Hallo Annerose,
sehr schön dokumentiert, damit kann man was anfangen! Die Fotos sind völlig ausreichend.
Die Textura ist eine textura prismatica - kurze und breite, "backsteinartige" Zellen aneinandergereiht. Bei eine Textura angularis und globulosa sind die Zellen nicht in Reihen zusammenhängend sondern wirken lose, wobei sie bei globulosa schön rund und sich meist überlappend sind, bei angularis vieleckig und eher aneinanderstoßend. Textura prismatica senkrecht zur Außenseite ist die vorherrschende Textura in den Hyaloscyphaceae (Haarbecherchen im weiteren Sinne) und daran kann man dann auch Gattungen mit unauffälligen Haaren zuordnen.
Des weiteren sind ganz wichtig in "Dasyscyphus" erstens die Haare und zweitens die Paraphysen. Denn das was in Pilze der Schweiz noch als eine Gattung Dasyscyphus läuft ist heute in ca. 10 Gattungen untergebracht.
Die Haare deines Pilzes sind harzig granuliert, aber nur bis unterhalb der Spitze. Die Spitze selbst ist glatt und etwas keulig-lanzettlich verbreitert. Dazuhin sind die Paraphysen kaum lanzettlich. Das sind die Gattungskennzeichen der Gattung Dasyscyphella, zu der auch Dasyscyphella nivea gehört. Gut dargestellt in PdS bei D. nivea.
Dass die Paraphysen rausstehen aus dem Hymenium und vor allem wie weit, ist in der Gattung Dasyscyphella und mehr noch in der Gattung Lachnum ein wichtiges Merkmal. Dazu braucht man frisches, lebendes Material und darf vor allem nicht quetschen. Je nach Art stehen die Paraphysen 0-5, 10 oder sogar bis ca 30 µm über die Asci hinaus.
Zurück zu Dasyscyphella. Wichtige Merkmale dort sind zum einen "Haken vorhanden/fehlend", zum anderen "Paraphysen schmal lanzettlich oder breit lanzettlich" sowie die Sporenmaße.und ob auf den Haare ob eine Kristalldruse draufsitzt oder nicht.
Dein Pilz hat die folgenden Merkmale: Haken vorhanden (sieht man gut auf den letzten beiden Bildern), Paraphysen schmal lanzettlich, Sporen 7,4-11,2 x 2,3-3 µm.
Asci mit Haken schließt die ebenfalls recht häufige D. crystallina aus, die auch breite Paraphysen hätte. Diese beiden Merkmale sind korreliert. Also wenn Haken, dann schmale Paraphysen die wenig herausragen, wenn keine Haken dann breite Paraphysen die weiter herausragen. Bleiben damit also noch übrig D. nivea, D. alnicola nom. prov. und D. montana/angustipila.
Zur Unterscheidung dieser drei sind am ehesten die Sporenmaße und die Haarlänge maßgeblich:
D. nivea: Sp. 6-10 (-11) x 1,5-2 (-2,5) ; Haare bis ca. 80 (-100 µm)
D. "alnicola": Sp. 7-11 x 2,5-3 ; Haare wie nivea
D. montana: Sp. 7-11 x 2-3 ; Haare bis 130 µm
Die Haarlänge hast Du nicht gemessen, aber den Bildern nach wirken sie recht lang. Dazu die für nivea etwas zu breiten Sporen und diese lanzettlichen Haarspitzen - für mich wäre das Dasyscyphella montana.
Zum selber nachvollziehen bieten sich vor allem zwei Quellen an:
H.O. Barals unerschöpfliche Fundgrube, wobei man da schon die Systematik kennen muss um zu wissen in welchen Ordnern sich die gesuchte Art verbirgt: Ascomycetes Illustrations – in vivo veritas (in-vivo-veritas.de) und dann auf den Menüpunkt Ascomycetes Illustrations klicken. Oder direkt: CC Ascomycota – Google Drive
Ingo Wagners herrliche Seite über die Ascos Sonnebergs: ASCO-SONNEBERG - Dasyscyphella
Viel Spaß beim Nachvollziehen und rumstöbern!
Bin gespannt was Ingo dazu sagt, der kennt sich mit den haarigen kleinen Hyaloscyphaceen besser aus als ich.
beste Grüße,
Andreas