still confused, but happy...Sommerzeit...Austernzeit

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  • Hallo und guten Tag hier im Forum.

    Vor einer Weile hatte ich einen ähnlichen Post...nachdem ich von Pablo gelesen habe, dass die Austernpilze von Januar bis Dezember vorkommen und schon eine kühle Nacht von 9°-10° zum Wachsen der Fruchtkörper reicht war ich heute nochmal auf der Suche.

    Hier bei uns in Schleswig-Holstein war es, wie in vielen Teilen Deutschlands sehr warm. Bei den anderen Pilzen war ich dadurch bisher auch nicht sehr erfolgreich.

    Heute allerdings hatte ich ein unglaubliches Glück. Ich habe an alten Buchen Stämmen, bei denen ich im Winter hin und wieder mal einen Austernpilz gefunden habe, heute ein Massen Vorkommen verzeichnen können.

    Mir zittern noch die Hände....

    Bild 1:Pilze bis 20 cm im Durchmesser und ganz frisch

    Bild 2:

    Bild 3:

    Bild 4:

    Bild 5:

    Bild 6:

    Bild 7:

    Bild 8:

    Bild 9:

    Bild 11:

    Bild 12:

    Ich habe an neun!!! umgestützten Buchen diese Pilze gefunden. Braune und helle Varianten oft direkt nebeneinander. Schließlich hatte ich ein Sieb voll frischen, wie ich meine in typischer "Austernseitlingfarbe", PLEUROTUS OSTREATUS.

    Aber das andere Sieb ist auch voll frischen, ebenfalls wohlriechenden Pilzen (leichte Anisnote)...da sie sogar etwas stabiler und größer sind (bis 20 cm), sind es auch die Ostreatus oder PLEUROTUS PULMONARIUS?

    Wie auf Bild 11 zu sehen, standen sie auch nebeneinander...wie kriege ich ich eine genaue Bezeichnung raus?

    Übrigens scheint die Suche wirklich zu lohnen, denn ich hatte nur einen Korb dabei....

    Frischpilze gab es aber für, ich schätze mal, 2-3 Körbe! Die stehen noch im Wald...Also lieber im Sommer Austernpilze sammeln, als im Winter?

    Liebe Grüße aus Schleswig-Holstein Armin

    Pilzberatung gibt es nur vor Ort beim Pilzberater. Keine Beratung per Internet oder Telefon! Bilderbestimmung ist keine Essfreigabe!

  • Hallo Armin,


    ich bin nicht der Meinung, dass du den Austernseitling (Pleurotus ostreatus) gefunden hast, sondern ich denke du hast den Sommerausternseitling (Pleurotus pulmonarius). Auf einigen Bildern ist auch das Gilben zu sehen, was ein Kennzeichen dieses Seitlings ist. Siehe einmal hier.

    lungenseitling.htm

    Ich selbst habe noch nie den "richtigen" Austernseitling, also der, der im Spätherbst, Winter vorkommt, im Sommer gefunden. Und ich glaube auch, dass alle jetzt vorkommenden Seitlinge alles Sommerseitlinge sind. Ich beobachte seit einiger Zeit, dass dieser Pilz vermehrt in der warmen Jahreszeit vorkommt.

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Armin!


    Die Problematik interpretiere ich da etwas anders als Veronika. Eine Zeit lang habe ich allerhand Seitlingskollektionen beobachtet, untersucht, mikroskopiert... und später leicht entnervt wieder aufgehört.

    Beim Abgleichen mit diverser Litertur (nicht nur in "gängigen" Büchern wie Ludwig, Gröger, FungaNordica, PdS, GPBaWü, sondern auch einigen Fachpublikationen) stößt man bei genauer Beobachtung immer wieder auf ein ähnliches Problem: Unterschiedliche Autoren werten einzelne Merkmale anders. Je nachdem, wie sie die Artengruppe auflösen, sind andere Merkmaale als Schlüsselmerkmale verwendet. Versucht man die dann aber mit dem Gesamtbild in einklang zu bringen, funktioniert es oft nicht mehr. Insobesondere als unzuverlässig haben sich bei meinen Untersuchungen folgende Details herausgestellt:
    - Phänologie (was völlig klar ist, denn die Erscheinungszeit kann nie ein seriöses Trennmerkmal in der Pilzkunde sein)

    - Geruch

    - Sporenpulverfarben

    - makrochemische Reaktion mit Sulfovanillin

    - Sporengrößen

    - Hyphenstruktur in Hutfleisch, Lamellentrama und Stieltrama


    Für weitestgehend solide halte ich folgende Merkmale:

    - Ausprägung des Stieles
    - Dicke von Hutfleisch und Huthaut
    ---> Habitus einer möglichst kompletten Kollektion
    - Gilbungsverhalten (wobei das bei Pleurotus pulmonarius schon noch mal ganz anders aussehen sollte, als bei deinen Funden hier)
    - Pigmentierung der Hutoberfläche
    - Haptik der Huthaut


