lila ist, gibt es einfach nicht. Daher würde ich es sogar für möglich halten, dass das nicht alles dieselbe Art ist, was du da zeigst.Um in diesem Fall weiterzukommen, kommen wir um die Eisensulfat-Probe (Einreiben der unverletzten Stielrinde mit Eisensulfat-Kristallen) leider nicht herum:
nur leicht graugrün beim Frauentäubling,
blass-schmutzig orangerosa bei den Griseinae-Arten ionochlora, parazurea usw., dazu den Pfirsichtäubling,
etwas deutlicher orangerosa bei R. grisea selber und
freudig orange beim Fleischroten Speisetäubling (R. vesca), der in seiner "Verarschungs-Variante" auch so aussehen kann.Außerdem brauchen wir noch die exakte Sporenpulverfarbe, die du so ermittelst, dass du das Sporenpulver mit einer Rasierklinge zu einem kleinen Häufchen zusammenschiebst und dieses dann auf reinweißes Papier rutschen lässt. Vielleicht kannst du auf diese Art feststellen, dass das Sporenpulver eben doch nicht weiß, sondern hellcreme ist, und dann kommen wir in Richtung R. ionochlora.
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Ich finde für Lepista gilva (WASSERFLECKIGER Rötelritterling) auch die vielen kleinen Wasserflecken auf der Hutoberseite typisch, die du auf deinen Fotos gezeigt hast.
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Wenn ich das so sehe, sind meine 5 Chips weg.
Denn das ist genau die Verfärbung von Leccinum variicolor, da hat Beorn recht. Blau kann Leccinum carpini wirklich nicht. -
Dass war doch entschieden zu einfach für Euch!Vielleicht hättest du es bei dem ersten Foto belassen sollen?
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Ein solcher Sonnenbrand mit aufgeplatzter Hutoberfläche kann auch bei anderen Leccinum vorkommen. Ich gestehe: es waren die Hainbuchenblätter.
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Oder der Vielfärbende Birkenpilz, Leccinum variicolor.
Da müsste ich jetzt mal - abgesehen vom Baumpartner - die genauen Unterschiede nochmal nachlesen.Leccinum variicolor verfärbt in der oberen Hälfte rosagrau, in der unteren Hälfte blaugrünlich. Das ist der Grund für seinen Artnamen.
Die Art, wie ein längs durchgeschnittenes Leccinum verfärbt, ist mit das wichtigste Bestimmungsmerkmal innerhalb dieser Gattung und sollte stets vor Ort geprüft werden.. -
Ich bin wieder frech und setze auch 5 Chips gegen Leccinum scabrum und auf Leccinum carpini. Das sind doch vertrocknete Hainbuchenblätter auf Bild 2.
erebus
Gibt es ein Bild vom längs durchgeschnittenen Pilz? Damit könntest du das Wetträtsel überzeugend auflösen. Leccinum carpini verfärbt grauschwarz, Leccinum scabrum wird höchstens leicht bräunlich. -
Ja: jetzt, wo man die Stielbasis sieht, kann man anfangen mit der Interpretation. Z. B. kann man die Stielbasis als knollig ansehen und damit seinen Bestimmungsvorschlag untermauern. Ich habe auch überhaupt keine Probleme mehr damit, wenn du sie JETZT, nachdem du dir die Form der Stielbasis angeschaut hast, "Inocybe cf. godeyi" nennst. Ideal ist es, dass Pilzler13 sich die Teile nochmal unterm Mikroskop anschaut, denn wenn sich jetzt noch herausstellen sollte, dass diese Pilze Pleurozystiden haben, kann man sogar das "cf." wegtun, und dann hast du so einen Knaller wie Inocybe godeyi BESTIMMT, wozu ich nur gratulieren kann. Wenn keine Pleurozystiden gefunden werden und die Cheilocystiden breit schlauchförmig sind, dann hast du immerhin Inocybe erubescens BESTIMMT, was auch nicht schlecht ist.
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Hallo dr. bike,
im Raum Stuttgart veranstaltet der Stuttgarter Pilzverein regelmäßig Exkursionswanderungen für die Öffentlichkeit. Termine findest du auf http://www.pilzverein.de.
Klicke auf "Aktivitäten", danach auf "Pilzführungen 2013". Ende August geht's los. -
Das könnte der Grund sein, weshalb hopsing17 sich so sicher ist. Kannst ja einen von denen nochmal durchschneiden, aber mach dir dabei dein Messer nicht kaputt
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Wenn es der Rotrandige Baumschwamm ist, müsste er im Anschnitt blass gelborange sein und einen unangenehmen säuerlichen Geruch ähnlich gärenden Pflanzenteilen haben (der Angabe in Gerhardts BLV-Bestimmungsbuch mit "angenehm würzig" kann ich nicht folgen).
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Sieht makroskopisch ganz danach aus.
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Wie alt sind die Kinder? Könnte man zu ihnen sagen, dass man herumstehende Pilze nicht in den Mund steckt (wie auch die Glyzinienblüten), und würden sie das begreifen?
