Beiträge von Oehrling


    es riecht auch nicht direkt nach stinkwanze, aber es erinnert mich irgendwie daran.


    Umgekehrt wird ein Schuh draus. Dir wird von allen bestätigt, dass das ein Maipilz ist. Ergo ist das, was du da riechst, "DER MEHLGERUCH". Präge dir diesen Geruch gut ein, auch wenn du meinst, dass das gar nicht nach Mehl riecht - genau das ist gemeint, wenn im Pilzbuch "Mehlgeruch" steht.
    Wenn du wissen willst, was dagegen mit dem sogenannten "Wanzengeruch" gemeint ist, musst du im Sommer an einem Eichenmilchling riechen, das ist dann "Wanzengeruch", aber das riecht schon deutlich anders.
    Liebe Grüße
    Oehrling


    Edit: wo wir gerade dabei sind: wie riecht denn Pilz Nr. 3?

    Nr. 1 müsste Polyporus badius (Kastanienbrauner Porling) sein.


    Bei Nr. 2 käme Polyporus squamosus (Schuppiger Porling) schon in Betracht, falls das gute Stück mehlig-gurkig riechen sollte. Normalerweise hat der Schuppige Porling nicht so sparrig-abstehende, sondern mehr anliegende Schuppen, ist außerdem im Farbton viel gelblicher. Von oben betrachtet sieht er einem Leoparden- oder Gepardenfell ähnlich. Aber wie gesagt - am Geruch wäre er sicher zu erkennen.


    OT: deinem Ohr gute Besserung!

    In meiner Heimat (Südhessen) habe ich immer die Käppchenmorchel als häufigste Morchelart gefunden. Ihre Standortansprüche sind nicht ganz so anspruchsvoll wie die der Speisemorchel. Sie stehen relativ häufig an Wegrändern unter Haselsträuchern oder Hartriegelgebüschen im Laub, manchmal sogar da, wo Hunde hinmachen. Vermutlich sind sie nicht so nitrophob wie Speisemorcheln. Da sie kleiner und unauffälliger gefärbt sind (schmutziges Graubraun) als Speisemorcheln, sind sie im Allgemeinen schwerer zu finden.


    Getrocknet, wieder eingeweicht und gut durchgegart haben auch sie ein sehr angenehmes Aroma. Frisch riechen sie dagegen leicht säuerlich und nach Schwimmbadchlor und nicht sehr einladend.


    Ich kann versprechen: wenn ich dieses Jahr ENDLICH welche finde, stelle ich auch welche rein. Für mich ist es sehr beruhigend zu hören, dass ich nicht der Letzte bin, der noch keine gefunden hat.

    Hallo Hartmut,
    deine Lactarius glyciosmus kommen mir im Habitus ziemlich kompakt vor. Ich hätte hier auch L. mammosus für möglich gehalten (ebenfalls unter Birke und mit Kokosgeruch). Auch scheint mir das Habitat nicht ganz für L. glyciosmus zu passen. Diesen kenne ich aus dicken Moospolstern auf sauren, feuchten Böden. Auf dem Bild sieht man dagegen einen ziemlich mineralischen Boden, aber nur ganz wenig Moos.
    LG Stephan

    rudi
    Rosahütige Bitterröhrlinge, das ist echt ein Hammer - hatte ich nicht gewusst.


    Das von unten geschossene Bild zeigt auch einen wulstigen, leicht über die Röhren gerollten Hutrand, der mich sehr an den Bitterröhrling erinnert.


    Der ins Spiel gebrachte Boletus pseudoregius (= Boletus fuscoroseus!) blaut typischerweise bedeutend weniger als der Bitterröhrling, statt tiefem Tintenblau (B. radicans) sieht man nach 10 Sekunden allenfalls ein blasses Himmelblau (B. pseudoregius). Freilich ist die Intensität des Blauens witterungsabhängig. Bei einem im Juli gefundenen, dehydrierten Bitterröhrling freut man sich ja schon, wenn er überhaupt blaut.

