Beiträge von Oehrling


    Fehlanzeige in Hessen 8|
    Stimmt nicht, wächst hier umme Ecke :)


    Bei German J. Krieglsteiner ist "Fehlanzeige" im wörtlichen Sinne zu verstehen. Als er Anfang der 90er Jahre seinen Verbreitungsatlas Deutschlands erstellte, hat ihm keiner seiner in Hessen suchenden Beauftragten diesen Pilz gemeldet. Vielleicht hat einfach nur keiner in deiner Gegend gesucht. Krieglsteiner selbst hat ja zugegeben, dass Hessen das mykologisch am schlechtesten bearbeitete Bundesland ist und dass es massiv unterkartiert ist.

    Also so ganz krass mitten auf verarbeitetem Holz kann der Schuppige Sägeblättling (Lentinus lepideus) sitzen, dem macht auch eine längere Trockenheit nichts aus. Aber:
    - nur aufgrund von Bildern von oben kann das natürlich nur geraten sein
    - wer von uns kann wirklich wissen, welche Pilzarten in Andalusien so alles vorkommen?
    Ich hatte dir schon den Tipp gegeben, deine Anfragen in einem spanischen Pilzforum zu stellen.

    Also so ganz dramatisch sehe ich es nicht. Die Kollegin wollte sich vielleicht einfach mal an was bisher Unbekanntes rantrauen, was halt schief ging. Immerhin kamen ihr die Farben dieser Pseudo-Ritterlinge doch seltsam vor, das ist schonmal nicht schlecht beobachtet, und sie nahm das als Anlass zum Nachfragen, was auch o. K. ist.


    greenlady,
    meiner Meinung nach kannst du schon solche Pilze wie Steinpilze, Maronen, Pfifferlinge oder Parasole selber sammeln und essen, die wirst du ja wohl genügend kennen. Aber diese Geschichte hier sollte dir schon Warnung genug sein, bei unsicheren Arten stets vorher zum Pilzberater zu gehen, insoweit stimme ich Anna zu.

    Nr. 1 und Nr. 2 dürften mMn stimmen, Nr. 3 ist in der Tat ein Cortinarius (Sektion Phlegmacium), Nr. 4 ist wohl Cortinarius odorifer, Nr. 5 ist zwar ein Milchling, aber kein Mohrenkopf, deswegen dürfte er auch nicht gut schmecken. Nr. 6 sehe ich auch als Scheidenstreifling.

    Die Schleiereule ist wahrscheinlich in allen deutschen Bundesländern auf der Roten Liste, also bitte nicht zum Essen sammeln. Im Bundesnaturschutzgesetz ist sie dagegen nicht als geschützte Art erwähnt. Zumindest gegen dieses Gesetz verstößt man also durch das Sammeln nicht.


    Ich selber habe die Schleiereule noch nicht gegessen (wie denn auch, ich habe sie ja nicht einmal gefunden), also gilt das kulinarische Urteil von Jürgen M. mehr als meines.


    Wenn man unbedingt mal Cortinarien probieren will - da gibt es häufigere Arten, die mindestens genauso gut schmecken: Cortinarius varius (Semmelgelber Schleimkopf), Cortinarius mucosus (Heideschleimfuß, Brotpilz), Cortinarius (Rozites) caperatus (Reifpilz, Runzelschüppling).

    Nein, noch lange kein Grund zum Verzweifeln.
    Schmiere zunächst mal 20% oder 30% Kalilauge auf das Fleisch, wenn es leuchtend gelb oder bräunlich mit leuchtend gelbem Rand wird, bist du ja in der richtigen Sektion (Variicolores). Dann wird in der Literatur (z. B. Großpilze Baden-Württembergs Band 5) nachgeschlagen, ob es in dieser Sektion auch Arten mit knollenlosem Stiel gibt.


    Wenn dich Cortinarien wirklich interessieren, wirst du diese zwei Dinge ja vermutlich haben: starke Kalilauge und ein gutes Bestimmungsbuch. Ohne das kommst du bei Cortinarien nicht weit.

    Neben den Maden ist das Problem die schmierige Huthaut. Diese sollte man beim Putzen abziehen, bei zu jungen Exemplaren geht das nicht leicht. Daher sollten die Pilze so groß sein, dass man sie bequem in der Hand halten kann.

    Mit Cortinarius liegst du auf jeden Fall richtig. Der in Betracht kommende C. nemorensis (= C. variicolor) hätte aber eine Stielknolle (Klumpfuß), der hier dagegen nicht. Daher halte ich mich in Bezug auf die Artbenennung zurück.


    Bewertungen sind da, damit man "Danke" sagen kann.


    Wenn ich jemandem "Danke" sagen möchte, sage ich ihm "Danke". Bewerten ist in meinen Augen etwas anderes. "Danke" via Bewertung sagen kann man nur jemandem, der sich über Bewertungen freuen kann oder von Bewertungen Vorteile hat. Also etwa ein Restaurant. Und auch nur dann, wenn man selber das Bewerten-Dürfen anderer Leute an sich anerkennt.