Übrigens halte ich die auf den Fotos gezeigten Pilze ebenfalls für ungefährliche Psathyrellen, aber natürlich könnten drumherum noch andere Pilze stehen. -
Ich freue mich schon sehr auf Gerds Beiträge. Nach dem, was ich von ihm gelesen habe, müssen wir Brüder im Geiste, zumindest aber ähnlichen Charakters sein.
Warum man zu seiner Rückkehr diese alte Geschichte wieder ausgraben hat müssen, nun ja... ?
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Heutzutage gilt für Comedians:
1) auffallen, wahrgenommen werden zwischen den Hunderten von Comedians (bzw. Hampelmännern), die es mittlerweile gibt.
2) eine Zielgruppe bedienen, die bereit ist, mit ihrem Geld das ganze Projekt zu unterstützen (zur Not rechtsbürgerliche oder noch weiter rechts stehende Kreise)
3) Komik erzeugen durch Verarschen, hier weiß man nicht: sollen die Polenwitzemacher verarscht werden oder doch vielleicht die Polen?Zu meiner Jugendzeit hießen diese Typen noch Komiker und nicht Comedians, und wenn sie jemanden verarschten, dann die Reichen und Mächtigen. Heute jedoch werden meistens die Kleinen, die Proleten, die Sozialschwachen verarscht - damit die oft schon heruntergekommenen Zuschauer den Eindruck bekommen, dass es noch Heruntergekommenere gibt als sie selber, was einen gewissen Beruhigungseffekt hat. Dabei sollte ein Comedian, der anstatt Merkel & Co. die Sozialschwachen verarscht, sich was schämen.
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[quote='erebus','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=167171#post167171']
> Aber wie ist denn jetzt ein –žcf.–œ zu verstehen? Gilt das als fixe Bestimmung oder –“wie von mir gewünscht- als Hinweis auf eine in Frage kommende Art?Ein "cf." könnte man nach harter, langer Bestimmungsarbeit verwenden, nachdem man herausgefunden hat, dass bei einem Fundexemplar alle wesentlichen Bestimmungsmerkmale passen, bis auf das eine letzte, dessen Ausprägung unerklärlicherweise aber sowas von daneben liegt, so dass damit das Bestimmungsergebnis insgesamt in Zweifel gezogen wird. So habe ich das auf einem Pilzbestimmerseminar bei A. Gminder gelernt (ich hoffe, ich wirke nicht wieder besserwisserisch oder unverschämt, weil ich hier das Pilzbestimmerseminar erwähne).
Wenn ich bei der Bestimmung etwas nachlässig vorgegangen bin und nur einige der wesentlichen Bestimmungsmerkmale geprüft habe, verwende ich im Posting Ausdrücke wie "könnte ... sein", "möglich wäre ...", "mit Fragezeichen" oder setze hinter den Artnamen ein Fragezeichen und gebe das Bestimmungsergebnis für die anschließende kritische Diskussion frei. Mir ist dabei wichtig, dass ein "cf." leicht überlesen wird und im Bewusstsein der meisten Leser sich z. B. "Inocybe cf. godeyi" zu "Inocybe godeyi" verkürzt, wobei es sich eben höchstwahrscheinlich um Inocybe erubescens handelt, einen gefährlichen Giftpilz, den jeder Pilzsammler kennen sollte. Viele meinen dann eben, Inocybe godeyi sähe so aus, und wenn sie selber dann mal Inocybe erubescens finden, denken sie aufgrund ihres mentalen Bildes, sie hätten Inocybe godeyi vor sich (ich weiß jetzt nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe). Es gibt sogar hier im Forum Leute, die auf eine Foto-Anfrage als Antwort erhalten: "das könnte der Mairitterling sein" und die sich anschließend für die "schnelle Bestimmung" bedanken, und pikanterweise stellt sich später heraus, dass es nicht der Mairitterling war.
Ich wollte auch noch ergänzen, dass ich bei allen Nummern, die ich nicht angeführt habe, mit den Bestimmungsvorschlägen von dir einverstanden bin. Da sind auch viele Arten dabei, die nicht jeder richtig bestimmt.
Dann wollte ich auch noch allgemein, d. h. komplett außerhalb der hier diskutierten Erebus-Fotostrecke, ergänzen, dass ich nicht mein noch ziemlich bescheidenes Fachwissen ausbreite, weil ich frotzeln, sticheln oder mich über Andere stellen möchte, sondern weil ich hoffe, Andere damit weiterbringen zu können, so wie ich hoffe, dass Andere mich mit ihrem Fachwissen weiterbringen. Ich habe den Eindruck, als würden manche Pilzfreunde die Kenntnis möglichst vieler Artnamen über die Kenntnis zielführender Bestimmungsmethoden stellen, und sich damit in eine Art Sackgasse begeben. Daher hinterfrage ich oft - für manch einen in zu penetranter Weise - die Bestimmungsmethoden, die hinter einer Artdiagnose stecken.
