Stemonitis, wohl St. cf foliicola

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 441 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von lamproderma.

  • Hallo :)


    mir wurde Sonntag ein Schleimer zugesteckt und ich habe ihn jetzt sowohl als weiße kugelförmige Plasmodia(?) als auch zylindrische, schwarze Sporangien beobachten können. Sehr faszinierend, wenn plötzlich alles im Becher komplett anders aussieht.

    Ich hab bisher auch nur den kleinen Einführungsband von Marion Geib und da sieht es aus, als wenn Stemonitis spec. ganz gut passen würde.

    Die runden Sporen sehen feinwarzig ornamentiert aus und ich hab kein Netz erkennen können. Durchmesser 8.0-(8.5)-9.2μm, N=20

    Gefunden wurde der Schleimpilz auf einem Eichenblatt bei bestem nasskaltem Wetter in der Südheide bei Gifhorn.

    Kann das mit Stemonitis, mindestens Stemonitales passen?

    Mikrobilder 1000x(Ölimmersion), Quetschpräparat, Wasser.


    Lupe1:



    Lupe2:


    Lupe3:


    Mikro1:

    Mikro2:

    Mikro3:

    Mikro4:

    Mikro5:



    Etwas Versuch an Eingrenzung ohne jede echte Ahnung. : Auf der noch halbwegs unsystematischen Suche nach anderen zylindrischen Sporangien habe ich bei Arcyria und Tubifera zumindest keine schwarz gefärbten gefunden.

    Comatricha irregularis scheint nicht gänzlich abwegig (sporangia long-cylindrical, dark brown to black, 2-8mm, spores verrucose, aber ich hab noch keine Ahnung vom Capillitium und wie ich da gut rankomme (oder ist es das, was da schon auf den Bildern zu sehen ist?)

    Wenn ich bei Stemonitis bleibe, lande ich mittels [1] bei a) spores spiny to warted > h

    h) ich hatte den Eindruck, dass die Sporen eher einzeln sind und an einer Stelle habe ich auch eine einzelne Spore beobachten können, die noch am "Gerüst" hing (3. Mikrobild) > Spores free, sporangia dark (or pale) > j

    j) deep fuscous to black > k

    k) Sporangien an der Basis nicht frei (?), v.a. Sporen eher 8-10μm statt 1-12μm > nicht confluens > l

    l) mh... gegen splendens spricht, dass die Sporangien wirklich eher schwarz als rot sind. , für mussooriensis sind mir die Sporangien deutlich zu groß, das kann nicht passen. S. fusca klingt nicht abwegig?


    [1] G.W.Martin, C.J.Alexopoulos, Taxonomic Keys and Plates from The Myxomycetes, 2021.

    [2] https://www.mushroomexpert.com…ect/martin.htm#Comatricha


    Liebe Grüße


    Caroline

  • Hallo Caroline,


    ich würde hier bei Stemonitis fusca landen.

    Die dunklen (fast schwarzen) Sporocarpien sind makroskopisch ein gutes Indiz.

    Der Beweis erfolgt dann durch die feingenetzten Sporen, wobei diese Skulpturierung leider nicht immer gut erkennbar ist. Ein hoher Kontrast im Mikroskop kann hier helfen.

    Ich meine, dass ich zumindest bei ein paar Sporen, vor allem der Spore ganz oben in Bild 'Mikro 4', das typische Netz erkenne.


    Beste Grüße
    Jan-Arne


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  • Hallo Caroline,


    ich wüsste nicht, dass Färben da hilft. Vielleicht weiß Ulla mehr.

    Das Netz setzt sich ja auch durchaus farblich ab, ist nur halt sehr undeutlich, weil engmaschig und auf eher kleinen Sporen.


    Beste Grüße
    Jan-Arne


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  • Hallo Caroline,


    für Stemonitis fusca halte ich den Fund eigentlich nicht.

    Stemonitis fusca ist ein Holzbewohner, auf Blättern wäre ungewöhnlich.

