Beiträge von boccaccio

    Hallo Bernd,


    deshalb ja die kontinuierliche Beregnung. Es soll sich halt außen immer wieder eine neue Schicht Eis bilden, die dann entsprechen latente Wärme freisetzt. Damit ist klar, daß man mit der Methode keinen ganzen sibirischen Winter überstehen wird, aber wenn es eben hier in Deutschland mal einen Frosteinbruch im Frühjahr gibt, dann reicht das als Schutz aus. Daß die Pflanzensäfte erst unter 0 gefrieren ist natürlich in dem Zusammenhang ganz praktisch, würde aber bei wochenlangem Dauerfrost mit -10°C natürlich nicht helfen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    da muß ich mich als Physiker bezüglich des Eises auch mal einklinken. Grundsätzlich kann es im Inneren von so einer Eisschicht durchaus auch kälter als 0 Grad sein. Das ist anders als beim Phasenübergang flüssig-gasförmig, wo das Wasser beim Kochen niemals wärmer als 100 Grad wird. Was den Blüten das Leben rettet ist vielmehr, daß beim Phasenübergang flüssig-fest die Kristallisationswärme frei wird (Phasenübergang erster Ordnung mit latenter Wärme etc.), die dann die Blüte entsprechend wärmt. Wichtig ist dabei aber, daß kontinuierlich Wasser nachgeliefert wird so lange die Temperatur unter dem Gefrierpunkt liegt. Sonst setzt nämlich der umgekehrte Effekt ein und das Eis schmilzt oder sublimiert und entzieht der Blüte dann ganz massiv Wärme. So bald die Temperaturen dann wieder oberhalb des Gefrierpunkts sind, ist das kein Problem mehr, weil dann ja sowieso alles wieder im Langzeitlimes auf positive Temperatur gebracht wird.


    Björn

    Hallo Nobi,


    den Beitrag zu Coprinellus pusillulus hatte ich gesehen und mußte da natürlich auch dran denken. Was mich aber dann doch etwas irritiert hat, war, daß mein Fund so viel kleiner war. Im Vergleich dazu nehmen sich die Funde von Marco ja fast wie Parasole aus :D Wenn sich noch ein weiterer dieser Winzlinge zeigt, werde ich mal nach Noppen suchen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    die mysteriösen Gebilde sind noch weiterhin im mysteriösen Stadium. Aber dafür ist ein ganz dicker Tintling im Anmarsch, den ich dann wohl morgen schlachten kann. Und ich hatte heute morgen auch ganz winzigen Pilz. Hutdurchmesser 1-2 mm, Stiel entsprechend noch viel dünner, mit Caulozystiden. Insgesamt hatte der Pilze stolze 6 Lamellen. Ein Makrofoto ist mir da leider nicht mehr gelungen, aber unters Mikro hat er es gerade noch so geschafft. Die Sporen sind elliptisch und messen (9.2+-0.7) µm x (4.9+-0.3) µm, Q=1.9+-0.1, (8.2-10.6) µm x (4.6-5.6) µm, Q=1.7-2.0. Basidien sind 4-sporig. Auf dem Hut sind zugespitzte Pileozystiden vorhanden. Das bringt mich zu den Setulosi. Da stellt sich dann die Frage, ob Sphaerozysten vorhanden sind. Also es gab im Präparat, das den ganzen Hut beinhaltet, schon runde Zellen. Aber sind das dann automatisch Sphaerozysten oder kann es auch sonst noch runde Zellen geben?



    Björn

    Hallo zusammen,


    Zitat

    Leider ist immer noch viel zu wenig über diese kleinen und faszinierenden Wesen bekannt.

    Wer kennt nicht den Filmklassiker "Dein Dungpilz, das unbekannte Wesen" :D


    Die Pseudombrophila hepatica hatte ich ja schon einmal im Landschaftspark, damals aber auch in deutlich kleinerer Anzahl. Beide Male waren das übrigens Wildfunde nach feuchter und (für Winterverhältnisse) relativ warmer Witterung. Was das Substrat angeht, kann es natürlich sein, daß da unter den Kaninchenkötteln auch noch Mäusedung lag, von dem aus das Ganze dann auf das Kaninchen übergegriffen hat. Oder eine Maus hat einmal über die Hasenparade drübergestrullert. Aber das wird sich im Nachinein nicht mehr klären lassen.


