Moigen!
Was du da wahrnimmst, kann ich in gewisser weise gut nachvollziehen.
Etwas ausgeholt: Eine mediale Randnotiz vor zwei Monaten oder so war interessant: Die Abschwächung des Golfstroms ist im Nodatlantik so weit fortgeschritten, daß sie tatsächlich messbar ist. Sowas müsste eigentlich eine Top - Schlagzeile sein, aber leider ist das Kasperletheater in Sachen Trump, Seehofer, Merkel & co viel interessanter und klickt sich besser, als eine wirklich wichtige Nachricht wie diese.
Was bedeutet eine Abschwächung aber konkret?
Brutal vereinfacht: Weniger warmes Wasser im Nordatlantik = weniger Konvektion = weniger und schwächere Tiefdruckgebiete, die nach MItteleuropa ziehen.
Also Wetterereignisse, die insbesondere für Norddeutschland eigentlich normal und regelmäßig sind, auch im Sommer. Diese mit dem Jetstream von West nach Ost ziehenden Tiefdruckgebiete sind für Wetterfrösche wunderbare Situationen, weil die sind ziemlich gut prognostizierbar. Man verfolgt die von ihrer Entstehung zwischen Island und Irland, errechnet verschiedene Zugbahnen und kann dann mit hoher Trefferquote sagen: In drei Tagen in Hamburg Regen und kühl.
Bleiben diese Tiefdruckgebiete aus oder kollabieren, bevor sie die Nordsee überqueren, oder ziehen auf nördilcheren Bahnen (Verschiebung des Jetstreams), werden solche gut vorhersagbaren Wetterlagen eben seltener. Dann hast du das, was wir hier im Südwesten und Süden insbesondere Ende Mai Anfang Juni hatten: Eine mehr oder weniger unbewegliche, labile Luftmasse ohne klare Fronten, ohne Drylines, ohne spezifische Bewegung. Es blubbert einfach nur fröhlich vor sich hin, und diese kleinen, mesoskaligen Systeme (Gewittercluster usw.) sind nicht vorhersagbar. Man kann grob eingrenzen "Irgendwo in Nordbaden im Laufe des Nachmittags möglicherweise Gewitter". Dann bladdert es zB in Schwetzingen zwei Stunden wie aus Eimern, aber Brühl fällt kein Tropfen.
Das wäre der eine Faktor, warum Vorhersagen weniger präzise erscheinen.
Der zweite Faktor: Die meisten Wetterdienste heute tun so, als wüssten sie ganz sicher, was passiert. Am liebsten auch schon drei Monate im Voraus. Ist natürlich Quatsch, wissen sie nicht und wussten sie noch nie. Früher war man sich immerhin eher der eigenen Fehlbarkeit bewusst und hat darum auch ganz bewusst vagere Angaben gemacht. Solange es keine Wetterapps gab, wo man einen Ort (Exoterklötenoberköter am Schrubbelbach, dritte Hausecke von links) eingeben konnte und dann eine auf die Stunde präzise Angabe (die natürlich falsch ist) bekommt, daß es genaau da in genau 253 Stunden regnen wird, hat man sich eher damit abgefunden, daß ein Wetterdienst nur wesentlich gröbere Aussagen treffen kann. Und je weiter in der Zukunft, desto weniger hoch örtlich aufgelöst.
Soll heißen: Die Erwartungshaltung an Wettervorhersagen war vor 20 Jahren noch eine andere.
Der andere Faktor: Individuell - psychologisch, hängt aber mit dem zweiten Faktor zusammen. Kann ich jetzt nur auf mich selbst beziehen, aber erst seit dem mich Ökologie (Pilze!) intensiv beschäftigt, interessiert ich auch mehr und mehr das Wetter und klimatische Verläufe. Vom Unwetter - Sommer 2003 zB habe ich nicht wirklich viel mitbekommen, bzw. habe es als längst nicht so schlimm empfunden, wie die Unwetter (= Dürrekatastrophen) 2013 oder 2015.
Übrigens: Die Leute, die Daten sammeln und auswerten, müssen nicht an den Himmel gucken. Die machen aber auch keine Wettervorhersagen, sondern die packen einfach nur Datensätze zusammen.
Immerhin gehören Kachelmann und seine MItarbeiter so seriös und solide, daß sie im Gegensatz zu den Leuten sagen: Guckt auf den Himmel, nicht auf eure Apps!
UV - Apps waren neulich so ein Thema. Sowas gibt's tatsächlich, Einschätzung von Kachelmann dazu: Nach oben gucken. Himmel tief blau = UV - Einstrahlung hoch. Himmel milchig trüb = UV - Strahlung gering.
Die echten Freaks machen natür,ich beides: Daten gucken und gleichzeitig Himmel beobachten. >Radar images & Tornadoes<
Anyway: Im Laufe der kommenden Woche soll wohl tatsächlich eines der setener und schwächer gewordenen Tiefdruckgebiete von der Nordsee nach Nord- und Ostdeutschland reinziehen. Ich hoffe, das fällt nicht wieder in sich zu sammen und macht's euch da oben richtig schön nass. 
LG, Pablo.