Hallo,
Alis fragte im Thread vom Märzwettbewerb nach einer möglichen besseren Darstellung der Flechte (Bild 17). Leider fällt mir da auch nicht so viel zu ein. Theoretisch wäre ein Tiefenschärfenbereich wünschenswert, der die Flechte komplett und die Seitenbereiche, die auf der gleichen Ebene liegen, abdeckt. Zum Herausheben eines Objekt ist es auch immer schön, wenn sich der Hintergrund in der Farbe oder in Helligkeitswerten abhebt.
Das lässt sich nur nicht immer verwirklichen.
Im Prinzip "leiden" wir ambitionierten Hobbyfotografen ja auch darunter, dass wir nicht immer die geeigneten Objekte finden.
Ein paar Mal im Wald, 2-20 Pilze gesehen, überwiegend alte Porlinge. Davon nur ein Bruchteil potentiell fotogen, oft aber FOTOGÄHN....
Ich will damit sagen, dass wahrscheinlich immer ein "normal"-schöner Pilz in einer "normal"-schönen Standardsituation (auch angemessen oder gut oder sogar sehr gut fotografiert) im direkten Vergleich mit einer guten Anzahl an "außergewöhnlich" schönen und/ oder seltenen und/ oder filigranen und/ oder in einer ungewöhnlichen Situation (besonderes Licht oder mit zusätzlichen "Mitspielern") befindlichen Pilzen das Nachsehen hat.
Insofern finde ich es bemerkenswert, mutig (und oft auch kreativ), wenn hier viele im trockenen März nicht auf Konserven aus anderen Jahreszeiten zurückgreifen, sondern aus dem Fundus zumindest etwas auswählen, was jahreszeitengemäß ist - obwohl das ja nicht zwingend ist (und auch nicht sein sollte) - oder auch "ganz gewöhnliche Dinge" in einer eigenen "persönlichen" Sicht abbilden.
Meine Definition von "kreativ" ist nämlich : nicht unbedingt nur etwas "erschaffen", was vorher nicht da war - sondern eigentlich auch die persönliche manchmal sehr "eigene" Sichtweise umsetzen, das "kreative" Element in der Natur erkennen - und so darstellen, wie es ein anderer - möglicherweise flüchtiger - Beobachter nicht wahrnimmt.
Alis schrieb im Märzthread:
Zitat
Der Rotrandige ist perfekt abgelichtet, aber vom Motiv her für mich etwas langweilig, da hätte ich Bild 18 vorgezogen.
Porling finde ich ja persönlich gar nicht langweilig, ich habe selbst mehr als 50 Bilder von FomPini - daher weiß ich Bild 21 besonders zu schätzen (siehe März-Thread), 1. besondere Wuchsform des Porlings "gewürdigt", 2. hervorragend in Belichtung und Schärfe, 3. sehr guter Bildaufbau etc.
Jetzt ist der direkte Vergleich interessant:
warum finde ich das Bild 21 so gut (ist auch eher oben "gelandet") und Bild 19 nicht so hervorragend im direkten Vergleich.
Bild 19 zeigt auch eine typische, aber oft nicht beachtete Wuchsform, ist also "fotografierwürdig" als Dokumentation - gewisse "Assoziationen" kommen da bei mir - lustig. Reduziert man das Bild aber auf rein formale "künstlerische" Aspekte, wie Bildaufteilung, Vordergrund-Hintergrund, Blickführung etc. - mal gar nicht darauf achten, was es eigentlich darstellt - , dann fällt nichts besonders positiv auf - auch nichts besonders negativ, also "normal" ...
In meinen Augen ist es auch etwas überbelichtet, d.h. hier hat die Sonne ihr Werk getan und die Kamera wahrscheinlich überlistet. Das Weiß finde ich überstrahlend und zu grell.
Ich hatte übrigens im März auch 2 x den Rotrandigen fotografiert, fand ich beide "fotografierwürdig" und trotz "Bemühung" nicht gut genug für den Wettbewerb - 1 x "windkanalgetestet" mit Rallyestreifen , 1 x "Kartoffelsack-Figur" oder steinzeitliche Fruchtbarkeitssymbol-Figur ?



Alis schrieb im März-Thread
Zitat
Die Buchenschleimer sind toll, aber irgendwie werden mir die bei den Fotowettbewerben zuviel. Klar, sind immer ein dankbares Objekt.
