Beiträge von Oehrling

    Ich bin zwar nicht Björn, aber ich persönlich mache das so:
    1.) eine ganze Lamelle vom Pilz abschneiden
    2.) die Lamelle mit der Präpariernadel festhalten und an der Mitte der Lamelle in rascher Folge mit einer Effilierklinge quer kleine, möglichst dünne Scheibchen abschneiden (etwa 10 Stück)
    3.) von diesen Scheibchen die drei bis vier dünnsten auswählen
    4.) diese Scheibchen ca. 2 Minuten in Kongorot färben (wenn die Farbe der Basidien/Zystiden wichtig ist, oder die Zystiden farbigen Inhalt haben könnten, dann ohne diesen Arbeitsschritt!)
    5.) die Scheibchen in Wasser betrachten, dazu vorher sanft quetschen
    (will man Basidienböden oder die Zystidenform insgesamt sehen, entsprechend stärker quetschen, damit sich die Teile von der Lamelle ablösen bzw. die Lamelle in ihre Einzelteile zerfällt)


    Man erkennt bei wirklich dünnen Scheiben dann normalerweise:
    - die Lamellentrama (das Helle in der Mitte)
    - die Lamellenoberfläche mit Basidien, Basidiolen und Zystiden
    - unreife, noch an den Basidien hängende Sporen
    - bei reifen Lamellen auf der Glasfläche abgelöste, reife Sporen


    Die Lamellenschneide ist das unregelmäßig geformte Ende (schmal, oft mit grauem Farbton und daranhängenden Luftblasen) - Sitz der Cheilozystiden
    - die Lamellenfläche sind die beiden langen Seiten - Sitz der Pleurozystiden, welche man daran erkennt, dass sie normalerweise aus dem "Meer" aus Basidien/Basidiolen auffällig herausgucken

    Hallo Leute,
    wer selber das Weihnachtsessen kocht und noch den besonderen Kick sucht: das K------d in Neckarsulm hat morgen und übermorgen frische Perigord-Trüffel (Tuber melanosporum) im Angebot. Nicht ganz billig zwar, aber doch nur halb so teuer wie beim Feinkost-Einzelhändler. In den letzten Jahren war meiner Erfahrung nach die Qualität sehr gut, die Trüffel waren wirklich frisch und aromatisch. Ich hatte eine davon mikroskopiert, es waren echte Tuber melanosporum. In einer Sauce zum Wildbraten oder zum Großgeflügel 10 Minuten mitgeschmort machen sie sich ganz hervorragend.
    Ansonsten wünsche ich euch allen guten Hunger und viele dicke Geschenke!

    Was auch immer auf den Listen als "kritisch" stehen mag - es ist selbstverständlich nicht verboten, Pilze zu essen: essbare, kritische und giftige. Es ist ja auch nicht verboten zu rauchen, obwohl es wissenschaftlich erwiesen ist, dass Zigarettenrauch ultragiftig ist, mit das stärkste Gift in unserem Alltag. Es soll sogar Leute geben, die sich und ihren Körper aus Selbsthass durch Kettenrauchen ganz bewusst schädigen. Auch das ist nicht verboten. Daher: niemand kann euch eure Muschelseitlinge verbieten.


    Etwas anderes ist aus DGfM-Sicht das Schönreden der Pilze oder gar die Haftungsübernahme durch einen Pilzberater. Niemand anderes übernimmt die Haftung, wenn nach den Muschelseitlingen etwas schiefgehen sollte, auch nicht die Schönredner. Vielleicht auch nicht eure Versicherung? Ihr handelt komplett eigenverantwortlich, und wenn euch das klar ist, kann man freilich sagen: "wohl bekomms!" oder : "O Herr, beschütze diese Seele", so wie dies eine ältere Dame in Österreich zu mir sagte, als sie in meinem Korb blauverfärbte Flockies sah.


    Also wäre die Giftigkeit eher mythologischer Natur.
    Oder gibt es dazu irgendwelche handfesten Erkenntnisse?
    Also belegbare Studien, die die Giftigkeit von S. serotina betreffen?