    Beim Ascobolus bin ich dann wohl überstimmt ;) Ich stimme Euch aber zu, daß die Form tatsächlich nicht wirklich zu A. albidus paßt und auch sonst nichts gegen alten sacchariferus spricht. Was mich nur gerade etwas irritiert: van Brummelen schreibt sowohl bei A. albidus als auch bei A. sacchariferus, daß die Sporen einseitig eine Gelhülle haben. Bei meinem Fund sieht man aber ganz klar auf beiden Seiten eine derartige Hülle (zumindest bei den jungen Sporen). Sowas scheint es aber bei van Brummelen bei keiner Art zu geben. Hat sich mein Pilz da also einfach vertan?


    Björn

    Hallo zusammen,


    von der Peziza mitsamt Hyphomycet liegt noch jede Menge im Kühlschrank. Das kann ich gerne trocknen und aufbewahren. Ansonsten hatte ich die Peziza gerade auch in der Ascomyceten-Gruppe auf FB gezeigt, wo Francois Valade auf Peziza granularis verwies. Nach Vergleich mit entsprechenden Funddarstellungen im Netz scheint das in der Tat gut zu passen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    ich hatte an anderer Stelle ja schon einige Funde vom letzten Samstag aus dem Landschaftspark gezeigt. Jetzt kommen hier die gesammelten Dungpilze auf Kaninchen. Bis dato übrigens fast alles vor Ort gewachsen und gefunden und nicht erst in Kultur. So ein bißchen warmer Winterregen bewirkt eben wahre Wunder!


    1. Pseudombrophila hepatica in Massen.


    2. Oben erkennt man zwischen den Pseudombrophilas auch einige ganz junge Pilobolusse. In Kultur haben die sich dann prächtig entwickelt. Die Sporen messen (5.3+-0.3) µm x (3.6+-0.3) µm, Q=1.5+-0.1, (4.8-5.9) µm x (3.1-4.2) µm, Q=1.2-1.7, womit ich dann wegen fehlenden Buckels bei Pilobolus roridus lande.


    3. Diese gelben Gesellen sind noch nicht ganz reif. Mal schauen, was sich da in Kultur noch tun wird.


    4. Hier hat wohl jemand seine Hustenpastillen verloren ;) Recht dunkle Ascobolusse auf Kaninchendung. Sporen messen (18.1-22.5) µm x (10.5-12.4) µm und haben parallele Riefen. Dann setze ich bei van Brummelen mit der Sect. Ascobolus an und schlüssele über 1* -> 4 -> 5* -> 8* -> 11* -> 12* zu Ascobolus albidus. Geht ihr da mit?


    Björn

    Hallo Felli,


    da bin ich ja beruhigt, daß das Problem mit dieser Peziza nicht unbedingt bei mir liegt ;)


    Ich hab jetzt versucht noch mal ein Bild der mittleren Schicht des Excipulums zu machen:


    Mit KOH verfärbt das Hymenium gelb, eventuell auch die Außenschicht ein wenig. Das mittlere Excipulum scheint sich nicht zu verfärben, das ist eher aus dem Hymenium herübergelaufene Farbe


    Die Sporen hatte ich mir schon in BWB angeschaut, aber keine schönen Fotos hinbekommen. Heute morgen war ich dann erfolgreicher:


    Ich werde dann mal bei Asco-France anfragen


    Björn

    Hallo zusammen,


    am Samstag war ich mal wieder im Duisburg Landschaftspark unterwegs und habe fleißig nach Pilzen gesucht. Neben einigen Dungpilze, die ich noch separat vorstellen werde, gab es auch einige andere Funde


    1. Octospora affinis auf Orthotrichum affine


    2. Coleroa robertiana ex Geranium robertianum


    3. Auf Caragana arborescens dann ein Pyrenomycet. Die Asci reagieren nicht mit Lugol, verfärben sich an der Spitze aber mit Kongorot. Mit der valsoidsen Fruchtkörperform lande ich dann bei Valsaria. Zu der Gattung gibt es einen aktuellen Artikel, der Funde auf Caragana als Valsaria robiniae anspricht.


