Melanoleuca melaleuca?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.570 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    gestern sah ich am Wegesrand etwas "braunhütiges" was mich bei flüchtigem Blick von oben an den rehbraunen Dachpilz erinnerte. Zwar auf dem Boden befindet sich dort viel Holz auch im Boden.

    Ein Blick unter den Hut zeigte jedoch schnell, das passt nicht: reinweiße Lamellen mit ausgebuchtet angewachsenen Lamellen, mit Zahn herablaufend. Einen besonderen Geruch konnte ich auch nicht feststellen. Dazu weicher und überfaserter Stiel, das Gesamtbild wies schnell in Richtung Melanoleuca. Bäume waren übrigens in ganz direkter Nähe nicht zu finden, hier stand vor anderthalb Jahren noch ein Fichtenwald, der nun nicht mehr existiert. Entfernt sind allerdings Fichten und Buchen vorhanden.


    Nun zur Mikroskopie:


    Die Sporen sind warzig und amyloid. Größe 8x5µm groß (12 Sporen gemessen, ziemlich konstant, nur sehr wenige etwas kleinere (unreife?) Sporen zu sehen).

    Es sind sowohl Cheilozystiden, Pleurozystiden und Kaulozystiden vorhanden. Alle mit Kristallschopf besetzt und deutlich fusiform (also spindelförmig, wobei die Cheilos "im Gewusel" nicht bis zur Basis zur beurteilen waren).


    Interessant sind Unterschiede zwischen den Zellen: Die Cheilos wirken kurz (nicht bis zur Basis beurteilbar), wachsen jedoch aus so einer Art bohnenförmigen Struktur, die bei allen Cheilos zu sehen war. Weiß dazu jemand etwas? Gleichzeitig sind die Cheilos sehr dickwandig (fast bis 2µm). Dagegen sind die Pleuros deutlich fusiform und sehr dünnwandig, gleichzeitig aber länger, ziemlich gleichförmig bei etwa 60µm.

    Wieder anders die Kaulos, diese wirken schlanker, fast lanzettförmig, sind jedoch auch fusiform und dabei wiederrum dickwandiger als die Pleurozystiden.


    Als Literatur steht mir nur der Pareys bzw. Fungi of Northern Europe zur Verfügung. In letzterem Band komme ich bei wenigen Arten nicht weiter, am stimmigsten erscheint mir im Pareys Melanoleuca melaleuca. Hier passen Makro- und Mikromerkmale sehr gut, auch die Ökologie. Er wird als häufig und verbreitet beschrieben.


    Leider scheint die Literatur sehr unzureichend in diesem Bereich. Ludwig wies in jedem seiner Bände erneut daraufhin, dass er die Gattung in der Darstellung zurückstellt, da noch nicht zur Genüge bearbeitet (vgl. Pilzkompendium Band 4, III), was "angesichts der Problematik der Materie nicht verwundert", so schrieb er dort. Daher meine Frage, was nutzt ihr für Schlüssel für die Gattung Melanoleuca, gibt es dort Entwicklungen? Weiß jemand ob diese Gattung im (hoffentlich noch erscheinenden) Band V vorkommen wird?


    Kann man den Bestimmling da lassen oder gibt es nach neueren Erkenntnissen gar keinen "gemeinen" Weichritterling?


    Hier die Bilder:


    Makroaufnahmen:


    Sporen samt Pleurozystide bei 1000-facher Vergrößerung in Melzer (60µm):





    Cheilozystide bei 1000-fach (400-fach, 2tes), man beachte am "Grund/Ursprung" die rundliche, bohnenförmige Struktur (aus der die Zystide entspringt?)



    Kaulozystiden (80 µm schmal fusiform) bei 1000- und 400-facher Vergrößerung.



    Beste Grüße Sebastian

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    Melanoleuca polioleuca und Melaleuca sind jetzt wieder 2 Arten, laut PD. Im Gröger sind beide "Arten" noch synonymisiert. M. polioleuca hat im Schnitt eine braune Stielbasis, was aber dein Fund nicht zu haben scheint...


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    kurzer Nachtrag: Gröger, FN und Tintling Heft 45 (ein schöner Artikel von Thomas Münzmay mit Schlüssel) sind geeignet um den Pilz erstmal einen schlüssigen Namen zu verpassen. Ob der nun stimmt, sei erst Mal dahingestellt, denn es kann gut sein, dass du mit den 3 Schlüsseln auf 3 Artnamen kommst...


    Da hilft, wie anderswo schon beschrieben, nur deinen Fund genau zu dokumentieren und die 3 Schlüsselergebnisse zu notieren.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan, danke für die zahlreichen Hinweise, dann also etwas Geduld.


    Den Tintling werde ich mir gerne mal besorgen, danke für den Tipp.


    Die Stielbasis war im Schnitt in der Tat reinweiß, siehe angefügtes Bild.



    LG Sebastian

  • Hallo Stefan,

    im Gröger ist M. polioleuca eine Art mit Makrozystiden und dunklem Stielfleisch. M. melaleuca steht im Teilschlüssel b) als Art ohen Zystiden

    LG Karl

  • Hallo, total interessant bzw. verwirrend ...


    habe mir mal den Schlüssel von Münzmey besorgt (danke nochmal für den super Tipp), danach steht bei melaleuca, wie nach Karl bei auch Gröger angegeben "Hymenialzystiden fehlend". Im Pareys steht das so nicht, da steht Zystiden spindelförmig. Da steht allerdings auch Stielbasis bräunlich. Vermutlich dort noch synonym benutzt zu polioleuca.


    Laut Münzmey lande ich eher bei polioleuca, obwohl ich das Merkmal 3 (Stielfleisch von der Basis her safran- bis fuchsigschwarzbraun einfärbend; Stieltrama zumindest in der Stielbasis mit braunen Inkrustinationen) da eigentlich eher nicht sehe. Wenn ich dieses Merkmal allerdings verneine lande ich im Schlüssel bei so etwas wie kuehneri ... was von den Mikromerkmalen, aber nicht von den Makromerkmalen passt, da Hut nun eindeutig braun und nicht grau. Es bleibt verzwickt.


    Schwer fällt mir auch die Einordnung "Makrozystiden", da Münzmey für die Hymenialzystiden hier die Grenze bei genau 60µm zieht. Die Pleurozystiden sind so ziemlich genau 60µm, die Cheilos wirken kürzer wobei sie auch nicht bis zur Basis zu beurteilen waren. Deutlich längere Zystiden mit z.B. bis zu 100 µm lang waren nicht zu finden.


    Es ist echt verzwickt. Münzmey schreibt auch, dass er einige Arten nicht aufgenommen hat, da nicht sauber zuzuordnen/einzuordnen.


    Nachdem Schlüssel würde ich am nächsten im Rahmen der Merkmalskombi bei polioleuca landen. Aber Sicherheit gibts da nicht.


    LG Sebastian