    Da möchte ich Andreas bestätigen:
    die in unserer Gegend übliche Reihenfolge ist:
    (zuallererst Frühlorchel)
    Spitzmorchel an naturnahem Standort
    Käppchenmorchel
    Speisemorchel (die graue "Morchella vulgaris")
    Speisemorchel (die gelbbraune "Morchella esculenta")
    Böhmische Verpel


    ... und Rindenmulchmorcheln können während der gesamten Morchelsaison auftreten


    Ob es Fingerhutverpeln in unserer Gegend gibt, kann ich nicht sagen, ich habe jedenfalls in mindestens 30 Frühjahren Morchelsuchen nie eine gesehen.

    Reinhard
    jetzt hast du es schon viel leichter, da sich ein konkreter Art-Verdacht manifestiert hat. Dann wälze jetzt Literatur zu P. spadiceogrisea und checke Makromerkmal für Makromerkmal ab. Bei 90 % Überdeckung kannst du sagen: das ist er mit 90%iger Sicherheit. Für 100% brauchts dann noch solche Sachen wie Sporengröße oder Zystidenformen.


    pilzmel
    :thumbup: super Literaturquelle! Bist du zufällig Psathyrella-Auskenner und könntest mir eventuell einen Tipp für aktuelle Bestimmungsliteratur geben?


    LG Oehrling

    Hallo Reinhard,
    näheres kann man hier nicht sagen. Die gezeigten Pilze sind ja nicht mal mehr intakt bzw. nur ausschnittsweise zu sehen.
    Wenn du Faserlinge bestimmen willst, musst du dich zunächst mit den Makro-Bestimmungsmerkmalen, die bei Faserlingen relevant sind, auseinandersetzen. Wenn ich es aus dem letzten Jahr noch richtig im Kopf habe, ist es wichtig, ob bei Jungexemplaren ein Velum vorhanden ist oder nicht, und ob es sich nur am Hutrand oder auch am Stiel/auf der Hutoberfläche befindet. Von Bedeutung wären auch: Farbe des Sporenpulverabdrucks (Farbton/Helligkeit), Geruch und Größe des Pilzes. Nur wenn du das alles erhoben hast, hast du eine Chance, weiterzukommen. Eine Bestimmung nach Foto ist wohl nur bei makroskopisch sehr auffälligen Arten mit Alleinstellungsmerkmalen machbar. Inwieweit hier der auffällige zitzenartige Hutbuckel oder der Wurzelfilz Relevanz besitzen, vermag ich nicht zu sagen.

    Herzlichen Glückwunsch zu deinem Morchelbeet. Zur Frage der Genießbarkeit dieser Exemplare wurde schon was geschrieben, da schließe ich mich an.


    Wenn du das erste Mal Morcheln essen willst, lass die Zwiebeln weg, verwende nur Butter und Salz. Das, was du dann schmeckst/schmecken solltest, ist der Morchelgeschmack. Nicht jeder schmeckt das. In jedem Fall ist zu beachten, dass man Morcheln 10 bis 15 Minuten durchgaren sollte, sie wären sonst unbekömmlich. Zur Not musst du ein bisschen Wasser nachgießen, wenn die Pilzflüssigkeit vorher verdampft ist.


    Edit: ich habe gerade gesehen, dass ich zu spät war...

    Der Schuppige Porling riecht stark nach Mehl-Gurke und schmeckt zubereitet auch so. Die Hüte junger, knopfförmiger Exemplare sind schön weich, aber der Pilz wird sehr schnell zäh.

    Nr. 9 ist meiner Meinung nach der Rotschuppige Raukopf (Cortinarius bolaris), und Nr. 14 (die beiden Pilze im Vordergrund) würde ich auch als Königsröhrling ansehen. Cortinarius armillatus ist ein strenger Mykorrhizapartner der Birke, die Laubstreu auf dem Foto sieht aber eher nach Eiche aus.
    Die anderen - von mir nur flüchtig betrachtet - scheinen mir zu stimmen.