    4. Dann gab es da noch eine Peziza. Die Sporen sind ganz glatt und messen (18.9-21.3) µm x (9.8-11.2) µm. Auffällig sind die gelben Öltropfen in den Paraphysen. Mit dem Hohmeyer-Schlüssel lande ich bei 35 und würde von dort zu 36 tendieren, tue mich dann aber schwer mich dort für eine der drei Arten zu entscheiden. Alternativ zu 38 und dann schließlich zu 19 wo dann P. ampliata oder P. flavida in die engere Wahl kämen. Über Input bin ich hier jedenfalls dankbar.


    5. Auf der Pezia war dann auch ein Hyphomycet drauf, zu dem ich aber naturgemäß auch gar keine Idee habe:


    Björn

    Hallo zusammen,


    am letzten Samstag war ich im Duisburg Landschaftspark unterwegs und habe dabei auch mal wieder eine Flechte eingesammelt: Diploschistes muscorum. Die zeichnet sich dadurch aus, daß sie im jungen Zustand auf Cladonien parasitiert (teilweise sieht man dann die Form der Cladonie noch durchscheinen) um dann später ein unabhängiges Leben zu führen. Außerdem hat sie ganz hübsche Sporen.



    Björn

    Hallo Nobi,


    nachdem ich mir den Beitrag von 2015 durchgelesen habe und dann auch mal einen Blick in die Funga Nordica geworfen habe, wo die mögliche Zweisporigkeit von C. cordispora erwähnt wird, bin ich mal mutig und sage Coprinopsis cordispora zu ihm. Und jetzt heißt es erstmal warten, was aus diesen unförmigen Gebilden hier werden will:


    Björn

    Hallo zusammen,


    ich hatte mich tatsächlich an den Beschreibungen auf octospora.de orientiert und da kam mit den großen Sporen nur L. hispanica in Frage. Das Wirtsmoos ist aber natürlich auch ein guter Punkt. Ich habe zwar von Moosen leider sehr wenig bis gar keine Ahnung, aber wenn ich einfach mal per Bildervergleich das Moos auf meinen Fotos mit Aloina-Arten vergleiche, scheint das sehr gut zu passen. Der Standort scheint auch adäquat zu sein: Ein südexponierter Hang am Wegrand auf einer Bergbauhalde.


    Ansonsten ist der Glibber bei 1. auf inaturalist als Rhodospora sordida bestimmt worden. Das ist wohl eine ziemlich seltene Algenart, die auch solche exponierten, offenen Standorte mag.


    Björn

    Hallo zusammen,


    am Sonntag zog es mich in die Braucker Alpen. Ziel des Tages war der eher selten bestiegene Ostgipfel der Mottbruchhalde, mit 118.5 m über NN der höchste Gipfel der Braucker Alpen. Die Wetterbedingungen waren zum Glück optimal: Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel, so daß die Winterbesteigung gelingen konnte. Hier mal ein Eindruck der letzte Meter des ausgesetzten Gipfelgrates:


    Am Fuße der Halde hingegen eine Wüstenlandschaft mit an die extreme Trockenheit angepaßten Pflanzen:


    1. Weiter unten ist die Mottbruchhalde nicht so lebensfeindlich und man kann seltsame Wesen entdecken. Das hier wirkte im ersten Moment wie ein vom Frost verunstaltetes Moosbecherchen, entpuppte sich im Mikroskop aber dann eher als Alge.


    2. Aber etwas weiter gab es dann doch Moosbecher. Mit runden Sporen von 15.5.-18.5 µm und einem Netz mit bogigen Elementen scheint hier Lamprospora hispanica ein heißer Kandidat zu sein.


