Hallo Steffen,
es kommt natürlich immer darauf an, was man will oder meint zu brauchen - aber was man wirklich braucht, weiß man häufig erst im nachhinein.
Später ist man bekanntlich immer klüger. Aber anfangs weiß man halt noch zu wenig.
Ich kann dir sagen, dass ich mit einer binokularen Stereolupe für 200€ angefangen habe. Sowas kann man immer brauchen, selbst wenn die Flechten und Pilze mal nicht mehr so interessant sein sollten. Auch zum reparieren, basten, etc. ist eine Stereolupe im Haushalt sehr gut zu gebrauchen. Ein Mikroskop hingegen braucht man im Alltag eher weniger.
Die Stereolupe besitze ich nun seit etwa einem Jahr und bin vollauf zufrieden damit und benutze es nicht nur zum Pilze angucken.
Die Bilddokumentation am Gerät mache ich mit meinem Smartphone: Ein Handy hat man normalerweise sowieso und mit einer passenden Handyhalterung an einem der Objektive kann man Fotos schießen, und am anderen trotzdem Proben präparieren ohne dauernd hin- und herschrauben zu müssen. Das ist nicht teuer!
Eine große, schwere Kamera mit Wahnsinns Auflösung an das Mikroskop zu adaptieren halte ich für unnötig, da es das gar nicht braucht.
Dabei gilt zu bedenken, wie klein ein Okulardurchmesser ist!
Ein Smartphone ist erst mal völlig ausreichend und auch super leicht zu adaptieren und die Kamera ist quasi umsonst dabei.
Zudem sollte man die Handy-Fotosensoren nicht unterschätzen!
Sie sind durch den Massenmarkt trotz ihrer mittlerweile sehr hohen Qualität äußerst erschwinglich.
Ferner haben sie für ein riesiges Display, auf dem man vorab schön sieht, was man aufnimmt.
Spezielle Mikroskopkameras hingegen sind aufgrund der geringen Nachfrage sehr teuer.
Die Stereolupe hat mir nach einigen Monaten nicht mehr gereicht, da die Sache anfing immer mehr Spaß zu machen und ich habe entschieden, zusätzlich ein Mikroskop anzuschaffen.
Ich habe mich entschlossen, mit einem nicht allzu teuren Einsteiger-Mikroskop "anzufangen" (300-400€-Klasse) und muss sagen, ich bin nicht enttäuscht.
Im Gegenteil, ich bin äußerst positiv überrascht von der Qualität!
Ich arbeite in einem Betrieb mit sehr guter Analytik, u.a. auch Auflichtmikrosopen (Zeiss, Nokia) im Labor und bin von daher brilliante Mikroskopbilder gewöhnt.
Mit den Objektiven dort könnte man wahrscheinlich jemanden erschlagen, so groß und schwer sind die - zumindest auf den Fuß sollte man ich die nicht fallen lassen. 
Diese Mikroskope kann man natürlich nicht ernsthat mit meinem vergleichen, aber wie gesagt, ich bin mit dem Ergebnis zuhause vollauf zufrieden, trotz der nur daumendicken Okulare!
Bei meinem tri-okularen Mikroskop (natürlich ohne drittes Okular geliefert) kann ich eine zweite Handyhalterung anbringen, ohne auf den binokularen Einblick verzichten zu müssen, das war mir wichtig.
Noch ein drittes passendes Okular geordert, Messokulare gibt's schon für unter 100€, und man kann auch noch loslegen mit Messen - und Software braucht's dafür gar nicht zwingend...
Wenn man nicht messen möchte, kann man das Geld auch sparen.
Und sollte mir in einigen Jahren tatsächlich mein in den Augen einiger hier vielleicht zu einfaches, weil nicht ausbaufähiges Mikroskop nicht mehr genügen, findet sich bestimmt ein jüngerer Interessent in meiner Familie (= Sohnemann), der sich über ein Geschenk freut und den ich damit fördern kann.
So teuer wäre mMn das erste Mikroskop dann nicht gewesen, bis dahin werde ich viel gesehen und gelernt haben und könnte es besten Gewissens weitergeben.
Da geben viele Leute ganz andere Summen für Autos, Fernseher, Computer etc. aus... 
Als Pilz-Literatur verwende ich zur Bestimmung sehr gerne die nicht teuren und noch erhältlichen Bände "Fungi of Temperate Europe".
Wie in jedem guten Bestimmungsbuch werden makroskopische und mikroskopische Angaben gemacht.
Solche Bücher, die über ein 10€-Pilzbestimmungsbüchlein hinaus gehen, machen natürlich schon lange vor dem Kauf eines Mikroskops Sinn.
Sie können zur Bestimmung verwendet werden und führen zugleich ein wenig in die Pilz-Mikroskopie ein.
Gerade die Anzahl der besprochenen Pilze finde ich sehr gut und zudem thematisch äußerst breit gefächert, da findet wirklich jeder was interessantes!
Die häufigsten Pilze sind, denke ich, enthalten und die selteneren, naja, da muss man halt versuchen, über andere Quellen der Sache näher zu kommen (z.B. Literatur im Internet).
Ansonsten habe ich mir noch den Bresinskys "Pilze und Flechten" zugelegt, um bis zur Gattung schlüsseln zu können.
Ich muss aber gestehen, dass ich den Bresinsky noch gar nicht ernsthaft verwendet habe. Schande über mich!
Ich hoffe nicht gelangweilt zu haben. Vielleicht hilft dir meine Schilderung bei deinen Überlegungen ein wenig weiter.
Letztlich sollte man einige Tage darüber schlafen, auf seinen Bauch hören und von Spontankäufen Abstand nehmen, sonst ärgert man sich nur.
Wenn man noch nie mikroskopiert hat, finde ich Peters Tipp mit dem Mikroskopierkurs natürlich super!
LG, Martin