    Bei den Sporen müßte man eigentlich das Netz sehen (Anfärben hilft nicht). Die Sporen hier sehen eher warzig bis fast glatt aus. Da gibt es mehrere sehr ähnliche Arten.

    Wenn man annimmt, das das eine Stemonitis ist, kämen als Laubbewohner St. herbatica und St. foliicola in Frage. St. foliicola ist eine sehr kleine Art (4-5mm hoch), daher sicher schwer zu finden. St. herbatica ist größer, käme eher in Frage.

    Leider sind die Fruchtkörper nicht richtig reif. Man muß, um festzustellen ob es wirklich eine Stemonitis ist, die Sporen aus einem reifen Fruchtkörper rauspusten und dann kann man sich das Capillitium (d.i. das "Sporengerüst") im Miklroskop ansehen. Stemonitis hat im Gegensatz zu Stemonaria ein Oberflächennetz über dem inneren Gerüst.

    Ohne weitere Untersuchung würde ich Deinen Fund nur Stemonits spec. nennen.


    VG Ulla

  • Hallo!

    und Danke!

    Und ja,ich hatte schon eher den Eindruck auf "feinwarzig", aber ich hab die Schleimer hier noch in der Dose und werd mal schauen, dass ich morgen noch mal mikroskopiere, sollten dann ja auch noch mal reifer sein (und hoffentlich noch nicht "durch").

    Darf ich für das Capillitium quetschen oder zerstöre ich damit irgendwelche Merkmale (oder muss ich da sonst noch irgendwas am Mikroskop beachten?) Ich bin mal gespannt ob ich das auspusten dann auch gleich hinbekomme Oo

    Gefunden wurde der Schleimpilz noch als gelblich-weißes Plasmodium(?), das sollte hier also nicht wirklich ein Argument sein (das Bild hatte ich direkt am Sonntag gemacht):


    Die Sporangien sind *ohne Stiel* heute und jetzt ca 4mm hoch (so gut es sich aus dem Bild halt messen lässt; Zollstock mit 1mm-Markierungen als Maßstab zu sehen), *mit Stiel* sind es ca 6-9mm.


    Beste Grüße

    Caroline

  • Hallo Caroline,

    es ist leider etwas problematisch wenn man unreife Schleimer erntet. In den meisten Fällen reifen sie nicht richtig aus, oft verhärten sie und man kann dann die Sporen nicht auspusten.

    Dadurch kann man das Capillitium dann in den seltensten Fällen unzerstört unterm Mikro betrachten. Das befüchte ich auch in Deinem Fall.

    Stemonitis ist sowieso eine schwierige Gattung, da es wirklich wichtig ist nur reife Fruchtkörper zu mikroskopieren um alle Merkmale zu sehen. Die Sporen sind da meist noch gut zu sehen und das kleinste Problem. Dazu gehört eben vor allem das Capillitium: wie sieht das innere Grüst aus, wieviele Maschen hat es, wie groß sind die Maschenweiten des Netzes, wie sieht das Oberflächennetz und dessen Maschenweiten aus. Ich habe da auch so meine Schwierigkeiten, da man oft Aufsammlungen hat wo man das schlecht untersuchen kann.

    Aber versuchs mal, Versuch macht "kluch".


    VG Ulla

  • Hallo Ulla,


    für mich bleibt das hier eine Netzstruktur, vor allem auf der Spore ganz oben:



    Der Einwand mit dem Wuchs auf Blättern ist natürlich valide.


    carolin Wenn du noch einmal mikroskopierst, probier gerne mal, verschiedene Schärfeebenen auf den Sporen zu treffen, den Kontrast zu erhöhen und am besten auch etwas größere Bilder der Sporen zu machen.