    Natürlich verstehe ich, dass andere Leute das alles auch anders sehen können.
    [hr]


    Natürlich habe ich auch schon Bewertungen aus persönlichen Motiven verteilt. Einfach um mal zu sagen: "Ich mag dich als Mensch."
    Ist im Grunde auch nicht verkehrt,


    Wenn ich das Bedürfnis hätte, zu jemandem zu sagen: "Ich mag dich als Mensch", würde ich ihm das so sagen. Freilich hätte ich mit der Formulierung meine Probleme: ich mag Handlungen, Taten und Gedanken bestimmter Menschen, aber den Menschen als Ganzes zu beurteilen, steht mir das zu?


    Und einen Menschen, den ich "als Mensch" mag, innerhalb eines Bewertungssystemes zu bewerten, ist das nicht irgendwie... abtörnend?

    Hallo Beli,
    wir sind ein hauptsächlich von Deutschen besuchtes Forum, und was wir als Antworten schreiben, muss der deutschen Rechtslage (Naturschutzgesetz, Bundesartenschutzverordnung) entsprechen. Wenn ich annehme, dass die von dir gefundenen Pilze nicht aus Deutschland stammen, kann ich dir noch eine andere Antwort geben (Hinweis an die deutschen Mitleser: bitte nicht auf die in Deutschland wachsenden Schleiereulen anwenden!).
    - die von dir gezeigten Pilze sind Schleiereulen
    - über das Internet gibt es keine Essensfreigabe und Haftungsübernahme
    - in der Schweiz/in Frankreich sind diese Pilze nicht besonders geschützt so wie in Deutschland
    - Schleiereulen sind in der Schweiz und in manchen Gegenden Frankreichs nicht selten, in Deutschland sind sie selten
    - Schleiereulen werden dort auf dem Markt verkauft, d. h. die dortigen Käufer und Verkäufer müssen sie wohl für unverwechselbar halten
    - Schleiereulen schmecken ausgezeichnet. Jeder, der sie gegessen hat, sagt das. Bei solchen Pilzen gibt es nur eines: mit Butter und Salz braten, alles andere macht das reine Aroma kaputt

    [quote='Naan83','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=248629#post248629']
    > Die folgenden Pilzchen dürfte was Seltenes sein: Ich halte den Fund für das Weißstielige Pustelkeulchen Hypocrea/ Podostroma leucopus


    Kommt gut hin.


    > Da standen noch mehr spannende Arten herum. Den hier wollte ich auch schon länger finden: Schwarzschuppiger Schirmling, Lepiota felina


    Ihr habt mich überzeugt, dass das L. felina und nicht lilacea ist.


    > Blaustielschleimfuß, Cortinarius cf. collinitus.


    Tut das cf. ruhig weg.


    > Erdigriechender Schleimkopf, Cortinarius cf. variecolor


    Kann sehr gut sein. Roch er erdig?


    > Neu für mich. Eingeordnet als Geschmückter Schleimkopf, Cortinarius cf. saginus - das muss aber nicht stimmen.


    Doch, das stimmt, wenn ihr zum Bestimmen die GPBW Band 5 verwendet habt.

    Hygrophorus unicolor kenne ich nicht so dickstielig. Es handelt sich bei H. unicolor um nur wenige Zentimeter große, dünnfleischige Pilzchen, die am Hutrand fast weiß sind und einen verwaschenen orangerosa ("lachsrosa") Punkt auf der Hutmitte haben.
    Der auch ins Spiel gebrachte Hygrophorus agathosmus ist neutral grau und hat auf dem Hut keine Brauntöne.


    Eine etwas dickfleischigere Art mit orangebraunen Farben und schleimigem Hut wäre der seltene Hygrophorus arbustivus, aber eine solche Diagnose kann man nicht aufgrund eines solchen Fotos stellen.

    Nr. 1 stimmt, zu Nr. 2 mag ich nichts sagen, Nr. 3 sind Maronen, Nr. 4 sehen oberflächlich wie Goldröhrlinge aus, könnten aber auch Rostrote Lärchenröhrlinge sein, das ist bei so alten Schlappen nicht mehr leicht zu sagen.

    Hallo Karl,
    von all den schönen Funden hat mich Lactarius spinosulus am meisten beeindruckt. Wieder so einer, den es also tatsächlich im Wald und nicht nur im Pilzbuch gibt.
    FG Oehrling

    zu Pilz Nr. 1 (aztec):
    Scheidenstreifling nur dann, wenn die Lamellen weiß sind, bei rosa Lamellen: Scheidling (Volvariella).
    Wo ist der Pilz gewachsen? Wenn es keine in Mitteleuropa beheimatete Art ist, ist es sowieso nur Rumgerate.


    zu Pilz Nr. 2 (schahin):
    Wenn du die Röhrlings-Regel kennst, kannst du dir selber eine Antwort drauf geben. Ich tus nicht. Zur Not kaufe Pilze im Supermarkt und brate sie dir, die dürften leckerer sein als dieses Zeugs.

