Beiträge von boccaccio

    Hallo Karl,


    da ich ja nur wenige Sporen hatte, würde ich der Sporenlänge hier nur bedingt Gewicht verleihen. Breitenbach und Kränzlin unterscheiden H. cupuloides (bzw. jetzt H. hypocrateriformis) und H. villosa/fibrosa über die Sporenbreite, aber auch da sind die Unterschiede eher marginal. Mit dem Skrede-Schlüssel komme ich aber jetzt auch eher be H. hypocrateriformis aus. Das Hymenium ist ja nicht grau oder graubraun sondern eher gelbbraun. Außerdem sind die Sporen bei meinem Fund komplett glatt gewesen, während sie die bei H. fibrosa im reifen Zustand warzig sein sollten (seltsam, daß das Breitenbach und Kränzlin z.B. nicht erwähnen).


    Björn

    Na, man muß einen Pilz doch immer mit allen Sinnen erfassen ;) Ich hatte halt irgendwann mal gelesen oder gehört, daß er nach Maggi riecht und konnte das dann mit der eigenen Nase bestätigen...


    Aus der Reihe: Pilze, die wie Körperteile aussehen, hätte ich auch noch eine Phlebia (tremellosa) anzubieten :D



    Björn

    Hallo zusammen,


    Exidia recisa sollte nur an Salix und Populus vorkommen, nicht an Alnus. Ansonsten sind so hellbraune Exidias immer schwierig (zumindest für mich), weil man ja mitunter auch mal deutliche E. nigricans oder E. glandulosa findet, die aus welchen Gründen auch immer heller sind als normal.

    Was ich aber in jeder Hinsicht empfehlen kann, sind die belgisch-niederländischen Schlüssel für Phragmobasidiomyceten, die man hier runterladen kann. Die sind zwar zum Großteil niederländisch, aber mit etwas Übung findet man sich da ganz gut zurecht.


    Björn

    Hallo Nobi,


    Graphis scripta habe ich auch lange Zeit vergeblich gesucht und bin jetzt zweimal fündig geworden. Beide Male war das Susbtrat jeweils Haselnuß in Bachnähe. Wenn das ganze dann noch in etwas Wald eingebettet ist, so daß die Luftfeuchtigkeit gleichbleibend höher als normal ist, hilft das scheinbar auch.


    Leptrotrochila ranunculi hatte Jule mir mal bei einem Phytoworkshop gezeigt, jetzt habe ich ihn endlich selber gefunden. So schrecklich häufig scheint der nicht zu sein, da ich mir eigentlich immer mal Hahnenfuß anschaue. Grundsätzlich gilt hier aber wohl, daß möglichst gammelige Pflanzen die Erfolgschancen erhöhen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    hier also der zweite Teil meiner Samstags-Tour durch das Ittertal, in dem es um die gefundenen Ascomyceten gehen soll.


    1. Lorcheln hatte ich um diese Jahreszeit eigentlich nicht mehr bzw. noch nicht erwartet. Aber da es ja noch nicht richtig frostig war, warum nicht. Einen Sporenabwurf habe ich nicht bekommen, aber im Präparat schwammen einige freie Sporen von (15-18) µm x (10-11) µm, Q=1.5-1.6. Insgesamt geht meine Tendenz hier zu Helvella villosa oder Helvella cupuliformis. Da mir bei Helvella aber viel Funderfahrung fehlt und sich da ja in letzter Zeit auch einiges getan hat, bin ich auch auf die Meinung der Experten gespannt.


    2. Ein gestielter Moosbecher mit netzigem Sporenornament. Sporen messen (18-23) x (11-14), Q=1.5-1.9. Da kein Polytrichum in der Nähe war, würde ich hier zu Neottiella albocincta tendieren.