    Beste Grüße
    Jan-Arne


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  • Guten Morgen!

    das Ausblasen scheint sogar geklappt zu haben, zumindest hab ich ein Gerüst behalten, aber gerade das Fotographieren ist da schon etwas schierig, alle Schärfeebenen zu erwischen und keine Ahnung, was ich da alles sehe. Aufnahmen habe ich sowohl an der Stereolupe als auch unter dem Mikroskop gemacht:

    Lupe_6

    Lupe_7:

    Lupe_8:

    Mikro_6:

    Mikro_7:

    Mikro_8:






    Zur Netzigkeit: Größer geht leider nicht. Das sind alles schon am Mikroskop 1000x und dem Handyzoom trau ich wirklich nicht zu, das in vergrößert besser hinzukriegen. Aber beim Mikroskopieren kann ich nicht nachvollziehen, dass das netzig sein soll. Ich bleibe bei feinwarzig (oder hab schlechte Augen). An einigen Stellen scheint es eher bei sehr starkem Kontrast, dass sich dann die Innenwände der Sporenwände ringförmig zuziehen und damit vielleicht an einzelnen Stellen den Anschein von zusammenhängenden Warzen erzeugen (oder andere Artefakte beim Fotographieren)? Oder ich kriegs halt nicht hin, ist auch nicht das allerallerbeste Mikroskop, abaer es reicht halt und ist so viel besser als keins. :)


    Mikro_9:

    Mikro_10:


    Apparativ ist das also wohl etwa das Ende, was ich an Fotos momentan hinkriege. Muss wohl doch mal mit Stacken anfangen (was am Trino wohl möglich sein sollte, am Mikroskop muss ich durch das Okular)...


    Liebe Grüße

    Caroline

  • Hallo Caroline,

    super, da sind Dir doch gute Fotos vom Mikroskopieren gelungen.

    Ich meine jetzt auch wie Jan-Arne zu sehen, dass die Sporen eine netzförmige Skulptur haben.

    Aber trotzdem bin ich nicht der Meinung dass es Stemonitis fusca ist.

    Es gibt noch eine andere Stemonitis-Art mit netztigen Sporen; Stemonitis foliicola.

    Da paßt auch das Vorkommen auf Laub. Und makroskopisch die abgerundeten Spitzen sind in der Literatur angegeben.

    Die Art ist allerdings sehr selten, ich kenne sie bisher nicht persönlich.

    Auf Pilze-Deutschland.de gibt es nur einen Fundpunkt und auf iNaturalist gibt es bisher auch nur einen Fund aus Australien. Die Makro-Fotos von dort haben aber eine große Ähnlichkeit mit Deinem Fund.

    Es wäre deshalb wichtig von dem Fund einen Beleg aufzuheben, dass man ihn vielleicht noch mal genauer untersuchen könnte.

    Für mich würde ich den Fund als Stemonitis cf. foliicola ablegen.


    VG Ulla

  • Hallo!


    Danke, das ist ja dann sogar noch ein spannender Fund. So ganz kann ich das netzige zwar noch nicht nachvollziehen, aber ist ja auch so vollkommen ok und habe glaube ich viel gelernt :)

    Worauf muss ich da beim Aufheben von Schleimpilzen achten? Wahrscheinlich erstmal gut an Lufttrocknen und dann geschützt ablegen? Wieviel vom ursprünglichen Blatt sollte mit dabei behalten werden und darf das in dasselbe Döschen?


    Beste Grüße

    Caroline

  • carolin

    Hat den Titel des Themas von „Stemonitis?“ zu „Stemonitis, wohl St. cf foliicola“ geändert.
  • Hallo Caroline,

    beim Aufheben eines Schleimi-Beleges: erst einmal reife Fruchtkörper lufttrocknen.

    Dann in eine luftdurchlässige Schachtel (ich nehme immer eine Streichholzschachtel) einkleben (am besten auf eine rausnehmbare Pappe).

    Danach kann man immer den Beleg rausnehmen und weiter untersuchen. So hält der Beleg über 100 Jahre ohne Probleme.

    Auch das Substrat (Blatt) und darauf der Schleimi sollte dann mit in die Schachtel.

    Die Schachtel dann mit den Funddaten beschriften.

    LG Ulla