    Ich möchte noch zwei Literaturhinweise mit mittelbarem Themenbezug beisteuern:
    1) In der Michael/Hennig/Kreisel-Reihe "Handbuch für Pilzfreunde" ist für jeden botanischen Namen der behandelten Pilzarten die altsprachlich korrekte Silbenbetonung durch Vokalakzente angegeben. Außerdem geht einer der dem Pilzartenteil vorangestellten allgemeinen Informationstexte über die allgemeinen Ausspracheregeln bezüglich lateinischer oder altgriechischer Worte, die in der Pilzkunde oft verwendet werden.
    2) In den Großpilzen Baden-Württembergs werden bei einigen Pilzarten auch Anmerkungen zur Korrektheit bzw. Fehlerhaftigkeit von Pilznamen gemacht. Wer die Pilzbeschreibungen sehr aufmerksam liest, wird schnell darauf stoßen (z. B. kann es nicht "sulphureum" heißen, da das Latein "ph" nicht als "f"-Phonem kennt; vgl. Band 3, S. 573)[hr]


    Die Amerikaner und Engländer sind die schlimmsten :D


    Na, da musst du mal einen Franzosen "Kortinarjüüßßß" oder "Laktarjüüßßßß" sagen hören. *gg*

    Danke, Toffel, für die Anmerkung. Bei der Käppchenmorchel (aus ebendiesem Grund auch Halbfreie Morchel genannt) geht in der Tat der Stiel irgendwo zwischen Hutansatz und Stielspitze in den Hut über. Die Höhlung ist somit viel kleiner als z. B. bei der Spitzmorchel. Im Längsschnitt endet der Stiel irgendwo in der Hutmitte. Wohl deshalb haben Mykologen für die Käppchenmorchel (Mitrophora semilibera) die Gattung Mitrophora aufgestellt und sie nicht zu Morchella sortiert, wobei sich über diese taxonomische Entscheidung lange diskutieren lässt.
    In den Gegenden, die ich üblicherweise nach Morcheln absuche, kommt die Käppchenmorchel etwa eine bis zwei Wochen vor den Speisemorcheln. Sie müsste also jetzt da sein.

    Die Verpa hat einen Stiel, der ganz bis zu seiner Spitze in den Hut hineinreicht. Bei Morchella geht der (hohle) Stiel in den Hut über, sodass im Inneren des Hutes eine vollständige Höhlung entsteht.

    Auf unserem seit 8 Jahren bebauten Wohnhausgrundstück (500 m ², davon ca. 250 m ² nicht überbaut) habe ich in diesem Zeitraum folgende Großpilze feststellen können:
    Leucoagaricus holosericeus (adventiv)
    Hebeloma mesophaeum (alljährlich)
    Paxillus involutus (alljährlich)
    Tricholoma scalpturatum (seit 2 Jahren)
    Scleroderma spec. (alljährlich)
    Stropharia coronilla (adventiv)
    Agrocybe pediades (adventiv)
    Cordyceps militaris (adventiv)
    Melanogaster broomeianus/variegatus (vor 2 Jahren)
    Lentinus adhaerens (alljährlich)


    In meinem Torfbeet haben sich schon einige Birken angesiedelt, die ich regelmäßig nach Bonsai-Art zurückschneide. Vielleicht gibt's da mal ein paar Leccinum-Arten, oder vielleicht Tricholoma fulvum. Meine Hainbuchenhecke kann bestimmt auch noch mehr als das, was sie schon hervorgebracht hat.


    Des weiteren habe ich auch vor über dieses Thema ein Buch zu schreiben. Wer mich dabei unterstützen möchte, ich bin für jede Hilfe und Idee dankbar.


    Hallo Natascha,
    zunächst wünsche ich dir viel Spaß in diesem Forum. Die Frage, die Habicht hingeschrieben hat, stellen sich sicherlich einige. Über Flammer/Horak und Bresinsky/Besl geht vermutlich so schnell nichts, das sind schon die unangefochtenen "Platzhirsche". Auch stellt sich mir die Frage nach dem potenziellen Abnehmerkreis eines (locker dahergeschriebenen?) Buches über die Wirkung von Pilzgiften. Gibt es diesen Abnehmerkreis, und wieviele Köpfe wird er zählen?