    3. Sarcoscypha austriaca mit krausem Haar


    4. An einer weiteren Stelle noch mal S. austriaca


    5. Dritte Stelle. Hier würde ich mit den glatten Haaren und den Sporen ohne Delle eher zu S. coccinea tendieren.


    6. Graphis scripta agg.


    7. Claviceps auf Phragmites australis. Offenbar ist das nicht das gewöhnliche Claviceps purpurea, sondern eine eigene Art, die früher als C. microcephala geführt wurde und jetzt C. arundinis heißt.


    8. Leptotrochila ranunculi ex Ranunculus repens


    Björn

    Hallo Frank,


    bei Nr. 2 habe ich jetzt auch noch mal in die Trama reingeschaut und konnte dort neben zahlreichen generativen Hyphen auch einige Skeletthyphen finden. Das paßt dann wirklich alles sehr gut zu Cartilosoma rene-hentic.


    Bei Nr. 4 habe ich jetzt auch noch mal reingeschaut und ein Präparat in Wasser und ohne großen Druck angefertigt. Das war dann zwar nicht fotogen, aber da waren dann schwache Inkrustinationen auf den Zystiden zu finden. Dann paßt Amphinema byssoides noch besser.


    Björn

    Hallo zusammen,


    am letzten Samstag war ich auf einer längeren Tour durch das Ittertal und die Hildener Heide. Zum einen wollte ich im Ittertal nach Sarcoscyphas schauen (die ich auch gefunden habe, aber dazu mehr im zweiten Teil, der den Ascomyceten gewidmet sein wird) und außerdem eine Brandstelle in der Hildener Heide genauer unter die Lupe nehmen. Das war zwar nicht so erfolgreich, weil sich kein Brandstellenpilz zeigte, aber es gab insgesamt natürlich auf der Tour auch so noch etliche interessante Funde.


    1. Gloeoporus dichrous


    2. An Laubholz, vermutlich Erle fand sich dieser Porling. Schnallen sind vorhanden, Basidien 4-sporig mit Basalschnalle, Zystiden habe ich keine beobachten können. Das Hyphensystem wirkte auf mich monomitisch. Auffallend waren die extrem dicken Wände der generativen Hyphen, die schon fast an Skeletthyphen anderer Porlinge erinnerten. Die Sporen sind auffallend groß (8.7+-0.5) µm x (3.4+-0.2) µm, Q=2.5+-0.2, (7.7-9.7) µm x (3.2-4.1) µm, Q=2.2-2.9. Gibt es da Ideen?


    3. Peniophora incarnata


    4. In der Hildener Heide dann eine Tomentella. Was man auf den Fotos hier leider nicht so gut sieht, sind Bereiche des Fruchtkörpers, die offenbar mit viel Hymenophor ausgestattet waren und schwärzlich waren. Mikroskopisch gibt es Schnallen, keine Zystiden und eine stark cyanophile Reaktion des Hymeniums. Rhizomorphen sind auch vorhanden. Die Sporen messen (7.2+-0.5) µm x (6.1+-0.6) µm, Q=1.2+-0.1, (6.4-8.0) µm x (5.1-7.2) µm, Q=1.0-1.4. Da kommen offenbar nur T. botryoides und T. ferruginea in Frage. Die Sporengröße liegt irgendwie so mittig zwischen den beiden Arten. Wegen des dunklen Hymenophors tendiere ich zu T. botryoides. Was meint Tomentella?

    Einmal in Wasser

    Ab hier in 3% KOH


    5. Ein Rindenpilz aus der Hildener Heide auf verkohltem Kiefernstamm. Auffällig sind die septierten, dickwandigen Zystiden. Ansonsten gibt es Schnallen, 4-sporige Basidien mit Basalschnalle und Sporen von (3.7+-0.2) µm x (2.6+-0.2) µm, Q=1.4+-0.1, (3.2-4.1) µm x (2.2-2.9) µm, Q=1.3-1.7. Eigentlich hatte ich gedacht, daß man mit den septierten Zystiden schnell ans Ziel gelangt, aber irgendwie finde ich da so gar nichts Passendes.