    Es kann schon noch Hallimasch geben, schließlich ist der September noch nicht mal vorbei. Bei uns ist er allerdings schon durch, so wie fast alle Speisepilze.


    Den Hallimasch macht man nicht an einem bestimmten Merkmal fest, sondern am Gesamtbild: büschelig auf Holz wachsend, helle Lamellen, heller Stielring, dunkle Hutschuppen, massenhaftes Auftreten...
    und an noch einem weiteren Merkmal, das aber nur sehr erfahrene Pilzsammler erheben dürfen: dem charakteristischen Geschmack. Der Hallimasch schmeckt roh säuerlich und erzeugt ein charakteristisches Kratzen im Hals. Da er aber roh giftig ist, darf man nur eine sehr kleine Menge nehmen, die man nach dem Schmecken auch wieder ausspucken muss, und braucht ein entsprechend feines Geschmacksempfinden.


    Bin mir da nie sicher .....


    Was wäre denn ein "relativ" sicheres makroskopisches Unterscheidungs-Merkmal?


    Das am wenigsten aufwändige Bestimmungskriterium bei Trichterlingen und trichterlingsähnlichen Pilzen ist nun mal der Geruch. Beim Mehlräsling gilt nicht: 20 Riecher, 20 Meinungen, auch nicht beim Weißen Rasling. Beide Arten haben starke - d. h. eigentlich an jedem Fund wahrnehmbare - und eindeutig definierte Gerüche.


    Es mag hart klingen, aber: wer keinen guten Geruchssinn hat, wird in der Trichterlingsbestimmung nicht weit kommen. Meiner Meinung nach macht das nur wenig, ich finde Trichterlinge mit die uninteressanteste Pilzgattung :D

    Das ist genau das Problem mit den seltenen Cantharellus-Arten: einige davon sind so selten im Wald zu sehen, dass viele, die eine Internet-Pilzseite betreiben, sie nur vom Hörensagen aber nicht aus eigener Anschauung kennen und dann schnell mal ein falsches Bild applizieren.

    Von mir aus kann man das ganze Bewertungssystem canceln. Schon deshalb, weil ein Bewertungssystem, in welchem das Erteilen negativer Bewertungen von vornherein ausgeschlossen ist, informationstechnisch keinen Sinn macht. Aber auch aus folgenden Gründen:


    - Wenn ich jemand anderen bewerte, maße ich mir an, über ihm zu stehen. Stehe ich nicht über ihm, fehlt mir die Bewertungslegitimation. Ein Chef kann seine Mitarbeiter bewerten, ein Lehrer seine Schüler. Ein Kunde ein Hotel. Aber Forumsteilnehmer (kleine Würstchen) andere Forumsteilnehmer (kleine Würstchen)? Geht nicht. Hat mich ein Forumsbeitrag erfreut, und andere sollen es mitkriegen, poste ich einen netten lobenden Kommentar, das genügt doch vollauf. Mag ich jemanden als Person, und andere sollen es nicht mitkriegen, schreibe ich der Person eine liebe PN. Aber bewerten, das hat für mich was von Noten- und Zeugniserteilung, und bedarf einer gewissen Selbstsicherheit (Arroganzvorstufe).


    - Ein Forum ist zuallererst ein Meinungs- bzw. Informationsaustausch. Ich weiß, dass hier viele Leute ganz bewusst Community-Elemente reinbringen wollen (Sperren unliebsamer Teilnehmer, Geburtstags-Gratulations-Threads, gegenseitiges Liken und anderes Gekuschel), doch ich setze mich bewusst in die Nesseln. Nämlich wenn ich sage, dass die freie Meinung (die sich innerhalb der Forumsregeln bewegt) allem anderen voranzugehen hat. Durch Liken/Unliken können Forumsteilnehmer, die damit mehr Probleme haben als ich, davon abgebracht werden, unliebsame Meinungen zu vertreten, sodass letztlich das Posten geliketer Meinungen einen höheren Rang hat als das Posten ungeliketer Meinungen. Wer eine Community lieber hat als ein Forum, soll sich in eine solche begeben. Dort ist ein relativ kleiner Teich mit dünnen und dicken Fröschen drin, und irgendwann ist dann einer der dickste (290 Likes), einer der zweitdickste (136 Likes) usw. Passt alles nicht in ein Forum im eigentlichen Sinne.


    - Keine Forumsgesellschaft sollte auf Minderheitenmeinungen verzichten. Manchmal deshalb, weil sie richtig und die Mehrheitsmeinungen nicht ganz so richtig, um nicht zu sagen falsch sind. Äußerer von Minderheitenmeinungen werden durch ein Bewertungssystem tendenziell in die Flucht geschlagen, und dann kuscheln und schmoren die Verbliebenen im eigenen Saft. Eine Meinung ist so wie sie dasteht, man kann sie argumentativ widerlegen (wenn man es wirklich besser weiß und dies nicht nur glaubt) oder auch bestätigen, aber bewerten eher nicht. Und die Person an sich zu bewerten, ist in einem Forum ein No-go (siehe oben: Verwechslung mit Community).