Ackerling, aber mit frei stehenden Lamellen?

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 5.015 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Servus Oehrling,


    ich bezog mich mehr auf deine Frage hinsichtlich des Merkmals Frei vs. nicht frei:


    Hallo Christoph,

    plädierst du dann dafür, bei der Pilzbestimmung ganz auf das Merkmal Freiblättler/Angewachsenblättler zu verzichten?

    Daher meine Gegenfrage, die gar nichts unterstellen sollte.


    Also wenn ich das richtig verstanden habe, liegen auf euren Ausstellungen die Rötlinge, Räslinge und Tellerlinge neben den Dachpilzen und Scheidlingen, die Amaniten und Schirmlinge neben den Ritterlingen und die Champignons neben den Psathyrellen und Kahlköpfen.

    Im Prinzip: ja. Ich weiß nicht, wie es mit den Egerlingen ist – manchmal werden Familien zusammengefasst (Agaricaceae, Russulaceae), aber ja, Dachpilze und Scheidlinge liegen neben den Rötlingen, was auch didaktisch Sinn ergibt, wie ich finde. Und normalerweise sind auch die Egerlinge neben den Psathyrellen, stimmt. Manchmal wird aber auch nachträglich umsortiert. Wenn plötzlich die vielen Schleierlinge mehr Platz brauchen, als gedacht oder wir vor Täublingen nicht wissen, wohin damit, dann wird auch mal kurzfristig pragmatisch umgeräumt. Generell geht es aber wirklich nach Sporenpulver und damit auch ein bisserl nach Lamellenfarbe im Alter.


    Die ganz giftigen Arten werden aber aus der normalen Ausstellung rausgenommen und unter Glasvitrinen ausgestellt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    ich hatte nachgefragt, weil wir auch manchmal Ausstellungen organisieren und dann oft diskutiert wird, was zusammen auf dem Tisch liegen sollte. Und bei der Fundbesprechung von Amaniten sollte auf jeden Fall kritisch auf das Lamellenanwachsmerkmal eingegangen werden. Deine Hinweise waren für mich gewinnbringend, daher besten Dank.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • P.S.:


    Dass Amaniten in Wirklichkeit keine Freiblättler sind, habe ich auf diversen A. Gminder-Seminaren wiederholt gehört.

    Da irrt Andreas, wenn er die Definition Rickens verwendet - denn er hat alle Pilze mit Sollbruchstelle als Freiblättler bezeichnet - und dann sind auch die Amaniten typische Freiblättler ss. Ricken. Um die Lamellenanwachsweise geht/ging es da nicht.


    Wenn Andreas aber den Begriff Freiblättler nicht im Ricken'schen Sinn, sondern wirklich nach Merkmal nutzt, dann müsste er eben auch manche Rüblinge und Schwindlinge mit reinnehmen. Ob er das macht, weiß ich natürlich nicht.


    Wie gesagt: verwirrend.


    Und auch ich halte genau wie du es für richtig, dass man sich die Pilze bei der Bestimmung genau anschaut, statt vorgefertigte Ansichten aus der Literatur unkritisch zu übernehmen. Mein Beispiel hierfür wäre der Hutrand beim Grauen Wulstling, den wir auf Exkursionen schon mehrmals mit gerieftem Hutrand gefunden haben, obwohl in Pilzbüchern immer wieder steht, er habe einen glatten Hutrand.

    Ja, es gibt den Grauen Wulstling auch ohne geriefte Manschette und den Pantherpilz mit schwach geriefter Manschette. Und die Hutrandriefung ist, wie du schon schreibst, auch nicht Hundertprozentig als Merkmal geeignet. Das ist uns ja allen klar, dass Merkmale auch mal atypisch ausgeprägt sein können oder fehlen können. Darum geht es hier aber gar nicht, da eben manche Amaniten wie z.B. Amanita strobiliformis eben typischerweise angewachsene bis mit Zahn herablaufende Lamellen hat. Und dass Marasmius rotula mit die freiesten Lamellen hat, die man sich vorstellen kann.


    Und nur, weil sich der Begriff "Freiblättler" durchgesetzt hat, liest man eben immer noch in vielen Werken, dass alle anderen, die nicht zu den Agaricaceae/Amanitaceae/Plutaceae gehören, immer angewachsene Lamellen haben (z. B. Grundkurs Pilzbestimmung von Lüder) oder dass Amanita freie Lamellen hat (selbst in Fungi of Temperate Europe so zu finden). Deshalb verwende ich den Begriff Freiblättler nicht gerne im Ricken'schen Sinn. Der verwirrt nur und führt zu Fehlinterpretationen. Finde ich jedenfalls.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    ich hatte nachgefragt, weil wir auch manchmal Ausstellungen organisieren und dann oft diskutiert wird, was zusammen auf dem Tisch liegen sollte. Und bei der Fundbesprechung von Amaniten sollte auf jeden Fall kritisch auf das Lamellenanwachsmerkmal eingegangen werden. Deine Hinweise waren für mich gewinnbringend, daher besten Dank.

    FG

    Oehrling

    Nochmal servus Oehrling,


    sehr gerne, das freut mich. Ich will aber auch nicht dazu bekehren - nur erklären ;-). Manchmal liest sich etwas anders, als man es normalerweise sagen würde. Ich denke, dass doie wenigsten Besucher auf die Reihenfolge achten, in denen die Pilze ausliegen. Die meisten fragen nur, wo die Knollis sind und wo die Steinpilze. Und bei uns auch noch gerne nach dem Millibrätling ^^


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    jetzt hast du mich aber erwischt. Ich war bisher immer der Meinung, dass der Begriff "Freiblättler" für Pilze steht, die freie Blätter im bildlichen Sinn haben, also solche, die den Stiel nicht erreichen. Dass der Begriff von RICKEN ist und er damit ein ganz anderes Merkmal meinte, nämlich der vom Hut sauber trennbare Stiel, anstatt der freien Blätter, darauf muss man auch erstmal kommen.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Servus Oehrling,


    null problemo. Ich hatte es hier im thread bereits erklärt gehabt: Ackerling, aber mit frei stehenden Lamellen?


    Ich habe mal die Aussagen kompiliert und fett hervorgehoben, um die es geht:

    Deshalb dachte ich, wir würden vom gleichen Begriffssinn ausgehen.


    Wie gesagt: alles etwas verwirrend ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph