Lachnum pudicellum?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.440 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo,


    diesen kleinen Asco habe ich selbst noch nie gesehen und frage hier lieber mal nach.


    Gefunden in einer sumpfigen Senke im Wald auf einem nass stehenden vorjährigen Gras (Art unbekannt).


    Makroskopisches Aussehen siehe Fotos, dachte gleich an Lachnum oder Dasyscyphus. Manchmal ein wenig rot (verletzt?).


    Leider keine Sporen gefunden, Asci wohl noch unreif. Auffallend die spitzen Paraphasen, die die Asci um 20-30 µm überragen. Kleine Asci unter 50 µm, andere bedeutend größer.


    IKI = blau. Haare stark inkrustiert, septiert, zylindrisch, siehe Foto.


    Anmerkungen willkommen!


    Danke!


    Chris

  • Hallo Chris!


    Du kannst mal versuchen, deine Blende am Mikro weiter "aufzudrehen", denn irgendwie sieht das alles zu "überkontrastig" aus.
    Normalerweise sollte man bei der hier gezeigten Vergrößerung sehen können, wieviele Sporen im Ascus sind und wenigstens so ungefähr deren Form.
    Ist das überhaupt 1000fach bei Ölimmersion?


    Lachnum pudicellum ist ja das gleiche, das in PdS1 unter Dasyscyphus tenuissimus abgebildet ist. Die Art hat also keulig-kopfig endende Haare, fällt somit als Kandidat weg.


    Ein weiterer Minuspunkt wäre auch der beschriebene Standort, denn Lachnum pudicellum findet man recht selten direkt im Sumpf, eher an zufällig feuchten Stellen mitten an altem vorjährigen Gras von Wiesen, Wegrändern oder ähnliches.


    Ich vermute bei deinem Fund eher Lachnum tenuipilosum, eine Lachnum-Art, die man sehr häufig an sumpfigen Stellen oder direkt an Bächen z.B. an Phalaris (Rohrglanzgras) oder ähnlichem Süßgras findet. Makroskopisch fällt ihre starke Verletzungsrötung auf, besonders des Haarbereiches, auf.


    Für eine genaue Bestimmung braucht man dann aber schon alle Fakten.


    Die Art aber später auch reif nochmal zu finden (vorrausgesetzt ich hätte mit meiner Mutmaßung recht) ist aber wirklich kinderleicht. Man nehme einen Bach oder Sumpf, halte nach dem entsprechenden Hauptsubstrat Phalaris arundinacea (Rohrglanzgras) Ausschau, was eigentlich immer an solchen Stellen wächst:
    http://erick.dronnet.free.fr/b…phalaris_arundinacea1.jpg
    Dort schaut man nach den vorjährigen liegenden, massenhaft vorhandenen, alten verklebten Grasstängeln. Die obere trockene Schicht rückt man dann etwas zur Seite, so dass man an gut durchfeuchtete untere Schichten kommt. Dort sollte er dann neben allerhand anderen Bechern leicht zu erkennen sein.
    http://asco-sonneberg.de/pages…r1-100603-04-08xs8271.php


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

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  • Vielen Dank, Ingo, du hast natürlich recht. Mir war das beim Blättern durch deine Seiten später auch aufgefallen, daß es ja noch das von dir als "Zwillingsart" bezeichnete L. tenuipilosum gibt, zu dem Standort und Haare sehr viel besser passen. Nach deinem Hinweis würde ich auch sagen, dass es sich um Rohrglanzgras gehandelt hat, das gibt es ja eigentlich häufig, aber ich hatte bisher nicht auf die botanische Bezeichnung geachtet. Nur daß ich keine Sporen gefunden hatte, hat mich etwas geärgert, daher auch der sehr hoch eingestellte Kontrast - es nutzte nix, werde es gleich mit weniger Kontrast nochmal versuchen.
    Also danke herzlichst und schönes Wochenende
    Chris
    [hr]
    Hier nochmal zwei Ascusfotos von heute. Bin mit den Sporen noch immer nicht so ganz zufrieden.... woran mag das liegen?
    Schöne WE wünscht Chris

  • Hallo Chris!