    Nach meiner Meinung kann eine Pilzart giftig sein, ohne dass "irgendwelche handfesten Erkenntnisse" bzw. "belegbare Studien" vorliegen. Und zwar kann die Giftigkeit sich auch darin äußern, dass die körperlichen Beschwerden erst Wochen später oder akkumulativ nach immer wiederkehrendem Genuss auftreten, sodass zunächst niemand an einen Kausalzusammenhang denkt.


    Auch wenn bisher kein bekannter Giftstoff im Pilz gefunden wurde, kann doch ein anderer, den die Wissenschaft bisher nicht kennt und deshalb auch nicht findet, wirksam sein.


    Die Leute aßen auch den Kahlen Krempling beschwerdelos so lange, bis mal ein paar Leute deswegen in die Grube hüpften.


    Aus meiner persönlichen Sicht ist daher schon das Vorhandensein bestimmter Gerüchte ein KO-Kriterium. Es hat zwar schon einen gewissen Charme, dass sich hier Leute freiwillig als Versuchskarnickel hergeben (mache ich ja auch manchmal :)), aber dessen sollten sie sich schon bewusst sein. Als PSV würde ich den Muschelseitling nicht freigeben, das fände ich unverantwortlich.


    Mag mir jemand an dieser Stelle kurz erklären warum der gelbstielige Muschelseitling Sarcomyxa und Panellus heißen kann? Blick' da nicht ganz durch...


    Er kann nicht gleichzeitig Sarcomyxa und Panellus heißen, das muss aus wissenschaftlicher Sicht schon eindeutig sein. Nur gibt es ein paar Pilzforscher, die der Ansicht sind, er müsse Sarcomyxa heißen, und andere meine dagegen, er müsse Panellus heißen. Jetzt liegt es an dir, wem du glaubst. Nennst du einen hier geposteten Muschelseitling Sarcomyxa, folgst du der einen Denkrichtung, nennst du ihn dagegen Panellus, bist du ein Anhänger der Gegenrichtung. Daran, dass noch über so etwas wie Gattungszugehörigkeit gestritten wird, kann man ablesen, wie sehr die Pilzforschung insgesamt noch in den Kinderschuhen steckt - etwa im Vergleich zur Zoologie oder Pflanzenbotanik.


    Bist du dagegen Hobbypilzkundler und gehst unakademisch an die Sache ran, nennst du ihn einfach Gelbstieliger Muschelseitling und scherst dich nicht drum, welcher Name gerade aktuell ist (dann kann er aus deiner Sicht tatsächlich Sarcomyxa und Panellus heißen). Viel wichtiger für dich als Hobbypilzkundler ist, dass du den der Namensdiskussion zugrundeliegenden Pilz real kennst und ihn von möglichen Verwechselungsarten abgrenzen kannst. Wenn du wirklich den Anspruch hast, der wissenschaftlichen Nomenklatur zu folgen, solltest du auf jeden Fall, bevor du den Namen Panellus statt des üblichen Namens Sarcomyxa verwendest, dir die entsprechende Literatur durchlesen und kritisch würdigen, ob du dich mit dem neuen Namen arrangieren kannst. Sonst ist das nicht viel klüger als der Papagei, der wissenschaftliche Wörter nachplappert.

    Hm, ja, "zartes Eigenaroma" ist nett ausgedrückt. Wenn man ehrlich ist: ein echtes Aromawunder ist er nicht, der Samtfußrübling. Was also tun?


    Die größte Stärke des Samtfußrüblings liegt wohl darin, dem Esser das Gefühl zu geben, mitten im Winter auf frische selbstgesammelte Pilze zu beißen. Infolgedessen würde ich der Suppe ein bisschen mehr Pilzaroma durch das Zugeben einiger Rauchblättriger Schwefelköpfe (sofern verfügbar) geben, zur Not tut es m. E. auch ein wenig Parasolstielpulver.

