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Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 2.198 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mreul.

  • Hallo zusammen,


    zu weiteren Details zum Porling siehe hier:


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo allerseits,


    wie lange halten sich Pilze aus fremdem Klima in dem Tropenhaus? Das Tropenhaus ist ja eher auf die Bedürfnisse von Tieren und ggf. noch Pflanzen ausgerichtet, oder? Wie oft kommt da Nachschub an Pflanzen (mit Boden) und woher? Oder kann man ausschließen, dass sagen wir mal in den letzten 24 Monaten Zufuhr aus China/Vietnam/Malaysia etc. pp. kam?


    LG, Bernd

  • Hallo allerseits,


    wie lange halten sich Pilze aus fremdem Klima in dem Tropenhaus? Das Tropenhaus ist ja eher auf die Bedürfnisse von Tieren und ggf. noch Pflanzen ausgerichtet, oder? Wie oft kommt da Nachschub an Pflanzen (mit Boden) und woher? Oder kann man ausschließen, dass sagen wir mal in den letzten 24 Monaten Zufuhr aus China/Vietnam/Malaysia etc. pp. kam?


    LG, Bernd

    Hallo Bernd,

    genau diese Fragen habe ich mir nach den vielen besuchen und immer mehr Funden auch gestellt. Das betreffende Haus existiert schon recht lange und wurde 1980 erbaut. Für die Tiere ist eine recht hohe Luftfeuchtikeit zwingen notwendig. Diese wird durch einen Wasserfall, eine dauerhafte Schlauchbewässerung und Lüftungsklappen reguliert und ja nach äusseren Bedingungen angepasst.


    Das Haus ist auch mit exotischen Orchidien besetzt und das mitgelieferten Substrat trifft auch noch auf exotisches Totholz, das schon mehr als 40 Jahre dort liegt.

    Aufgrund dieser optimalen über viele Jahre sehr konstanten Bedingungen konnte sich die eine oder andere mitgereiste Art dauerhaft etablieren.

    Das ist nur meine bescheidene Einschätzung. Ich bin weder Biologe noch Botaniker.


    Der jetzte Gärtner ist leider erst seit wenigen Jahren dort für die Pflege der Pflanzen zuständig und konnte bisher nicht viele Informationen die Historische Entwicklung der Flora geben.


    Nun zu deiner eigentlichen Frage: Die Orchiden werden häufiger über einen Grosshändler inclusive ausreichend viel Substart weltweit geordert.


    lg Rainer

  • Hallo an alle Interessierten,


    Bernd, zu Deinen Fragen kann ich noch sagen, im Bot. Garten von Bayreuth werden die Pilze seit jetzt ziemlich genau 20 Jahren untersucht, da gab es 10 Jahre lang reichlich Funde, auch viele Exemplare einer Art, die folgenden 5-8 Jahre nahm das Pilzwachstum dann deutlich ab. Angeblich wird dort nicht gespritzt, etc. aber ganz sicher kann ich da natürlich nicht sein. Bei der letzten Begehung des Tropenhauses fand ich dann erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen keinen einzigen Pilz, noch nicht mal die sonst omnipräsenten Xylaria arbuscula und Mycena hawaiiensis trauten sich heraus. Immerhin in den anderen nicht-tropischen Häusern fanden sich 4 Arten (Mycena leptocephala, Chlorophyllum rhacodes, Inocybe flocculosa und eine Miniaturform von Russula amoenolens).


    Rainer, Deinen Fund, den Du zunächst für Psathyrella hieltst hab ich mittlerweile angeschaut.

    Es ist, wie ich es mir dachte, ein Leucoagaricus. Aber ich hab keine Ahnung welcher. Mit nur bis knapp über 4 µm langen Sporen hat er mit die kleinsten Sporen, die ich bei einem Lamellenpilz bisher gesehen habe. Die Sporen erinnern von Form, Größe und der Tendenz gerne zusammenzukleben an L. clavipes, der aus Bayreuth beschrieben wurde und den ich einmal fand. Allerdings ist das makroskopisch was ganz anderes (orange verfärbende, keulige Stielbasis, filzige, violette HDS), auch die HDS ist hier komplett konträr zu dieser Art.