    Die apikale Ascusform sieht so aus, als käme auch Lachnum tenuipilosum nicht in Betracht, denn dort wäre der Apex deutlich konisch.
    Die hier zu sehende Ascusapex-Form deutet auf einen "Fädigsporer" hin, also das sind die Lachnum-Arten, welche 8 +-fädige Sporen im Ascus nebeneinander liegen haben.
    In PdS1 unter Nummer 212 ist sowas zu sehen, dort als Dasyscyphus apalus, welcher aber natürlich auf Binsen wächst.
    Es gibt da aber Verwandte dazu, da müsstest du mal Sporen messen. Kannst ja auch mal mit Kongorot anfärben, damit man besser sieht.


    VG Ingo W

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  • Hallo Ingo,
    sehr hilfreich und sehr aufschlußreich, vielen Dank!
    Und für mich auch sehr lehrreich, denn ich ahne wo mein Fehler liegt: Ich bin in meinem Suchmuster zu schnell fixiert auf das, was ich kenne oder zumindest erwarte. Und zwar
    a) bezüglich der Sporen: Da habe ich sowas wie kleine spindelige Sporen erwartet (wie von anderen Dasyscyphus schon bekannt) und gar nicht an die Möglichkeit fädiger Sporen gedacht; und
    b) in Bezug auf das Substrat: Da habe ich Rohrglanzgras mitgenommen, das nehme ich jedenfalls an wegen der grasartigen breiten Blätter, aber diese Pilzlein wuchsen nicht auf diesen, sondern auf einem Stück runden Stängel - da hatte ich gedacht, daß der auch zu dem Phalaris gehört, aber es kann sicher auch eine Binse sein, von denen auch viele dort herumstanden, ich habe wohl so einen faulenden Binsenstängel zu dem Phalaris gepackt....
    Also nochmal nachsuchen mit der neuen, von dir verordneten Brille, und siehe da:
    Es finden sich nicht nur die um die 60x7 µm breiten Asci mit diesem länglichen Muster, das du richtig als fädige Sporen erkannt hast. Wenn man lange genug sucht, schwimmen auch solche fadenförmigen Sporen herum, die kleinsten um 30 µm lang, die längsten um 45 µm, meist aber 32-42 µm lang und <2 µm breit.
    Das würde dann sogar zu Dasyscyphus apalus passen (leider steht im PDS nicht, welche anderen Arten genau mit welchen Sporenmassen da evtl. noch in Betracht kämen).
    Also: sehr aufschlußreich, wieder was aus Fehlern gelernt - mit einem dicken DANKe, schönen Sonntag von Chris

  • Hallo Chris!


    Ja, das sieht schon mal nicht schlecht aus mit Lachnum apalum (Gestieltes Binsen-Weißhaarbecherchen).
    Das besiedelte Substrat müsstest du leicht als Binsen erkennen oder zumindest von Phalaris abgrenzen können, indem du dir das Innere des Halms anschaust. Binsen sind innen gefüllt mit "Schaumstoff".


    Sporenlänge passt.
    Keine Ahnung, ob du noch mehr Zeit aufbringen willst, um die Sache fester zu machen.
    Falls doch, sollten dir im vitalen Zustand mindestens in den Haarbasen große Blasen auffallen, die sind auch teilweise in den Paraphysen.
    Link zu Zottos Bildern:
    https://drive.google.com/folde…kxxZhYVZub0N1aGY5YTg#list


    Und wenn du die reifen Sporen tot machst (KOH), damit der Inhalt etwas weniger hervorsticht bzw. auch etwas zusammenläuft, und du dann mit Kongorot-SDS anfärbst, sollten dir (ich glaube) bis zu 3 Septen auffallen.


    Hattest du mir eigentlich schon gesagt, ob deine Mikrofotos bei 1000fach mit Ölimmersion entstanden sind?
    Meine Anfangsversuche sahen ähnlich aus bis mir irgendjemand im pilzepilze-Forum dann mal sagte, dass ich die Mikroskop-Blende weiter aufmachen soll:
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=16921&position=75


    VG Ingo W

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