    Eine Frage, die mich und andere Hobbypilzkundler dagegen schon länger umtreibt: Wie, d. h. mit welchen Forschungsmethoden, kommt man eigentlich zu der Aussage, eine bestimmte Pilzart sei stark giftig, minder giftig, individuell unverträglich, allergen, mutagen oder völlig unbedenklich? Sind das Feldbeobachtungen, Feldexperimente (mit menschlichen "Versuchskarnickeln"?), Laborexperimente (mit möglicherweise unrealistisch gesetzten Rahmenparametern?), Literaturrecherchen/-Interpretationen? Wie ist zu erklären, dass bestimmte mit Totenköpfen und Totenkreuzen "ausgezeichnete" Pilzarten von der Masse der Bevölkerung beschwerdelos verzehrt werden, ohne dass sich die beschriebenen heftigsten Syndrome (Rhabdomyolyse, Acromelalga, Blutverklumpung...) auch nur ansatzweise einstellen? Das wäre es mMn doch einmal wert, erforscht zu werden.

    Hallo Rada,
    schöne Pilze, die ihr da gefunden habt. Eure L. sordida halte ich ebenfalls für L. nuda, auch wenn ihr zum Geruch noch nichts geschrieben habt. L. nuda, wenn sie es denn ist, ist im Frühling nicht so selten, wie viele glauben. Sie wird da nur oft übersehen, da sie typischerweise nicht so groß wird wie im Herbst und meist einzeln steht. Und die erste der beiden Lorcheln ist meiner Meinung nach nicht Helvella acetabulum, sondern Helvella solitaria.
    Freundliche Grüße
    Oehrling


    Eigentlich war ich auf der Suche nach etwas frischen Bärlauch, aber keinen gefunden...wenn jemand einen Tipp hat, auf welchen Böden und Wäldern ich in MV schauen muss um welchen zu finden... immer her damit, bedanke mich für jeden Hinweis.


    Zuvor war ich in einen sandigen Kiefernwald um zu schauen ob die Lorcheln schon wachsen und ja, ich wurde positiv überrascht.


    Das ist ja lustig - bei uns ist es genau umgekehrt: überall Bärlauch, nirgends Lorcheln! Scheinen sich nicht besonders zu mögen, die beiden. Also mein Tipp für MV: keinesfalls da nach Bärlauch suchen, wo Lorcheln stehen...
    In unserer Gegend wächst Bärlauch unkrautartig-wuchernd im Laubwald über Kalkboden, vorzugsweise an Hängen und in der Nähe von Bächen und Flüssen (wahrscheinlich weil dort der Kalk von den Hängen bröselt). Wo könnte es in MV solche Wälder geben, vielleicht Richtung Ostseeküste?

    Neben Strobilurus tenacellus kommt auch Strobilurus stephanocystis in Betracht. Der Geschmack (mild oder bitter) taugt zur Unterscheidung aufgrund Variationsbreite nur bedingt, das Aussehen oder das Habitat selbstverständlich nicht. S. stephanocystis soll früher im Jahr wachsen (heute habe ich ihn z. B. wieder gefunden!). Eindeutig wird's dann unter dem Mikroskop (Form der Pleurozystiden prüfen!).
    Dagegen wächst m. W. der Fichtenzapfenrübling (Strobilurus esculentus) nicht auf Kiefernzapfen.

    Meiner Meinung nach stimmen sowohl die Farben als auch die Oberflächenstrukturen (filzig-samtiger Stiel, fettglänzende Hutoberfläche) sehr gut. Es könnte durchaus einer sein. Da deine Frage keine ist, die hier und heute abschließend geklärt werden muss, sage ich: merk dir den Baum und schau nächstes Jahr nach, ob du frische Exemplare findest. Dann wäre der Fall klar.


    Aber: Dort stehen sie auch (Die Frühjahrslorcheln) und zwar in geschlossenen Waldstücken an den Wegrändern. Sieht ungefähr so aus:


    Ujjeh, da muss man ja aufpassen, dass man sie nicht mit den Häufchen irgendwelcher Chihuahuas verwechselt.
    Doch Spaß beiseite: die ökologische Amplitude der Frühlorcheln ist sicher recht groß, um 1900 rum muss das in manchen Gegenden ein regelrechter Massenpilz gewesen sein.