    6. Auf dem Heimweg bin ich dann noch an ein paar Ginkgobäumen vorbeigekommen. Da lohnt sich aktuell ein Blick auf die abgestorbenen Blätter des Vorjahres: Man findet dort nämlich mit etwas Glück kleine schwarze Punkte, die Teliosporen von Bartheletia paradoxa, einem ganz urtümlichen Pilz, der zwar Telien bildet, aber trotzdem kein Rost ist.


    Björn

    Hallo Thorben,


    wieder mal eine tolle Darstellung und natürlich auch ein toller Fund aus dem "tropischen" Essen! Thomas hatte mir letzte Woche schon geschrieben, daß er da etwas Seltenes gefunden habe und wollte davon eigentlich gestern beim virtuellen APR-Treffen berichten, aber irgendwie ist das dann unter den Tisch gefallen.


    Björn

    Lewia infectoria (Fuckel) M.E. Barr & E.G. Simmons 1986


    Synonyme: Alternaria infectoria E.G. Simmons, Pleospora infectoria Fuckel

    Fundort: Ruhraue Mülheim an der Ruhr, NRW, Deutschland, 4.1.2021


    Pseudothecien schwarz, oft in Reihen wachsend

    Sporen (19-22 ) µm x (7-8) µm, mit 5 transversen Septen und einer longitudinalen Septierung der mittleren Zellen, äußere Zellen nicht längsseptiert, mit Schleimhülle

    Asci 8-sporig, keine Reaktion mit Lugol oder Kongorot


    Anamorphe oberflächlich wachsend, Konidien (35-40) µm x 10 µm

    Habitat: Auf abgestorbenen Gräsern


    Teleomorphe


    Anamorphe


    Björn

    Hi Stephen,


    that smut sounds like an interesting find! I don't have any particular literature on smuts in the Mediterranean area, but a quick Google search revealed that there are at least three rusts on Lygeum. One species of Ustilago that seems to infect the flowers and two species of Tranzscheliella that form like a brown band of spores around the stem of the grass.


    Björn

    Hi Stephen,


    welcome to the forum! Since you have a background in botany, you might also give phytoparasitic fungi like smut fungi, rust fungi, powdery and downy mildews a try. Usually, the toughest part in identifying these fungi is the correct identification of the host plant which narrrows things down to a few fungi that occur on a given plant genus/species. As phytoparasitic fungi are not the most popular fungi (so far), there is usually a good chance of finding something new and rare and, furthermore, they get all the water they need from their host plants, so no need to wait for rain (which can be rare in Malta I suppose).


    Björn

    Hallo zusammen,


    nach der beliebten Reihe "Dreierlei" vom Schaf ist es jetzt mal Zeit für einen Beitrag über die Kuh. Am 4.1. habe ich mir von den Ruhrauen in Mülheim an der Ruhr ziemlich frischen Kuhdung mit nach Hause genommen (älteres Material war leider nicht vorhanden und ich hatte nur die Wahl zwischen frischem Dung und Dung, der noch in der Kuh war :-D).


    1. Schon im Feld zeigten sich die ersten Bewohner in Form von Cheilymenia granulata, die aber entweder aufgrund der frostigen Witterung oder aber wegen der Frische des Fundes noch nicht reif waren. Zu Hause in der guten Stube reiften dann aber auch noch Fruchtkörper mit Sporen nach.


    2. Auf frischen Dung gehören am Morgen natürlich auch Pillenwerfer wie dieser Pilobolus kleinii


    3. Einen Ascobolus konnte ich auch entdecken. Insgesamt gab es zwei Fruchtkörper, von denen einer aber einen vorzeitigen Sporenerguß hatte. Der andere ließ sich dann aber bereitwillig mikroskopieren und war mit Riesensporen schnell als Ascobolus immersus identifiziert.


