Beiträge von Oehrling

    Das ist genau das Problem mit den seltenen Cantharellus-Arten: einige davon sind so selten im Wald zu sehen, dass viele, die eine Internet-Pilzseite betreiben, sie nur vom Hörensagen aber nicht aus eigener Anschauung kennen und dann schnell mal ein falsches Bild applizieren.

    Von mir aus kann man das ganze Bewertungssystem canceln. Schon deshalb, weil ein Bewertungssystem, in welchem das Erteilen negativer Bewertungen von vornherein ausgeschlossen ist, informationstechnisch keinen Sinn macht. Aber auch aus folgenden Gründen:


    - Wenn ich jemand anderen bewerte, maße ich mir an, über ihm zu stehen. Stehe ich nicht über ihm, fehlt mir die Bewertungslegitimation. Ein Chef kann seine Mitarbeiter bewerten, ein Lehrer seine Schüler. Ein Kunde ein Hotel. Aber Forumsteilnehmer (kleine Würstchen) andere Forumsteilnehmer (kleine Würstchen)? Geht nicht. Hat mich ein Forumsbeitrag erfreut, und andere sollen es mitkriegen, poste ich einen netten lobenden Kommentar, das genügt doch vollauf. Mag ich jemanden als Person, und andere sollen es nicht mitkriegen, schreibe ich der Person eine liebe PN. Aber bewerten, das hat für mich was von Noten- und Zeugniserteilung, und bedarf einer gewissen Selbstsicherheit (Arroganzvorstufe).


    - Ein Forum ist zuallererst ein Meinungs- bzw. Informationsaustausch. Ich weiß, dass hier viele Leute ganz bewusst Community-Elemente reinbringen wollen (Sperren unliebsamer Teilnehmer, Geburtstags-Gratulations-Threads, gegenseitiges Liken und anderes Gekuschel), doch ich setze mich bewusst in die Nesseln. Nämlich wenn ich sage, dass die freie Meinung (die sich innerhalb der Forumsregeln bewegt) allem anderen voranzugehen hat. Durch Liken/Unliken können Forumsteilnehmer, die damit mehr Probleme haben als ich, davon abgebracht werden, unliebsame Meinungen zu vertreten, sodass letztlich das Posten geliketer Meinungen einen höheren Rang hat als das Posten ungeliketer Meinungen. Wer eine Community lieber hat als ein Forum, soll sich in eine solche begeben. Dort ist ein relativ kleiner Teich mit dünnen und dicken Fröschen drin, und irgendwann ist dann einer der dickste (290 Likes), einer der zweitdickste (136 Likes) usw. Passt alles nicht in ein Forum im eigentlichen Sinne.


    - Keine Forumsgesellschaft sollte auf Minderheitenmeinungen verzichten. Manchmal deshalb, weil sie richtig und die Mehrheitsmeinungen nicht ganz so richtig, um nicht zu sagen falsch sind. Äußerer von Minderheitenmeinungen werden durch ein Bewertungssystem tendenziell in die Flucht geschlagen, und dann kuscheln und schmoren die Verbliebenen im eigenen Saft. Eine Meinung ist so wie sie dasteht, man kann sie argumentativ widerlegen (wenn man es wirklich besser weiß und dies nicht nur glaubt) oder auch bestätigen, aber bewerten eher nicht. Und die Person an sich zu bewerten, ist in einem Forum ein No-go (siehe oben: Verwechslung mit Community).

    Die Ziegenlippe könnte man hier an der olivgrünen Hutfarbe, dem gelb getönten Basalmyzel, dem Fehlen eines Grüntones in der Röhrenschicht und dem hohen Braunanteil im Stielfleisch festmachen. Wie Stefan schon sagte, sind die Rot-/Braunanteile auf der Stielrinde sowie der Grad des Huthautaufreißens nicht so bestimmungsrelevant, wie man früher dachte.

    Mit Cortinarius balteatus bist du sehr nahe dran, wenn es nicht gar ein Volltreffer ist. Freilich muss man in dieser Schleierlings-Gruppe nach Schlüssel bestimmen, wenn man die Art dingfest machen will. Auch versteht jeder Buchautor unter C. balteatus etwas anderes, die Art ist nicht gerade eindeutig definiert. Dann gibt's auch noch C. balteatoalbus, balteatocumilis, latobalteatus, subbalteatus, pseudobalteatus usw., d. h. du stichst mit der Artbenennung in ein Wespennest, und wenn du zu einem Fund C. balteatus sagst, dann sage bitte mit dazu, laut welchem Autor. Der ebenfalls naheliegende C. variicolor/nemorensis scheidet mangels violett getönter Lamellen aus. Der leicht penetrante Geruch, war das dann vielleicht rohe Rote Beete? In der Literatur steht dafür "staubig-erdig".


    Zum Ritterling: Erdritterling scheidet aus, solche Stielschuppen kommen bei keinem der Erdritterlinge vor. Sagt man achselzuckend Seifenritterling, ist der Fall dann schnell erledigt. Der Pilz sollte dann aber schon relativ dicke, entfernt stehende Lamellen haben und waschküchenartig riechen (wer kennt heutzutage diesen charakteristischen Geruch noch?) und im Idealfall leicht röten. Tut er nichts von alledem, wird's spannend. Funga Nordica 4 bietet für solche Fälle T. bresadolanum, T. squarrulosum etc. an, Riva zusätzlich noch T. sudum. Natürlich ist es jedermanns Sache, an solche Arten zu glauben.

    Pilzfan
    Lass das mal lieber mit dem Anknabbern unbekannter Arten zu Bestimmungszwecken, da kannst du ganz tief ins Kloo greifen. Wenn du dein Wissen über essbare Pilze erweitern willst, tue das bitte in Anwesenheit von ausgewiesenen Experten, aber bloß nicht alleine.

    Der Jungfernschirmling (lass uns jetzt nicht über Macrolepiota oder Leucoagaricus streiten!) hat kein rötendes Fleisch so wie diese Kameraden hier.

    Ja, das sind sie (ohne Essfreigabe). Die Velum- und Fleischfarbe ist in meinen Augen allerdings nicht creme, sondern weiß.
    Verwechslungspartner gibt es natürlich einige, denn ist es ja ein Cortinarius. Cortinarius delibutus z. B. ist am Hut nicht ganz so orangegelb, und die Lamellen sind nicht ganz so violett, der Pilz schmeckt leicht bitter. Cortinarius vibratilis und seine Vettern C. pluvius und C. pluvialis haben ganz ähnlich gefärbte Hüte, allerdings tonblasse Lamellen und sind so bitter, dass dir ein einziger davon das ganze Pilzgericht geschmacklich hinmacht.


    Naja, ich will gar nicht lange um den heißen Brei rum reden sondern einfach mal nachfragen wie Ihr Pilzesammler denn eigentlich eure Fundorte notiert, oder ob ihr das überhaupt macht?


    Selbstverständlich mache ich das. Da ich gottlob keine Probleme mit Auswendiglernen habe, brauche ich allerdings keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern speichere alles im Kopf ab. Ich weiß oft noch nach Jahren, an welchen Stellen im Wald welche Pilzarten vorkamen. Mittlerweile sehe ich einem Wald an, welche Pilzarten darin zu erwarten sind (d. h. ich erkenne z. B. potenzielle Steinpilzstellen schon aus der Ferne und laufe dann gezielt dorthin).

    Hallo,
    das büschelige Wachstum mit mehreren Hüten, die einem gemeinsamen Strunk entspringen, passt eher zu Cantharellus ianthioxanthus. Cantharellus melanoxeros kann zwar auch Büschel bilden, aber es sind doch klar einzeln abgetrennte Fruchtkörper, die im Habitus an Trompetenpfifferlinge (Cantharellus tubaeformis) erinnern. Sozusagen Trompetenpfifferlinge unter Buche mit seltsam gelblich-violetter Färbung.

    Bezüglich Nr. 1 gehe ich mit (Wald-Safranschirmling), Nr. 2 sieht mir nach etwas Anderem aus, und den würde ich auch auf keinen Fall essen wollen.

    Man kann es aber auch lassen, denn sämtliche Rotfußröhrlingsarten sind ungiftig (essbar würde ich sie nicht gerade nennen :evil: ). Wichtiger ist, falls du Rotfußröhrlinge und Maronen sammelst, dass du erkennst, wenn einer zu schimmeln beginnt, das passiert bei denen sehr schnell.


    Generell zeigst du schöne, praktisch unverwechselbare Speisepilze. Den Pfefferröhrling sollte man nur sparsam verwenden, die anderen auch in größeren Mengen. Jetzt sollte dem Pilzesammeln eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

    Meine Spekulationen:
    1 + 2: Russula queletii; fällt dadurch auf, dass er meist am Wegesrand zusammen mit Fichtenreizkern wächst
    3: unter Eiche gefundene kleine violette scharfe Täublinge sind meist Russula fragilis
    4: Russula xerampelina; Nadelwaldpilz; deutlicher Fischgeruch wäre ein klares Erkennungszeichen
    5: zu 95 % Russula ochroleuca oder Russula claroflava; aber welcher der beiden? R. claroflava braucht Birke, R. ochroleuca liegt meist dann vor, wenn im "normalen" Wald (d. h. ohne Birke) gelbe Täublinge massenhaft herumstehen
    zu 5 % Russula fragilis mit gelbem Hut; den gibt's!
    6: einer der Speitäublinge; hier ist ohne Habitatangabe nichts zu wollen

    Bei Nr. 1 meine ich Lepista sordida zu sehen. Und Nr. 3 würde ich für Hygrophorus discoxanthus halten, auch die Geruchsbeschreibung passt mMn, ebenso dass der Geruch stundenlang an den Händen kleben bleibt. Trich. ustale kann ich bestätigen.


    Du fragtest nach guten Pilzwäldern in der Jenaer Gegend? Da musst du erstmal definieren, was für dich ein guter Pilzwald ist. Aus mykologischer Sicht sind die Wälder um Jena äußerst interessant. Im Jenaer Forst (westlich von Jena) gibt's Sommer- und andere Trüffeln, südlich von Jena, jenseits der Autobahn liegt ein traumhafter Stachelingswald, auf der Wöllmisse gibt es wunderbare Cortinarien und Korallen aller Farben.


    Solltest du die typischen Speisepilzwälder meinen, musst du von Jena aus ca. 20 km in östlicher Richtung (Bad Klosterlausnitz) fahren, da gibt's reichlich Maronen- und Steinpilzwälder.