    Das 100er mit Öl ist halt extrem charmant, wenn du was vermessen sollst, weil das Umrechnen wegfällt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man ein Sporenornament bei einer geringeren Vergrößerung gut beurteilen kann.


    Beim 40er hast du einen Umrechnungsfaktor von 2,5, was einem guten Kopfrechner keine Probleme macht. Es eignet sich m. E. ganz hervorragend zum Absuchen größerer Flächen wie Lamellenschneiden, Huthautpartikel oder ähnlichem.

    [quote='Thomas44','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=207988#post207988']
    > Hallo, zuerst mal bin ich neu hier und wohne in Panama/Mittelamerika.


    Weshalb fragst du wegen der Pilze nicht einfach bei Einheimischen nach? Ich meine, was macht dich so sicher, dass wir hier in Mitteleuropa den Speisewert eines in Panama wachsenden Pilzes besser beurteilen können als Einheimische?

    > Wir haben einen Pilz in Panama gefunden und der sieht essbar aus und riecht auch sehr gut. Viel Ahnung haben wir nicht. :)


    Gut, dass ihr das zugebt. Wenn ihr so beim Pilzsammeln vorgeht, ist es vielleicht besser, ihr esst nur gekaufte.

    Na also, bei denen stimmen jetzt auch die Farben. Die sind ja letztes Jahr teilweise angezweifelt worden. Überleg dir, ob du sie so alt werden lassen willst wie letztes Jahr oder ob du sie aberntest, so lange sie noch schön grauweiß sind.


    Auf jeden Fall mal herzliche Gratulation zu einem so ergiebigen Stamm, dazu noch auf deinem eigenen Grund und Boden. Davon träumen sicher viele, die sich beimpfte Stämme in den Garten stellen.

    Witzig, ich habe auch schon bestimmt drei- oder viermal von Pilzfunden im Wald geträumt. Es waren alles relativ normale, realistische Situationen, wie bei wirklichen Waldspaziergängen.
    Das letzte Mal, als diese Bilder mit den Pilzbergen aus Russland im Netz auftauchten - ihr wisst sicher, welche ich meine.

    Ich halte es nicht für ganz unmöglich, dass das, was im Gerhardt unter H. mesotephrus abgebildet ist, in Wirklichkeit H. persoonii ist. Insbesondere ist mir bei keinem diesjährigen Fund von H. mesotephrus ein so deutlich genatterter Stiel aufgefallen wie auf dem Gerhardt-Foto.
    Im Feld sind die beiden leicht zu unterscheiden, hat man Ammoniaklösung dabei. Diese verfärbt bei H. persoonii auf der Huthaut graugrün, bei H. mesotephrus gibt es keine solche Reaktion.

    Der erste der hier angefragten drei ist Hygrophorus mesotephrus, da bin ich mir zu 95 % sicher, ein normalerweise seltener Pilz, der auch nicht in den meisten gängigen Pilzbüchern steht, der aber ein äußerst starkes Erscheinungsjahr hatte und den ich im Herbst 2013 in Hohenlohe, in Unterfranken und in Thüringen mehrmals finden konnte. Der von dir ins Spiel gebrachte Hygrophorus discoideus hat eine schmutzig orangebraune Hutmitte (nicht graubraun wie diese hier) und trüb orange getöntes Fleisch. Er wächst üblicherweise direkt unter Fichte im Moos. Hygrophorus unicolor ist ein kleines Pilzchen (Hutdurchmesser um 2 bis 3 cm) im Kalklaubwald ("Phlegmacienwald").


    Der zweite ist für mich ein etwas untypischer H. pustulatus, der nicht immer dunkelgraue, sondern manchmal auch sehr helle Stielschüppchen hat. Hygrophorus agathosmus traue ich mich nicht zu einem Pilz zu sagen, der nach nichts riecht.


