Ein paar Winterpilze mit Laien-Mikroskopie

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.536 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Nemrod.

  • Hallo zusammen,


    hier mal ein paar mehr (oder weniger) spannende Funde von der gestrigen Wanderung. Ich habe auch mal ein paar Sachen unters Mikroskop geschmissen, bin mir aber bei vielem nicht sicher, was genau ich da sehe. Also wäre es auch super, wenn ihr mir da auch weiterhelfen könntet! Alle Präparate sind in Kongorot/H2O und ein Skalenstrich entspricht etwa 1µm.


    1. Scharlachroter Kelchbecherling

    Habe ich hier die Asci erwischt?


    2. Mäuseschwänzchen oder etwas in der Ecke Mycena? Wuchs am Wegesrand im Laub (Fichte stand aber auch daneben), Geruch nicht besonders

    Basidien?

    Ein paar Sporen?


    3. Mennigfarbener Borstling


    4. Lärchenbewohnender irgendwas... Wie mikroskopiert man sowas vernünftig? Ich habe jetzt einfach einen abgezupft und auf dem Objektträger klein(er) geschnitten.

    Sind die fadenartigen Dinger die Hyphen?

    Sind die elliptischen Formen die Sporen? Sind dann ja ganz schön groß für so ein kleines Pilzchen:)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Nemrod!


    Schöne Funde!

    Kleiner Hinweis vorab: Wenn du Ascomyceten mikroskopierst, am besten nur in Leitungswasser, weil jedes Färbemittel und auch Kongorot Strukturen zerstören kann, die man aber unzerstört beurteilen müssen.
    Bei den Kelchbeccherlingen hast du nur eine Chance: Die Flankenhaare angucken. Wenn du dann noch LInde als Substrat ausschließen kannst, kommst du zu einer Art. Ansonsten bräuchtest du reife Sporen (aus Abwurf) und davon sind deine Fruchtkörper noch meilenweit entfernt, auch wenn auf dem Bild durchaus Sporen in Asci zu sehen sind. Aber eben unreif.

    Nr. 2 ist ein Fuchtenzapfenrübling (Strobilurus esculentus), die beiden dicken Dinger im Mikrobild sind Zystiden und die Basidien sind der (ziemlich kollabierte) Teppich dazwischen.

    Nr. 3 sieht makroskopisch wegen der Struktur der Randhaare sehr nach einer Melastiza aus, müsste man aber wohl auch mikroskopieren, erstens um die Gattung abzusichern, zweitens weil Melastiza flavorubens und Melastiza chateri makroskopisch nicht untescheidbar sind.



    LG, Pablo.

  • Hi,


    zu 1 hat Pablo ja schon alles gesagt.

    Bei 2 kann ich noch ergänzen, dass man etwa in der Mitte zwischen den beiden Zystiden Basidien erkennen kann, so kleine dünne "Spritzel" die minimal aus der roten Masse herausragen sind die Sterigmen. Mycenas haben nie kristallbesetzte Zystiden (das am Kopf der Zystiden sind Kristallanlagerungen).

    Bei 3 hättest Du unterm Mikroskop schöne, große, ornamentierte Sporen, lohnt sich also immer sowas anzusehen.

    4 ist Lachnellula occidentalis, die gut erkennbar ist an den großen Sporen. Andere Arten der Gattung haben kleinere, daher ist die Art auch eigentlich ein guter "Anfängerpilz", da hier alle Strukturen recht groß sind. Die elliptischen Dinger sind natürlich die Sporen, die länglichen Elemente kann ich nicht wirklich deuten, wahrscheinlich irgendwelche Hyphen vielleicht am unteren Rand des Bechers. Sehen irgendwie nicht nach Haaren oder Paraphysen aus.

    Generell für die Mikroskopie von kleinen Ascos: Wie Palo schon schrieb, ist es wichtig die Strukturen in Wasser vital zu betrachten, da Inhalte von Sporen, Paraphysen usw. bestimmungsentscheidend sein können. Hier ist das Ganze einfach, ist aber nicht immer so. Zusätzlich kann man dann schon auch in Kongorot was anschauen, wenn man dann besser sieht, brauche ich aber eigentlich nicht unbedingt. Meistens empfiehlt sich auch ein Präparat mit Lugol (nicht Melzers) zu machen, um die Reaktion des Ascusporus zu sehen.

    Zum Präparieren: Es reicht für den Anfang sich ein bisschen was aus dem Hymenium, also der Scheibe des Bechers, rauszukratzen, dann hat man schon mal die Asci, Sporen und Paraphysen parat. Dann kann man noch ein Stück von der Seite abzupfen oder schneiden, dann sieht man die Haare und Randzellen, letzteres kann aber schwierig sein. Wichtig ist nur, dass man sich immer bewusst ist, was man anschaut, also von welcher Stelle die Strukturen stammen.

    Oft lohnt es sich auch das Präparat unter leichtem Druck etwas hin- und herzubewegen, das mach ich gerne recht unkonventionell, so erreicht man, dass die Strukturen etwas auseinander gehen und die Einzelelemente besser sichtbar werden. Man darf nur nicht zu fest drücken, ist letztendlich eine Erfahrungssache.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Erst einmal vielen Dank euch beiden für die ganzen Tipps und Erklärungen!


    Ich habe die Nr. 3 (Melastiza) nach deinem Tipp doch noch unters Mikroskop geschmissen (natürlich in Wasser;)). Die Sporen sehen echt spannend aus, auch wenn der Sporenabwurf nicht erfolgreich war (wohl noch zu jung).

    Sind das hier alles Paraphysen?


    Beim Kelchbecherling habe ich vorsichtig die Außenhaare abgeschnitten, aber in dem Knäuel hier erkenne ich nicht wirklich viel. Ich habe zwar gehört, dass die Haare je nach Art mal kraus mal halbwegs gerade in eine Richtung wachsen, aber kann man das auch immer noch feststellen, nachdem die Haare ja unterm Deckgläschen auch ohne extra Drücken gequetscht wurden?