    Das Problem ist die enorme Variationsbreite vor allem von Pleurotus ostreatus s.l., die die Variatuionsbreite von Pleurotus pulmonarius zu einem großen Teil einschließt. Und am wenigsten Überlappung meine ich beim Habitus der Fruchtkörper zu erkennen. Wobei auch da zu sagen ist: Es handelt sich hier um meine Interpretation dieser Arten. Auch das muss nicht richtig sein.
    Was wirklich Sinn machen würde, wäre eine länger angelegte Beobachtung, mit sehr ausführlichen morphologischen Betrachtungen vieler Kollektionen und immer auch mit Sequenzierungen. Um für die Beurteilung der morphologischen Merkmale sozusagen einen Richtwert zu haben.
    Mehr und mehr habe ich auch den Verdacht, daß es Hybriden zwischen Pleurotus pulmonarius und Pleurotus ostreatus geben könnte.


    Was deine neunen, aktuellen Funde betrifft, Armin: Es ist aus meiner Perspektive sehr schwer zu beurteilen, weil ich nicht weiß, welche Bilder zusammengehören.
    Bei den meisten würde ich aber schon Austernseitlinge (Pleurotus ostreatus) vermuten, weil da eben nichts vom typischen "pulmonarius - habitus" zu erkennen ist. Der Name "Löffelförmiger Seitling", wäre wohl der passendste, denn das ist meienr Ansicht nach ein sehr gutes Merkmal: Wenn du in einer Kollektion etliche von den typischen "Löffeln" hast. Mit ziemlich langem, dünnem Griff (=Stiel).
    Hier sind zumeist PIlze mit verhältnismäßig kurzem, dickem Stiel zu sehen. So eine deutlich dunkle, graubraune Pigmentierung der Hüte kann Pleurotus pulmonarius nicht. Die sind ganz jung gelegentlich blass braun oder grau, werden dann aber rasch weiß.
    Alles immer etwas variabel, darum möglichst große Kollektionen betrachten.
    Hier mal typische "Löffel" (Pleurotus pulmonarius):



    Pleurotus ostreatus gilbt übrigens auch. Allerdings meistens eher ockergelblich, mehr vom Stiel und von den Lamellen aus.
    Pleurotus pulmonarius gilbt gerne leuchtend gelb vom Hutrand und den Lamellenschneiden aus, und bevorzugt auch beim Antrocknen.


    Das sind wie gesagt nur meine persönlichen Einschätzungen und Ansichten, die ich mir mühsam aus eigenen Beobachtungen und diverser Fachlitertur zusammengereimt habe.
    Im Link von Veronika sind übrigens meiner Ansicht nach auch diverse Pleurotus ostreatus unter falschem Namen abgebildet. :gzwinkern:



    LG, Pablo.

  • Liebe Veronika, lieber Pablo.

    Vielen herzlichen Dank für eure Antworten. Ich glaube jetzt habe ich, wenn auch noch nicht alles, verstanden !;)

    Ganz interessantes Thema, wie ich meine...

    Pablo, deine Antwort war mal wieder so richtig umfänglich...habe darauf natürlich gehofft.

    Meine Antwort auf die Problematik, war eher brachial...Meine Schwester und meine Frau haben die Pilze zubereitet, mit ausgelassenem Speck und Ziegenkäse oben drauf,frisches Baguette mit Kräuterbutter!

    Was soll ich sagen? Es war ein Hochgenuss, aber die waren eben auch ganz frisch und kein bisschen zäh^^

    Ich wünsche euch einen schönen Abend. LG Armin

    Pilzberatung gibt es nur vor Ort beim Pilzberater. Keine Beratung per Internet oder Telefon! Bilderbestimmung ist keine Essfreigabe!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Armin!


    Das ist - meiner Ansicht nach - übrigens auch eine sehr wichtige Erkenntnis, die diu beschreibst.
    Denn: Nach langem und langsamem Verzweiflen über die schiere Unmöglichkeit, einige Seitlingskollektionen bestimmen zu können (es gibt immer wieder uneindeutige Kollektionen, die ich mittlerweile bei "Pleurotus spec." belasse) fiel mir etwas ganz Entscheidendes auf: Geschmacklich ist ebenfalls keine Trennung möglich, alle beide Arten (sowie eventuell auftretende Hybriden) schmecken ausgezeichnet!

    Und da mir die Möglichkeit für langfristige Sequenzierungsreihen fehlt, habe ich beschlossen, unklare Kollektionen von Seitlingen einfach aufzuessen.
    Damit fahre ich mittlerweile sehr gut, gönne mir weiterhin den Spaß des Beobachtens und Rätselns, gebe mich aber auch damit zufrieden, wenn ich zu keinem eindeutigen Ergebnis komme, und genieße die kulinarischen Aspekte solcher Kollektionen. g:-)



    LG, Pablo.