    Beim dritten bin ich mir aufgrund der Bilder nicht so sicher wie bei den beiden anderen, aber das sollte schon H. penarius sein. Hygrophorus fagi (?), den wir dieses Jahr im Hainich in Thüringen im Kalklaubwald inmitten Phlegmacien fanden, hat eine leicht isabellrötlich gefärbte Hutmitte und ist für einen Schneckling unglaublich groß (Hutdurchmesser nahe 20 cm), sodass man anfangs gar nicht mit einem Schneckling rechnet bzw. von seiner Größe beeindruckt ist.

    Hallo Beorn,
    die Mühe, die du dir gibst, um all diese Artvorstellungen zu erstellen, in allen Ehren, doch jetzt kommt von mir mal ein "aber" und ein "Vorsicht".


    Ich hätte jetzt in den Exemplaren, die du hier vorstellst, einfach die relativ häufigen Zitzen-Riesenschirmlinge (Macrolepiota mastoidea) gesehen. Daher meine (nicht persönlich, sondern streng sachlich gemeinte) Frage: kannst du sachlich BEWEISEN, dass diese Aufsammlung Macrolepiota rhodosperma zeigt? Wenn ja, anhand was?


    Sorry, aber wenn man Macrolepiota rhodosperma vorstellt, hätte ich mir schon gedacht, dass man zumindest ein Mikrobild der Sporen oder der Zystiden oder der Huthautelemente dazu stellt, allein schon um der mit Sicherheit kommenden Beweisfrage etwas hinstellen zu können. Schließlich muss diese Aufsammlung ja nicht M. rhodosperma sein, nur weil du das behauptest.


    Dann hätte ich auch gedacht, dass du ein bisschen in die Taxonomiediskussion innerhalb der Gattung Macrolepiota Einblick gibst, schließlich ist die von dir gegebene Einteilung der Arten inclusive der Artabgrenzung von Macrolepiota rhodosperma alles andere als unumstritten und gehört mit Sicherheit nicht zum "inventarisierten" Wissen der Pilzkunde. Zumindest mal solltest du hier dazuschreiben, worin sich Macrolepiota rhodosperma von M. mastoidea unterscheidet. Nur allein anhand der abweichenden Sporenpulverfarbe kann man nämlich keine gute Artabgrenzung vornehmen, das kann auch Variationsbreite innerhalb derselben Art sein. Ich weiß, dass Gernot Friebes ein äußerst guter Pilzkenner ist, aber m. E. hat er nicht klar verständlich dargelegt, warum M. mastoidea für solche Funde nicht der richtige Name sein soll.


    Was die meisten selbsternannten "Arten- und Raritätenjäger" oft falsch einschätzen, ist die enorme Variationsbreite, die manche Arten haben. Nicht jedes leicht anders ausgeprägte Belegexemplar darf ein Anlass dazu sein, eine neue Art aufzustellen. Oftmals werden solche neu publizierten Arten Jahre später wieder "eingedampft" oder als "Misapplications" in Gattungsmonographien gekennzeichnet.

    Für Skandinavien kommt mir als erstes das Buch "Pilze" (schwedischer Originaltitel: "Svampar en felthandbok") von Ryman/Holmasen in den Sinn, ein Buch, das fachlich hochgelobt ist. Als deutsche Ausgabe relativ schwer (auf antiquarischem Weg) zu bekommen und nicht billig, aber vielleicht kommst du an die schwedische Originalversion leichter ran (und verstehst Schwedisch).


    im anderen steht zu L. nuda Geruch typisch angenehm würzig, selten geruchlos
    Rückblickend würde ich den Pilz als geruchlos bezeichnen, ... Also wäre L. nuda trotz fehlendem Geruch denkbar


    Bei geruchlosen Lepisten mit blass violettbraunen Tönungen wäre auch noch Lepista sordida in Betracht zu ziehen, vor allem wenn die Exemplare recht dünnstielig daherkommen.


    Den Buchautor, der "selten geruchlose" Lepista nuda gefunden haben will, möchte ich fragen, ob es möglich wäre, dass er seine Funde mit L. sordida verwechselt hat.