Hallo Claus,
für genau diese Probleme gibt es spezielle Täublings-Mikroskopierkurse bei den bekannten Pilzschulen. Täublinge zu mikroskopieren ist relativ schwierig.
Kongorot färbt die Zellwand, nicht das Zellinnere, und macht sie klar sichtbar. Also ideal für eine Täublingshuthaut, bei der es vor allem auf die äußere Form der Zellen (Haare, Zystiden, Primordialhyphen) ankommt. Mit Übung sieht man fast alles schon in Kongorot, außer vielleicht feine Inkrustationskörnchen oder Dermatocystiden fast ohne Inhalt und/oder in Haargröße. Bei so etwas schiebe ich gern ein anderes Färbepräparat nach, damit ich mir sicherer werde. Aber anfangen tue ich immer mit Kongorot.
Zum Färben nimmst du bei IPH Karbolfuchsin (Einwirkzeit mindestens 5 Minuten), das du anschließend ganz kurz mit ganz schwacher Säure entfärbst, woraufhin der violette Farbstoff nur an den Inkrustationen erhalten bleibt und aller übrige Farbstoff entfärbt ist. Leider fallen bei dieser Aktion die Inkrustationen oft von den Hyphen ab und schwimmen nur noch im Präparat herum, was diese Färbemethode verkompliziert. Bei DCY nimmst du Sulfovanillin (abgekürzt SV, ein reaktives Gemisch aus konzentrierter Schwefelsäure und Vanillin), das man sich erst aus den Komponenten zusammenmischen muss, da die Mischung nicht über längere Zeit haltbar ist. Die Huthautzellen verfärben sich dann rosaviolett, mit Ausnahme der DCY, welche auf eine charakteristische Weise blauschwarz werden (selten auch nicht, was seinerseits ein gutes Bestimmungskriterium sein kann). Ein typisches Präparat sieht dann so aus: eine gelbliche Suppe mit ein paar violetten Matschzellen und auffälligen blauschwarzen Würsten, Würmern, Schlangen oder Keulen mittendrin. Form und Länge der DCY sind gut zu erkennen, vielleicht auch noch die Septen der DCY, aber nichts anderes, insbesondere keine Haare. Und wie schon gesagt, lösen sich nach ein paar Minuten meistens alle Zellstrukturen auf (vor allem wenn man das Sulfovanillin erwärmt, wie es oft empfohlen wird), sodass man schnell hinschauen muss.
Zum Thema Literatur und Schlüssel:
Meiner Meinung nach sind die Täublinge die am besten erforschte "große" Pilzgattung (über 100 Arten in Mitteleuropa, vielleicht nochmal 100 Arten an den Rändern; es werden auch immer noch neue Arten entdeckt!). Ich habe nicht feststellen können, dass sich die modernen Autoren in besonderem Maße widersprechen würden. Alle modernen Täublingsautoren richten sich im Wesentlichen nach der Einteilung nach ROMAGNESI (1967), natürlich hat immer mal jemand frische Bestimmungsideen. Die momentane Top-Literatur ist wohl SARNARI (2005; zweibändig; italienisch/englisch), sehr gut ergänzt durch EINHELLINGER (1985; seine Beschreibungen sind Resultat unglaublich scharfer Beobachtung von Makromerkmalen) und neuerdings auch MARXMÜLLER (2014; zweibändig; eine - ziemlich vollständige - Artenzusammenstellung mit 1a Bildern, doch ohne eigenen Schlüssel). Sucht man einen Bestimmungsschlüssel, finde ich den in Großpilze Baden-Württembergs Band 2 schon relativ gut und zielführend. Ich gebe zu, keines dieser genannten Bücher kriegt man für wenig Geld an jeder Straßenecke nachgeschmissen. Günstiger ist da "The Genus Russula in Britain" von KIBBY, aber der dort propagierte Schlüssel ist schon was sehr Eigenes, mit dem sicherlich ein im Merkmaleerheben Unerfahrener nicht gut zurecht kommt.
FG
Oehrling