Das möchte ich eigentlich nicht so stehenlassen. Das würde bedeuten, nur "immer neue" Pilze (immer seltenere etc.) sollte man zeigen. Was haben wir schon für tolle Aufnahmen von der Pilzart gesehen - und alle auch irgendwie unterschiedlich.
Im Märzwettbewerb hatten wir 2 Bilder von der Art, die mir im Vergleich zu früher gezeigten Bildern nicht so extrem gut gefielen.
D.h. bei Bild 16 bin ich mit mir selbst uneins - das ging so: Hui, uih, hmmmm .... aha ... ja, aber ...
Es ist extrem fokussiert (wahrscheinlich ganz bewusst) auf Pilzkopf+Tropfen, Hintergrund finde ich adäquat, aber dass rechts oben der Pilzstiel und der Ansatz in die Unschärfe gehen, gefällt mir nicht (persönliche Meinung....)
Mit Bild 3 kann ich mich eigentlich gar nicht so recht anfreunden, der Blick bleibt immer an den Lichtreflexen im Hut hängen - der Hintergrund und der Baumstamm links ist mir persönlich "zu sumpfig", alles "irgendwie" zu gelb-braun.
Alis fragte sich, was an Bild 7 vielleicht besser zu belichten wäre.
Ich halte das Bild (bzw. die weißen Partien) auch für etwas überbelichtet - tut mir in den Augen weh. Hier ist die Exif-Datei dabei, es ist geblitzt worden - und mit "creative Program" -welche Folgen das hat, weiß ich nicht. Möglicherweise hätte man die Blitzintsität herabsetzen können oder allg. mit der Belichtung noch etwas experimentieren. Das dominante aufragende Laub stört mich ein bisschen.
Alis fand Bild 18 sehr gut. Hatte ich in der breiten Verfolgergruppe, obwohl es mir eigentlich "zu bunt" ist. Da würde mich interessieren, ob die Farbigkeit vor Ort so extrem gegeben war, oder ob das ein Ergebnis vom Blitzen (ist doch geblitzt ?) ist. Das Bild lebt vom Bakterienbefall, das macht es zum Besonderen - weniger die Aufnahme an sich.
Ich möchte eigentlich noch etwas zu Bild 2 schreiben, ein wunderschönes klares deutliches Bild, das den Pilz mit seinen Strukturen ganz genau zeigt - trotzdem gehörte es nicht zu meinen absoluten Favoriten.
Aus "künstlerischen" Aspekten störe ich mich ein bisschen an den Moossporangien, die fast in den Hut pieken (bei Dokumentationsaufnahmen natürlich schnurz-piep-egal), ebenso aus "bildgestalterischen" Aspekten spielt hier für mich der Pilz zu viel "Hauptrolle". Ich hätte ihm etwas mehr Platz gegeben. Das finde ich aber nicht nur hier beim diesem Bild so, sondern auch bei einigen anderen (von unterschiedlichen Fotografen) in den letzten Monaten. Sehr oft sieht man den kleinsten Pilz ganz groß, formatfüllend, etwas von unten (klar: damit man die Lamellen sieht) - aber irgendwie macht der Pilz mir dann fast schon Angst - "gleich springt er mich an" - aber vielleicht sehe ja nur ich das so.
Und jetzt möchte ich noch ein Plädoyer einlegen für Bilder wie z.B. Bild 9.
Ja, ich hatte das in der breiten "Verfolgergruppe" und nicht so weit hinten.
Warum? Sind doch nur blöde schwarze langweilige Kugeln auf langweiligem Holz, von vorn fotografiert, vermutlich geblitzt.
Ich finde, die Aufnahmeform bekommt dem Motiv gut. Das Holz bekommt einen schönen "Schimmer", die Kohlbeeren sind scharf und räumlich gut aufgelöst, auch die Kante des Holzes im Kontrast zum schwarzen Hintergrund (Kante noch schärfer wäre noch besser.)
So - immer noch langweilig ... und hängt man sich ja nicht an die Wand. Trotzdem, wenn man das ganze als etwas "Abstraktes" sieht, dann bekommt es doch einen Reiz (für mich) - und ist nicht so meilenweit entfernt von z.B. dem Rhizomorphen-Bild aus dem Jury-Wettbewerb, den viele (ich auch) sehr gut fanden.
So - genug getippt.