Hallo Oehrling,
ich finde Deine Forschung sehr interessant!
- eine bisher nicht eindeutig identifizierbare Art: im Habitus stark an T. virgatum erinnernd, spitzbuckliger, silbergrau-seidiger Hut, aber im Geschmack nur sehr verzögert scharf
So eine T. virgatum mit seehr verzögerter Schärfe finde ich regelmäßig auf einer meiner Wacholderheiden bei Kiefer. Am gleichen Standort kommen aber auch "lehrbuchmäßige" T. virgatum vor! T. viridilutescens (am gleichen Standort) kann im ausgebleichten oder älteren Stadium auch so aussehen, ist aber meistens immer an einem Gelbton (Hutrand oder Stiel) zu erkennen (manchmal fehlt der auch, und man kann gerade noch verglilbte Töne wahrnemen).
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Anders sieht es in der Sektion der weißhütigen Ritterlinge aus. Für die Geruchsprüfung braucht es kein Zerkrümeln;
Das mit der "Zerkrümelprobe" ist ja vergleichbar mit dem Anschneiden des Pilzes, oder das was der Gerd (Fischer) immer gerne "ärgern" nennt, also das Fleisch verletzen um dessen Geruch zu beurteilen. Bei einigen Arten entstehen dabei neue Eindrücke, wie z.B. beim Doppelgeruchtrichterling (Clitocybe diosma); unverletzt riecht er säuerlich - fruchtig (auch nach Sauerkraut) und beim Durchschneiden riecht die Trama mehlig!
Ich würde jetzt Pilze zur Bestimmung nicht unbedingt zerkrümeln - da gehen ja dann auch mögliche Belegexemplare dabei verloren - aber ein Anschneiden, oder ein "ärgern", also das Fleisch ankratzen, müsste ausreichen.
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wer an solchen Teilen schon mal gerochen hat, weiß, dass auch unverletzte Stücke außerordentlich markant "duften". Dafür konnte ich bei T. stiparophyllum, einer relativ großen mit Birke vergesellschafteten Art mit stechend staubartig-erdigem Geruch, eine starke und schnelle Guajak-Reaktion beobachten, wohingegen die bei Buche wachsenden T. lascivum, eine kleinere Art mit aufdringlich-pissigem Geruch (wie ein Bahnhofsklo, in das man zur Geruchsverbesserung Duftspray reingesprüht hat) und T. album, genau wie T. lascivum aussehend, aber mit banal mehlig-ranzigem Geruch, nur eine schwache, langsame Guajak-Reaktion hervorbrachten.
(Fortsetzung folgt)
Sehr interessant und spannend! Das Problem beim Guajak-Test - ich hatte den an Frühlingsrötlingen angewendet: E. sepium, E. clypeatum, E. niphoides, und auch bei Melanoleuca-Bestimmungen: Die Tinktur muss so frisch wie möglich sein! Nur dann kann man belastbare Tests damit machen. Am besten man setzt sich das selber an!
Hier noch (aus einem unpublizierten Artikel von mir) etwas über Guajak, und eine mögliche, bessere Alternative: Anilin:
"Guajak zur makroskopischen Bestimmung ist kritisch einzuschätzen. Da Guajak durch Oxidation mit Luftsauerstoff letztlich immer ins Blau umfärbt, und Enzyme im Pilz (Oxidasen) diese Umfärbung nur beschleunigen (Frank 1987), ist die Dauer bis zur Blaufärbung wichtig. Letztlich misst man die Konzentration an Oxidasen im Pilz anhand der Geschwindigkeit der Blaufärbung. Eine Unterscheidung zwischen Blau und Blaugrün sei daher, obwohl in der Literatur häufig, wissenschaftlich kaum haltbar (pers. Mitt. W. Prüfert). Der Farbumschlag beim Guajak-Test ist an der Stielbasis (Stielrinde) kräftiger, als im angeschnittenen Fleisch der Stielspitze. Besser reproduzierbar ist hier der Anilin-Test, der von Eckstein & Gröger beschrieben wurde (1991). Flüssiges Anilin erzeugt im Fleisch von E. sepium und E. aprile einen positiven Farbumschlag nach Rosa - Korallenrot, später Rotbraun, wohingegen E. clypeatum s. l. keine Farbreaktion (oder ein wenig Gelb) zeigt. Bisher fehlte ein Nachweis der Anilin-Reaktion an E. niphoides und anderen Frühlingsrötlingen (E. clypeatum f. pallidogriseum & var. defibulatum). Ich konnte an einem Frischexemplar von E. niphoides eine stark positive Reaktion auf Anilin nachweisen; ein Farbumschlag im Fleisch der Stielbasis nach Rosa - Rot, schließlich Korallenrot innerhalb 10 Minuten."
Grüßle
Jürgen
p.s. Tricholoma album riecht beim Anschneiden auch etwas anders, aber ich weiß nicht mehr nach was;-)