    4. Weiter geht es mit einem Schizothecium. Das ist zusammen mit Podospora ja nun wirklich nicht meine Lieblingsgattung...aber es hilft ja nichts. Sporen messen (25-27) µm x (14-16) µm, das Pedicel (9-10) µm x (2-3) µm. Die Perithecien waren nur mit den charakteristischen, dreieckigen Schuppen bedeckt, sonst gab es keine Haare. Damit würde ich Schizothecium conicum für einen heißen Kandidaten halten.


    5. Aktuell dann Iodophanus carneus in rauen Mengen


    6. Und heute morgen dann ganz frisch eine Sporormiella. Die Sporen messen (51-57) µm x (10-12) µm, die Keimspalten sind parallel, die Asci scheinen unten einen langen, dünnen Stiel zu haben. Insgesamt lande ich da bei Sporormiella grandispora.


    Björn

    Hallo Pablo,


    dein Leptosporomyces sieht makroskopisch in der Tat schon ziemlich anders aus. Quasi das Inverse zu meinem mit weißer Fruchtschicht und gelben Rhizomorphen statt gelber Fruchtschicht und weißen Rhizomorphen...


    Bei Nr. 4 habe ich noch mal reingeschaut und konnte in der Tat hier und da angeschwollene Hyphen im Subikulum entdecken:


    Björn

    Hallo zusammen,


    der Physiker, der mit solchen Dingen hantiert, hat halt meistens eine mathematische Formel, die das ganze beschreibt. Das ist dann viel präziser als alle Worte. Von daher tue ich mich mit Beschreibungen von Formen, die über kreisrund hinausgehen, auch meistens eher schwer und bevorzuge ein Bild. Das oben verlinkte Bilt läßt dann nämlich z.B. auch erkennen, daß die Sporen oft nicht entlang der Längsachse symmetrisch sind, sondern daß vielmehr eine Längsseite eher gerade ist, während die andere eben ei/keulenförmig ausgebuchtet ist.


    Björn

    Hallo zusammen,


    am Sonntag Morgen lag zwar ein bißchen Schnee, aber es hat mich dann trotzdem raus in den Stadtwald gezogen. Wenn man da einfach genug Totholz umdreht, findet man irgendwann doch ab und zu mal einen Pilz ;)


    1. Den Anfang macht dieser Rindenpilz an Laubholz. Schnallen sind vorhanden, Basidien 4-sporig mit Basalschnalle, Zystiden habe ich keine gesehen. Die Sporen messen (3.7+-0.2) µm x (2.2+-0.2) µm, Q=1.7+-0.1, bzw. (3.3-4.1) µm x (1.9-2.6) µm, Q=1.4-2.0. Auffällig sind die Rhizomorphen. Der Fruchtkörper hat mit KOH nicht verfärbt. Könnte das Leptosporomyces mutabilis sein?


    2. Stereum rugosum


    3. Hypocrea gelatinosa


    4. Noch ein Rindenpilz. An Quercus, Schnallen vorhanden, Zystiden keine gefunden, Basidien 2-4-sporig mit Basalschnalle, Sporen (4.5+-0.3) µm x (2.8+-0.3) µm, Q=1.6+-0.1, (3.8-5.1) µm x (2.4-3.4) µm, Q=1.3-1.9. Es fehlt mir eine rechte Idee...


    5. Zur Abwechslung mal ein Porling an Fagus sylvatica. Geruch auffallend fruchtig, sehr angenehm. Schnallen vorhanden, Zystiden nicht beobachtet, Basidien 4-sporig mit Basalschnalle, Hyphenenden teilweise inkrustiert, monomitisch. Sporen (4.8+-0.5) µm x (2.2+-0.1) µm, Q=2.1+-0.2, (3.9-5.8) µm x (2.0-2.5) µm, Q=1.8-2.5. Ich tendiere zu Ceriporiopsis gilvescens. Was meint ihr?


    6. Paranectria oropensis an Lepraria sp.


    7. Die Anamorphe von Pleospora vitalbae an Clematis vitalba


    8. Hypholoma fasciculare wuchs auch


    9. Und Ischnoderma resinosum


    Björn