    3. Phragmidium sanguisorbae ex Sanguisorba minor


    4. Noch mal Moosbecherchen, wohl wieder Lamprospora hispanica.


    5. Octospora affinis ex Orthotrichum affine


    Björn

    Hallo zusammen,


    es geht munter weiter auf der Kuh und die Tintlinge starten durch:

    Die Sporen erinnern ein bißchen an Wärmflaschen und messen (10.4+-0.5) µm x (9.3+-0.4) µm, Q=1.1+-0.1 bzw. (9.3-11.3) µm x (8.6-10.1) µm, Q=1.0-1.2

    Das Velum auf dem Hut besteht aus globosen, glatten Zellen

    Basidien habe ich zwar nicht viele gesehen, aber die wenigen, die vorhanden waren, waren 2-sporig


    Mit den globosen, glatten Velumszellen lande ich bei den Nivei. Mit eckigen Sporen unter 12 µm und ohne Ring sind dann noch C. cordispora und C. patouillardii im Rennen, die sich über die Cheilozystiden trennen lassen sollen. Leider konnte ich keine Zystiden entdecken.


    Björn

    Hallo zusammen,


    du kannst ja mal reinschauen, Ralf. Ansonsten einfach trocknen und gut aufheben. Da hätte ich sowieso nichts gegen, weil ich dann noch mal bessere Bilder von dem Pilz machen kann. Das da oben vom letzten Jahr ist sicher noch nicht das Optimum.


    Björn

    Hallo zusammen,


    aktuell tut sich auf dem Kuhfladen zwar pilzmäßig jede Menge... nur schade, daß es halt kiloweise Iodophanus carneus ist :D Aber jetzt stehen ein paar Tintlinge in den Startlöchern, die dann hoffentlich im Laufe der nächsten Tage reif werden. Ansonsten gab es auch großflächig eine Anamorphe, die nach Vergleich mit Beiträgen von Matthias und Thorben für Oedocephalum pallidum halte:



    Björn

    Hallo Karl,


    da ich ja nur wenige Sporen hatte, würde ich der Sporenlänge hier nur bedingt Gewicht verleihen. Breitenbach und Kränzlin unterscheiden H. cupuloides (bzw. jetzt H. hypocrateriformis) und H. villosa/fibrosa über die Sporenbreite, aber auch da sind die Unterschiede eher marginal. Mit dem Skrede-Schlüssel komme ich aber jetzt auch eher be H. hypocrateriformis aus. Das Hymenium ist ja nicht grau oder graubraun sondern eher gelbbraun. Außerdem sind die Sporen bei meinem Fund komplett glatt gewesen, während sie die bei H. fibrosa im reifen Zustand warzig sein sollten (seltsam, daß das Breitenbach und Kränzlin z.B. nicht erwähnen).


    Björn

    Na, man muß einen Pilz doch immer mit allen Sinnen erfassen ;) Ich hatte halt irgendwann mal gelesen oder gehört, daß er nach Maggi riecht und konnte das dann mit der eigenen Nase bestätigen...


    Aus der Reihe: Pilze, die wie Körperteile aussehen, hätte ich auch noch eine Phlebia (tremellosa) anzubieten :D



    Björn

    Hallo zusammen,


    Exidia recisa sollte nur an Salix und Populus vorkommen, nicht an Alnus. Ansonsten sind so hellbraune Exidias immer schwierig (zumindest für mich), weil man ja mitunter auch mal deutliche E. nigricans oder E. glandulosa findet, die aus welchen Gründen auch immer heller sind als normal.

    Was ich aber in jeder Hinsicht empfehlen kann, sind die belgisch-niederländischen Schlüssel für Phragmobasidiomyceten, die man hier runterladen kann. Die sind zwar zum Großteil niederländisch, aber mit etwas Übung findet man sich da ganz gut zurecht.


    Björn

    Hallo Nobi,


    Graphis scripta habe ich auch lange Zeit vergeblich gesucht und bin jetzt zweimal fündig geworden. Beide Male war das Susbtrat jeweils Haselnuß in Bachnähe. Wenn das ganze dann noch in etwas Wald eingebettet ist, so daß die Luftfeuchtigkeit gleichbleibend höher als normal ist, hilft das scheinbar auch.


    Leptrotrochila ranunculi hatte Jule mir mal bei einem Phytoworkshop gezeigt, jetzt habe ich ihn endlich selber gefunden. So schrecklich häufig scheint der nicht zu sein, da ich mir eigentlich immer mal Hahnenfuß anschaue. Grundsätzlich gilt hier aber wohl, daß möglichst gammelige Pflanzen die Erfolgschancen erhöhen.


    Björn