Freundliche Grüße
Stephan -
Hallo Björn,
danke für die Info, dass es tatsächlich so viele sind, war mir nicht klar. Wieder was gelernt.[hr]
erebus
Es tut mir Leid, dass ich dich durch meinen Kommentar verärgert habe und dass es bei dir als Rechthaberei angekommen ist. Immerhin hat sich der erste Experte ja schon bei dir gemeldet. -
Über Pleurocybella porrigens weiß ich nicht viel mehr, als dass es ihn gibt. Ich habe bewusst keine halbgare Aussage über den Pilz machen wollen, sondern nur angeregt, dass man sich über den Pilz Informationen beschaffen sollte. Wenn diese Informationen sagen: kein Problem, dann ist es auch kein Problem.
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Würde ich auch sagen. Genau so sieht er aus.
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Bei Bingen hätte ich euch ein nettes Wäldchen voller Fichtensteinpilze, wenn die Zeit passt: den Soonwald. Er liegt etwa 20 km westlich von Bingen. Es handelt sich um ein sehr großes zusammenhängendes Waldgebiet fernab der Zivilisation (na hoffentlich liest jetzt kein Soonwälder mit!), bestehend aus ca. 80 % Fichtenforst, der Rest saurer Buchen-/Eichenwald, also das, was Steinpilze lieben.
Ich habe damals beim Berg "Ellerspring" gesucht, das liegt ziemlich genau im Zentrum des Soonwaldes.Dagegen kann ich mir nicht vorstellen, dass sich zwischen Bingen und Frankfurt/Offenbach ein vor Oktober/November ergiebiger Wald befindet.
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Von Pl. plautus habe ich genau ein vernünftiges Bild. Das ist das im Beitrag. Es könnte aber sein, daß Stephan weitere Bilder hat, das müsstest du mal bei ihm anfragen. Er hat den Pilz auch mikroskopiert.Mikrozeichnungen hätte ich. Bin sie gerade am Einscannen.
So, jetzt:
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Freie, rosane Lamellen machen aus dem kleinen Holzbewohner einen Dachpilz (Pluteus spec).
Alles schon ziemlich vergammelt, teils schimmelig. Möglicherweise eine Art Weichritterlinge, aber da muss ich noch nachlesen.Der Dachpilz könnte aufgrund der deutlich sichtbaren Hutschuppen etwas Besseres als der Rehbraune Dachpilz sein, aber eine Artvermutung habe ich nicht, dazu kenne ich die Dachpilze zu wenig.
Die "Weichritterlinge" sehen mir ein bisschen nach Lepista sordida aus.
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Hallo Erebus,
du bist ohne Frage ein ganz großer Pilzfotograf, viel besser als ich jemals sein werde. Aber ich wollte einmal sachlich und kritisch hinterfragen, wie du auf die in deinem Beitrag geposteten Pilznamen kommst? Ähnlichkeitsvergleiche mithilfe von Pilzbildern? Zuruf von Kollegen, die den Pilz nicht live gesehen haben?
In einem Parallelthread läuft gerade eine interessante Diskussion über Expertenaussagen, Imagetransfer bei Experten und Expertenverantwortung, vielleicht schaust du da mal rein?Zu diesem Beitrag, der wie schon gesagt, außerordentliche fototechnische Qualität aufweist:
07: wahrscheinlich nicht Clitocybe gibba, der wäre am Stiel heller
08 + 09: wie kann man Inocybe godeyi vermuten, ohne den Pilz ausgegraben und die Stielbasis beurteilt zu haben? (zu Beorns Frage: Inocybe godeyi ist für einen Risspilz mittelgroß und hat eine Basisknolle, Inocybe erubescens ist für einen Risspilz groß und hat eine zylindrische, evtl. sogar verjüngte Stielbasis)
17 + 18: alles innerhalb der Variationsbreite des Netzstieligen HR
24: fast alle 6 bis 8 Schildborstlingsarten sehen makroskopisch so aus, ohne Mikroskop ist nur eine Gattungsdiagnose möglich
31 + 32 + 33: Ockerbraune Becherlinge, die alles mögliche sein können, ohne die Jodraktion unterm Mikroskop ist nicht einmal die Gattung sicher
34: makroskopisch sehen die mit dem schuppigen und wenig filzigen Hut eher wie T. scalpturatum aus - wurde der Geruch geprüft?Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich etwas Wasser in den Wein kippe, und hätte einen Tipp für dich: arbeite mit einem guten Pilzbestimmer zusammen, mit dem Pfund deiner fotografischen Kompetenz kannst du dabei wuchern - ihr zwei wärt das Traumteam schlechthin, und bei weitem nicht das erste, das so arbeitet.
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Wenn die Lamellen (das sind die kleinen Blättchen unter dem Hut)rostorange sind, könnte man in der Gattung Conocybe (Samthäubchen) suchen, wenn sie mehr trüb graubraun sind, eher in der Gattung Bolbitius (Mistpilz). Die Art geht beim besten Willen nicht.