    Hier die Daten dazu:

    HDS-Flöckchen aus rundlichen, zusammengeballten Zellen mit bräunlichem Pigment (9.7) 11.8 - 24.9 (33.9) × (8.8) 9.5 - 20.0 (28.1) µm groß, ohne Schnallen:


    Sporen sehr winzig, kleben gerne zusammen:

    (3.7) 3.72 - 4.1 (4.4) × (2) 2.1 - 2.4 (2.6) µm

    Q = (1.6) 1.7 - 1.88 (1.9) ; N = 18

    Me = 3.9 × 2.2 µm ; Qe = 1.8


    Basidien 4-sporig, ohne Schnallen und auch nicht sehr groß, (12.2) 12.8 - 14.6 (15.3) × (4.3) 4.6 - 5.2 (5.8) µm:


    Cheilozystiden keulig, seltener länglich-blasig, (13.6) 14.5 - 18.3 (21.7) × (4.9) 5.7 - 7.5 (11) µm:


    Andere Zystiden gibt es nicht.


    Hab keine Idee zur Art, sicher nichts Heimisches, ich recherchiere noch etwas, dann gehen die Daten, wie auch die der bisher nicht klaren Lepiota sp vom ersten Beitrag in diesem Thema zu Else Vellinga.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Wow schon wieder etwas Neues!?


    Da fragt ich mich als Anfänger mit welchen systematischen Mitteln eine effektive gobale Zuordnung auf Artenebene gelingen kann, wenn nur ein Bruchteil der exotischen Arten analysiert und sequenziert wurden. Selbst eine Schirmlingsspezialistin wie Else Vellinga kann nur einen Bruchteil der weltweiten Arten überblicken!


    lg Rainer

  • Hallo Rainer,


    das ist noch nicht raus, ob es was wirklich Neues ist, also für mich auf alle Fälle, ob für die Wissenschaft, wird sich ggf. zeigen.


    Das Grundproblem hast Du vollkommen richtig erkannt, niemand kann weltweit alle Arten überblicken, zumal sogar der deutlich größere Teil der Pilze weltweit noch unbeschrieben sein dürfte. Man kann nur erst mal in bekannter Literatur vergleichen, findet sich da nix, kann man internationale Literatur heranziehen (sofern verfügbar natürlich und selbst wenn, erst mal rankommen). Dann kann man Spezialisten fragen, niemand kennt alles, klar, aber z.B. kennt ja Frank wesentlich mehr Porlinge, etc. als ich, auch weltweit. Und Else eben dürfte weltweit am meisten Schirmlingsartige kennen. Kennen dann Spezialisten die Art auch nicht, kann man natürlich alle Namen, die je beschrieben wurden in der Gattung vergleichen (findet man im Indexfungorum), bei Leucoagaricus schon sehr aufwändig, aber ginge grad noch (abgesehen vom Problem, dass man an manche Beschreibungen nicht rankommt und andere unvollständig sind, besonders sehr alte). Aber der Pilz oben könnte ja auch schon als "Agaricus/Lepiota xy" vor Urzeiten beschrieben worden sein, das nachzuvollziehen wird unmöglich. Ne Sequenzierung ist dann das letzte Mittel, damit kann man dann alle verfügbaren Sequenzen vergleichen. Ist noch nichts mit so einer Sequenz in den öffentlichen DBs vorhanden, gibts nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder der Pilz ist wirklich noch nicht beschrieben, oder er wurde schon beschrieben, es gibt aber keine Sequenz davon.

    Schlussendlich kann man jetzt hier entscheiden, ob die Merkmale, die wir haben vollständig genug für eine Neubeschreibung sind. Klar kann sich dann irgendwann rausstellen, dass der doch schon beschrieben war, dann wird der umbenannt, bzw. es gilt der ältere Name und die neuere Beschreibung ergänzt ggf. dann noch Merkmale. Wäre also auch in dem Fall nicht umsonst oder man stellt den Fund nur als Leucoagaricus sp vor und überlässt es künftigen Autoren, die den vielleicht wieder finden, den zu beschreiben - deutlich besser als gar nicht zu dokumentieren.

    Nur bei einer Neubeschreibung sollte man sich schon die Arbeit gemacht haben, zumindest grob mindestens alles Moderne und halbwegs Bekannte was verfügbar ist gecheckt zu haben, um keine unnötigen Namen aufzubringen, aber 100% ausschließen lässt sich das wohl nie, dass eine ältere Beschreibung den selben Pilz meint. Bei manchen wird man auch nie mehr erfahren, was eigentlich unter xy beschrieben wurde, wenn keine brauchbare Dokumentation da ist, keine Sequenz, kein Typusbeleg oder dieser nicht mehr brauchbar ist, etc. Solche Namen können dann nur aufgegeben werden.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.