Noch ein Ascomycet aus Erde/Dung/Pflanzenresten - Pseudombrophila hepatica

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 271 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ogni volta.

  • Liebe Pilzfreunde,


    mir ist schon wieder ein nicht lichenisierter Ascomycet unter das Mikroskop gewandert.


    Gefunden auf einem Gemisch aus Erde, verottendem Gras und Kot von einem Kleinsäuger (nehme ich an, kleine Stiftchen).


    Kleine bis ca. 2mm große teils gruppiert stehende Apothecien mit deutlichem aber sehr schmalem Rand.

    Das Hymenium ist sehr locker und kann wieder mit der Präpariernadel abgehoben oder "durchgeblättert" werden. Sowas kenne ich von Flechten überhaupt nicht.


    Asci ca. 180-230 x 22-23 µm mit jeweils 8 Sporen. IKI braunrötlich. Kein Apikalaparat anfärbbar (auch nach K).

    Sporen elliptisch, (23,8) 24,5-26,4 (26,6) x (12,1) 12,7-14 (14,2) µm, Ratio: (1,8) 1,8-2,1 (2,1)

    Paraphysen etwas kopfig aufgetrieben, bis weit nach oben septiert. 2,8-4,5 µm im Durchmesser. Im oberen Teil braun pigmentiert.

    Deutliches aber schmales Excipulum aus polygnalen pigmentierten Zellen.


    Ich komme beim Schlüsseln nach Ascomycetenprojekt zur Gattung Dermea wobei die ja überwiegend auf Holz sein soll. Nach PDS1+Cryptogamia helvetica komme ich nicht so recht weiter.


    Dungpilz oder nicht? Wie könnte ich hier weiter machen? Über Vorschläge, Feedback oder Hinweise wäre ich dankbar.

    Peter


    PS: nach Hinweisen von Thorben und Tori komme ich zu Pseudombrophila hepatica (vielen Dank!)


    (1)

    (2) Becherchen. Die schwarzen Knubbel und Stränge sind Cyanobakterien


    (3) noch ein Becherchen.


    (4) AP Querschnitt in Wasser


    (5) Excipulum


    (6) weitere Details vom Excipulom.


    (7) Sporen und Paraphysen


    (8) in IKI


    +

    (8) Ascusspitze


    (9) Fädige Cyanobakterien aus den schwarzen Strängen und Knubbeln.


    Edit: Typos und Bestimmungs-Update.

    Einmal editiert, zuletzt von PBR () aus folgendem Grund: Typos und Bestimmungs-Update.

  • Hallo Thorben,


    danke für den Wegweiser. Ich komme hier jetzt auch mit Cryptogamia helvetica 23 zu P. hepatica - ich kann gerade nicht mehr nachvollziehen wo ich da gestern falsch abgebogen bin. Die Schlüssel für nicht lichenisierte Ascos sind mir dann doch noch nicht so eingängig.


    Hallo Tori: Danke für den Schlüssel. Mit meinen Merkmalen komme ich da auch zu P. hepatica. Nur ist mein Länge/Breite Quotient eher bei 2 als bei >2,1.


    Mikroskopisch waren mir gestern schon die Kerne in den Sporen aufgefallen. Hier noch einmal ein Bild mit etwas angepasstem Kontrast:


    Viele Grüße

    Peter

  • Hallo Tori: Danke für den Schlüssel. Mit meinen Merkmalen komme ich da auch zu P. hepatica. Nur ist mein Länge/Breite Quotient eher bei 2 als bei >2,1.


    Ja, das ist interessant, Van Vooren beschrieb die Sporen 23-25.2 (27) × (11.5) 12-13 (13.5) um, Q = 1.7-2.0-2.1 (in Pezizales de Rhone-Alpes 2). Aber trozdem van Brummelen Q = 2.1-2.8 schrieb, ich übermesste jetzt seine Illustration in der Pseudombrophila-Monographie und die Sporen haben Q = 1.7-1.87, eine einzige Spore mit Q = 2.35. Keine Idee warum er so grösserer Wert schrieb. Es sollte nicht bei der Differenz zwischen lebende und tote Zellen verursacht sein, die dickwandige Pezizales-Sporen ändern sich nich so viel als inoperkulaten und auch dort ist die Differenz nich so gross.

    Also ich werde den Q-Wert in meinem Schlüssel berichtigen.

  • PBR

    Hat den Titel des Themas von „Noch ein Ascomycet aus Erde/Dung/Pflanzenresten“ zu „Noch ein Ascomycet aus Erde/Dung/Pflanzenresten - Pseudombrophila hepatica“ geändert.
  • Hallo Peter,

    Könnt ihr mir ggf. noch einen Tipp zum herbarisieren von Ascomyceten geben? Geht das, lohnt sich das? Wenn ja gibt es was zu beachten?

    Ja klar geht das.

    Du musst deinen Frk. oder Frk. und Substrat zum Trocknen auf einem Stück Zewa legen, dann abwarten bis er getrocknet ist.

    Nicht auf die Heizung legen, sonst besteht Schimmelgefahr.

    Danach kannst du ihn entweder eintüten oder in ein kleines Döschen packen und beschriften.

    Wenn du zum Beispiel später noch einmal Mikroskopieren willst, dann kannst du deinen Beleg verwenden oder ihn Sequenzieren lassen.

    Eine weitere Möglichkeit wäre, dass dein Beleg irgendwann in ein öffentliches Herbarium hinterlegt wird.

    Ob es sich lohnt muss jeder selber wissen, aber wer Mikroskopiert oder irgendwann Mikroskopieren möchte und Spaß an seinen Funden hat, sollte sich das Überlegen Belege anzufertigen.


    VG : Thorben

  • Hi Thorben,


    Nicht anders handhabe ich es bei den Flechten. Es ging mir darum ob was spezielles zu beachten ist. Die Ascos scheinen mir so viel mehr fragiler als die Flechten zu sein - Ab in die Tüte, vielleicht wird ja irgendwann etwas draus.

    Vielen Dank für Deinen Input!


    P

  • Könnt ihr mir ggf. noch einen Tipp zum herbarisieren von Ascomyceten geben? Wenn ja gibt es was zu beachten?

    Hallo Peter,

    zu beachten ist, dass im Vergleich zu Flechten "unlichenisierte" Ascomyceten einen sehr starken Schwund bei der Trocknung haben. Das bedeutet, dass du von deiner Octospora oder der Pseudombrophila wenn sie getrocknet sind mit bloßem Auge nur noch einen winzigen Krümel sehen wirst. Also gut aufpassen, ein Luftzug und schon findest du das Ding nie wieder. Wenn möglich lasse ich so kleine Ascos an einem Stück Substrat falls vorhanden, dann ist die Handhabung leichter. Es gibt aber auch Ausnahmen, denn zB. Kot/Dung oder Kohle/Asche neigt dazu getrocknet im Lauf der Zeit zu zerbröseln, was ein Wiederfinden des FK bzw ein erneutes Mikroskopieren/DNA Extrahieren deutlich erschweren kann, sodass ich solche FK tatsächlich unter dem Bino zuerst reinige.

    Viele Grüße

    Ingo